Читать книгу 30 tolle Western November 2021 - Pete Hackett - Страница 24

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Das Erwachen war schlimm.

Wellen von Schmerz mischten sich mit Albträumen. Alles schien sich zu drehen und manchmal spürte ich den Schweiß auf meiner Stirn.

Ich wusste nicht, wo ich war. Sehr, sehr lange Zeit wusste ich fast gar nichts mehr. Zwischendurch gab es Zeiten gnädiger Bewusstlosigkeit.

Ich hörte Stimmen, aber ich begriff nicht, was sie sagten.

Irgendwann fühlte ich einen kalten Lappen auf meiner Stirn.

Es war unmöglich für mich, zu sagen, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Es mochten Tage sein. Oder Wochen. Oder eine Ewigkeit. Ich hatte jegliches Gefühl dafür verloren.

Das Erste, was ich sah, als ich aus diesem Durcheinander wieder hervortauchte, war das feingeschnittene, dunkle Gesicht einer jungen, schwarzhaarigen Frau.

Sie sah aus wie eine Mexikanerin.

Die junge Frau starrte mich mit ihren großen Auen an und stieß dann ein paar Worte auf Spanisch hervor, die ich nicht verstand.

Das Zweite, was ich bemerkte, war die Tatsache, dass ich mich in einem Bett befand. Ich hatte kleinen blassen Schimmer, wie ich hier her gelangt war.

Ich versuchte, mit meinen Lippen Worte zu formen, aber zunächst einmal kam nichts heraus.

Nur ein schwaches Keuchen.

Es klang entsetzlich kraftlos.

Langsam kam mir ins Bewusstsein, dass ich tatsächlich noch am Leben war. Angesichts dessen, was ich hinter mir hatte, war es kaum zu glauben.

"Wir haben große Angst um Sie gehabt!", sagte die junge Frau.

Ich war nicht in der Lage zu antworten.

Stattdessen meldete sich eine andere Stimme zu Wort.

"Sie haben verdammt viel Glück gehabt, Mr. Burns!", sagte sie.

Es war eine Männerstimme und ich kannte sie von irgendwoher.

Einen Moment später fiel es mir ein. Es war José Ramirez, jener Mann, dem ich unsere Herde verkauft hatte.

Erneut versuchte ich zu sprechen.

"Wie...?"

"Sie sollten sich jetzt nicht unnötig anstrengen", sagte die junge Frau.

"Ich..."

Meine Stimme klang immer noch alles andere als kräftig, aber sie überhaupt zu hören, bedeutete schon eine ganze Menge.

Ich wandte den Kopf zur Seite und sah Ramirez. Neben ihm stand der Mann, der in seinem Auftrag die Herde übernommen hatte: der Ire. Als ich später mit ihm ins Gespräch kam, stellte sich heraus, dass er gar kein Ire war, trotz seiner roten Haare. Er war schottischer Herkunft.

Ramirez deutete auf den Mann neben sich.

"Leighton hat Sie gefunden, Burns! Es sah ziemlich übel aus. Sie hatten vier Kugeln im Körper, von denen zwei Ihnen um Haaresbreite den Garaus gemacht hätten. Wenn man dem Doc Glauben schenken darf, dann ging es da um Zentimeter..."

Ich schloss für einen Moment die Augen, um Kraft zu sammeln.

Dann atmete ich tief durch. Meine Brust schmerzte. Die Schulter ebenfalls. Die kleinste Muskelanspannung verursachte ein Gefühl, als ob einem ein Messer von hinten durch den Oberkörper gerammt wird. Ich begann zu ahnen, dass es eine Weile dauern würde, ehe ich wieder auf den Beinen war.

"Danke!", stieß ich hervor.

"Danken Sie Doc Sanders, wenn Sie ihn mal sehen!", meinte Ramirez. "Der Mann hat wirklich was drauf!"

"Das werde ich tun!", versprach ich.

"Sie hatten tagelang Wundfieber und haben fantasiert!", sagte dann die Frau. "Wir wussten nicht, ob Sie je wieder aufwachen würden..."

"Was ist mit Allan...?", presste ich hervor, obwohl ich mir denken konnte, dass da jede Hilfe zu spät gekommen war. Und dennoch, ich musste Gewissheit haben.

"Wir konnten nichts mehr für ihn tun!", sagte Leighton.

Ich nickte.

Mit nichts anderem hatte ich gerechnet.

Alles andere wäre einem Wunder gleich gekommen.

Die Erinnerung stieg in mir auf. Ich sah vor meinem inneren Auge noch einmal, wie Carrington seinen Colt aus dem Holster fingerte und Allan starb, wie der Kugelhagel ihn zerfetzte...

Ich schluckte und fühlte namenlose Wut in mir aufsteigen.

"Was ist passiert?", fragte Ramirez. "Hatte es jemand auf den Erlös der Herde abgesehen?"

Ich nickte. "Es war einer meiner eigenen Leuten!", begann ich.

Und dann erzählte ich ihm die Geschichte. Aber das Geld war mir im Augenblick gar nicht so wichtig, obwohl man als kleinerer Rancher eine solche Summe nicht einfach so in den Wind schreiben kann, wenn man überleben will.

Es war schließlich der Ertrag für lange Monate anstrengender, harter Arbeit...

Aber im Augenblick dachte ich an all das nicht.

Ich dachte auch nicht an die Zukunft, weder an meine persönliche, noch an die der Ranch, die ich mit Allan aufgebaut hatte.

Wie weggeblasen war auch der Gedanke, in den Black Hills mein Glück zu versuchen, so wie es jetzt viele oben im Norden, bei uns in der Gegend taten.

Ich dachte an Allan und das, was Wesley Carrington mit ihm getan hatte.

Nein, so durfte dieser Kerl nicht davonkommen!

Und wenn es das Letzte war, was ich in diesem Leben tat, ich schwor mir, Wesley Carrington der Gerechtigkeit zuzuführen.

Gleichgültig, was ich dafür auf mich nehmen musste.

Das war ich Allan einfach schuldig.

"Dieser Kerl wird längst in Mexiko sein!", meinte Leighton, als ich meine Geschichte erzählt hatte. "Er müsste ein Dummkopf sein, wenn er es anders machen würde. Er wird irgendeine der Fähren über den Rio genommen haben..."

"Ja!", zischte ich. "Und er weiß nun, dass ihm der Sheriff von Laredo kaum folgen wird..."

Ich wollte mich aufrichten, aber die junge Frau drückte mich zurück in die Kissen.

"Sie brauchen Ruhe, Sir!"

"Aber..."

Ich wusste, dass sie Recht hatte und wahrscheinlich hätte meine Kraft auch gar nicht ausreichte, um mich wirklich hinzusetzen.

Andererseits wusste ich, dass Wesley Carringtons Vorsprung immer größer wurde, je länger ich hier lag und mich gesund pflegen ließ.

Das ärgerte mich.

"Ich kann gut nachempfinden, was Sie jetzt bewegt, Mr. Burns, aber glauben Sie mir: Juanita hat Recht. Sie brauchen Ruhe."

"Ruhe?", echote ich heiser. "Ruhe werde ich erst finden, wenn Wesley Carrington seine gerechte Strafe bekommen hat!"

Ramirez hob die Augenbrauen. "Wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind, dann wissen Sie auch, dass Sie sich im Moment kaum aufrecht im Bett halten könnten - geschweige denn auf einem Pferderücken!"

Ich atmete tief durch und nickte dann matt. Natürlich hatte er Recht, auch wenn es mir schwer fiel, das einzugestehen. Ich musste Geduld haben. Aber das war leichter gesagt als getan. Ich fühlte mich mitschuldig an Allans Tod. Schließlich war ich es gewesen, der diesen Kerl eingestellt hatte. In diesem Augenblick verwünschte ich mich dafür, dass ich während der Schießerei im "Drunken Sinner"-Saloon von Dodge nicht einfach das Eisen stecken gelassen hatte.

"Sie werden erst wieder zu Kräften kommen müssen, bevor Sie aufbrechen können", vernahm ich Ramirez' ruhige Stimme.

"Ja", murmelte ich.

"Ich werde mit dem Sheriff von Laredo sprechen", versprach Ramirez. "Vielleicht bringt das etwas."

"Ja, vielleicht..."

Ich glaubte nicht daran. Schließlich endete die Befugnis des Sheriffs genau in der Mitte des großen Flusses, den die Spanier Rio Grande genannt hatten.

Diese Sache musste ich selbst in die Hand nehmen...


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