Читать книгу Trevellian und der Todesgruß an Mister McKee: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9

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Wir sprachen auch mit Bob Haller und Craig Watson sowie Betsy Kennedy. Sie waren einst von Mr. McKee überführt worden und hatten all die Jahre seitdem in Sing Sing verbracht. Es waren alte Leute. Haller lebte in Staten Island, Watson und Betsy Kennedy in Queens. Sie kamen als Täter in Frage, doch irgendeinen Beweis gegen sie gab es nicht.

Es gab auch eine Handvoll Kandidaten, die ihre Strafe in Rikers Island verbüßt hatten und die ein Motiv gehabt hätten, sich an Mr. McKee zu rächen. Auch sie überprüften wir. Hinweise, wonach sie etwas mit dem Attentat zu tun hatten, fanden wir nicht.

Wir suchten im Archiv diejenigen Gangster heraus, denen Mr. McKee als Special Agent vor vielen, vielen Jahren das Handwerk legte und die sich noch im Gefängnis befanden. Es waren nur noch acht. Sie alle waren zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt worden, und zwar ohne die Möglichkeit einer Begnadigung. Die anderen waren gestorben. Nach und nach besuchten wir sie im Gefängnis und sprachen mit ihnen. Nur drei von ihnen standen mit irgendwelchen Angehörigen in Kontakt und auch die vernahmen wir.

Nichts! Es gab nicht den geringsten Anhaltspunkt, dass einer von ihnen den Anschlag auf unseren Chef betreffend die Hand im Spiel gehabt hätte.

Drei Namen waren noch offen. Thomas Runnel, Jeff Haggan und Dorothea Malcolm. Sie waren nach ihrer Entlassung aus dem Staatsgefängnis untergetaucht. Es gab keinen Hinweis, wo sie sich aufhielten. Runnel war vor acht Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden. Jeff Haggan vor einem Vierteljahr, Dorothea Malcolm vor einem halben Jahr.

Wir tappten im Dunkeln.

Als Milo an diesem Morgen die Zeitung durchblätterte, entfuhr ihm plötzlich ein gehetzter Ton. Dann stieß er hervor: »Sieh dir das an!«

Er legte die Zeitung zusammen und hielt sie mir hin. Es war eine Todesanzeige. Angezeigt wurde der baldige Tod von Mr. Jonathan D. McKee. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken hinunter. Plötzlich und unerwartet und unfassbar für alle seine Bekannten und Freunde wird demnächst Mr. Jonathan D. McKee unter wenig erfreulichen Umständen versterben. Friede seiner Asche.

Das war der Wortlaut.

Meine Kehle trocknete schlagartig aus. Ich schluckte. Den Kloß, der sich gebildet hatte, vermochte ich nicht hinunterzuwürgen. »Wer macht denn so etwas?«, entrang es sich mir.

»Vor allen Dingen stellt sich die Frage, wie eine Zeitung einen derartigen Dreck veröffentlichen kann!«, entfuhr es Milo.

»Das können wir dahingestellt sein lassen«, antwortete ich. »Sicher hat bei dem Zeitungsverlag niemand der damit Beschäftigten einen Gedanken verschwendet, als die Anzeige veröffentlicht wurde. Gehen wir zu Mr. McKee.«

Im Gesicht des AD zuckte kein Muskel, als er die Todesanzeige las. Dann legte er die Zeitung auf die Seite. »Wenn wir herausbekommen, wer die Anzeige aufgegeben hat, dann haben wir auch den Mann, der die Bombe im Motorraum meines Wagens deponierte.«

Er klang kein wenig aufgeregt oder gar schockiert. Es war bewundernswert, wie sehr er seine Empfindungen unter Kontrolle halten konnte.

»Wir fahren zum Verlag«, erklärte ich und dann verabschiedeten wir uns von Mr. McKee.

Für die Annahme von Annoncen und Anzeigen waren drei Angestellte zuständig. Zwei Frauen und ein Mann. Eine der Frauen und der Mann waren mit Kundschaft beschäftigt. Die andere Lady erhob sich von ihrem Schreibtisch und kam zum Tresen, an dem wir uns aufgebaut hatten. »Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?«, fragte sie mit einem professionellem Lächeln um die vollen Lippen.

»Mein Name ist Trevellian«, erwiderte ich. »Mein Kollege Tucker. Wir sind Special Agents beim FBI New York. Uns würde interessieren, wer diese Anzeige entgegengenommen hat.«

Ich hielt ihr die Todesanzeige hin. Sie las, dann hob sie den Blick und sagte: »Kaum zu glauben, dass dies von unserer Zeitung veröffentlicht wurde.«

»Für uns vielleicht ein Glücksfall«, antwortete ich und sie schaute mich begriffsstutzig an. Ich lächelte. Die Lady gab sich einen Ruck, schaute nach dem Datum der Ausgabe und setzte sich an ihren Computer, bearbeitete die Tastatur und vollführte einige Mausklicks. Dann erhob sie sich, ging zu einem Schrank, holte einen Ordner hervor und blätterte darin. Schließlich entnahm sie ihm ein Blatt Papier, das sie uns brachte. »Die Anzeige habe ich selbst aufgenommen«, sagte sie. »Der Kunde hat einen schriftlichen Entwurf gefertigt und die Rechnung in bar beglichen.«

»Können Sie sich an den Mann erinnern?«

Die Frau legte die Stirn in Falten und blickte nachdenklich drein. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Hier ist ein Kommen und Gehen. Ich könnte mich vielleicht erinnern, wenn ich den Text gelesen hätte. Einen Menschen, der einen solchen Mist veröffentlicht haben will, vergisst man so schnell nicht. Leider habe ich nur anhand der Zeichen errechnet, wie viel er bezahlen muss. Ich habe dann den Entwurf weitergegeben.«

»Wieso befindet er sich jetzt wieder bei Ihnen?«

»Die Aufträge werden bei uns abgelegt. Falls jemand die Veröffentlichung reklamiert, können wir ihn auf seine Vorgaben verweisen. Für Reklamationen sind wir drei hier zuständig.«

Ich las den Auftrag durch. Unterschrieben war er mit Dennis F. Carter.

»Ich brauche diesen Entwurf«, erklärte ich.

»Ich kann ihn doch nicht einfach so herausgeben«, murmelte die Frau fast entsetzt. Wieso sie dieser Gedanke so erschreckte, war mir schleierhaft.

»Wir können auch mit einer richterlichen Anordnung wiederkommen«, drohte ich.

Sie zog die Schultern an und blickte fast verzweifelt drein. Dann wandte sie sich dem Mann zu, der seinen Kunden in der Zwischenzeit abgefertigt und sich wieder an seinen Schreibtisch gesetzt hatte. »Rich, kannst du mal herkommen?«

Der Bursche stemmte sich am Tisch in die Höhe und näherte sich. »Was gibt's?«

Die Frau erklärte ihm unser Anliegen. Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum. Dann sagte er: »Ich habe keine Bedenken. Irgendwelche personenbezogenen Daten geben wir ja nicht preis. Fertige eine Kopie und gib den Agents das Original.«

Ich bedankte mich.

Wir brachten das Schriftstück zur SRD. Bei der Scientific Research Division handelt es sich um den zentralen Erkennungsdienst, den alle New Yorker Polizeidienststellen, also auch das FBI, nutzen. Sie hat ihren Sitz in der Bronx. Und schon wenige Stunden später hatten wir ein Ergebnis. Es wurden verschiedene Fingerabdrücke auf dem Papier festgestellt, unter anderem die eines Mannes namens Thomas Runnel.

Ich war wie elektrisiert. Thomas Runnel stand auf unserer Liste. Er war einer der Männer, die vor langer Zeit von Mr. McKee festgenommen und in einem späteren Verfahren dann zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt worden waren.

Wir wussten nun, wer unser Mann war.

Zurück im Büro holte ich mir sofort die Strafakte von Thomas Runnel auf den Bildschirm. Er war wegen Doppelmordes verurteilt worden. Bei den Männern, die er ermordete, handelte es sich um Homosexuelle. Runnel war voll zurechnungsfähig und für seine Taten verantwortlich gewesen.

Ich betrachtete mir die Polizeifotos. Runnel war damals dreißig Jahre alt, ein dunkelblonder Mann mit schmalem Gesicht. Ich fertigte einen Ausdruck des Bildes und des Bogens mit seinen persönlichen Daten. Dann schloss ich das Archiv und wir begaben uns zu Mr. McKee.

Der AD setzte sich zu uns an den kleinen Konferenztisch, um den einige lederbezogene Stühle gruppiert waren. »Wir wissen, wer es auf Sie abgesehen hat, Sir«, begann ich und legte ihm die Ausdrucke hin. Er heftete seinen Blick darauf. Seine Brauen schoben sich zusammen. Dann murmelte er: »Ich erinnere mich. Ja, Runnel bekam damals lebenslänglich. Einer seiner Söhne wurde von einem homosexuellen Verwandten, einem Onkel glaube ich, vergewaltigt und ermordet.«

»Thomas Runnel hat Lungenkrebs und wurde deswegen begnadigt«, sagte ich. »Er wurde vor sechs Wochen entlassen und ist untergetaucht. Sein derzeitiger Aufenthalt ist unbekannt.«

»Wir werden sofort die Fahndung nach ihm auf die Reihe bringen, Sir«, erklärte Milo. »Und wir werden sie nicht nur auf New York beschränken.«

»Mit der Todesanzeige hat Runnel einen erneuten Anschlag auf Sie angekündigt, Sir«, sagte ich. »Er kann zwischen der Federal Plaza und Ihrer Wohnung an jeder Ecke lauern.«

»Ich kann mich doch nicht verstecken«, entfuhr es Mr. McKee. In seinem Gesicht arbeitete es. »Wie stellen Sie sich das vor?«

Wahrscheinlich hatte er sofort bemerkt, worauf ich hinaus wollte.

»Wir sollten nichts herausfordern«, knurrte ich. »Vielleicht führt die Fahndung zu einem schnellen Erfolg.«

»Und wenn nicht? Irgendwann müsste ich wieder aus meinem Versteck kriechen. Was dann? Wir kommen vielleicht schneller zum Erfolg, wenn wir ihn aus der Reserve locken.«

Milo prallte regelrecht zurück. »Sie wollen sich als Köder zur Verfügung stellen?«

»Wir überlassen ihm ganz einfach den nächsten Zug«, erwiderte Mr. McKee.

Es gefiel mir nicht. »Ich möchte Sie trotzdem unter Polizeischutz stellen, Sir. Der Gedanke, dass Sie diesem Psychopaten unter Umständen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind, ist mir unerträglich.«

Der Chef seufzte. »Damit Sie beruhigt sind: Ich werde Jay Kronburg und Leslie Morell bitten, mir zu folgen, wenn ich nach Hause fahre. Und am Morgen sollen Sie mich abholen.«

»Nein«, sagte ich. »Jay und Leslie werden nicht hinter Ihnen herfahren, Sir, sondern zusammen mit Ihnen in einem Wagen sitzen und Sie bis vor die Wohnungstür begleiten beziehungsweise Sie an der Wohnungstür abholen. Außerdem bitte ich Sie, Ihre Waffe zu tragen.«

Mr. McKee sagte es zu.

Trevellian und der Todesgruß an Mister McKee: Action Krimi

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