Читать книгу Trevellian und die Aasgeier von New York: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 10

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Carl Steinbeck stellte seinen Mercedes der S-Klasse in der Einfahrt zu seinem parkähnlichen Grundstück in Hollis Hill, Queens, ab. Er schaute sich zufrieden um. Ein villenähnliches Wohnhaus mit angebauter Doppelgarage, ein großer Springbrunnen vor dem Haus inmitten eines Rondells, in dem die Herbstblumen blühten, Rosenrabatten, alte Bäume, dichte Büsche und Hecken – das alles bot sich seinem Blick. Er hatte es zu etwas gebracht im Leben.

Steinbeck stieg aus und ging ins Haus. Im Wohnzimmer saß seine Frau Judith in einem der schweren Polstersessel und schaute fern. Judith Steinbeck war eine attraktive Mittvierzigerin, schlank, geliftet, absolut gepflegt. Ihre Haare waren schwarz gefärbt und wiesen einen rötlichen Ton auf. Sie erhob sich lächelnd, ging ihrem Mann entgegen und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. »Wie war der Tag?«, fragte er sie.

»Am Vormittag habe ich mich mit Melanie in Manhattan getroffen. Um ein Uhr hatte ich einen Termin beim Friseur, danach war ich bei der Kosmetikerin, um halb fünf Uhr bin ich nach Hause gekommen. Ich habe mich eine Stunde hingelegt, und seit zwei Stunden etwa langweile ich mich vor dem Fernseher.«

»Du hast doch nicht vergessen, dass wir um einundzwanzig Uhr eine Verabredung im Bryant Park Grill haben.«

»Wie sollte ich?«

»Dann sieh zu, dass du fertig wirst. Eine Stunde müssen wir für die Fahrt nach Manhattan einplanen.«

»Ich brauche nur in ein anderes Kleid zu schlüpfen«, erklärte Judith Steinbeck.

Carl Steinbeck ging zur Hausbar und schenkte sich einen kleinen Whisky ein, den er mit einem Schluck trank. »Ich leg mich ein paar Minuten aufs Ohr, Darling. Nur, um ein wenig abzuschalten. Im Betrieb war es heute wieder ziemlich stressig.«

Er ging zur Couch.

Um zwanzig Uhr brachen sie auf. Sie trafen sich mit Jud und Ben Albert, den millionenschweren Inhabern von Sun Microsystems, sowie deren Ehefrauen. Er, Steinbeck, war erster Buchhalter in dem Unternehmen. Vor allem mit Jud Albert, dem kaufmännischen Leiter des Betriebes, verstand sich Steinbeck blendend.

Es wurde ein kurzweiliger, amüsanter Abend. Das Essen mundete vorzüglich, die Unterhaltung war angeregt, man gab sich locker. Nach dreiundzwanzig Uhr fuhren Steinbeck und seine Gattin wieder nach Hause. Es war Mitternacht, als Steinbeck per Fernsteuerung das schmiedeeiserne Tor zu seinem Grundstück öffnete. Wie von Geisterhand gelenkt schwang es auf. Die Lichtfinger der beiden Scheinwerfer bohrten sich in die Dunkelheit, die im Garten herrschte – eine Dunkelheit, die geradezu stofflich und greifbar anmutete.

Der Mercedes rollte die Zufahrt entlang, das Licht zerrte die Garage aus der Finsternis, Steinbeck betätigte wieder eine Fernbedienung, und das Garagentor schwang auf. Auf der linken Seite der Doppelgarage stand ein schwarzer BMW Z 3. Er gehörte Judith. Carl Steinbeck parkte seinen Mercedes daneben, stellte den Motor ab und machte die Scheinwerfer aus.

Durch die Garage konnte man das Haus betreten. Das Ehepaar musste eine kleine Diele durchqueren. Sie war mit einer kunstvoll verzierten Kommode bestückt – eine Antiquität, für die Steinbeck tief in die Tasche hatte greifen müssen. Aber er liebte auserlesene Dinge, und über das nötige Kleingeld verfügte er.

Von dem Flur aus gelangten sie ins Wohnzimmer. Steinbeck machte Licht. Von Judith Steinbeck kam ein erschreckter Aufschrei. Steinbecks Gesicht zuckte zu seiner Frau herum – und nun sah auch er die Gestalt, die vom Türblatt verdeckt worden war, als er die Tür öffnete. Sie trug eine Sturmhaube, und von ihrem Gesicht waren nur die Augen zu sehen – blaugraue Augen, die sich nun an Steinbecks Gesicht festsaugten und die Steinbeck an die Augen eines Reptils erinnerten.

Der Eindringling hielt eine Pistole in der rechten Hand. Ein klobiger Schalldämpfer war auf die Mündung geschraubt.

Steinbeck fasste sich. »Was wollen Sie?« Er verlieh seiner Stimme einen betont forschen Klang. Dabei schlug ihm das Herz bis zum Hals hinauf, er verspürte eine seltsame Trockenheit in der Kehle, eine eiskalte Hand schien ihn zu berühren und löste Gänsehaut bei ihm aus.

»Hinsetzen!«, kommandierte der Maskierte.

»Wenn Sie eingebrochen sind, um Geld …«

»Darüber reden wir. Setzt euch!«

Mrs. Steinbecks Lippen zitterten. Der letzte Blutstropfen schien aus ihrem Gesicht gewichen zu sein. Die Schlagader an ihrem Hals pochte erregt.

Steinbeck nahm seine Frau am Arm und dirigierte zur Sitzgruppe. Als beide saßen, richtete der Maskierte die Pistole auf Steinbeck. »Du hast Gelder in Millionenhöhe unterschlagen, Steinbeck. Wo befindet sich das Geld?«

Carl Steinbeck japste wie ein Fisch auf dem Trockenen. »Wie kommen Sie darauf? Ich …«

Der Maskierte ließ ihn nicht zu Ende reden. »Es ist definitiv. Also gib dir keine Mühe. Es handelt sich um mehr als zwei Millionen Dollar.«

Steinbeck begann zu schwitzen. »Hören Sie …«

»Wo befindet sich das Geld?«

Carl Steinbeck zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Seine Wangenmuskulatur vibrierte. Er begann, seine Hände zu massieren. »Sie irren sich. Ich habe noch nie auch nur einen Cent unterschlagen. Ich will Ihnen das Geld, das ich im Haus habe, gerne aushändigen. Es sind immerhin über tausend Dollar. Mit Millionen kann ich leider nicht dienen.«

Die Hand mit der Pistole zuckte herum. »Muss ich deine Frau erschießen, damit du erkennst, dass ich es ernst meine?«

Der Laut, der sich in Mrs. Steinbecks Brust hochkämpfte und aus ihrer Kehle brach, hörte sich an wie trockenes Schluchzen. Auf dem Grund ihrer Augen wühlte die Angst.

»Ich habe kein Geld …«

Kaltblütig drückte der Maskierte ab. Die Detonation schluckte der Schalldämpfer. Das Kinn der Frau sank auf die Brust, ihre Züge erschlafften. Carl Steinbeck riss es in die Höhe. Es sah aus, als wollte er sich auf den Mörder stürzen. Doch die auf ihn gerichtete Pistole erstickte diesen Reflex augenblicklich im Keim. Steinbecks Schultern sanken nach unten.

»Ich zähle bis drei«, stieß der Maskierte hervor. »Eins …«

»Das Geld liegt auf einem Nummernkonto bei einer Bank in Kalifornien. Es sind eine Million achthunderttausend Dollar. Woher wissen Sie …«

»Ich will wissen, bei welcher Bank. Und ich will den Code. Du hast so oder so nichts von dem Geld, Steinbeck. Also stell dich nicht an.«

»Werden Sie mich erschießen?«, würgte Steinbeck hervor.

Der Maskierte lachte nur. Es klang fast amüsiert. »Wenn du mir den Code nicht nennst, ganz sicher.«

»Ich schreibe ihn Ihnen auf.«

»Mach schon. Ich will hier keine Wurzeln schlagen.«

Steinbeck ging zu einem Board, auf dem die Ladestation des Telefons stand. Da war auch ein Telefonregister, außerdem ein Packen gelber Notizzettel und ein Kugelschreiber. Er notierte den Zifferncode des Kontos sowie den Namen der Bank, riss den kleinen Zettel vom Block und reichte ihn dem Maskierten. Dieser warf einen Blick darauf. »Ich hoffe, der Code stimmt.«

»Ich schwöre es Ihnen, Mister …«

Der Maskierte schoss Steinbeck eine Kugel in die Brust. Als Steinbeck am Boden aufschlug, war er tot. Der Maskierte verstaute die Pistole unter der Jacke in seinem Hosenbund, schob den Zettel in die Tasche, löschte das Licht und verließ das Haus.

Trevellian und die Aasgeier von New York: Action Krimi

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