Читать книгу Trevellian und die Aasgeier von New York: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8

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»Ferguson und seine Freundin wurden laut Obduktionsbericht zwischen ein Uhr und zwei Uhr dreißig ermordet«, murmelte ich, nachdem der Hörer wieder auf dem Apparat lag. »Wenn Hanson und Fletcher bis halb drei im Balthazar waren, scheiden sie als Mörder von vorneherein aus.«

»Wir werden ihr Alibi prüfen«, versetzte Milo.

Es dauerte nicht ganz eine Stunde, dann klopfte es gegen die Tür, und im nächsten Moment betrat ein etwa vierzigjähriger Mann von ungefähr eins-achtzig das Büro. Er war mit einer blauen Jeans und einer roten Windjacke bekleidet. Seine Haare waren brünett und streng nach hinten gekämmt. »Da bin ich«, sagte er.

»Mister Fletcher?«, fragte ich.

»Wie er leibt und lebt.« Fletcher grinste breit.

Dieser Bursche schien die gute Laune gepachtet zu haben. »Nehmen Sie Platz, Mister Fletcher«, sagte ich und wies auf den Stuhl neben meinem Schreibtisch. Und als er saß, fragte ich: »Sind Sie gut durchgekommen?«

»Der Verkehr war chaotisch. Wie jeden Tag scheinen die ganzen Verrückten New Yorks in Manhattan unterwegs zu sein. Du wandelst als Autofahrer stets am Rande eines Herzinfarkts.« Er machte eine kleine Pause. »Mich stört‘s jedoch nicht, Gentlemen. Ich bin mit der U-Bahn gefahren.«

Scherzkeks!, dachte ich und grinste säuerlich. Der gewaltsame Tod seines Freundes schien ihm nicht sonderlich nahezugehen. Oder überspielte er mit seinem Auftreten nur seine wahren Gefühle? Ich ließ es dahingestellt sein.

»Das Personal im Balthazar kann doch sicher bestätigen, dass Sie bis halb drei Uhr dort waren«, begann ich das Verhör.

Fletchers Grinsen gerann. »Ich stehe doch nicht etwa im Verdacht, Dan ermordet zu haben?«

»Wir sieben aus«, erwiderte ich. »Mit jenen, die für den Mord nicht in Frage kommen, brauchen wir uns nicht mehr zu beschäftigen. Und wenn Sie um halb drei respektive zwei Uhr dreißig im Balthazar waren, scheiden Sie als Mörder aus. Ergo …«

»… haben Sie mit mir keine Arbeit mehr. Verstehe.« Fletcher nickte. »Der Kellner und auch der Keeper können mein Alibi bestätigen. Außerdem Robert, Samantha und meine Freundin Belinda. Belinda kann mir sogar für den Rest der Nacht ein Alibi bescheinigen.« Fletcher grinste schief.

»Wie war Ihr Verhältnis zu Ferguson?«, wollte Milo wissen.

»Wir waren Freunde.«

»Gute Freunde?«

»Kann man so sagen. Ja, ich glaube, wir waren gute Freunde.«

»Dann wissen Sie sicher, wer Wesley Ferguson ist«, sagte ich.

»Das ist Dans Sohn aus seiner ersten Ehe. Wesley ist zwanzig Jahre alt. Er studiert an der Fordham Universität hier in Manhattan. Ich glaube, Betriebswirtschaft.«

»Was arbeitete Ferguson?«

»Er war Angestellter im Post Office. Kundenservice. Seit sechs Wochen war er jedoch krank geschrieben.«

»Was fehlte ihm denn?«

»Eine psychosomatische Sache. Er befand sich in nervenärztlicher Behandlung. Ich glaube, er stand kurz davor, den ganzen Krempel hinzuschmeißen.«

»Und wovon wollte er dann leben?«, kam es wie aus der Pistole geschossen von Milo.

»Das weiß ich auch nicht und bleibt wohl Dans Geheimnis.«

»Ich kann es Ihnen sagen«, stieß Milo hervor. »Er hat zusammen mit drei Komplizen die Riggs-Bank in Washington DC überfallen und eine Million zweihunderttausend Dollar erbeutet. Nachdem einer seiner Kumpane bei dem Überfall ums Leben kam, betrug Fergusons Anteil vierhunderttausend. Damit kann man sich schon eine Weile ohne zusätzliches Einkommen über Wasser halten.«

Fletcher war zurückgeprallt. Seine Miene spiegelte ungläubiges Staunen wider. »Sagen Sie bloß!«, entfuhr es ihm.

»Wo waren Sie denn am neunundzwanzigsten August?«, fragte ich.

»Was war das für ein Tag?«

»Ein Dienstag.«

Fletcher lehnte sich zurück. »Das ist fünf Wochen her. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich hatte Ende August eine Woche Urlaub und war jeden Tag auf Achse. Tagebuch führe ich leider nicht.«

»Vielleicht in Washington DC!«, knurrte Milo.

Fletcher hob beide Hände, zeigte uns die Handflächen, legte den Kopf schief und antwortete: »Ich war jeden Tag mit Belinda zusammen. Wir haben den Big Apple nicht verlassen. Fragen Sie Belinda. – Das ist ja ‘n Hammer. Dan ein Bankräuber.« Fletcher schüttelte ungläubig den Kopf. »Und ein Irrtum ist ausgeschlossen?«

»Ja. Kannten Sie Mel Hacker?«

»Wer ist das?«

»Fergusons Komplize, der bei dem Banküberfall erschossen wurde. Sie kennen ihn also nicht.«

»Nein. Der Name sagt mir nichts.«

»Hat Ferguson darüber gesprochen, dass er in letzter Zeit vielleicht von jemand bedroht wurde?«

»Nein. Wir trafen uns meistens nur an den Wochenenden. Da machten wir meistens einen drauf. Wenn Ferguson eine Bank überfallen hat, wusste ich davon nichts. Ich kann‘s auch gar nicht glauben. Wenn ich ihm auch einiges zugetraut hätte – aber einen Banküberfall …« Wieder schüttelte Fletcher ungläubig den Kopf.

»Wo arbeiten Sie denn, Mister Fletcher?«

»Bei der Feuerwehr.« Er warf sich in die Brust.« Ich war vor fünf Jahren am elften September dabei.«

»Wir auch«, versetzte ich lakonisch und ohne die Spur von Pathos. »Nennen Sie uns den Nachnamen Ihrer Freundin, und sagen Sie uns, wo wir sie erreichen können.«

»Carter – Belinda Carter. Dreiundsiebzig Charles Street.«

Ich notierte Namen und Anschrift. »Hast du noch Fragen, Milo?«

»Im Moment nicht.«

»Das war‘s dann auch schon, Mister Fletcher«, erklärte ich. »Vielen Dank. Sollte Ihnen etwas einfallen, das wir vielleicht wissen müssen, rufen Sie an.« Ich gab ihm eine von meinen Visitenkarten.

»Ich hatte Auslagen – Fahrkosten.«

»Die bekommen Sie natürlich erstattet. Sicher, keiner von uns hat etwas zu verschenken. Ich gebe Ihnen ein Formblatt, einen Antrag auf Auslagenersatz. Den füllen Sie aus und reichen ihn mit den abgestempelten Fahrscheinen und Ihrer Unterschrift versehen …«

»Ich verzichte«, unterbrach mich Fletcher. Er grinste. »Das ist mir nämlich viel zu viel Aufwand. Außerdem hat der Staat kein Geld. Soll Bush die zwei Dollar fünfzig für seinen Krieg im Irak hernehmen.«

»Erwarten Sie aber kein Dankesschreiben«, knurrte Milo. Nachdem Fletcher das Büro verlassen hatte, schaute er mich an. »Als der Banküberfall stattfand, war Ferguson krank geschrieben, Fletcher hatte Urlaub. Bin neugierig, aus welchem Grund Hanson am neunundzwanzigsten August nicht in der Arbeit war.«

»Du bist also davon überzeugt, dass sie zusammen mit Ferguson die Bank beraubt haben.«

»Der Verdacht liegt jedenfalls nahe.«

In dem Moment läutete mein Telefon. Es war Robert Hanson, der anrief. »Was wollen Sie denn von mir, Agent Trevellian?«

Ich sagte es ihm. Hanson bestätigte, dass er und seine Freundin sowie Floyd Fletcher und dessen derzeitige Flamme bis halb drei Uhr im Balthazar waren. Als ich ihm erklärte, dass Ferguson zusammen mit drei Komplizen die Riggs-Bank in Washington DC ausgeraubt hatte, lachte er mich aus. »Dan doch nicht. Der war gut bezahlter Angestellter beim Post Office und hatte es nicht nötig, eine Bank auszurauben.«

»Wo waren Sie denn am neunundzwanzigsten August?«

»Ich nehme mal an, im Büro. Vielleicht auch im Außendienst. Ich bin freiberuflicher Mitarbeiter einer Versicherung. Wir versichern alles. Sind Sie ausreichend abgesichert, Agents? Ich könnten Ihnen gewiss einige lukrative Angebote machen.«

»Es wird sich feststellen lassen, wo Sie am neunundzwanzigsten August waren«, sagte ich, ohne auf Hansons Worte einzugehen.

»Ich werde mal meine Außendienstpläne durchsehen. Warum wollen Sie das überhaupt wissen?«

»Am neunundzwanzigsten August fand der Bankraub statt.«

Hanson räusperte sich. Dann sagte er: »Ich werde Ihnen sicher beweisen, dass ich nicht in Washington war. Versuchen Sie nur nicht, mir etwas in die Schuhe zu schieben.«

»Auf diese Idee würden wir niemals kommen, Mister Hanson«, versicherte ich. »Sie werden aber verstehen, dass wir unseren Job machen müssen. Und dazu gehört, dass wir uns mit dem Umfeld Dan Fergusons befassen. Wenn Ihnen eingefallen ist, wo Sie am neunundzwanzigsten August waren, dann lassen Sie es mich wissen.«

»Und wenn ich es nicht mehr nachvollziehen kann?«

»In unserem Land gilt ein Mann solange als unschuldig, solange ihm das Gegenteil nicht zu beweisen ist.«

»Dann habe ich ja kein Problem«, sagte Hanson.

Es knackte in der Leitung. Hanson hatte aufgelegt. »Wetten wir«, sagte ich grinsend, »dass er nicht nachvollziehen kann, wo er sich am neunundzwanzigsten August herumtrieb.«

»Die Wette würdest du gewinnen. Wir haben das Quartett, das die Bank überfiel, komplett. Es liegt nun an uns, Hanson und Fletcher ihre Teilnahme an dem Raub zu beweisen.«

Ich nagte kurze Zeit an meiner Unterlippe. »Der Mord an Ferguson geschah im Fahrwasser dieses Bankraubes. Angie Mellert musste sterben, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort war. Dem Killer ging es um das Geld. Nachdem ihm Ferguson das Versteck verraten hatte, erschoss er ihn. Hanson und Fletcher sind noch nicht aus dem Schneider. Wenn jemand im Balthazar jedoch bestätigt, dass sie zum Zeitpunkt des Mordes dort waren, dann müssen wir uns wegen des Mörders anderweitig orientieren.«

»Dann stehen wir wieder vollkommen am Anfang«, murmelte Milo. »Wir wissen auch nicht, wo wir ansetzen sollen. Sein eigener Sohn oder seine Mutter werden ihn ja wohl kaum in die ewigen Jagdgründe geschickt haben.«

»Eines ist klar. Der Mörder muss von dem – hm, plötzlichen Reichtum Fergusons gewusst haben.«

Milo schaute ausgesprochen nachdenklich drein. Plötzlich stieß er hervor: »Vielleicht befinden wir uns auf dem Holzweg, Partner, und der Mord steht nicht im Zusammenhang mit dem Bankraub.«

Ich seufzte. »Sei es, wie es will, wir werden so oder so mit leeren Händen dastehen.« Plötzlich hatte ich eine Idee. »Vielleicht wusste jemand aus Mel Hackers Dunstkreis etwas von dem Überfall, und er hat sich vorgenommen, sich ein Stück von dem Kuchen abzuschneiden, den die drei Komplizen Hackers unter sich verteilt hatten.«

Nachdem das letzte Wort über meine Lippen war, holte ich mir die Ermittlungsakte Mel Hacker betreffend auf den Bildschirm.

Trevellian und die Aasgeier von New York: Action Krimi

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