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Der Morgen dämmerte bereits, als Jeff Clomstock mit Maria Leto El Paso erreichte.

Ein kalter Nebel lag über dem Rio Bravo, kroch über die Ufer und verlor sich in der Böschung und zwischen den Booten, die an einigen Landungsstegen vertäut waren.

Als Verkehrsweg war der Fluss hier noch nicht zu gebrauchen. Es blieb späteren Generationen vorbehalten, den Rio Bravo bis nach El Paso schiffbar zu machen. Tückische Strudel und Stromschnellen hatten schon einigen Bootsleuten das Leben gekostet.

Maria Leto war in Clomstocks Armen eingeschlafen, nachdem sie die halbe Nacht gejammert hatte, sie könne nicht mehr sitzen.

Der Bandit hatte ihr nicht einmal eine Decke gegeben. Mitleid zählte nun mal nicht zu seinen hervorstechenden Charakterzügen.

Die Stadt war noch nicht erwacht. Er wachte sorgfältig darüber, dass niemand sie bemerkte, denn er wusste nicht, was Gomez mit der Mexikanerin vorhatte.

Deshalb legte er seine Jacke nun nicht aus Fürsorge um den Oberkörper des Mädchens. Er wollte die Kleine vielmehr vor neugierigen Blicken schützen.

Allmählich spürte er die Müdigkeit in allen Knochen. Als er in der Gasse hinter Dr. Miguel Gomez‘ Atriumhaus ankam, war er sicher, dass niemand ihn beobachtet hatte.

Und doch öffnete sich diesmal die reichverzierte Tür, ohne dass er den Klingelzug betätigte. Wieder stand der Mozo an der Pforte. Er stellte keine Fragen, bedeutete dem Banditen nur, dass er samt Pferd in den Bogengang reiten solle. Dann spähte er nochmals sichernd die Gasse hinauf und hinunter, bevor er die Tür wieder schloss.

Maria Leto erwachte. Sie fand sich im Dunkel des Grottengangs nicht zurecht. Ängstlich klammerte sie sich an Clomstock.

»Wo sind wir?«

»Bei Freunden«, behauptete der Bandit.

»Da, wo du uns alle hättest abliefern sollen?«

»Du sollst keine unnützen Fragen stellen, Mädchen. Ich sagte dir doch schon, dass ich dich zu einem wichtigen Mann bringe. Ihm kannst du alles erzählen, was sich auf Saltillos Hazienda zugetragen hat. Nur eines kann ich dir verraten: Er ist Anwalt, und mit einer Beschwerde bist du bei ihm genau an der richtigen Adresse. Er wird sich um dein Recht kümmern. Er ist diesem Halbblut nicht sonderlich grün, musst du wissen.«

Maria Letos Müdigkeit schien verflogen. Die erlittene Schmach war zu frisch in ihrem Gedächtnis. In der Erinnerung malte sie die Vorfälle noch viel schlimmer aus, als sie tatsächlich gewesen waren. Sie würde es diesem arroganten Comanchen zeigen. Und zwar tüchtig. Und seiner kreolischen Freundin dazu. Soviel stand fest.

Gift und Galle sammelten sich auf ihrer Zunge, kaum dass sie sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte. Auch die Schmerzen an ihrem kleinen runden Hinterteil fühlte sie nicht mehr, obwohl sie sofort zu jammern begann.

Die Wunde an ihrem Bauch hatte sich nur als winziger, nicht sehr tiefer Kratzer entpuppt, doch jetzt führte die Mexikanerin sich auf, als seien ihr bei lebendigem Leib die Gedärme herausgeschnitten worden oder dies zumindest allen Ernstes beabsichtigt gewesen.

Weder der Mozo noch Jeff Clomstock reagierten auf das Lamento.

Clomstock wollte derzeit nur ein Bett und endlich Schlaf. Er glaubte, ihn sich rechtschaffen verdient zu haben.

Während Maria Leto in der ebenerdigen Küche warten musste, führte der Mozo Clomstock in einen geschmackvoll eingerichteten Raum, wo er ihm bedeutete, sich ein paar Minuten zu gedulden.

Es dauerte nicht lange, bis sich Dr. Miguel Gomez durch die überbreite Tür schob. Er rollte mehr, als dass er ging. Sein Kugelbauch rundete sich unter einem lang wallenden, bestickten Gewand.

Und Gomez war im Gegensatz zu Clomstock hellwach. Die in Fett eingebetteten Augen kamen dem Gringo-Banditen auf einmal größer und wachsamer vor als am Vortag.

Jeff Clomstock erstattete, von einigen geschickten Zwischenfragen unterbrochen, einen knappen Bericht.

»Sie schwatzt ‘ne Menge ungereimtes Zeug«, meinte er abschließend. »Aber es stimmt wohl, dass sie auf der Hazienda Prügel bezogen hat. Ich dachte mir, dass Sie was damit anfangen können.«

»Brav gedacht«, meinte Dr. Miguel Gomez, und seine drei Kinne schwabbelten erregt im Takt seines Falsetts. »Und vor allem richtig gedacht. Damit hast du die kleine Panne mit dem Transport wieder wettgemacht. Ich brauch dich jetzt nicht. Du kannst dich für ein paar Stunden aufs Ohr legen.«

»Sehr gut, Boss, das hab ich auch dringend nötig. Was geschieht jetzt mit der Leto?«

»Seit wann bist du neugierig? Lass das nur meine Sorge sein. Ich kümmere mich schon um sie. Eingehend«, fügte Dr. Miguel Gomez hinzu, und einmal mehr hatte Clomstock den Eindruck, er befände sich mit einer widerlichen Nesselqualle in einem Raum.

Doch über derartige Kleinigkeiten sah er gern hinweg, befanden sich doch hundert Silberdollar in dem Umschlag, den der fette Anwalt ihm zusteckte.

Marshal ohne Erbarmen: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane

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