Читать книгу Marshal ohne Erbarmen: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 20
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ОглавлениеDie ersten Sonnenstrahlen erreichten den Talgrund, als Joaquin und die anderen beiden Vaqueros in den Hof der Hazienda einritten. Abgekämpft waren sie und von den Anstrengungen der Nacht ausgelaugt. Müde rutschten sie aus den Sätteln.
Der Vaquero mit dem Sichelbart und dem Ring im Ohr trug ein Bündel in der Hand.
Maria Letos »Gepäck«.
Ramon Ruidosa, der ledergesichtige hagere Mayordomo der Hazienda, erwartete ihn auf der Freitreppe, die sich vom Patio zum Herrenhaus hinaufschwang. Wie immer trug der Verwalter der Hazienda eine sorgenvolle Miene zur Schau. Er gehörte zu jenen Männern, die vom Leben vorrangig erst einmal das Schlechteste erwarten. Immerhin, ein Menschenkenner war selten Optimist.
»Ist Saltillo schon wach?«
Der Mayordomo schüttelte sein ergrautes Haupt.
»Noch nicht. Aber ich werde ihn wecken. Ihr habt sie also nicht gefunden.«
Ramon Ruidosa erwartete keine Antwort.
»Komm mit«, sagte er auf Joaquins beredtes Schweigen hin. »Ich sorge dafür, dass euch Paco ein kräftiges Frühstück macht. Ihr seht mir danach aus, als ob ihr es gebrauchen könnt.«
Damit wandte er sich ab. Teppiche schluckten seine schweren Schritte.
Irgendwo im Haus schnarchte Buck Mercer immer noch. Seiner Sägerei sollten inzwischen sämtliche Wälder der Umgebung zum Opfer gefallen sein.
Saltillo kam wenige Minuten darauf herunter. Der Mayordomo musste eine der anderen Treppen gewählt haben, um ins Erdgeschoss zurückzukehren, denn in der Küche klapperte schon Geschirr. Paco Perez, der mausgesichtige, pfiffige Koch der Hazienda, war schon am Werk. Verlockender Kaffeeduft zog vielversprechend durch die Halle.
Joaquin legte Maria Letos Bündel auf den langen Tisch, der den Blickfang der Haupthalle ausmachte. Silberne Kerzenständer beschwerten eine riesige Decke aus Brokat.
»Ihr habt sie also nicht gefunden«, stellte Saltillo mit einem Seitenblick auf Maria Letos Kleiderbündel fest.
Joaquin schüttelte wortlos den Kopf und drehte den breitrandigen Sombrero in der Hand.
»Nur das fanden wir«, sagte er dann niedergeschlagen. »Und noch ein paar Spuren dazu, die dir auch nicht gefallen werden, Jefe.«
Saltillos Backenmuskulatur spannte sich über die hoch angesetzten Wangenknochen.
»Schieß los!«, forderte er.
Und der Vaquero Joaquin begann alles zu erzählen, was er wusste; schilderte, wie er an das Kleiderbündel gekommen war, erklärte, was er aus den wenigen vorhandenen Fährten gelesen hatte. Er traf dabei die tatsächlichen Vorgänge an der Felsnase ziemlich genau.
»Von dem Mann, der dort offensichtlich auf Maria Leto gewartet hat, wissen wir gar nichts?«
Der Vaquero mit dem Sichelbart schaute bedrückt zu Boden, zuckte mit den Achseln.
»Gar nichts, Jefe. Nur ein paar Stiefelabdrücke und die Spuren von Pferdehufen. Es ist mit einem Reiter gekommen und trabte mit zwei Personen auf dem Rücken davon – den Wagenweg hinauf nach El Paso. Ein paar Meilen vor der Stadt mussten wir aufgeben.«
»Schon gut, Joaquin. Ich brauch dich und deine Compañeros jetzt nicht mehr. Ihr könnt euch für heute frei nehmen. Ihr habt eine lange Nacht hinter euch.«
»Muchas Gracias, Jefe.« Der Vaquero deutete eine Verbeugung an, bevor er sich umdrehte und sich in Richtung Küche verzog, wo Paco bereits mit Tellern und Bestecken jonglierte.
Joaquin ließ einen sehr nachdenklichen Saltillo zurück. Die ganze Geschichte gefiel dem Haziendero immer weniger. Saltillo kam aus dem Grübeln nicht heraus. Zu viele unbeantwortete Fragen beschäftigten ihn. Und das schlimmste daran: Es blieb ihm nichts anderes übrig, als vorerst abzuwarten.
Oben war die Schnarcherei endlich abgebrochen.
Nach einer Weile stand Tortilla-Buck auf dem Treppenabsatz.
»Rieche ich richtig?«, polterte er. »Da duftet es doch nach Kaffee und Pfannkuchen.«
»Komm runter, du Fresssack. Ich hab mit dir zu reden.«
»So ernst schon? Am frühen Morgen?«
Saltillo wurde nicht von Buck Mercers guter Laune angesteckt. Er hatte auch keinen Appetit. Dafür lagen ihm ein paar Probleme zu schwer im Magen.