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Die Beerdigung fand fünf Tage später statt. Der Präsident hatte es sich nicht nehmen lassen, ihr beizuwohnen und die Grabrede zu halten. Im Calvary Cemetery war eine Bühne aufgebaut worden, auf der ein Rednerpult stand. Man hatte wohl an die zweihundert Stühle aufgestellt, damit sich die zahlreichen prominenten Trauergäste setzen konnten. Das Gebiet um die Begräbnisstätte war weiträumig abgesichert. Natürlich konnte man nicht den ganzen Friedhof absperren.

Wir waren als Sicherheitskräfte eingeteilt worden. Neben einem Stab von Sicherheitsleuten, die mit dem Präsidenten aus Washington gekommen waren, sollten Milo, Clive Caravaggio, Blackfeather, ich und einige weitere Agents dafür sorgen, dass der Auftritt des Präsidenten ohne Zwischenfälle vonstatten ging.

Der Calvary Cemetery liegt in dem Dreieck zwischen den Interstate Highways 495 und 278. Südlich des Friedhofes verläuft der Newton Creek. Es handelt sich um eine richtige Parkanlage mit dichten Büschen und hohen Bäumen, zwischen denen sich die Grabmale erheben, und durch die Straßen und Gehwege führen.

Nach und nach fand sich die Trauergemeinde ein. Die Prominenz setzte sich. Die Witwe trug einen schwarzen Hut mit Schleier, der ihr Gesicht verdeckte. Es fanden sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten ein. Viele wurden von der Neugier hergetrieben, um einen Blick auf den Präsidenten oder den einen oder anderen der VIPs zu erhaschen.

Ich sah auch Claire Roberts, die sich ziemlich abseits hielt. Sie hielt drei rote Nelken in der Hand.

Nachdem der Präsident eingetroffen war und Platz genommen hatte, begann der Priester. »Lasset uns beten. O Gott, durch dessen Erbarmung die Seelen der Gläubigen zur Ruhe eingehen, segne in Gnaden dieses Grab …«

Meine Augen waren unablässig in Bewegung. Es gab tausend Möglichkeiten für einen Heckenschützen. Ich stand neben dem Podium, auf das vier Stufen führten. Die Worte des Priesters erreichten mein Gehör, gemeinsame Gebete wurden gesprochen, ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Die Grabmonumente, die sich um uns herum erhoben, waren oftmals gewaltig. Potentielle Verstecke für einen Attentäter. Die Sicherheitsleute hatten zwar das Gebiet rund um das Grab gecheckt, dennoch verspürte ich ein gewisses Unbehagen.

Eine ganze Zeit verging, dann machte der Priester das Kreuzzeichen über das Grab und sprach: »Die Seele dieses Verstorbenen und die Seelen aller verstorbenen Christgläubigen mögen durch die Barmherzigkeit Gottes ruhen in Frieden. Amen.«

Er trat zurück.

Präsident Gordon W. Finn erhob sich und stieg, flankiert von zwei Bodyguards, auf das Podium. Clive Caravaggio schloss sich an und stellte sich seitlich des Präsidenten auf, der an das Rednerpult herantrat. Mit einem Griff holte er das Manuskript für seine Rede aus der Innentasche seiner Jacke, breitete es vor sich auf dem Pult aus und rückte seine Brille zurecht. Dann begann er.

»Es ist schwer Abschied zu nehmen von einem Menschen, der für so viele von uns so viel bedeutete. Bei keinem ist Jack Cochren ohne Resonanz geblieben, sei es als Freund oder als Gegner, denn Respekt und Anerkennung war das Mindeste, was man ihm entgegenbrachte. So kannte man ihn in seinem Beruf – für ihn eher Berufung – nie als Vertreter einer Institution, sondern immer als Person Jack Cochren. Um über ihn berichten zu können, muss man nicht unterscheiden zwischen Beruf und privat …«

Die Stimme klang sonor aus dem Lautsprecher. Ich spürte Clive Caravaggios Blick auf mich gerichtet und bedeutete ihm per Handzeichen, dass alles in Ordnung war.

»Er liebte die Auseinandersetzung genauso wie den Kompromiss, und er war ein engagierter und absolut verlässlicher Verbündeter, wann immer es darauf ankam. Bei aller Streitlust aber vergaß er nie die menschliche Seite eines Problems. Ich bin stolz, dass wir Freunde waren. Keiner der hier Anwesenden und keiner, der heute in Gedanken hier ist, wird ihn vergessen. Du, Jack Cochren, wirst uns fehlen, aber die Verbindung zu Deiner Familie wird bleiben. Ich …«

Plötzlich bäumte sich der Präsident auf, im nächsten Moment brach er zusammen. Ein Aufschrei ging durch die Trauergemeinde. Die Sicherheitskräfte wurden aktiv. Ich zog die SIG. Stimmen brüllten durcheinander. Die Menschen auf den Stühlen waren aufgesprungen. Einige Bodyguards kümmerten sich um den Präsidenten.

Plötzlich stand Clive Caravaggio vor mir. Sein Jackenärmel war am Oberarm voll Blut. »Zum Teufel!«, stieß Clive hervor. »Der Schütze hat einen Schalldämpfer benutzt. Ein Schuss kam von vorne, der andere von der Seite.« Clive wies mit dem Arm in eine bestimmte Richtung. »Nimm dir sämtliche verfügbaren G-men und durchkämme den Friedhof in diese Richtungen. Aber Vorsicht. Zerstört keine Spuren.«

»Du blutest«, bemerkte ich.

»Nur ein Kratzer«, versetzte Clive.

Trevellian und die Endabrechnung: Action Krimi

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