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Lüften im Keller

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Was kann ich tun, damit sich in Souterrainwohnungen und Kellern kein Schimmel bildet? So paradox es klingt: Weniger lüften. An schwülen Hitzetagen können ständig geöffnete Kellerfenster mehr schaden als nützen. Mit der warmen Außenluft dringt auch viel Feuchtigkeit ins Haus. Kühlt sich diese Luft an den kalten Kellerwänden ab, kondensiert Wasser an Wandflächen, Böden und Rohren – ähnlich wie an einer Getränkeflasche aus dem Kühlschrank. Wenn Sie Feuchte- und Schimmelproblemen an heißen Sommertagen vorbeugen wollen, sollten Sie tagsüber gar nicht lüften, sondern nur nachts oder am frühen Morgen. Während dieser Zeiten liegt die Außentemperatur näher an der Kellertemperatur. Vermeiden Sie auch, Wäsche im Keller zu trocknen.

Sollen solche Kellerräume hingegen zukünftig andere Nutzungen bekommen, wie etwa als Hobbyraum oder gar als bewohnbares Arbeitsund/oder Gästezimmer, wird man selbst leichte Feuchtigkeit in den Wänden oder im Boden nicht mehr hinnehmen können.

Daher ist ganz entscheidend, dass man sich zunächst Gedanken zur künftigen Kellernutzung macht. Denn wenn der Keller eines Hauses auch langfristig nicht zu einem Teil des Wohnbereichs werden soll, kann man den gesamten Keller auch weiterhin aus der gedämmten Gebäudehülle heraushalten und die Kellerdecke von unten dämmen, so dass die Unterseite der Kellerdecke den unteren Abschluss der neu gedämmten Gebäudehülle bildet. Bei alten, reinen Lagerkellern wird genauso auch fast immer verfahren.

Sehr oft findet man aber auch Kellermischnutzungen: Vorratsraum, Heizungsraum, gegebenenfalls Öltankraum, Waschraum und Hobby- bzw. Partyraum sind typische Kellernutzungen. Aber auch bei solchen Kellern sollte man überlegen, ob man wirklich den gesamten Keller in die zu dämmende Gebäudehülle integrieren will. Denkbar ist in solchen Fällen auch, beispielsweise nur den Hobbyraum separat zu dämmen, etwa mit einer Innendämmung von Wänden und Boden, und den Rest des Kellers weiter ungedämmt zu lassen. Eine nachträgliche Dämmung von Fußböden ist in Kellerräumen nur machbar, wenn die danach noch zur Verfügung stehende Raumhöhe ausreicht. Für private Nutzungen, bei denen ein Keller nicht zum dauerhaften Aufenthaltsraum wird, sondern vielleicht nur zu einem temporär genutzten Hobbyraum, mag man sich mit Kompromissen zufriedengeben. Soll ein Keller allerdings offiziell in Wohnraum verwandelt werden, möglicherweise nach Sanierung sogar als solcher vermietet werden, muss er alle Vorgaben an Wohnräume der jeweiligen Landesbauordnung des Bundeslandes einhalten, in dem das Gebäude steht. Das betrifft vor allem Raumhöhe, Raumbelichtung, Raumbeheizung und gesicherte Fluchtwege.



Undichte Rohre, aufsteigende Feuchtigkeit oder durchlässige Außenwände? Der Keller ist den meisten unterschiedlichen Nässequellen ausgesetzt.

Da der Untergrund von Kellern oft feuchtegefährdet ist, muss nach unten und seitlich gründlich abgedichtet werden.

Wieder anders sind bereits bestehende Wohnkeller zu betrachten. Das können zum Beispiel ganze Einliegerwohnungen sein, die von Anfang an oder nachträglich in den Keller gebaut wurden. Sollen solche Bereiche weiterhin als Wohnkeller genutzt werden, müssen sie hinreichend gedämmt werden und bei Feuchtebelastung zunächst wirksam von dieser befreit werden. Wichtige Voraussetzung dafür ist, zunächst sehr genau zu untersuchen, woher mögliche Feuchteeinträge kommen. Denn kann man nicht den Ursprung der Feuchtigkeit identifizieren, können selbst aufwendige und teure „Sanierungsmaßnahmen“ vollkommen wirkungslos sein

Aufgrund der Tatsache, dass Feuchtigkeit im Keller viele Ursachen haben kann, ist es für einen Laien sehr schwer, das ohne fachliche Begleitung erfolgreich herauszufinden. Denn selbst Fachleute müssen teils erheblichen Aufwand betreiben, um exakt nachzuweisen, welche Gründe für die Feuchtebelastung eines Kellers ursächlich sind.

Fachleute gehen dabei so vor, dass sie zunächst das Schadensbild sehr genau ansehen.

Hat man es im Keller etwa mit Feuchtigkeit in unteren Wandhöhen zu tun, liegt der Schluss nahe, dass es sich um eine Belastung durch Feuchtigkeit von außen handeln könnte, die von unten angreift und sich in der Wand hocharbeitet.

Ist die Wand eher gleichmäßig über die gesamte Fläche feucht, kann es sich um eine Belastung durch sehr feuchtes Erdreich und eine fehlende Vertikalabdichtung der Kelleraußenwand handeln.

Vielleicht ist die Feuchtebelastung aber auch eher rund um Fenster oder in oberen Raumecken zu finden, wo sich der Sockel auch schon oberhalb des Erdreichs befindet. Dann liegt vermutlich eher eine Belastung durch Innenfeuchte vor.

Es kann aber natürlich auch vorkommen, dass die Feuchtebelastung gar nicht klar zu bestimmen ist und ganze Wände feucht sind, ohne dass die Ursache zunächst eingrenzbar wäre.

Man prüft bei Problemen mit feuchten Kellern routinemäßig gleichzeitig auch meist den durchschnittlichen Grundwasserstand auf dem Grundstück sowie die Versickerungsfähigkeit des Grundstückbodens. Denn selbst wenn der Grundwasserstand niedrig ist, kann es sein, dass bei Starkregen das Regenwasser nur sehr langsam in tiefere Bodenschichten versickern kann und sich demensprechend lange vor den Kelleraußenwänden anstaut. Gibt es dann kein umlaufendes Kiesbett mit Drainagerohr und ist die Vertikalabdichtung der Kelleraußenwand gleichzeitig schlecht, sind nasse Kellerwände schon fast zwangsläufig programmiert.

Drainagen in Kombination mit Kiesschichten bieten einen gewissen Schutz vor stehendem Wasser. Sinnvoll sind kleine Kontrollschächte an den Gebäudeecken, um prüfen zu können, ob das Wasser nach wie vor gut abläuft.

Wieder ein anderes Problem kann durch dauerhaft hochstehendes Grundwasser auftreten, wenn der Keller für diese Belastung nicht ausgelegt ist, er also nicht aus wasserundurchlässigem Beton (WU-Beton) besteht. Das führt dann auch oft zu sehr flächigen Feuchteangriffen von außen.

Wenn klar ist, dass Feuchtigkeit im Keller ein umfassendes Problem ist, das gelöst werden muss, weil der Keller im Zuge einer Modernisierung ganz oder in Teilen mit gedämmt werden soll, sollte man die Ursache(n) der Feuchtigkeit durch einen Fachmann klären lassen.

Der erste Ansprechpartner hierfür kann der Energieberater sein, der ohnehin notwendig ist, wenn man bestimmte Förderprogramme der KfW (siehe Seiten 160 ff.) in Anspruch nehmen will. Der Vorteil ist, dass ein solcher Fachmann oder eine solche Fachfrau ohnehin kommen muss und die von der KfW zugelassenen Energieberater üblicherweise über die notwendigen bauphysikalischen Kenntnisse verfügen.

Außerdem sind sie unabhängig von Sanierungs- oder Produktanbietern. Denn was man möglichst nicht machen sollte, ist, ein Sanierungsunternehmen mit der Schadensbegutachtung zu beauftragen. Es besteht dabei einfach immer das Risiko, dass die Schadensbegutachtung vor allem der Auftragsakquisition dient. Und ein Anbieter mit Eigeninteressen wird Ihnen auch nicht immer die sinnvollste und effizienteste Lösung anbieten, sondern bevorzugt Maßnahmen, die er technisch anbieten und wirtschaftlich abrechnen kann.

Ein guter, unabhängiger Energieberater wird Ihnen neben der Schadensanalyse auch konkrete Sanierungsmöglichkeiten darlegen. Es gibt da sehr viele unterschiedliche Ansätze zur Sanierung: Von Edelstahlblechen, die als nachträgliche horizontale Trennlage in Außenwände gesetzt werden, über die Injektion selbst aushärtender Chemikalien ins Mauerwerk, um auf diese Art und Weise eine nachträgliche Horizontalsperre zu erreichen, bis hin zu nachträglichen vertikalen Abdichtungsverfahren an den Kelleraußenwänden, wenn die Umstände das erfordern und die Wände zugänglich sind und auch freigelegt werden können.

Welche Maßnahme man ergreift, hängt aber entscheidend davon ab,

wie der Keller bzw. die unterschiedlichen Räume zukünftig genutzt werden soll(en),

wie das konkrete Schadensbild ist,

aus welchen Baustoffen der Keller besteht,

wie die Bodenverhältnisse des Grundstücks sind

und sogar wie die Lage des Grundstücks ist (ein Keller auf einem Hanggrundstück etwa benötigt möglicherweise zusätzliche Maßnahmen zur Ableitung großer Mengen von Oberflächen-Hangwasser).

Wenn Wände, die seit vielen Jahren durchfeuchtet sind, saniert werden sollen, müssen oft zunächst auch aufwendige Trocknungsmaßnahmen erfolgen, die Zeit benötigen. Es ist wichtig, mögliche Trocknungsvorgänge zeitlich einzuplanen – und nicht mit Dämmmaßnahmen zu beginnen, wenn die Bauteile, auf die die Dämmung aufgebracht werden soll, noch zu feucht sind und zudem nicht sichergestellt ist, dass die Bauteile auch langfristig trocken bleiben.

Handbuch Sanieren und Modernisieren

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