Читать книгу Der Jahrhundertroman - Peter Henisch - Страница 10

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Stimmt schon, vielleicht erinnerte Herr Roch Lisa ein wenig an ihren Großvater … Durch die Art, wie er gewisse Wörter aussprach … Das Wort Melange zum Beispiel … Oder das Wort Bagage … Aber darüber hinaus hielt sich die Ähnlichkeit in Grenzen.

Nach seinem Schlaganfall war seine rechte Seite, wie er es nannte, ein bisschen lädiert. Aber er war auf den Beinen, das war doch das Wichtigste. Und er war lang nicht so alt wie ihr Opa damals. Der hatte zuletzt behauptet, er sei bereits hundert.

Aber nein, Opa, sagte sie, du bist noch nicht hundert, du warst gerade erst neunzig.

Wie willst du das wissen? antwortete er. Man ist so alt, wie man sich fühlt. Wer bist du überhaupt? Warte! Du kommst mir bekannt vor … Du kommst mir bekannt vor, aber ich erinnere mich nicht an deinen Namen.

Ich bin Lisa, sagte sie. Lisa, deine Enkelin. Lisa, dein Enkelkind.

Du lügst, sagte er. Du bist kein Kind, du bist eine Frau … Sie sind eine fremde Frau (da war er auf einmal per Sie mit ihr) … Ich kenne Sie nicht. Wer hat Sie überhaupt hereingelassen?

Er verkniff die Augen. Sind Sie die neue Pflegerin?

Nein, Opa, sagte sie, es gibt keine neue Pflegerin.

Und wo ist Zdenka? fragte er.

Zdenka hat sich ein bisschen hingelegt. Oben, im kleinen Zimmer, hat sie sich hingelegt, in dem Papa für sein Examen gelernt hat.

Welcher Papa? fragte er.

Na, mein Vater, Dein Sohn!

Ich habe einen Sohn? fragte er.

Klar, Opa, du hast einen Sohn.

Das ist mir entgangen, sagte er, das muss ich meiner Frau sagen. Seien Sie so freundlich und rufen Sie meine Gattin!

ach Großvater lieber Großvater letzten Endes warst du schon nicht mehr ganz auf dem Laufenden

Zdenka lag oben im Zimmer in dem mein Vater für sein Examen gebüffelt hatte

ich saß neben dir und hielt deine überraschend leichte Hand

aber deine Frau meine Oma lag seit sieben Jahren draußen auf dem Friedhof

doch die Vögel zwitscherten trotzdem auf der Terrasse

fraßen das Körnerfutter pickten das Fett aus den Meisenringen

schau Opa sagte ich die vielen Vögel ach ja sagte er Amsel Drossel Fink & Star

ob ich den Frühling noch ertrage ob ich mir noch ein Jahr antun soll ich weiß nicht

Aber das hatte nichts damit zu tun. Das hatte nichts damit zu tun, dass sie sich schließlich doch auf den Job mit Rochs Roman einließ. Das hatte vor allem mit ihrer finanziellen Lage zu tun. Und die wurde damals, im Laufe des November, prekär.

So eine Scheiße, mailte sie Semira. Die Hoffnung auf die Studienbeihilfe kann ich begraben. Zuerst hat es wochenlang gedauert, bis die Kommission auf mein Ansuchen reagiert hat. Und jetzt wollen sie eine notariell beglaubigte Bestätigung, aus der hervorgeht, dass mich mein Vater nicht finanziell unterstützt.

Und mein Vater müsste das unterschreiben. Was für eine Idee! Natürlich wird er das nie machen. Er hat mir ja erst unlängst ein Kuvert mit zwei Fünfhundertern geschickt. Ich habe mir vorgenommen, sie nicht anzurühren, aber ich weiß nicht, wie lang ich das durchhalte.

Herr Roch jedoch bot ihr zwei Euro pro Seite. Okay, sagte sie. Ich könnte dieses Manuskript jetzt abtippen.

Das freut mich, sagte er. Das freut mich ganz außerordentlich. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen gleich morgen die erste Lieferung bringen.

Diese erste Lieferung sollte sie allerdings nicht im Café Klee entgegennehmen. Die Chefin musste nichts davon mitbekommen. Erneut hatte diese Roch mit Lokalverbot gedroht, wenn er ihre Kellnerin nicht in Ruhe lasse. Er war zwar nicht ganz sicher, wie ernst sie das meinte, aber vielleicht war es besser, sie nicht zu provozieren.

Lisa traf Roch also in einem etwa eine Viertelstunde vom Café entfernten Park. Als sie ein paar Minuten zu spät, kurz nach halb drei, dort hinkam, saß der Alte schon auf einer Bank. Das Wetter war in dieser Woche wieder besser geworden, die Sonne brachte die letzten Blätter, die noch an den Bäumen hingen, zum Leuchten. Für Mitte November war es ein erstaunlich milder Tag.

Neben Roch auf der Bank stand eine etwas abgeschabte Aktentasche. Darin war wahrscheinlich das angekündigte Manuskript. Als sich Lisa, ohne lang zu überlegen, so zu ihm setzte, dass die Tasche vorerst zwischen ihnen stand, stellte er sie von links nach rechts.

Dabei wirkte die Tasche bedenklich gewichtig.

Schön, dass Sie gekommen sind, sagte er, ich habe schon befürchtet, Sie haben es sich anders überlegt.

Er nahm ihre Hand und hielt sie für ein paar Augenblicke fest.

Entschuldigung, sagte er, als er merkte, dass ihr das nicht recht war. Ich bin nur so froh, dass Sie sich wirklich entschlossen haben …

Er beendete den Satz nicht. Ließ ihn gewissermaßen in der Luft hängen.

Vielleicht spürte er den leisen Zweifel, der sich inzwischen wieder in ihr rührte. Hatte sie sich wirklich entschlossen? Erwartete er, dass sie es noch einmal bestätigte, oder fürchtete er, dass sie wieder dementierte? Der halbe Satz hing in der Luft, zwischen ihm und ihr war für ein paar Sekunden eine etwas ratlose Stille.

Ein Engel geht durch den Raum, das heißt genau genommen durch den Park. Roch versuchte zu lächeln, als er das sagte. Nun kam sein Lächeln ja meistens ein bisschen schief. Aber vielleicht kam es ihr jetzt, da sie neben ihm saß, noch etwas schiefer vor als sonst.

Ich seh keinen Engel, sagte sie. Womöglich war das ein bisschen brutal. Doch sie hatte das Gefühl, eine gewisse Nüchternheit könnte in dieser Situation nicht schaden.

Gewiss, sagte Roch. Sie haben natürlich recht. Von Engeln sollte man nicht so leichtfertig reden.

Okay, sagte sie, dann geben Sie mir das Manuskript. Sie war jetzt für eine möglichst rasche Abwicklung der Übergabe.

Natürlich, sagte Roch. Ich will Sie nicht länger aufhalten. Wer weiß, was Sie heute Abend noch Schönes vorhaben.

Er beugte sich über seine Aktentasche und zog eine große, schwarze Mappe heraus. Zwei darübergespannte Gummibänder sollten offenbar verhindern, dass die darin enthaltenen Seiten herausrutschten. Wie viele Seiten es waren, ließ sich auf den ersten Blick nicht abschätzen. Aber für eine erste Lieferung waren es viele.

Es war jedenfalls nicht leicht, diese Mappe in ihrem Stadtrucksack unterzubringen. Sie brachte da alles Mögliche unter, Sachen für die Uni, Kosmetiktäschchen, das Buch, das sie gerade las. Und den Laptop natürlich. Alles kein Problem. Doch diese Mappe war sperrig, der Zipp ließ sich kaum schließen.

Roch war ihr noch behilflich, sich den Rucksack wieder umzuhängen. Und dann stand sie da, mit dieser Last auf dem Rücken, die er ihr somit aufgeladen hatte. Irgendwie wehrlos, die Bewegungsfreiheit ihrer Arme eingeschränkt durch die Träger des Rucksacks, die sich ungewohnt eng anfühlten. Und genau in diesem Augenblick steckte ihr Roch noch einen Hundert-Euro-Schein in die Manteltasche.

Als Vorschuss, sagte er. Für die ersten fünfzig Seiten.

Aber …, sagte sie.

Lassen Sie nur, sagte er. Es ist mir eine Freude.

Na bitte, dachte sie, wenn es ihm eine Freude ist … Dann wollte sie ihm diese Freude nicht verderben.

Und dann ist sie schon auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle, die letzten paar Meter läuft sie sogar, damit ihr die Straßenbahn, die gerade hält, nicht davonfährt. Und die Mappe im Rucksack ist beim Laufen hinderlich, aber sie schafft es. Im Wagen ist es sehr voll, sodass Berührungen mit anderen Menschen unvermeidlich sind. Und da erschrickt sie, weil sie plötzlich den Eindruck hat, dass jemand den Zipp ihres Rucksacks zu öffnen versucht.

Sie glaubt, die Berührung gespürt zu haben, aber vielleicht hat sie sich das nur eingebildet. Jedenfalls ist der Zipp, als sie ihn kontrolliert, ganz ordentlich geschlossen.

Und selbst wenn wirklich ein Taschendieb sein Glück versucht hätte – für die sperrige, schwarze Mappe mit dem Manuskript hätte er sich wohl kaum interessiert.

Die erste Lieferung zum Jahrhundertroman. Passen Sie gut darauf auf, hat Roch gesagt, es ist das Original. Zwar habe er versucht, es fotokopieren zu lassen, aber die Fotokopien, die man ihm im Copyshop angefertigt hat, erschienen ihm zu blass. Und sie solle den Text ja möglichst gut lesen können.

Und dann, stell dir vor, Semira: Dann sitz ich an meinem Schreibtisch in meinem WG-Zimmer. Über dem Manuskript, das mir dieser Roch am Nachmittag anvertraut (so seine Worte) oder aufgebürdet hat (so mein vielleicht doch nicht ganz falscher Eindruck). Aber nun, nachdem ich die Einladung, mich doch zu den anderen zu setzen, wieder einmal ausgeschlagen hab (sie sitzen draußen im Gemeinschaftsraum, öffnen eine Flasche Bier nach der anderen und reden über irgendetwas, das sie offenbar urlustig finden, denn sie lachen viel), nachdem ich also die Einladung, mich am Gemeinschaftsleben zu beteiligen, wieder einmal ausgeschlagen hab … sitz ich da über diesem Konvolut, auf das ich inzwischen doch auch etwas neugierig bin, und – kann kein Wort lesen.

Und da muss ich mir eine Zigarette anzünden, obwohl ich mir vorgenommen hab, mir das Rauchen abzugewöhnen. Ich versuch, Seite für Seite zu lesen, denn vielleicht, denk ich, wird die Schrift ja nach und nach leserlicher. Oder meine Augen werden sich daran gewöhnen. Ich gebe mir wirklich Mühe, aber es nützt nichts.

Und ich rauch mir eine zweite Zigarette an und dann noch eine. Und frag mich, in welcher Schrift dieser Herr Roch überhaupt schreibt – möglicherweise handelt es sich um einen Mix aus Latein und Kurrent (eine Schrift, die ich ja eigentlich nur vom Hörensagen kenne). Ich rauch weiter und dann muss ich den Aschenbecher ausleeren, in dem schon erstaunlich viele Kippen sind. Mit der Schrift, die ich in der Schule gelernt hab, sind die Zeichen, die ich da zu entziffern versuche, jedenfalls nur sehr entfernt verwandt.

Dazu kommt, dass die Zeilen, die der Verfasser schreibt, manchmal völlig entgleisen.

Rein grafisch betrachtet sieht das recht interessant aus. Auch aus psychologischer Sicht kann man das Schriftbild wahrscheinlich interessant finden. Aber fortlaufend lesen und somit abtippen kann man das nicht.

Oder jedenfalls kann ich das nicht. Beim besten Willen nicht, da besteht keine Chance. Zu diesem Ergebnis bin ich etwa um Mitternacht gelangt. Bis dahin hat sich der Aschenbecher zum zweiten Mal gefüllt und ich hab keine Zigaretten mehr.

Und dann kommt Ronnie herein. Natürlich wieder einmal, ohne anzuklopfen.

Ich hab gesehen, dass bei dir noch Licht brennt, sagt er, was treibst du?

Mein erster Impuls ist, ihn gleich wieder aus meinem Zimmer hinauszuwerfen, das er gefälligst als meinen Privatbereich respektieren soll. Doch ich beherrsch mich und werf ihn nicht hinaus.

Hast du eine Zigarette für mich? frage ich.

Ja, sagt er, aber nur von den roten Gauloises.

Ich rauche für gewöhnlich die leichteren, gelben, aber das ist mir jetzt egal.

Schau einmal, sage ich. Kannst du irgendwas von diesem Text lesen?

Das ist ja ein Ding, sagt er. So etwas gibts ja eigentlich gar nicht!

Und dann? Ja, und dann bin ich halt wieder rückfällig geworden. Nicht nur nikotinmäßig. Es hat sich so ergeben. Zuerst sind wir noch ganz ernsthaft über dem Manuskript gesessen und haben versucht, vielleicht doch noch den einen oder anderen Absatz zu entziffern. Aber als auch die Zigaretten ausgegangen waren, die Ronnie in der Jackentasche gehabt hat, da hat er noch eine Packung aus seinem Zimmer geholt und dazu ein Fläschchen mit einem Rest Schnaps mitgebracht, der von irgendeiner Party übriggeblieben ist, und dann haben wir das Manuskript und die Tatsache, dass wir auch zu zweit nicht schlau daraus geworden sind, immer komischer gefunden und haben fast nur mehr gelacht.

Und dann sind wir eben auf einmal im Bett gelegen. Und das war wieder einmal nicht ganz das, was ich dumme Gans mir immer wieder einbilde, dass es sein sollte. Am Anfang – na ja, da hab ich mir gesagt, okay, warum nicht, ich bin zwar ein bisschen beschwipst, aber das hilft vielleicht. Aber im Endeffekt war es erst recht ernüchternd.

Bin dann kurz eingeschlafen, aber bald wieder aufgewacht. Und da ist Ronnie immer noch neben mir gelegen und hat unverschämt viel Platz eingenommen. Und ich hab mir gedacht, wie kommt er dazu und wie komm ich dazu und was war das jetzt? Und dann hab ich nicht mehr einschlafen können, nicht nur, weil Ronnie zu allem Überfluss geschnarcht hat, sondern auch, weil ich wieder an Roch hab denken müssen und mich ständig aufs Neue gefragt hab, was ich ihm antworten soll, wenn er mich morgen Vormittag im Café auf sein Manuskript anspricht, denn das wird er sicher tun.

Das ist die Lage, Semira. Eindeutig eine Schräglage, nicht wahr? Und ich weiß noch nicht recht, wie ich wieder ins Lot komm. Was hältst denn du davon? Hast du vielleicht einen guten Rat für mich? Ich halte dich auf dem Laufenden. Ciao, du Liebe.

Am Morgen rief Lisa dann die Chefin an. Heiser vom ungewohnt vielen Rauchen und Trinken. Tut mir leid, sagte sie, aber ich kann heute nicht kommen, ich bin schwer verkühlt. Nehmen Sie Aspirin C, trinken Sie warmen Tee und bleiben Sie im Bett, sagte Frau Resch.

Das tat Lisa nicht. In ihrem Bett lag ja immer noch Ronnie.

Steh gefälligst auf, sagte sie und zog ihm die Decke weg, ich will lüften.

Was dir nicht einfällt! Lüften! In aller Herrgottsfrühe! – Er schlüpfte in seine Jeans. Und was hast du danach vor?

Weiß noch nicht, sagte Lisa.

Was hältst du von einem gemeinsamen Frühstück?

Mit nacktem, sehr weißem Oberkörper stand er am Fenster. Hielt sich erstaunlicherweise für sehenswert. Erst gehen wir frühstücken und danach machen wir einen kleinen Spaziergang.

Aber ich hab mich doch eben erst krank gemeldet.

Ich bitte dich. Deswegen wirst du dir doch keinen Hausarrest antun!

Und er hatte ja recht. Frau Resch, die, gerade weil ihr heute keine Aushilfe zur Verfügung stand, kaum aus dem Café wegkonnte, würden sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht treffen. Und ihre Stammgäste, meist alte Leute, kamen wahrscheinlich selten aus ihrem Bezirk heraus.

Roch allerdings … Roch würde Frau Resch sicher fragen, wo Lisa bleibe. Wahrscheinlich würde die Chefin ihm unwillig antworten. Aber soviel würde er mitbekommen, dass sie heute nicht mehr im Café auftauchen würde. Und dann? Ja eben. Was würde Roch mit diesem Tag anfangen?

Das kam ihr in den Sinn, als sie im Espresso auf dem Servitenplatz saßen. Und ging ihr noch immer durch den Kopf, als sie bei der U-Bahn-Station Friedensbrücke die Stufen zur Donaukanallände hinuntergestiegen waren. Die Summerstage war so gut wie eingewintert, die Sessel und Tische, die während der wärmeren Jahreszeit am Ufer standen, waren in irgendwelchen Depots verschwunden. Aber es schien nach wie vor ein bisschen Sonne und die Wasseroberfläche glitzerte.

Und dann erschrak sie, als ihnen unter einer der nächsten Brücken ein Mann entgegenkam, der sie aus der Entfernung an Roch erinnerte. Vielleicht lag das ja nur daran, dass er ein wenig hinkte, denn als er näherkam, sah er ganz anders aus als Roch. Im ersten Moment aber war sie fast überzeugt gewesen, dass er es war. Und hätte, in der Hoffnung, dass er sie mit seinen schlechten Augen noch nicht erkannt hatte, am liebsten rasch umgedreht.

Das ist doch absurd, sagte Ronnie, warum hast du diesem Typen gegenüber ein schlechtes Gewissen?

Ich hab gar kein schlechtes Gewissen, behauptete sie. Es ist einfach so … Er erwartet, ja, er erhofft sich etwas von mir … Und es ist mir unangenehm, ihn enttäuschen zu müssen.

Nenn es, wie du willst, beharrte Ronnie. Ich finde, du solltest es jedenfalls nicht übertreiben. Dein Mitleid mit diesem alten Sack könnte sich durchaus in Grenzen halten. Vielleicht ist er ja bloß ein bisschen verrückt, aber vielleicht ist er ein richtiger Psychopath.

Sie gingen an der Uferböschung entlang. Ronnie kickte eine leere Coladose ins Wasser.

Ein paar Enten flogen auf und landeten wieder.

Roch! sagte er. Was ist denn das überhaupt für ein Name? Ist das nicht irgendso ein Horrorvogel?

Jetzt hör aber auf! sagte sie.

Doch, doch, sagte er, das ist irgend so ein Monster! Wandte sich von ihr ab und blickte hinüber ans andere Ufer.

Die Graffiti dort drüben: hässliche Fratzen.

Wenn du mir nicht glaubst, sagte er, schau ins Internet.

Und da fand sie dann wirklich einiges: Der Vogel Roch, auch Roc, Rokh, Ruch oder Rock (von arabisch ar-Ruchch. Wortursprung aus dem Persischen). Ein Fabelwesen aus den Erzählungen von Tausendundeiner Nacht.

Wird aber auch in den Beschreibungen von Marco Polo und anderen Reisenden und Händlern erwähnt. Angeblich über dem Indischen Ozean gesichtet. Ein Vogel von unwahrscheinlicher (legendärer) Größe. Nach der kryptozoologischen Haupttheorie basiert die Legende vom Vogel Roch im Wesentlichen auf dem mittlerweile ausgestorbenen Elefantenvogel (Aepyornis maximus) aus Madagaskar.

Neben dem Wikipedia-Artikel war auch ein Bild zu sehen. Der Vogel Roch, stand darunter, zerstört Sindbads Schiff. Ach ja, Sindbad! Sie erinnerte sich. Als sie noch klein war, hatte ihr der Vater eine CD mit Sindbads Reisen geschenkt. Aber als sie aus der alten Wohnung in der Landstraße hinaus in das neue Haus am Pöstlingberg gezogen waren, war sie immerhin schon zehn, also ein großes Mädchen, und der Karton mit den Kinderbüchern und den Märchen-CDs war entsorgt worden.

Der Jahrhundertroman

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