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Teil 2: Panpsychismus

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Der Panpsychismus hat eine lange Geschichte. Manche Anthropologen entdecken panpsychische Ideen in animistischen und schamanischen Systemen. Verschiedene Arten von panpsychischen Ideen lassen sich in den Arbeiten vieler Philosophen entdecken: angefangen bei Thales im antiken Griechenland, Cardano und Giordano Bruno in der Renaissance, bis später in den Arbeiten von Spinoza, Leibniz und Schopenhauer und schließlich in den jüngeren Arbeiten von Whitebread1 und Chalmers2.

Panpsychismus löst das Körper-Geist-Problem auf einen Streich. Wenn Materie ganz natürlich Geist mit einschließt, dann sollte die Gegenwart von Geist im Universum weder überraschen noch ein metaphysisches Paradoxon erschaffen, denn Geist tritt überall auf. Panpsychisten weisen den offensichtlichen Mangel von mentalen Aktivitäten bei Teetassen, Tischen und Stühlen auf der Basis zurück, dass diese entweder so langsam stattfinden, dass wir sie nicht wahrnehmen können, oder dass solche Phänomene ausschließlich auf die mehr oder weniger inkohärente Ansammlung ihrer konstituierenden Teile beschränkt bleibt und deshalb nicht sehr viel mehr mentale Aktivität zeigt, als diese konstituierenden Teile demonstrieren.

Die Allgegenwart des Geistes, die von diesen Philosophen vorgeschlagen wurde, fand allerdings nicht den Gefallen von christlichen Theologen, die eine strikte Trennung von Materie und Geist aufrecht erhalten wollten; und das Interesse an dieser Idee ging von ihrem Höhepunkt im 19. Jahrhundert zugunsten eines mechanistischen Emergentismus zurück, der durch den Erfolg von Darwins Evolutionstheorie angefeuert wurde.

Dann jedoch kam die Quantenphysik daher, und nach einer Weile wurde es offensichtlich, dass das Verhalten der elementaren Bausteine von Materie und Energie, aus einer bestimmten Perspektive betrachtet, durchaus geistbedingtes Verhalten zeigt.

Die Quantenphysik hat den Ruf, experimentelle Resultate zu erzeugen, die gegen die Intuition laufen. Das erlaubt ein weites Spektrum von Interpretationen auf die Frage, was für eine Art von Realität ihr zugrunde liegt. Eine dieser Interpretation besagt, dass überhaupt keine zugrunde liegende Realität existiert. Dies scheint weniger schockierend, wenn wir bedenken, dass die Arbeit mit Quanten bedeutet, dass wir die Natur nicht immer weiter unterteilen können. An irgendeinem Punkt stoßen wir auf die kleinst-möglichen Teile der Realität, und wenn dem so ist, dann liegt diesen nichts Einfacheres oder Elementareres mehr zugrunde; die Kette aus Ursache und Wirkung endet dort.

In der Praxis scheint es, als würde das Universum auf der Grundlage einer sehr spärlichen Anzahl von Quantenarten funktionieren. Atome verfügen nur über Elektronen, die um zwei Arten von Quarks kreisen, welche die Protonen und Neutronen in ihrem Kern ausmachen.

Es gibt auch Photonen, die für Licht und die meisten anderen Strahlen und Strahlungen verantwortlich sind. Zwei schwerere Versionen von Elektronen und zwei Arten von Quarks erscheinen manchmal, aber sie spielen in den Aktivitäten des Universums nur eine sehr kleine Rolle. Ein paar andere Energie austauschende Teilchen scheinen die atomaren Prozesse am Laufen zu halten, und das Universum wimmelt nur so von sehr kleinen Neutrinos, die nicht allzu viel zu tun scheinen, außer dass sie dabei helfen, erschöpfte Sterne zum Explodieren zu bringen. Das Verhalten dieser kleinen Anzahl an Quantenarten führt zu all den wunderbar komplexen und bemerkenswerten Phänomenen, die wir im Universum beobachten.

Quanten-Panpsychismus hängt von der Idee ab, dass die Grundquanten von Materie und Energie ein Verhalten zeigen, das den Aktivitäten von Geist ähnlich ist. Beide – Geist und Quanten – zeigen eine Mischung aus offensichtlich beiläufigem und zufälligem Verhalten.

Wenn wir vom „freien Willen“ annehmen, dass er als eine der definierenden Qualitäten oder vielleicht sogar als DIE definierende Qualität von Geist anzusehen ist, dann können wir ihn weder in Begriffen von rein deterministischem noch durch bloß zufälligem Verhalten erklären und wir scheinen ein Paradoxon vor uns zu haben. Wenige Menschen mögen die Idee, dass ihr Verhalten immer als eine komplett automatische Reaktion auf die Umstände entsteht. Und wenige Menschen mögen die Idee, dass ihr Verhalten immer rein zufällig erzeugt wird.

Wenn wir uns den Denkprozess genauer anschauen, dann scheint es, dass wir den freien Willen mit ziemlicher Befriedigung aus einer Mischung von deterministischen und zufälligen geistigen Prozessen hervorzaubern.

Wenn ich mich zwischen Alternativen nicht entscheiden kann, weil beide gleich logisch oder emotional verlockend erscheinen, dann ende ich bei einer zufälligen Wahl oder bei einer bloßen Laune. Wenn sich in einer Situation keine Alternative von selbst ergibt, dann erlaube ich Ideen aufzusteigen und ich kombiniere sie zufällig, bis ich etwas finde, dass logisch oder emotional einen Sinn ergibt.

In der Praxis verwende ich tatsächlich eine komplexe und aus unterschiedlichen Schichten bestehende Verfahrensweise, um zu Entscheidungen zu gelangen. Der freie Wille wäre von keinem Nutzen, wenn er die absolute Freiheit von allen früheren Bedingungen und den Anforderungen der gegenwärtigen Umstände bedeuten würde.

Und so erreiche ich Entscheidungen, indem ich eine Mischung aus deterministischen und zufälligen Prozessen verwende, die innerhalb von Grenzen liegen, die aber weder Außenstehende noch ich selbst im Vorhinein hätten prognostizieren können. Ich sehe das so, dass das, was wir den freien Willen nennen, genau aus dieser Art von Aktivität besteht.

Wenn jemand behauptet, dass er einen freien Willen habe, dann frage ich ihn, „von was genau frei?“.

Es wäre für uns ziemlich einfach, Information verarbeitende Maschinen zu bauen, die jeden beliebigen Grad von freiem Willen haben, indem wir die oben genannten Prinzipien anwenden. Normalerweise ziehen wir es jedoch vor, Maschinen zusammen zu bauen, die genau das tun, was wir von ihnen wollen. Wenn sie unerwartet handeln, dann tendieren wir dazu, uns über sie zu ärgern.

Kapitel 5 präsentiert Beweise für die nicht weiter reduzierbare „Zufälligkeit innerhalb von Grenzen“ im Verhalten von Quanten, die der Realität zu Grunde liegen. An dieser Stelle nehmen wir sie als gegeben hin.

Auch wenn Quanten über eine einfache Form von freiem Willen verfügen, weil sie sich innerhalb von Grenzen zufällig verhalten können, verhalten sich die meisten Formen von größeren Materieansammlungen ziemlich deterministisch, und wir können deren Verhalten mit der Annäherung an das Prinzip von „Ursache und Wirkung“ beschreiben. Dieses Verhalten entsteht durch das Gesetz der großen Zahlen. Werfe einen Würfel und jede der sechs Zahlen mag als Ergebnis herauskommen. Werfe jedoch sechs Millionen davon, und du wirst ziemlich exakt auf jede der sechs Zahlen eine Million mal kommen. Die Gesamtsumme aller gewürfelten Zahlen ergibt so fast immer ziemlich genau den Wert von dreieinhalb Millionen. Je mehr Würfel man verwendet, desto kleiner ist die Abweichung vom Verhältnis 1:6, dass eine vorher bestimmte Zahl gewürfelt werden kann.

Das zufällige Quantenverhalten kann so zu offensichtlich kausalem makroskopischen Verhalten führen.

Große Quantenmengen – so wie etwa einige Milliarden Bälle – verhalten sich deshalb für kurze Zeitperioden vorhersagbar und offensichtlich deterministisch.

Wenn sich jedoch große Mengen von Materie auf eine Weise verhalten, dass einige der Quantenkomponenten das Verhalten des Ganzen beeinflussen können, dann beginnt das Ganze mit freiem Willen zu agieren. Das Wetter verhält sich so und ebenso das Gehirn. Sogar eine Billardkugel, die nur über einen geringen Grad an Geist verfügt, zeigt bisweilen nicht-kausales Verhalten. Die endgültige Position einer Billardkugel wird zunehmend weniger vorhersagbar, je häufiger sie aufeinander folgende Kollisionen durchläuft. Wenn sie mit genug Schwung freigesetzt wird, um mehr als siebenmal gegen die Bande auf dem Billardtisch zu stoßen, dann ist die endgültige Position so lange unbestimmt, bis sie sie erreicht hat. Wir können also die Grenzen dieser Unbestimmbarkeit berechnen, und sie ist grob gleich mit der Fläche des gesamten Tischbereichs, so dass der Ball überall dort enden könnte.

Einige Philosophen betrachten Panpsychismus, das Paradigma von der Allgegenwärtigkeit des Geistes, als weder beweisbar noch falsifizierbar. Als Folge davon wäre es von keinerlei Wert oder würde Konsequenzen nach sich ziehen, allenfalls würde dieses Paradigma sich für ein mystisches Glaubenssystem eignen.

Quanten zeigen jedoch eine Anzahl von Verhaltensweisen, die nicht immer auf der makroskopischen Skala von Tischen und Stühlen und Steinen offensichtlich werden; und diese Verhaltensweisen scheinen sehr viel mehr geistbedingt als materiebedingt, wie wir es von unserer Makro-Ebene her gewöhnt sind. Insbesondere wenn Quanten unter bestimmten Umständen sich zu „erinnern“ scheinen, was mit ihnen passiert ist, und auch wenn sie miteinander offensichtlich kommunizieren, ohne dass ein erkennbarer materieller Kontakt besteht. (Kapitel 5 behandelt diese Phänomene der Quanten-Seltsamkeit im Detail.)

Solche Quantenaktivitäten könnten erklären, wie das offensichtlich „materielle“ Gehirn offensichtlich „mentale“ Aktivitäten durchführt und wie manchmal parapsychologische Ereignisse stattfinden.

Die panpsychische Quantenlehre kann uns vielleicht eine vernünftige Erklärung liefern, wie Magie stattfindet, und für uns auch einige Ideen beisteuern, wie man ihre Effektivität in der Praxis verbessern kann.

Das Apophenion

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