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Kapitel 3

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Eine müde Sonne quälte sich über die Berge von Jericho. Das Gesicht von Herodes konnte sie nicht erwärmen. Finster blickte er in das milde Morgenlicht. Die Nacht hatte kaum Schlaf gebracht. Eine Tür in seinem Innern war aufgegangen, eine Tür, von der geglaubt hatte, dass es sie nicht mehr gäbe. Die Königswürde hatte seine Seele in eine Straßen mit festen Mauern rechts und links verwandelt.

Jetzt war sie auf, die Tür und etwas war hinaus gekommen und griff nach ihm, dem König. Etwas Altes, etwas sehr Altes, etwas ohne Gesicht, ohne Hände. Es griff nicht nach ihm, es kam über ihn wie ein Nebel. Und er kam von hinten. Wie oft hatte er diesen Nebel schon beiseite gekämpft, wie oft der Sonne zum Durchbruch verholfen. Vergebens. Er fühlte sich schwer und kraftlos und allein, sehr allein. Schnell stand er auf und rief nach den Dienern. Sie sollten die Hohepriester bringen und zwar schnell.

„Wo ist diese Missgeburt?“

Herodes war außer sich. Wie ein eingesperrter Panther lief er im Thronsaal auf und ab.

„Ein Kind ein Heiliger! – Wo kommen wir dahin. Heiligkeit, Ruhm, Ehre, das alles hat man sich zu erarbeiten. Ein Kind, ein goldenes, die Welt, die uns geschaffen hat. Ha! Meine Kinder sind die Frucht meines Leibes. Sie gehören mir. Ich kann mit ihnen verfügen, wie es mir beliebt. Wenn ich will, kann ich sie lieben. Aber ich kann sie auch weggeben. Ich brauche sowieso nur einen Nachfolger. Versteht ihr! Ich kann sie auch töten, meine Kinder. Das ist die Sitte bei allen Völkern. Kinder sind privat, mein Eigentum, niemand hat mir dareinzureden.

Wenn ich diese Reden höre, der Widerschein des Himmels! Der Himmel ist weit weg. Kinder sind irdisch, sie sind aus Fleisch und Blut, aus meinem Blut. Niemand raubt sie mir, so wie mir niemand die Königswürde raubt.“

Betreten blickten die Berater zu Boden. Nicht noch den Zorn des Despoten reizen.

„Was nun?“, forderte Herodes herrisch. „Was ist nun mit diesem Kind? Gibt es Prophezeihungen?“

„Ja, erhabene Hoheit, Jupiter und Saturn sind verschmolzen und haben die Zeit des Wandels angekündigt.“

„Wandel, ja sicher gibt es Wandel. Ich bringe dieser Provinz den Wandel. Ich bin der Wandel. Was ist mit diesem Kind?“

„Ja, es heißt in den alten Schriften, dass ein Stern über dem Hause Jakobs aufgehen wird...“

„Ein Stern aufgehen? Verschmelzen ist nicht aufgehen!“

„Jupiter ist der Stern der Könige und Saturn ist der Stern des Volkes Israel. Wenn die beiden verschmelzen, ist das das Zeichen, dass ein Kind geboren wird, dem der Thron gegeben wird und dass es auf ewig herrschen wird.“

„Ein Kind kann kein König sein“, warf Herodes trotzig ein.

„Die Menschen werden sich um einen neuen König scharen, heißt es.“

„Aber der neue König, der bin doch ich! Die Menschen werden sich um mich scharen. Sie werden mich lieben, sie werden es lernen. – Das Kind, das Kind?“

„Es gibt Gerüchte im Volk, dass jetzt ein besonderer Knabe geboren wurde. Ein paar Hirten haben davon angefangen. Als die Astrologen das Kind besucht haben, glaubten immer mehr Menschen daran.“

„Ist das alles?“

„Ich fürchte nein, Erhabener. Als der Junge Abraham geweiht und ein Opfer gebracht wurde, hielten sich zwei Alte im Tempel auf, ein Mann und eine Frau. Als die Eltern herein kamen, sprang der Alte direkt darauf zu, dankte YHWH und sagte etwas wie, seine Augen hätten das Heil gesehen, das Licht der Welt. Dann kam noch die Alte dazu, sie zählt schon über achtzig Jahre. Sie pries YHWH und meinte, das Kind bringe die Erlösung, auf die alle warten.“

„Also doch!“ Herodes ließ sich erschöpft auf den hölzernen Thron mit den Fellen fallen.

„Wir müssen dem Einhalt gebieten“, sprach er leise, „die Erlösung bin doch ich! Wenn die anderen das Kind so ansehen, wird es sich selbst für etwas Besseres halten. Die Menschen werden ihm nachlaufen, wie Schafe dem Leithammel. Nicht auszudenken, wenn er beginnt zu predigen und Forderungen zu stellen und einen Großteil des Volkes hinter sich bringt. Es sind schwierige Zeiten, viele wollen den Wandel nicht. Wie Schnecken, die ihr Haus mit sich herum schleppen, halten sie am Alten fest. Einhalt, sage ich. Wo?“

Niemand antwortete. Er hatte geflüstert, sie hatten ihn nicht gehört.

Herodes sprang auf, er schrie, rot im Gesicht: „Wo? Hört ihr mich nicht? Verdammte dieser Erde. Wo steckt dieser Balg? Diese Astrologen haben es mir nicht gesagt. Ich hätte sie foltern lassen sollen, aber das hätte Ärger mit Rom gegeben. Also wo?“

Eine fürchterliche Stille wurde unterbrochen durch ein Räuspern:

„Bet Lehem.“

„Bet Lehem? Wo liegt dieses Kaff?“

„Bei Zippori.“

„Wachen!“

Yeshu und seine Geschichte

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