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ОглавлениеLüge Nr. 1
Die Lüge vom arbeitenden Geld
Beginnen wir mit einer einfachen Lüge, vielleicht nicht der wichtigsten, doch einer Lüge, die zeigt, wie schnell man zu vollkommen falschen Schlußfolgerungen kommt, wenn man nicht genügend nachdenkt oder Fragen stellt.
Die Lüge vom arbeitenden Geld
Versuchen Sie einmal, folgende Frage zu beantworten:
Auf der Bank zahlen Sie 100 Euro auf Ihr Sparbuch ein, wo diese pro Jahr mit 2 % verzinst werden. Die Bank wiederum verleiht diese 100 Euro an einen anderen Kunden zu einem Zinssatz von 5 %. Nach Ablauf eines Jahres erhält die Bank 5 Euro Zinsen von diesem Kunden, gibt Ihnen davon 2 Euro und behält 3 Euro für sich. Die (nicht an Sie weitergegebenen) Kosten für diese Transaktionen belaufen sich auf 1 Euro.
Sie haben mit Ihrem Geld also 2 % verdient.
Frage: Welche Rendite hat die Bank mit dem Geld erwirtschaftet?
Sie werden jetzt vielleicht sagen: 3 %, denn das klingt ja auch ganz logisch. Dies wäre jedoch die falsche Antwort. Die richtige Rechnung sieht folgendermaßen aus:
Das heißt, mit einem Einsatz von 1 € erwirtschaftet die Bank 2 € = 200 %. Das ist natürlich ganz erheblich mehr als 3 %! Manche finden es vielleicht skandalös, daß die Bank 200 % verdient, Sie als Kunde aber nur 2 %. Sie können es jedoch drehen und wenden, wie Sie wollen, der Mathematik entkommen Sie nicht …
Anmerkung: Der Umfang der Gewinne und Renditen einer Bank bzw. sämtlicher Banken ganz allgemein ist aus folgenden Gründen undurchsichtig:
1 Die Fachleute sind sich selbst nicht einig, ob eine Bank Spareinlagen wirklich wie oben beschrieben verleiht, oder ob sie nicht vielmehr Geld verleiht, das sie quasi aus dem Nichts erschaffen hat – im letzteren Fall sind die Renditen sogar noch höher. Wenn die Kosten für das Schöpfen und Verleihen von Geld gegen Null tendieren, sind die Kapitalerträge, rein rechnerisch, fast unendlich groß.
2 Geschäftsberichte und Bilanzen einer Bank weisen Erträge aus verschiedenen Arten von Bankgebühren auf wie auch Zinserträge, von denen die zu zahlenden Zinsen für Darlehen und Spareinlagen abzuziehen sind. In diesen Berichten steht jedoch nichts über Gewinne und Verluste der Bank aus Spekulationsgeschäften, denn diese erscheinen in den Bilanzen gar nicht. Dabei kann es sich um ganz erhebliche Summen handeln, welche die finanzielle Lage der Bank wesentlich stärker beeinflussen als Erträge aus anderen Geschäften. Diese nicht über die Bücher gehenden Transaktionen verschaffen der Bank eine beträchtliche Flexibilität, wenn es darum geht, Geschäftsberichte und -abschlüsse auf das gewünschte wirtschaftliche und politische Erscheinungsbild hin zu bearbeiten.
Wir werden uns hier nicht weiter mit dieser komplexen Materie befassen, und ich möchte damit auch nicht sagen, daß die Banken unverschämt hohe Profite erwirtschaften. Es geht nur darum, daß die weitverbreitete Annahme, der Umfang von Bankprofiten lasse sich grob dadurch abschätzen, daß man die Sparzinsen von den Kreditzinsen abziehe, ein schwerwiegender Irrtum ist.