Читать книгу Essays - Aus Inspiration & Transpiration - Peter Lemar - Страница 26
ОглавлениеSizilien
Fliege über München und Rom nach Palermo. Komme abends im Plaza Opera Hotel an.
Am nächsten Tag Fahrt nach Cevalu. Trinke auf dem kleinen Marktplatz vorm Dom ein Fläschchen Wein. Die Zeit vergeht hier schneller und leichter. Das Wetter ist ideal, nicht zu warm und nicht zu kalt. Am Nachmittag besuchen wir einen gemeinnützigen Verein, der sich um die Armen kümmert. Öffentliche Gelder bekommt er nicht, weil Palermo pleite ist. Dafür gibt die Mafia was dazu, weil sie aus den ärmsten Schichten ihre Mitglieder rekrutiert. Mehrere Richter sind in den letzten 20 Jahren erschossen worden. Zuletzt Falcone, der 1997 auf der Fahrt vom Flughafen durch eine Autobombe getötet wurde. 1993 starb Pater Puglisi an seinem 56. Geburtstag durch Schüsse aus nächster Nähe. Der Schütze hatte ihn zuvor angesprochen und gesagt, das sei ein Überfall, worauf der Pater gelächelt und gesagt haben soll, das habe er erwartet. Überliefert ist das nur, weil sich der Schütze im Nachhinein beeindruckt zeigte, nicht etwa, weil Passanten oder Anwohner etwas gehört oder gesehen hätten (wenn so was passiert, wird weggesehen oder es werden Fenster verschlossen, weil jeder weiß, was mit denen passiert, die etwas gehört oder gesehen haben).
Sind 18 Uhr zurück im Hotel. Zwischen 21 und 22 Uhr geh ich noch in die Stadt was essen. Entdecke vor McDonald’s ein reges Treiben. Die jungen Leute stehen in Schlangen an den Kassen bis raus auf den Markt. Ich denke, das kann nicht wahr sein. Die Italiener, die immer auf ihre arteigene Kultur stolz waren, die Pizzabäcker, stehen Schlange bei McDonald’s! Auf dem Rückweg läuft mir vorm Beneton-Laden eine mausgroße Schabe übern Weg.
Am darauffolgenden Tag fahren wir mit Claudia, der örtlichen Reiseführerin, nach Monreale. Die Dame ist mindestens genauso sehenswert wie der Dom. Es ist der Dom mit der größten Mosaikfläche der Welt. Gebaut von den Arabern in nur drei Jahren (1179-81). An den Wänden ist die Bibelgeschichte in Form von großen Mosaikbildern dargestellt. Claudia erzählt, die Zahl 42 hätte bei den Arabern eine große Rolle gespielt. Was ja auch die Zahl der Astrophysiker ist und, soweit ich weiß, auch die Zahl, die Douglas Adams in Per Anhalter durch die Galaxis erwähnt.
Danach Ausflug zum griechischen Theater von Syrakus (12.000 Plätze), zum römischen Amphietheater (20.000 Plätze) und zum Steinbruch (genannt Ohr des Dionysos, des Tyrannen und Stadthalters von Syrakus, der in Schillers Die Kraniche des Ibykus vorkommt, und der im 5. Jahrhundert vor Christus sogar Platon gefangen nahm, der jedoch freigekauft werden konnte).
Dann geht ’s weiter zur Kathedrale, ein umgebauter Athenatempel, mit dem gesamten Vorplatz das reinste Barock, und zum Hafen. Machen eine Hafenrundfahrt an dem burgähnlichen Gebäude vorbei, wo Archimedes 212 v. u. Z. getötet wurde.
Störe meine Kreise nicht!, soll er dem Römer zugerufen haben, der ihn gefragt hatte, ob er Archimedes sei. Daraufhin kam die Lanze geflogen.
Am nächsten Tag machen wir eine wunderschöne Wanderung durch die Berge und besuchen das griechisch-römische Theater von Taormina. Wie viele Gladiatoren und Sklaven dort vor versammelter Mannschaft gemeuchelt wurden oder von wilden Tieren zerfleischt, weiß kein Mensch. Etwa 250 v. u. Z. wurde mit diesem Brauch begonnen, der ursprünglich von den Etruskern stammte, die immer bei Beerdigungen namhafter Persönlichkeiten Gladiatorenkämpfe veranstalteten. 500 nach Christus, nach dem Zerfall des Römischen Reiches, wurden die Kämpfe abgeschafft.