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Ein Licht im toten Winkel

Sehe abends den Film Im toten Winkel, einen Dokumentarfilm, in dem Hitlers Sekretärin über ihre Zeit mit Hitler spricht. Beeindruckend, zumal sie ’s versteht, alles sehr plastisch zu schildern. Vor allem die Absurdität der letzten Tage in Berlin, wo Hitler im Bunker noch Eva Braun geheiratet hat. Sie erzählt, Hitler habe sich noch von ihr, seiner Sekretärin, verabschiedet und etwas gesagt, was sie nicht mehr verstanden habe. Interessant auch ihre Schilderung des 20. Juli 1944, kurz nach der Explosion der Baracke, in der sich Hitler befand. Er beschimpfte die Bombenleger als Feiglinge und bezeichnete die Tatsache, dass er überlebt hatte, als Vorsehung und Beweis dafür, dass sein Kampf richtig war.

Habe nach dem Film das starke Empfinden, dass dieses Leben hier unten wirklich eine Institution ist, vom Einzelwesen losgelöst und unabhängig. Traudl Junge erzählt auch, Hitler sei es nie ums Einzelleben gegangen, er hätte keinen Sinn für Nähe oder Erotik gehabt, sondern nur für übergeordnete Ziele.

Mir kommt Hitlers Mein Kampf in den Sinn, was ich nie gelesen habe, aber mir wird anhand des Titels bewusst, dass dieses Leben im Grunde ein ständiger Kampf ist. Ob man das wahrhaben will oder nicht. Als ich noch jung war, hab ich das nicht so empfunden, weil es zum Leben dazugehörte, wie der Pfeil zum Bogen. Außerdem hab ich nicht drüber nachgedacht, so wie man in diesem Alter nicht über den Tod nachdenkt. Aber jetzt ist es mir sonnenklar. Und trotzdem – ganz im Sinne von Wo bleibt das Positive, Herr Kästner?, was sich Kästner immer vorwerfen lassen musste – hatte ich heut einen ganz wichtigen und hoffnungsvollen Gedanken. Nämlich den, dass zwar die Kräfte der Finsternis haushoch in der Überzahl sind, was den Kampf gegen die Kräfte des Lichts angeht – vielleicht ist ja die Erde Schauplatz dieses Kampfes –, aber solange es ausreichend Licht gibt, wird der Kampf nicht verloren sein. Denn auch ein noch so kleines Licht erhellt einen großen Raum voller Dunkelheit!

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