Читать книгу Essays - Aus Inspiration & Transpiration - Peter Lemar - Страница 9

Оглавление

Stauffenberg & das Rad der Geschichte

Sehe spät abends den Stauffenberg-Film. Die Erschießungsszenen am Ende sind ergreifend gemacht. Allerdings stimmt der Schluss nicht mit der Wirklichkeit überein, denn alle Verschwörer sind auf grausame Weise am Schwing-Galgen gestorben.

Der Gedanke an Stauffenberg versinnbildlicht mir, wie zwecklos es ist, den Lauf der Geschichte ändern zu wollen. Alle, die das versuchten, sind als Märtyrer vom Rad der Geschichte zermahlen worden. Die Historie bahnt sich unaufhaltsam ihren Weg ohne Rücksicht auf Einzelschicksale. So ist es nun mal, ob man es wahr haben will oder nicht. Viele bezeichnen das als Fatalismus. Aber Fatalismus ist nur der Begriff für eine eindimensionale und damit kurzsichtige Sichtweise. Er setzt den Verstand über alles und meint, wenn wir eh nichts tun können, dann brauchen wir auch gar nichts tun. Doch das ist ein Trugschluss. Denn jeder tut das, was er tut, unabhängig von seinem Verstand. Er tut es deshalb, weil er es tun muss, weil er gar nicht anders kann. Denn die Entscheidung, etwas zu tun oder zu lassen, trifft nicht er selber, sondern eine ganz andere Instanz, nämlich ein höherer Wille.

Ich kann nur erahnen, vorstellen kann ich ’s mir nicht, dass der eigene Wille Ausdruck der Verendlichung des Unendlichen ist, was sich in der Symbolik der Zahlen offenbart. Denn zwischen zwei aufeinanderfolgenden ganzen Zahlen – also innerhalb eines klar definierten Abstands – liegen unendlich viele gebrochene Zahlen, nämlich ½, ⅓, ¼ … und so weiter, also eine Unendlichkeit (und da es unendlich viele natürliche Zahlen gibt, gibt es auch unendlich viele Unendlichkeiten). Das hieße, wir hätten einerseits unendlich viele Handlungsspielräume und kämen andererseits immer am klar definierten Ziel an.

Essays - Aus Inspiration & Transpiration

Подняться наверх