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Empire

Sitze nachmittags in der Cafeteria und übersetze noch den Max Boot-Artikel. Was ist wohl vom einstigen Herausgeber des Wall Street Journals zu erwarten? Er findet George W. Bush natürlich klasse. Endlich einer, der ’s den Scheichs und Mullahs da unten am Golf mal richtig zeigt, wo ’s langgeht! In einer Welt von Schurkenstaaten und terroristischen Zellen, so schreibt er sinngemäß, biete eine den Globus beherrschende USA den besten Garanten für Frieden und Stabilität. Und sicher gibt es eine Menge Leute, die das Argument einleuchtend finden. Sie merken nicht, dass es ein Trick ist, ein Koffer mit doppeltem Boden. Denn eigentlich geht es um etwas ganz anderes. Nämlich um die Herausbildung einer neuen imperialen Ordnung oder schlichtweg um die Weltherrschaft. Man kann diesen Prozess auch Globalisierung nennen – beschönigend ausgedrückt. In jedem Fall geht es um Machtexpansion im globalen Maßstab. So sieht ’s aus. Die oberste Schicht dieser Machtpyramide bildet eine kleine Elite. Sie besitzt über Dreiviertel des gesamten Reichtums der Welt. Zu ihr gehören, so schreiben Hardt und Negri in ihrem Buch Empire, verschiedene Clubs wie der Pariser oder Londoner Club und das World Economic Forum in Davos sowie ein vielfältiges Netz informeller Vereinigungen. Dort werden die Entscheidungen getroffen und anschließend die Informationen gefiltert, die zur Basis durchsickern sollen. Die Basis, also die unterste Schicht der Pyramide, ist die Ebene der Politik. Sie repräsentiert mehr oder weniger die Interessen des globalen Volkes, der politischen Systeme der Nationalstaaten, der Vereinten Nationen, der Nichtregierungsorganisationen und so weiter. Wir sehen daher immer nur die Spitze eines Eisbergs. Schön bunt bemalt, in den schillerndsten Farben!

Essays - Aus Inspiration & Transpiration

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