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Mogadischu

Bin abends bei Sabine und zeig ihr meine Sizilienbilder. Danach sehen wir Mogadischu, den Film über die Flugzeugentführung vom Oktober 1977. Über vier Tage dauerte der Irrflug der Boeing 737-Landshut mit 91 Passagieren an Bord. In Aden (Südjemen) wird die Landebahn blockiert, obwohl die Maschine nur noch für wenige Minuten Treibstoff hat. Kapitän Schumann hat keine andere Wahl und landet neben dem Rollfeld im Wüstensand. Er setzt beim Anführer der Terroristen eine Inspektion der Maschine durch und nutzt dies, um die Einheimischen dazu zu bewegen, die Maschine nicht wieder starten zu lassen. Sie lehnen ab. Als Schumann in die Kabine zurückkehrt wird er vor versammelter Mannschaft erschossen. Danach wird das Flugzeug aufgetankt und vom Copiloten nach Mogadischu geflogen. Dort kann nach einer ausgeklügelten Hinhaltetaktik (wobei unter anderem verkündet wird, die Passagiere würden gegen deutsche RAF-Terroristen ausgetauscht) die GSG-9 die Landshut stürmen. Drei der vier Terroristen werden erschossen und alle Geiseln befreit. Doch wie beim Massaker von Erfurt (im Fall Heise), wird auch Schumann im Nachhinein diffamiert. Es hieß, er habe sich aus dem Staub machen wollen, hätte das Leben der Passagiere aufs Spiel gesetzt und vielleicht sogar mit den Terroristen unter einer Decke gesteckt. Erst der jetzige Film rehabilitiert Schumann und zeigt, wie mutig und aufrichtig er gehandelt hat. Wieder einer, der mutiger war als die Polizei erlaubt und der am Ende dem schlechten Gewissen der anderen zum Opfer fiel – als Märtyrer.

Ich muss daran denken, was gewesen wäre, wenn er sich nicht von der Maschine entfernt hätte. Dann wäre er nicht erschossen worden, sondern selber nach Mogadischu geflogen und dort mit den Geiseln befreit worden. Die Botschaft, die hinter diesem Gedanken steckt, ist abstrus: Tu nichts Gutes, dann geschieht nichts Böses oder tue gar nichts, sondern hoffe, bete und vertraue! Aber worauf? Darauf, dass die Deutschen die Geiseln befreien würden? Davon konnte niemand ausgehen, ja die Durchsage der Chefstewardess an den Tower in Mogadischu belegt eindrucksvoll, dass alle Insassen der Maschine davon ausgingen, sie würden für die neun RAF-Terroristen geopfert. Worauf dann noch hoffen?

Schumann war kein Mann des Abwartens, keiner, der die Dinge einfach so über sich ergehen ließ. Er musste etwas tun. Aber genau das hat ihm schließlich das Leben gekostet.

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