Читать книгу Das magische Buch und die Monstersonnenblume - Peter Lemke - Страница 5
Einleitung
ОглавлениеKennt Ihr den Odenwald? Das ist ein ziemlich großes, hügeliges Waldgebiet zwischen Heidelberg und Darmstadt, östlich der Autobahn. Es gibt dort einige kleine Städte und viele winzige Dörfer. In dem Dörfchen Fürstengrund, am Rande eines riesigen Waldes, war ich einmal bei Freunden zu Gast. Ganz in der Nähe, nur rund drei Kilometer entfernt, liegt das nächstgrößere Städtchen, Bad König. Wenn Ihr es genau wissen wollt, schaut mal auf eine Landkarte. Da werdet Ihr alles finden.
An einem warmen, sonnigen Tag war ich hier bei Freunden zu Gast. Irgendwann beschloss ich, mir ein wenig die Beine zu vertreten. In dem Dorf gab es neben ein paar Bauernhöfen lediglich ein Gasthaus und einen kleinen Laden. Gerade einmal etwas mehr als 700 Menschen leben hier.
Ich saß an einem Brunnen, in dem kühles, klares Wasser sprudelte, plätscherte im Wasser und träumte vor mich hin. Da kam ein Mädchen des Weges und setzte sich ebenfalls an den Brunnen.
Wir kamen ins Gespräch und stellten uns einander vor. Sie sagte, ihr Name sei Lisa und sie sei neun Jahre alt. Mit ihren Eltern lebe sie am anderen Ende des riesigen Waldes und sei mit ihrer Mutter wieder einmal zum Einkaufen hier im Dorf. Das sei jedes Mal sehr beschwerlich, denn mit dem Fahrrad seien sie immer rund zwei Stunden unterwegs.
Als sie hörte, dass ich als Geschichtenerzähler und Vorleser bekannt sei, wurde sie plötzlich ganz still. Zögernd sagte sie, sie habe auch eine merkwürdige und gefährliche Geschichte erlebt. Und sie sei froh, dass am Ende noch alles gut ausgegangen sei. Ich fragte sie, ob sie mir die Geschichte erzählen wollte.
Sie sah sie mich prüfend an. Aber anscheinend hatte sie Vertrauen zu mir gefasst. Diese Geschichte sei ein großes Geheimnis, flüsterte sie, und nur wenige Menschen würden sie kennen. Sie wolle sich zuerst mit ihren Eltern beraten.
Bald darauf kam auch ihre Mutter, beladen mit einer großen vollen Einkaufstasche. Zuerst schaute sie etwas misstrauisch, als sie sah, dass ihre Tochter sich da mit einem wildfremden Mann unterhielt. Die Situation hatte sich aber schnell bereinigt, nachdem mich Lisa vorgestellt hatte. Die beiden luden mich ein, sie bald zu besuchen. Dort könnte Lisa mir in Ruhe ihre Geschichte erzählen. Wir tauschten die Telefonnummern aus. Dann schwangen sich Mutter und Tochter auf die Fahrräder und machten sich auf den Heimweg. Ich blieb allein am Brunnen zurück.
Eines Tages – einige Wochen waren vergangen und der Alltag hatte mich wieder eingeholt – klingelte mein Telefon. Es war Lisa. Sofort erinnerte ich mich wieder an die Begegnung am Brunnen. Sie fragte, wann ich kommen könnte. Sie seien gerade aus dem Urlaub zurück, und sie könne es kaum erwarten, mir ihre Geschichte zu erzählen. Ob ich sie noch hören wolle? Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen.
In dem alten Försterhaus, direkt am Rande eines riesigen Waldgebietes wurde ich von Lisa und ihren Eltern herzlich begrüßt. Die Familie war jedoch nicht allein. Es waren noch zwei Freunde anwesend. Ein Mädchen und ein Junge – beide etwas älter als Lisa – saßen im Wohnzimmer.
Irgendetwas Geheimnisvolles umgab die beiden. Das Mädchen sah mich durchdringend an und mir wurde ganz seltsam zumute. Die beiden waren merkwürdig schweigsam und verabschiedeten sich auch bald. Man merkte, dass sie sich alle sehr gut kannten, denn die Verabschiedung fiel sehr herzlich aus.
Später sagte Lisa, das seien ihre Freunde Anne und Robert. Ich würde noch von ihnen hören. Dieses Gefühl hatte ich auch sofort. Beim Hinausgehen warf mir das Mädchen noch einmal diesen merkwürdigen, durchdringenden Blick zu.
Lisas Mutter erschien mit Kaffee und Kuchen und ich stellte ein kleines Aufnahmegerät auf den Tisch. Und Lisa fing an zu erzählen …