Читать книгу Die Steuersünder - Peter Mathys - Страница 9

Оглавление

6

Seit drei Tagen lebte Matter in einem kleinen Stadthotel nicht weit vom Zentrum. In einem Rollkoffer und einer Tasche hatte er das Notwendigste mitgenommen. Er musterte den Inhalt der Minibar, dann verstaute er seine Wäsche in einer Schublade. Aus seinem Fenster im zweiten Stock sah er, wie sich die grünen Straßenbahnen in beiden Richtungen stauten; eine Greisin an Stöcken wartete minutenlang, bis ein Hilfspolizist sie am Arm fasste und aus der Gefahrenzone geleitete. Matter schauderte beim Gedanken, eines Tages ebenfalls alt zu werden. Wenn schon alt werden, dann wenigstens stilvoll und in Würde. Die Mittel dazu besaß er jetzt, Gott sei Dank.

Sobald er sich in einem Hotel befand, überkam ihn stets eine gewisse Erregung, eine unbestimmte Sehnsucht nach Neuem, ein Drang, in die Welt auszuschwärmen zu fremden Menschen, Städten, Landschaften. Daran änderte auch die Ernüchterung nichts, wenn er auf Mallorca regelmäßig um einen Sonnenschirm am Strand kämpfen musste und die neuen Bekannten kleine Ladenbesitzer aus Bochum oder Wanne-Eickel waren. Ein Hotel, selbst seine schlichte Absteige in Basel, war der Ausgangspunkt für aufregende Abenteuer, für alles, was ihm seine Träume einflüsterten. Herbert Matter freute sich auf die Reise nach Neuseeland mit Tanja, auf die Suche nach Land für seine Alpakazucht, auf den Abschied von vielen Jahren langweiligem Erwerbsleben als kleiner Beamter. Bei der Universal Bank hatte er angeordnet, alle Post banklagernd zurückzubehalten. Außerdem hatte er Tanja Goldstein unbeschränkte Vollmacht erteilt, über sein Konto zu verfügen.


Dass die Information über diese Vollmacht zu ihm gelangte, verdankte Michael Kellenberger einem Zufall. Mit Generaldirektor Danuser von der Bank führte er ein Telefongespräch über eine komplizierte Transaktion, die innerhalb von vierundzwanzig Stunden für seine litauischen Klienten durchgeführt werden musste. Am Schluss, als alles klar war, sagte Danuser:

«Übrigens, die Vollmacht ist eingetroffen.»

«Welche Vollmacht?», fragte der Anwalt, ahnungslos.

Danuser entschuldigte sich für den abrupten Themenwechsel. «Ich spreche vom neuen Konto, das wir für Ihren Klienten Matter eröffnen durften, von der Vollmacht für Frau Goldstein. Ich finde es klug, dass in Ihrer Kanzlei noch jemand über das Konto verfügen kann. Es handelt sich doch um eine beträchtliche Summe. Und Ihre Assistentin ist ja eine kompetente Vertrauensperson.»

Kellenberger fand kaum Zeit, sich zu fassen. Tanja saß draußen im Sekretariat und tippte seine Korrespondenz. Auf seinem Pult stand der Morgenkaffee, daneben lag die Zeitung, in die er noch keinen Blick geworfen hatte. Und da kam Danuser und eröffnete ihm, dass Tanja Vollmacht über das Konto des Erpressers Matter führte. Er erwiderte vage: «Ja, da haben Sie recht, Herr Danuser.»

Nachher saß er reglos an seinem Schreibtisch und brütete über den Abgrund, der sich vor ihm aufgetan hatte. Normalerweise half ihm der Blick durchs Fenster auf den Rhein, seine Gedanken zu ordnen. Wenn sich die Sonne in den kleinen Wellen spiegelte, wenn ein Lastkahn flussaufwärts zog, kamen ihm die besten Ideen für die Probleme seiner Mandanten. Heute jedoch sah er durch den Fluss hindurch bis ans dunkle Ende der Welt. Tanja, das Luder! Zwischen Matter und ihr musste eine enge Beziehung bestehen. Sie war geschieden wie ihr Chef, auf sich selber angewiesen und entschlossen, nicht unterzugehen. Sie war fünfunddreißig, hübsch, liebenswürdig und gescheit. Ihr Anblick erfreute ihn, besonders wenn sie ihr blondes Haar offen trug. Über Privates sprachen sie kaum je, und als Frau war sie für ihn tabu, obwohl ihn manchmal angenehme Tagträume heimgesucht hatten. Und jetzt dies! Den Hintern sollte man ihr versohlen. Mit einem Riemen, wie ihn sein Vater manchmal benützt hatte.

Natürlich kannte Tanja seine sämtlichen Akten. Auch Plus Minus ag. Was, wenn Matter gar keine Meldung von der Fürstlichen Steuerverwaltung in Vaduz erhalten hatte? Wenn Tanja ihn darauf aufmerksam gemachte hatte? Dann wäre sie die eigentliche Urheberin von Matters Plan, Steuersünder zu erpressen. Allerdings wusste Kellenberger nichts über die Umstände der weiteren Einzahlungen auf das Konto bei der Universal Bank. Vielleicht hatte erst seine Situation Matter auf den Geschmack gebracht, nach weiteren Opfern zu suchen?

Bald war ihm klar, dass er eine Entscheidung zu treffen hatte. Aber welche? Weiterfahren, wie wenn nichts geschehen wäre, kam nicht in Frage. Sollte er mit Matter reden? Oder mit Tanja? Tanja entlassen? Mit der Vollmacht sein Geld wieder von Matters Konto abziehen und sich ins Ausland absetzen? Mit den zwei Millionen und dem, was sich noch auf dem Konto von Plus-Minus befand, ließ sich überall ein sorgenfreies Leben einrichten. Aber der Bank gegenüber war Matter sein Klient. Und Anwälte vergreifen sich im Allgemeinen nicht am Vermögen ihrer Klienten.

Es schauderte ihn beim Gedanken an einen derartigen Verstoß gegen sein Berufsethos und was sich Danuser dabei denken würde. Andererseits gehörten die zwei Millionen ihm, Matter hatte sie ihm unrechtmäßig abgenötigt. Am Ende bremste dieselbe Erkenntnis seinen Gedankenflug, die ihn bereits vor drei Wochen veranlasst hatte, Matters Erpressung nachzugeben: Michael Kellenberger lebte gerne in Basel, er liebte seine Stammkneipe Zum goldenen Sternen und er war nicht bereit, sich aus seiner Stadt vertreiben zu lassen. Wie er mit Tanjas Verrat umzugehen hatte, wusste er deswegen allerdings noch immer nicht.


Herbert Matter hatte, zumindest vorübergehend, wieder zu seinem unbeschwerten Optimismus zurückgefunden. Sylvia hatte seinen Auszug erstaunlich gefasst aufgenommen. Sie hatte vorgeschlagen, nach ein paar Monaten zu überprüfen, ob ihre Ehe wirklich nicht zu retten sei. Natürlich dachte er in seiner jetzigen Verfassung nicht daran, Rettungsversuche zu unternehmen. Im Amt ließen sich mit etwas Glück drei Wochen herausschinden, bis er Nägeli zur Akte Regenass Resultate vorweisen musste. Das Osterwochenende stand bevor, und Matter wusste, dass sein Chef für diese Zeit zwei Wochen Ferien auf einer Südseeinsel geplant hatte.

Er fing an, sich um die Anlage seines Vermögens zu kümmern. Der Einblick in die Vermögensverhältnisse vieler Steuerpflichtiger – seine Kunden nannte er sie – hatte ihm gezeigt, mit welchen Investitionen Geld zu verdienen war. Obligationen kamen nicht in Frage; sie waren langweilig, ihr Ertrag mickrig. Aktien versprachen da mehr Gewinn, aber nur auf lange Sicht. Es gab immer wieder Ausreißer, und kurzfristig waren Verluste nicht ungewöhnlich.

Aber Matter hatte keine Zeit, und er war ungeduldig. Seine Alpakazucht lockte ihn. Er hatte bereits per Mail mit der Züchtervereinigung in Wellington Kontakt aufgenommen. Die Auskunft war ermutigend: Es gab reichlich gutes Land, die Tiere gediehen hervorragend in Neuseeland, und der Bedarf nach ihrer Wolle und ihren Fellen, aber auch nach geeigneten Zuchttieren, stieg laufend an. Am besten wäre, Herbert Matter käme persönlich vorbei; das Sekretariat verfüge über alle einschlägigen Informationen, und der Vereinspräsident würde sich freuen, einen Schweizer mit Mut und Pioniergeist kennenzulernen.

Am Dienstagabend der Karwoche saß Matter in der Gaststube seines Hotels, vor sich ein kaltes Weizenbier, und studierte Finanzzeitschriften und den Wirtschaftsteil der «Neuen Zürcher Zeitung». Niemand kannte ihn, niemand störte ihn, und im Lokal wurde nicht geraucht. Er hatte seine Jacke über die Stuhllehne gehängt, den Krawattenknopf gelockert und den obersten Hemdenknopf geöffnet, eine Freiheit, die ihm seine Eitelkeit sonst nicht gestattete. Allmählich kristallisierte sich eine Anlagestrategie heraus, die ihm vielversprechend erschien.

Zufrieden lehnte er sich zurück und gönnte sich einen großen Schluck Bier. Er spürte, wie die Kühle sich langsam in ihm ausbreitete. Eins mit sich und der Welt dachte er an seine Alpakas; in Gedanken wuchs seine Herde bereits auf Hunderte von Tieren an, und schon ein einziges gesundes männliches Jungtier brachte mehrere tausend Dollar ein. Er sah sich auf dem Jeep seine Weiden abfahren, für die Pflege der Tiere würde es Angestellte geben. Herbert Matter hatte nicht im Sinn, wie Tanja es ausgedrückt hatte, in blauen Latzhosen seine Tiere selber zu striegeln und was sonst noch mit ihnen zu tun war.


Am Gründonnerstag, kurz vor Büroschluss, rief ihn Dr. Huber an. Matter hatte seine Akten bereits weggeschlossen und den Computer heruntergefahren. Die Stimme des Arztes vibrierte und klang noch spitzer, als er sie von seinem Gespräch in der Praxis her in Erinnerung hatte.

«Ich muss Sie sprechen, so rasch wie möglich.»

«Was ist geschehen, Herr Huber?», fragte Matter ungeduldig. Er hatte für das Osterwochenende im Tessin reserviert und freute sich auf einige intime Tage mit Tanja. Sie wollten in zwei Stunden abfahren.

«Nicht am Telefon.» Hubers Stimme tremolierte am Rande der Hysterie. «Ich muss Sie sehen.»

«Wenn es sein muss», erwiderte Matter. Er stellte sich das schmale Gesicht des Arztes vor und seine starren, fast unheimlichen grauen Augen. «Am Dienstagabend. Ich komme zu Ihnen in die Praxis.»

«Nein!» Huber schrie fast durchs Telefon. «Heute. Sofort.»

Matter erinnerte sich an den unerfreulichen Wortwechsel mit dem Arzt bei ihrem ersten Gespräch. Huber war am Durchdrehen und offenbar nicht mehr ganz Herr seiner Sinne. «Also gut. Ich komme in einer Stunde. Beruhigen Sie sich.»

Statt einer Antwort vernahm Matter bloß ein Klicken in der Leitung. Es passte ihm nicht, dass Huber ihn im Amt angerufen hatte. Es bestand immer die Möglichkeit, dass jemand mithörte. Er ergriff die Finanzzeitung, die er über das lange Wochenende zu studieren gedachte, und verließ sein Büro.

Mit dem Lift fuhr er in die Tiefgarage zu den Parkplätzen, die für Beamte der Steuerverwaltung reserviert waren. Jahrelang hatte er darum gekämpft, bis man ihm einen Platz zugestand. Sein Opel Astra stand unscheinbar zwischen dem bmw-Coupé des Amtsvorstehers und einem bulligen blauen Landrover, dessen Besitzer Matter nicht kannte. Noch ein paar Wochen, dachte er, höchstens zwei Monate, dann ist Schluss mit «Guten Tag, Herr Doktor» und «Natürlich, sofort, Konrad». Dann ist endlich Schluss mit Sylvia, mit Steuerveranlagungen und all dem elenden Kram.

Inzwischen verfolgte ihn der Gedanke an Paul Regenass. Schickte er ihm eine Steuerrechnung ins Haus, kam es zur Katastrophe. Tat er nichts, drohte Ärger mit Konrad Nägeli. Matter war ratlos. Aber er vertraute darauf, dass ihm über Ostern eine Lösung einfallen würde.

Das alte Jugendstilhaus, in dem Dr. Huber praktizierte, schien auf ihn gewartet zu haben. Kaum ließ er den Klingelknopf los, ging die Haustür aus Eichenholz auf. Der Arzt stand persönlich im Eingang, im weißen Ordinationsmantel, ohne Krawatte.

«Kommen Sie herein, wir sind allein.»

Herbert Matter trat ein. Ein schwerer Teppich im Vorraum, der seit Jahrzehnten hier zu liegen schien, dämpfte seine Schritte. Er kam nicht dazu, die alten Stiche an den Wänden zu bewundern. Huber dirigierte ihn am Wartezimmer vorbei gleich in sein Behandlungszimmer.

«Nehmen Sie Platz», sagte er und wies auf den Patientenstuhl.

«Was ist geschehen?», fragte Matter erneut, während er sich setzte. Er registrierte Hubers unsteten Blick und eine lose Haarsträhne, die ihm in die Stirne hing. Von der kühlen Gefasstheit des Arztes war nichts zu spüren.

«Ich will mein Geld zurück.»

Matter beugte sich vor und musterte Huber aufmerksam. Ärger stieg in ihm hoch; er begriff, dass Ungemach drohte, und er wusste nicht, wie darauf zu reagieren war.

«Was soll das, Herr Dr. Huber?», erwiderte er endlich. «Wir haben eine Abmachung getroffen. Sie haben Ihren Teil erfüllt, ich habe meinen Teil erfüllt. Was wollen Sie eigentlich?»

«Mein Geld zurück», wiederholte der Arzt. «Auf unsere Abmachung pfeife ich. Mein Schwiegervater hat das Darlehen für das Haus im Burgund gekündigt, auf Ende des nächsten Monats. Meine Frau beansprucht eine Abfindung von über einer Million. Und mein eigener Anwalt erklärt mir, dass diese Forderung berechtigt sei. Damit ist meine Praxis ruiniert.»

Während Hubers Ausbruch dachte Matter an Sylvia. Sie hoffte auf Aussöhnung, er auf eine schnelle Scheidung ohne viel Ärger. Aber auch sie würde Forderungen stellen, sobald sie feststellte, dass sein Entschluss unabänderlich war. Von seinem Guthaben in Vaduz ahnte sie nichts. Früher hatte er ihr gerne Überraschungsgeschenke gemacht, einen Blumenstrauß, ein zartes Seidenfoulard; sie hatte es ihm mit Liebe und Fürsorge gedankt. Manchmal wunderte er sich, wo all das geblieben war. Sylvia war älter geworden, fester im Auftritt; unbemerkt hatte sie ein Eigenleben entwickelt. Und ebenso unbemerkt war sein Interesse an ihr erkaltet, ihre Spuren des Alters störten ihn jetzt ebenso wie sein eigenes Aussehen, mit dem er seit seiner Jugend haderte. An beidem ließ sich heute nichts mehr ändern.

Matter sah, wie der Arzt ihn herausfordernd anblickte. Er sagte: «Ihr Privatleben tut hier nichts zur Sache. Unsere Vereinbarung ist klar: In fünf Jahren erhalten Sie Ihr Darlehen zurück, nicht früher.»

Huber stand auf und ging hinter seinem Schreibtisch hin und her, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Bei der afrikanischen Kriegerstatue aus Holz blieb er stehen. Er nimmt ihm gleich den Speer aus der Hand und geht auf mich los, dachte Matter.

Aber Huber wandte sich bloß um und sagte: «Unsere Vereinbarung ist ungesetzlich, das wissen Sie so gut wie ich. Wenn Sie mir nicht entgegenkommen, reiche ich eine Selbstanzeige ein und lege unsere sogenannte Vereinbarung offen. Dann sind Sie dran, Herr Matter. Mit versuchter Beamtenbestechung können Sie mich heute nicht mehr erschrecken. Sie haben die Bestechung, wenn es denn eine war, angenommen. Wenn die Behörden Ihr Konto in Vaduz beschlagnahmen, bleibt Ihnen nichts, verstehen Sie. Es würde mich nicht wundern, wenn sich herausstellen sollte, dass Sie sich noch an weiteren Opfern finanziell vergriffen haben.»

Herbert Matter spürte, wie ihm warm wurde. Jetzt nur kein Schweißausbruch, hoffte er. Es würde schlecht aussehen, wenn er ein Taschentuch zücken und sich die Stirne abwischen müsste. Er realisierte staunend, wie Dr. Huber immer ruhiger wurde, während er ihm seine Vorwürfe entgegenschleuderte. Er sah die schlanke Figur des Arztes in Weiß, in fast derselben Pose wie hinter ihm die Kriegerstatue, und hinter beiden ein breites Glasfenster, das den Blick in einen kleinen Garten freigab. Er fragte sich, ob Huber nicht tatsächlich einen Anwalt konsultiert hatte, wie er es schon bei ihrem ersten Gespräch in Aussicht gestellt hatte. Es war ein Fehler gewesen, sich mit dem Arzt einzulassen. Was, wenn der Kerl in einer Schublade ein Aufnahmegerät eingeschaltet hatte?

«So einfach ist das alles nicht, Herr Huber», erwiderte Matter und fixierte die grauen Augen des Arztes. «Eine Selbstanzeige kostet in erster Linie Sie eine Menge Geld …»

«Das ich nicht habe», warf Huber ein, «und deshalb ist es mir egal, ob ich von meiner Frau, von der Steuerbehörde oder von beiden in den Ruin getrieben werde. Aber Sie kommen nicht ungeschoren davon, Herr Matter, lassen Sie sich das gesagt sein!»

«Dann kann ich ja gehen», erklärte Matter und erhob sich. Langsam knöpfte er seine gelbe Tweedjacke zu, die er eigentlich schon für die Fahrt ins Tessin angezogen hatte, und wandte sich zur Tür. «Ihre Selbstanzeige können Sie ohne mich vorbereiten.»

«Ich will mein Geld zurück, Herr Matter», rief der Arzt aus. Seine Stimme bewegte sich wieder am Rand der Hysterie. «Ich brauche es, verstehen Sie das denn nicht? Geben Sie es mir zurück, dann ist allen geholfen, Ihnen, mir, meiner Frau …»

«Sie hören nächste Woche von mir, Herr Huber.» Matter verließ das Ordinationszimmer, durchquerte mit strammem Schrittden reich ausgestatteten Vorraum, zog die schwere Eichentür auf und trat auf die Straße.

Seinen Astra hatte er in der nächsten Querstraße abgestellt. Er ließ sich hinters Steuer sinken und zog die Tür zu. Er lehnte den Kopf an die Nackenstütze und schloss die Augen, ohne zu denken. Schweiß tropfte ihm jetzt von der Stirne auf den Kragen. Unter der Jacke war ihm warm geworden; er spürte die dunklen Ringe, die unter seinen Achselhöhlen wuchsen. Herbert Matter hasste seinen Schweiß, dem er machtlos ausgeliefert war. Mit der Rechten fischte er sein Taschentuch aus der Hosentasche und fing an, seine Stirne abzutrocknen. Er würde sich umziehen müssen, bevor er mit Tanja ins Osterwochenende aufbrach.

Die Steuersünder

Подняться наверх