Читать книгу Casa Pipistrelli Das Haus der vergessenen Dinge - Peter Platsch - Страница 9
Zehn
ОглавлениеPlötzlich fällt heller Lichtschein durch die Tür, die die Alte aufgestoßen hat, und der Geruch von Kräutern, Olivenöl und gebratenem Fleisch weckt wieder den Hunger, den die drei vor Aufregung nicht mehr gespürt haben.
„Setzt euch!“,ruft die Alte und zeigt zu dem langen schweren Tisch, der in der Mitte der riesigen Küche steht und wendet sich zu dem breiten Steinofen, von dem Dunstfahnen aus Töpfen und Pfannen in den gemauerten Abzug wehen.
Auf dem Tisch, nahe am warmen Herd, steht ein Brotkorb und dreimal nebeneinander Teller, Gläser, Messer und Gabeln.
„Die haben uns erwartet.“ Niko schaut Julia und Peter an, die sich schon auf der derben Holzbank an den Tisch gesetzt haben. Julia nickt gedankenverloren, sie denkt wieder an ihren Traum. In der hellen gemütlichen Küche hat Peter seine Furcht verdrängt und meint nun ganz cool, er hätte ja gleich gewusst, dass hier etwas nicht stimmt.
„Was habt ihr denn zu tuscheln?“ Die Alte hat vom Herd einen dampfenden Topf genommen und zwischen Julia und Niko hindurch auf den Tisch gestellt.
„Wie wäre es denn mit essen, ihr könnt ruhig laut sprechen, in diesem Haus gibt es zwar viele Geheimnisse, aber ich kenne sie alle, so und jetzt langt zu, buon appetito.“ Nachdem sie noch eine Pfanne mit Polenta und Pilzen vor ihnen aufgebaut hat, schlurft sie um den Tisch herum und lässt sich mit einem „Ach meine alten Knochen“ auf die harte Bank gegenüber den Kindern, plumpsen. Ihre dunklen wachsamen Augen huschen von einem zum anderen und bleiben letztendlich bei Peter hängen. Sie blickt ihm lange ins Gesicht, als ob sie dort etwas aus ihrer Erinnerung finden würde. Peter fühlt ihren Blick wie eine heiße Flamme über sein Gesicht gleiten, er vergisst zu kauen und wagt nicht zu schlucken. Dann wandert ihr Blick hinunter zu Peters Hals und bleibt auf dem grünen Stein, der an dem Lederband über seinem T-Shirt baumelt, hängen. Außer dem Knacken des Brennholzes im Ofen ist es still im Raum, die Kinder starren ängstlich auf die Alte, bis Julia die Gabel aus der Hand rutscht, klirrend zu Boden fällt und alle zusammenzucken.
„Dieser Stein gehört mir“, knurrt die Alte wie eine Wölfin in die Stille hinein, „ich habe lange auf ihn gewartet.“
„Den hat mir meine Oma geschenkt“, antwortet ihr Peter trotzig über den Tisch hinweg und schiebt den Stein ungeschickt unter sein Hemd.
„Ich weiß, ich weiß“, murmelt die Alte und stemmt sich, auf ihre Knöchel gestützt, mit einem Seufzer am Tisch hoch.
„Sie haben ihr Versprechen nicht gehalten.“