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6. Kapitel ZEMENT FÜR EINEN SOCKEL
ОглавлениеSamstag. Später Nachmittag. Aus dem Grill von Jürgen Krugmann stieg Rauch auf, verteilte sich in der Luft, wurde zusehends dünner und ging schließlich mit den rauschenden Windböen über Dächer und Baumkronen auf Reisen. Am unruhigen Wolkenhimmel stauten sich die vorhergesagten Regengüsse. Die Gartenterrasse wurde von Getümmel und Gelächter beherrscht. »Wenn es anfängt zu regnen, dann gehen wir einfach rein.« Jürgen Krugmann beruhigte seine Gäste, die ab und zu verlegen aufschauten und die Wetterlage taxierten. »Ein Glück, dass du einen überdachten Grill gemauert hast, dann kann uns gar nichts mehr passieren.« Axel packte ein paar Scheiben Kassler aus dem Wurstpapier aus und hielt sie Jürgen hin. »Halt, die Kohlen glühen noch nicht. Jetzt würde das Fleisch verbrennen. Wo hast du es denn überhaupt bekommen?« Axel pustete in das Grillfeuer und kniff die tränenden Augen zusammen.
»Gerda hat von jemandem aus dem Haus erfahren, dass es in der Kaufhalle Grillscheiben zu kaufen gibt. Da hat sie alles Stehen und Liegen lassen und ist schnell mit dem Fahrrad hingefahren.«
»Und so wie es aussieht, kam sie nicht zu spät.« Axel lächelte stolz: »Es stand zwar schon eine lange Schlange, aber bis zu ihr hat das Fleisch gereicht.«
»Wie viele Scheiben hat sie denn bekommen?«
»Also, die Verkäuferin hat sie gefragt, wie groß ihre Familie sei. Gerda war so verdutzt, dass sie wahrheitsgemäß geantwortet hat. Vier Personen. Die Verkäuferin legte also vier Scheiben ins Papier und dann kam Gerdas Galaauftritt: Sie hätte gern noch zwei Scheiben mehr, weil ihre Eltern gerade bei ihr zu Besuch wären und die auch Hunger hätten.«
»Und hat es die Verkäuferin geglaubt.«
»Irgendwie nicht. Sie war wohl sehr genervt, hat ihr trotzdem noch zwei Scheiben mehr mitgegeben. Super oder?«
»Reife Leistung.«
»Dann hat sie noch gemurmelt, dass die Eltern dann das nächste Mal mitkommen sollten. Und Gerda war so schlagfertig, dass ich immer noch schmunzeln muss.«
»Was hat sie denn geantwortet.«
»Meine Eltern können nur noch am Stock gehen und jeder Schritt tut ihnen weh.«
»Und dann hat die Verkäuferin Ruhe gegeben?«
»Irgendwie schon.«
»Von euch kann man wirklich noch viel lernen.«
»Und wo habt ihr die Würstchen her?«
»Karin war unten in der Stadt beim Fleischer. Der Eigentümer ist mit ihr früher in einer Klasse gewesen.«
»Ach und diese alten Seilschaften existieren noch?«
»Na ich glaube, sie lässt sich bis heute gut dafür bezahlen, dass sie den Fleischermeister hat abschreiben lassen. So wie Karin erzählt, hätte der ohne ihre Hilfe die Schule bestimmt nicht so schnell beendet.«
»Na dann habt ihr ja immer eine gut gefüllte Speisekammer.«
»Na ganz so ist das auch nicht. Oftmals wird er ja auch nur schlecht beliefert. Aber wenn wir unseren neuen Grill einweihen wollen, ist das schon ein Grund, mal ein paar Würstchen für die Rückzahlung von schulischen Gefälligkeitsdiensten zur Seite zu legen.«
»Das ist schon ein kleiner Luxus, wenn man ab und zu eine Aussicht auf frisches Fleisch hat.«
»Das ist nicht das große Problem. Du kannst nur nicht planen. Es gibt schon genug Fleisch und Wurst. Nur eben nicht zu der Zeit, wo du einen Grillabend veranstalten möchtest.«
»Da muss man also flexibel bleiben.«
»Genau. Aber noch wichtiger als das Fleisch ist ein Grill. Verstehst du Axel, was nützt dir das beste Fleisch, wenn du es nicht grillen kannst.«
»Und woher soll ich jetzt noch einen Grill bekommen?«
»Da brauchst du gar nicht so weit Ausschau zu halten.«
»Wieso?«
»Na ich habe zum Beispiel einen Grill der Marke Eigenbau. Den haben mir die Kollegen aus deiner Brigade mal unter der Hand zusammengeschweißt.«
»Stimmt. Schweißgeräte haben wir ja zur Genüge.«
»Und Materialreste ebenfalls.«
»Na dann muss ich mich in der nächsten Woche gleich mal darum kümmern.«
»Deine Kollegen werden sich freuen, ihrem Chef einen Gefallen tun zu können.«
»Bier gefällig?« Christoph Filkert kam mit drei Bierflaschen aus der Laube.
»Die hat Zigarren-Schmidt organisiert.«
»Dann schmecken sie besonders gut.« Axel öffnete eine Flasche mit einer zweiten, indem er sie senkrecht unter dem Kronkorken ansetzte und mit der Hebelwirkung zischend den Verschluss vom Flaschenhals drückte. »Prost meine Herren!«
»Bevor du dich den nicht zu kalkulierenden Untiefen des Alkoholkonsums aussetzt, lieber neuer Kollege, kannst du mir jetzt mal das Fleisch reichen, die Kohlen sind soweit.«
»Jawohl, Genosse Krugmann, wird prompt erledigt.« Die Glut zischte auf und der Rauch, der jetzt aus dem Grill emporstieg, roch würzig und machte Appetit.
*
»Wann können wir anfangen zu essen? Der Salat ist schon fertig.« Karin Krugmann richtete erkundigend den Blick in die Männerrunde, die hin und wieder im Grillrauch verschwanden. »In zwei Minuten sind die ersten Würstchen gut.« erklärte Jürgen Krugmann und klapperte mit der Grillzange. »Dann bringe ich mal einen Teller.« Sie verschwand hinter dem bunten Lamellenvorhang, der die Fliegen abhalten sollte. »Eigentlich müssen wir dir danken Axel, dass wir heute hier zusammen stehen dürfen, denn wenn ich keinen Zement bekommen hätte, dann lägen die Steine noch irgendwo unsortiert auf einem großen Haufen.« Krugmann hob seine Bierflasche in Axels Richtung. »Ich verstehe nur eins nicht. Ich säusele den Damen schon seit Wochen die süßesten Verse ins Ohr, aber zur Abgabe eines Zementsacks konnten sie meine Worte noch nicht überzeugen.«
»Man muss beim Singen aufpassen, dass man den richtigen Ton trifft. Der macht bekanntlich die Musik. Aber jetzt musst du ja gar nicht mehr singen können, denn wenn ich in dieser Richtung was für dich tun kann, dann mache ich das gern.«
»Na warte es mal ab, Frau Müllers Quelle wird auch nicht unendlich sprudeln.« Wieder spürte Axel, dass sich Jürgens Unterton verschärfte, als er von Frau Müller sprach. »Aber wenn es was gibt, denke ich an dich.«
»Danke. Allerdings dürfen wir Christophs Schwiegersohn nicht vergessen, denn der hat mir ja auch mit fachmännischem Rat zur Seite gestanden …« » … und uns die gesamte Fleischration vernichtet und darüber noch eine ganze Flasche Goldkrone ausgekippt.« Christoph Filkert winkte ab und schmunzelte. Axel kam eine Idee. »Bei der Gelegenheit wollte ich dich mal fragen, ob dein Schwiegersohn bei uns auch mauern kann. Wir haben genügend Feldsteine für einen Sockel zusammen.«
»Da kann ich mal mit ihm reden. Ich weiß, dass er hier und da schon seine Baustellen hat. Und wenn ich was herausgefunden habe, dann gebe ich dir bescheid.«
»Die Würstchen sind gut.« Jürgen Krugmann befreite fünf goldbraune Bratwürste aus dem Grillrauch, legte sie auf den bereitstehenden Teller, trug den vollen Teller auf die Terrasse, wünschte lautstark einen Guten Appetit und erntete vielstimmiges Lob.
*
Am Montagmorgen stand Axel in der Umkleidekabine seiner Brigade. Müde und verschlafen zogen sich die Kollegen um. »Wer von euch schweißt für den Eigenbedarf Gartengrills zusammen?« Sekundenlang stand die Frage regungslos im Raum. Angespannte Stille wie bei einem Verhör. Niemand zeigte eine Reaktion. Sollte sich Krugmann vertan haben? Er nahm einen neuen Anlauf. »Ich bräuchte nämlich selber einen.« Axel spürte, wie die Anspannung von seinen Kollegen entwich. »Na, wenn das so ist, Chef, das macht so ziemlich jeder hier.« Genosse Krisch wagte sich aus der Deckung. »Na dann könnt ihr mir einen Gefallen tun.« Genosse Krisch nickte. »Wird umgehend erledigt. Nächste Woche ist der Grill einsatzbereit. Wir hatten schon Angst, dass Sie uns das Schweißen für den privaten Eigenbedarf verbieten wollten.«
*
Nach der Arbeit war Axel sofort in den Garten gefahren, um mit dem Umgraben voranzukommen. Der Boden war vom letzten Regenguss aufgeweicht. Zwar lag die Erde jetzt schwerer auf dem Spaten, aber die Wurzeln ließen sich leichter ausziehen. Axel war in eine Ecke seines Gartenstücks geraten, in dem es sich der Giersch gemütlich gemacht hatte. Er konnte sich über die Jahre hinweg ungestört ausbreiten und das Wurzelgeflecht bis auf anderthalbfache Spatentiefe ausstrecken. Die Arbeit ging langsam voran und jeder Quadratzentimeter musste aufwendig erobert werden. Der Rücken tat ihm weh und an den Händen kündigten sich die ersten Blasen an. Als er aufstand und seinen Buckel durchstreckte, sah er wie ein junger Mann mit welligem schwarzen Haar und einem interessierten Blick in alle Richtungen quietschend die Gartenpforte öffnete und direkt auf ihn zuging.
»Hallo.«
»Hallo.«
»Mein Schwiegervater schickt mich, ich kann was für dich mauern, hat er gesagt.« Er streckte ihm die Hand entgegen, deren raue Beschaffenheit Axel sofort einer schweren Maurertätigkeit zuschrieb. »Freut mich, dass Christoph dran gedacht hat.« Axel ergriff die Maurerhand und fühlte sich, als würde er Schleifpapier anfassen. »Axel Weber, wir sind neu hier und haben den Garten erst vor Kurzem erworben.«
»Freut mich.« Er deutete eine Verbeugung nach fernöstlichem Vorbild an. »Ja, und der alte Filkert ist mein Schwiegervater, eigentlich ein netter Zeitgenosse, er kauft nur immer zu wenig Grillfleisch ein und zu trinken hat er auch niemals ausreichend. Verstehst du, die Zementluft ist so trocken und wenn die sich in der Lunge absetzt …« er winkte ab » … ich darf gar nicht dran denken. Ich bin sowieso dafür, dass jeder Maurer pro Woche mindestens eine Flasche Schluck auf Rezept bekommen müsste. Aber ich weiß nicht, wohin ich mich mit meinem Neuerervorschlag wenden muss.« Mechanisch belächelte er seine Worte und Axel dachte, dass er nicht der Erste war, der diesen Spaß zu hören bekam.
»Schön, dass du gekommen bist, obwohl ich bis auf eine Flasche Selters gar keine Flüssigkeit hier habe.«
»Ich habe ja auch noch nicht mit meiner staubigen Arbeit angefangen. Aber wenn wir schon bei dem Thema sind, mein Schwiegervater hat was von einem Sockel aus Feldsteinen gesagt.«
»Ja ganz richtig. Also hinter diesen Bruchsteinen liegt ein Haufen Feldsteine, die der Vorbesitzer hier liegen gelassen hat. Wahrscheinlich wollte er einen Sockel hochmauern und darauf die Hauswand setzen.« Der Schwiegersohn ging mit prüfendem Blick auf das Fundament zu und ertastete zuerst die Gasbetonsteine. »Hast du die aus dem Betonwerk?«
»Ja, der Mann unserer Sekretärin arbeitet dort.«
»Da kannst du mal sehen, wie weit der Begriff Kombinatsangehöriger zu fassen ist, oder?«
»Na es scheint ja gängige Praxis zu sein, dass die Lieferungen für Freundschaften und Familie inklusive sind.«
»So sieht es aus. Ich hätte dir auch welche besorgen können, über meinen Chef. Der kennt jedes Staubkörnchen auf dem Gelände.«
»Kann der auch Gehwegplatten besorgen?« Er überlegte kurz. »Das ist eher schlecht. Die müssen ausgeliefert werden aber mit den kaputten Bruchsteinen kann man nicht so viel anfangen.« Um seinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen, schüttelte er nochmals mit dem Kopf. »Aber ich halte mal meine Ohren offen, ok?«
»Danke.« Jetzt hatte er den Haufen Feldsteine entdeckt, betastete sie so vorsichtig wie eine Packung rohe Eier und hob einen Stein in die Höhe. »Glatt und schwer. Erste Qualität. Lassen sich gut verarbeiten. Und die lagen hier einfach so rum?«
»Ja, einfach so. Und ich wollte sie erst mit der Schubkarre abtransportieren.«
»Um Gottes willen, weißt du, wie schwierig die zu bekommen sind?«
›Glück gehabt‹ dachte Axel ›wie schon so oft in der letzten Zeit.‹ »Kannst du die für uns als Sockel vermauern?«
»Vom Prinzip schon …« er schob die Unterlippe vor und schien zu rechnen. »Aber fünfzehn bis zwanzig Säcke Zement brauchen wir mindestens dazu. Und die musst du selber besorgen. Mein Chef steht schon oft genug vor dem Silo und verhandelt und verhandelt, wenn er für sich selber was benötigt. Selbst das Argument sozialistischer Aufbau funktioniert nicht mehr so gut.«
»Wohin muss ich mich denn da wenden?«
»Fahre mal zum Hauptlager der BHG. Das ist gleich hinter dem Bahnhof. Dort wird der Zement angeliefert und verteilt.«
»Wenn du schon mal ein paar Säcke zusammen hast, können wir ja anfangen. Du musst nur mal festlegen, wo die Tür hinkommen soll, damit ich den Sockel dort aussparen kann. Wie Christoph gesagt hat, ist das mit dem Sand für die Betonmischung wohl kein Problem. Vor der Gartenanlage liegen noch von dem und von dem überwucherte Sandreste, die wir wohl erst einmal aufbrauchen können. Mal sehen wie weit wir noch kommen. Ich nehme 8,00 Mark in der Stunde und eine Flasche Goldkrone, wegen der trockenen Zementluft.« Er klopfte sich mit der offenen Handfläche gegen seinen Brustkorb und hustete gekünstelt.
Nach einer höflichen Verabschiedung war das Gespräch beendet. Die rostige Gartenpforte quietschte und schlug scheppernd ins Schloss.
Im nächsten Moment lief Axel vor den Eingang der Gartensparte Karl Liebknecht und suchte nach den versunkenen Sandbänken seiner Gartenkollegen. Es waren in der Tat hier und da ein paar kleinere Erderhöhungen, die mit Gräsern und Quecken überwuchert waren. Er grub mit seinen Händen zwischen dem Grünbewuchs der ersten Anhöhe und fand körnigen und goldgelben Sand, der sich wunderbar zum Vermauern eignen würde. Dieser Selbstbedienungsladen ließ ihn die erste Hürde mühelos überspringen, aber die andere? ›Wie komme ich an so viele Zementsäcke? Mit der Lösung eines Problems wird sofort ein neues aufgerissen.‹ dachte Axel, als er auf der Simson nach Hause fuhr und ihm der Fahrtwind ins Gesicht blies.
*
Axel war fest entschlossen, den benötigten Zement zu besorgen. Ein paar Minuten vor sechzehn Uhr hatte er auf Katzenpfötchen das Werkzeugmaschinenkombinat verlassen und war auf seine Simson geklettert. Kurz vor dem Bahnhof teilte sich die Straße an einer Kreuzung. Ein Weg führte zum Ort hinaus und der andere machte eine Biegung und was sich dahinter verbarg, war für Axel Neuland, dass er noch nie vorher betreten oder befahren hatte. Er entschied sich für die Rechtsabbiegung, legte sich mit seiner Simson in die Kurve und vergaß dabei den Blinker anzustellen. ›Zum Glück ist die Polizei oft genug nur dann da, wenn man sie braucht.‹ dachte er und seine Gedanken blieben auf der Stelle stehen, während sich das Moped weiter in unbekanntes Gelände voranarbeitete. ›Da hinten muss es irgendwo sein.‹ Links neben der Straße standen Baubaracken, an deren Ende sich ein freier mit gegossenen Betonplatten ausgelegter Platz anschloss. Dort schoss ein großes orangefarbenes Hochsilo in die Höhen des wolkenverhangenen Frühabendhimmels, das weithin wie ein Riesenrad über alles andere hinausragte.
Ein Mann mit halber Glatze und Hasenzähnen stand wie ein Aufseher vor dem Silo. Er kam, obwohl er auf dem Fleck festgewurzelt war, ein wenig gedanken- und hüftsteif daher. Sein ausgewaschener Blaumann war verstaubt. Axel nahm dies als Zeichen, dass er heute schon Zement ausgeschenkt hatte. Er holte Luft, um betont freundlich zu wirken. »Hallo mein Herr, kann ich bei Ihnen Zement bekommen.« Der Mann rührte sich nicht. Er erinnerte Axel noch mehr an einen Wachsoldaten. »Entschuldigen Sie, ich hätte gern Zement gekauft.« Der zweite Anlauf war ebenfalls freundlich formuliert, obwohl sich in Axel schon jetzt ein gewisser Widerstand regte. Der Wachmann ließ sich zu einer Reaktion hinreißen: »Ach wissen Sie, wir wollen doch alle was.« Die Schärfe seines Tons erhöhte Axels Widerstand. ›Bleib ruhig, sonst bekommst du gar nichts.‹ sagte er zu sich selbst. Immer noch freundlich und scheinbar gut gelaunt versuchte er es ein drittes Mal: »Wo kann ich denn Zement anmelden, wenn ich welchen benötige?« Der Mann mit den Hasenzähnen schien zu überlegen, welchen Stein er Axel in den Weg rollen konnte. »Beim Chef am besten, ohne sein Kopfnicken geht hier kein Hebel runter.«
»Wo finde ich den denn?«
»In seinem Büro …« er deutete mit einer sparsamen Kopfbewegung in Richtung Hauptgebäude » … Aber der ist jetzt nicht da.«
»Wann kommt er denn wieder?« Der Wachmann wurde zunehmend gereizter. Er riss wütend seine Augen auf. »Junger Mann, sehe ich so wichtig aus, als dass sich mein Kombinatsleiter bei mir abmeldet und mich um Erlaubnis bittet, auf der nächsten SED – Kreistagssitzung eine Rede halten zu dürfen?« Er drehte sich weg. Für ihn war die Unterredung abgeschlossen.
*
Axel spürte wieder den Sommerwind über seine Wangen und sein Kinn streichen. Was sollte denn jetzt werden? Ohne Zement könnten sie bestimmt keine Laube bauen. Woher sollen sie denn alles bekommen? Sie bräuchten noch so viel. War er zu blauäugig? Sie kannten hier niemanden. Andere waren hier groß geworden und hatten Kontakte und sie? Er kam hier her und dachte, dass alles auf ihn wartete. Vielleicht waren die Erfolge ja nur Glückstreffer. Dabei wollte er doch Gerda nur etwas bieten, damit sie ihr Heimweh verlor.
Er fühlte einen Druck in der Magengrube. Den Druck, zu versagen. Sein grenzenloser Optimismus war zerschollen an den Klippen der rauen Wirklichkeit.
*
»An dem kam man einfach nicht vorbei. Der wollte nicht und deshalb war da nichts zu machen. Der stand da wie ein Polizist und hat sein blödes Silo bewacht, als wenn dort die gesamten Goldschätze aus dem Grünen Gewölbe lagern würden.« Axel wedelte mit den Armen und Gerda erkannte ihren Mann nicht wieder. Sie versuchte, beruhigend auf ihn einzureden. »Wir haben doch schon eine ganze Menge erreicht. Sieh mal, vor einiger Zeit war der Garten noch kein Garten, sondern ein Unkrautbeet. Und wie sieht er jetzt schon aus?« Axel winkte ab. »Glückstreffer.« Gerda lächelte und gab sich Mühe, besonders einfühlsam zu sein: »Wir brauchen doch nicht unbedingt morgen eine fertige Laube. Und wenn es zwei oder drei Jahre dauert, wen kümmert es denn? Wir haben uns. Für mich würde es auch ganz ohne Laube gehen. Die Kinder fühlen sich wohl. Mir gefällt es schon viel besser. Und die Radieschen, die wir im nächsten Jahr ernten können, schmecken auch ohne Laube gut.« Er fuhr auf wie ein gescheuchter Hahn: »Hast du denn schon das kleinste Samenkörnchen für die Radieschen, die du im nächsten Jahr zu ernten gedenkst?«
»Ach Axel, du machst so viel für uns. Ärgere dich nicht über den Zementabzapfer.« Über den Zementabzapfer musste er lachen. Er konnte seine Mauer nicht mehr aufrechterhalten. Sie nahm ihn in den Arm. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und atmete tief durch. Sie streichelte ihm über die Wangen: »Ach Axel, wir haben eine Schlacht, aber nicht den Krieg verloren. Was denkst du, wie viele Niederlagen wir noch einstecken müssen. Aber dabei darf man die errungenen Erfolge nicht außer Acht lassen.«
Am Donnerstagabend saß Axel allein im Wohnzimmer. Gerda war beim Sport, die Kinder lagen im Bett und schliefen. Er zeichnete auf Millimeterpapier die Draufsicht der Laube. ›Wir haben genügend Steine, um eine kleine Küche abzutrennen. Dann können wir in der Laube Mittagessen kochen.‹ Er radierte die Linien und damit seine Gedanken weg. ›Wir brauchen doch einen Geräteschuppen. Steine hätten wir auch dafür genug, aber dann brauchen wir eine zweite Tür. Und wir haben noch nicht einmal eine für den Eingang.‹ Jetzt trennte er sowohl eine kleine Küche als auch einen Teil Geräteschuppen ab. ›Wenn wir nur eine Tür bekommen, dann bauen wir sie hier zum Eingang ein. Dann mauern wir von außen zu und machen einen Zugang zum Schuppen vom Wohnzimmer aus. Wenn wir eine zweite Tür bekommen, mauern wir von innen zu und lassen in der Außenmauer Platz für eine zweite Zugangstür. Und wir brauchen vor allem Zement.‹ Bei diesem Gedanken erstarrte er und sah nichts weiter als ein großes schwarzes Loch vor sich.
Im Treppenhaus erklangen Frauenstimmen. Axel erkannte die Stimme von Gerda und einer weiteren Frau. Sie waren gut gelaunt. Die Stimmen wurden deutlicher. »Machs gut, Christa. Wir sehen uns allerspätestens am nächsten Donnerstag wieder.«
»Es war schön und von mir aus sehr gerne bis spätestens nächste Woche.« In der vierten Etage wurde ein Schlüssel ins Schloss gesteckt. Eine Tür öffnete sich und ging wieder zu. Jetzt hallten nur noch Gerdas Schritte durch den Hausflur und einen Augenblick später drehte sich ein Schlüssel und das Türschloss sprang auf.
»Hallo Axel?« Er war vom Sessel aufgestanden und ging zur Eingangstür. »Hallo Gerda. War es schön?« Sie strahlte über das ganze Gesicht. »Das hat so viel Spaß gemacht. Die Frau Richter kann richtig gute Übungen.«
»Und das Austauschen von Fraueninteressen kam sicherlich auch nicht zu kurz, oder?«
»Sogar bis nach Hause. Die Frau Knorrich, die direkt unter uns wohnt, die geht da auch hin. Ich habe sie gleich an ihren roten Haaren erkannt.«
»Können wir morgen mal nach Wittenberg fahren und dort nach Gartentüren sehen. Krugmann hat sich seine Eingangstüren für die Laube auch dort besorgt.«
»Von mir aus gerne. Wenn wir rechtzeitig loskommen, dann können wir uns ja in der Stadt auch noch mal umsehen.«
»Vielleicht kann ich ein bisschen zeitiger Feierabend machen.«
*
Sie fuhren durch Wälder und blühende Wiesenlandschaften. Hinter ihrem Trabant schaukelte ein Anhänger, den sie sich von Jürgen Krugmann ausgeborgt hatten. Die Straße war schlecht und der Mittelstreifen kaum noch sichtbar. Die Kinder schliefen. ›Endlich ein bisschen Ruhe.‹ dachte Axel. Aus der Radiobox, die unterm Handschuhfach auf der Beifahrerseite angebracht war, dudelte Musik.
»Wir müssen noch über die Elbebrücke und ab da fängt der Plan an, den Jürgen für uns gezeichnet hat. Meinst du, dass wir heute mehr Glück haben werden?« Er wirkte immer noch niedergeschlagen und Gerda legte ihre Hand auf seine Schulter. »Das werden wir gleich wissen.« Sie bogen ein paar Mal links und rechts ab, holperten über die ausgewellte Fahrbahn und kamen schließlich vor der BHG zum Stehen. Jürgen Krugmann hatte die Fahrtbeschreibung mit einem eingekreisten Punkt beendet. Darunter hatte er geschrieben: »Wenn ihr es bis hierhin geschafft habt, seid ihr da.« Es knallten zwei Türen und der Trabant wurde abgeschlossen. Die BHG wirkte von außen bedeutend größer und Axel hatte die geheime Hoffnung, dass sie auch mehr Nützliches beherbergen würde. Am Eingang stand ein Schild: »Rundgang nur mit Korb.« Er hielt sich an die Verordnung, nahm einen Korb und begann im Stile eines Streifensoldaten seinen Rundgang, ohne weiter auf seine Umgebung zu achten.
Es gab zwar mehr Gänge und mehr Regale in dieser BHG, aber Axel fand sich gleich zurecht. Er registrierte ein paar nützliche Dinge: Wasserhähne, Gartenschläuche, Wassertonnen, Nägel, Grabegabeln, Rosendünger, Absperrband. In einer Ecke lehnten junge, verwachsene Obstbäume an der Wand. Türen und Fenster waren allerdings nicht zu sehen. Er lief durch die Gänge und strengte seinen Blick an. Nichts. Er ging noch eine Runde. Wieder nichts.
»Entschuldigen Sie bitte, wir suchen eine Eingangstür für unsere Gartenlaube.« Er hörte Gerdas Stimme. Eine weiche und gutmütig klingende Männerstimme antwortete: »Tut mir leid. Zurzeit haben wir keine Türen.« Jetzt sah Axel seine Frau und den Verkäufer am Ladentisch stehen. Der etwa fünfzig Jahre alte Mann mit hellen Locken machte ein mitfühlendes Gesicht. »Wir bekommen aber regelmäßig Ware und wenn wir Glück haben, sind da sowohl Türen als auch Fenster dabei.« Sein Blick ergriff jetzt auch Axel und er bemerkte, dass die beiden zusammengehören. »Denn wenn Sie eine Laube bauen wollen, dann sollten Sie ja auch ein paar Fenster einbauen, damit sie rausgucken können.« Alle drei nickten. »Soll ich Sie aufschreiben und bei der nächsten Lieferung ihre Bestellung zurücklegen?« Axel grübelte für einen Moment: »Von uns aus schon, aber wie lang ist denn Ihre Liste der noch nicht gelieferten Türen? Denn es nützt ja nichts, wenn wir noch zwanzig Leute vor uns haben.« Der Mann lächelte: »Wir haben keine offenen Wünsche von Türen und Fenstern, weil wir regelmäßig direkt vom Werk die Waren bekommen und die Leute lange Strecken fahren, um bei uns einzukaufen.«
»Und wann erwarten Sie die nächste Lieferung?« erkundigte sich Gerda interessiert. Der Mann verzog sein Gesicht und dachte über eine salomonische Antwort nach: »Also, für gewöhnlich kommt der Laster einmal im Monat. Da er vor zwei Wochen da war, müsste er nach dem normalen Lauf der Dinge in zwei Wochen wiederkommen. Es kann aber auch sein, dass Unregelmäßigkeiten auftreten und er später kommt. Ich sage mal in drei bis vier Wochen dürften wir wieder Türen und Fenster haben.« Gerda und Axel nickten synchron. »Können Sie uns dann aufschreiben?«
»Wie viele Türen und Fenster brauchen Sie denn?« Axel hatte sich die Antwort schon zurechtgelegt: »Zwei Türen und ein einfaches und ein doppeltes Fenster.« Er hatte es so bei Krugmann, Zigarren-Schmidt und Filkert gesehen. »Auf welchen Namen soll ich das aufschreiben?«
»Weber, Familie Axel Weber.«
»Ist notiert …« entgegnete der Verkäufer feierlich » … und wenn Sie wollen, können Sie auch vorher mal anrufen, ob die Lieferung eingegangen ist. Hier ist unsere Telefonnummer.« Er reichte Gerda einen Zettel, der mit einer Kolonne von Bleistiftzahlen beschrieben war. »Damit Sie nicht umsonst kommen müssen.«
»Papa, Papa da gibt es Mausefallen. Kann ich eine haben?«
»Ach Heiko, was willst du denn mit einer Mausefalle?«
»Na im Keller aufstellen. Gregor Müller hat auch welche.« Er streichelte Heiko über den Kopf: »Freu dich mal lieber, dass wir keine Mäuse im Keller haben.« Heiko gab sich damit zufrieden.
Sie kauften eine Grabegabel und verließen mit fast leeren Händen aber einem guten Gefühl die BHG. »Glaubst du, dass er unseren nordischen Dialekt erkannt hat?« Gerda freute sich. »Vielleicht hat er gedacht, dass wir extra aus Neubrandenburg gekommen sind.«
»Wer weiß, wer weiß.« Axel befestigte die Grabegabel im Anhänger. Dann fuhren sie über die ausgewellten Straßen nach der Zeichnung von Jürgen Krugmann wieder nach Hause.
*
»Wir können die Grabegabel ja gleich in den Garten bringen und bei Zigarren– Schmidt unterstellen.« Gerdas Achselzucken bedeutete Gleichgültigkeit. Er steuerte den Trabant links von der befestigten Fahrbahn auf einen ausgewaschenen Sandweg mit Kieselsteinbelag. Der beladene Anhänger folgte ihnen. Als die vor der eingezäunten Gartenanlage anhielten, befreite er die Grabegabel aus den Fängen der Befestigung und gab Gerda zu verstehen, dass er gleich wieder da sein werde.
Auf dem Schotterweg lag schon die erste Dämmerung und am Westhimmel ging die Sonne in dramatischen Leuchtfarben hinter den groß aufgeschossenen Pappelbäumen unter.
»Dietmar?« Keine Antwort. Kein Rauch, der sich in der Höhe über seiner Laube auflöste. »Dietmar?« fragte Axel noch einmal lauter, um für sich selber Sicherheit zu haben. Das Grundstück lag träge wie ein Stillleben vor ihm.
›Soll ich jetzt die Gabel einfach so im Garten liegenlassen, damit sie jeder sehen kann?« Axel beschlich bei diesem Gedanken ein ungutes Gefühl. Er beschloss nachzusehen, ob Krugmann oder Filkert da waren und die Gabel dort in Sicherheit zu bringen.
Er beschritt den Schotterweg und die Gartenhecken links und rechts waren mal größer mal kleiner mal weiter mal dichter. Die Tür zu Filkerts Gartenlaube war aufschlossen, lehnte in ihrer Hakenverankerung und ein paar Streifen des bunten Lamellenvorhangs lagen über der Türklinke.
»Christoph?«
»Ja?«
»Ich bin es Axel.«
»Ah, komm rein.« Er ging der Richtung nach, aus der die Rufe kamen. Christoph Filkert drehte ihm den Rücken zu und grub seinen Kompost um. »Immer fleißig Herr Kollege.« Filkert hatte gerade einen großen Klumpen Erde auf seinem Spaten, den er mit Wucht in die Kompostecke verfrachtete. Dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn: »Tja, ohne Fleiß kein Preis.«
»Christoph, kann ich bei dir meine Grabegabel unterstellen? Die haben wir gerade in Wittenberg gekauft und ich wollte sie nicht bei uns im Garten so frei rumliegen lassen.«
»Na klar, kein Problem. Gab es was besonderes in Wittenberg?« Er überlegte: »Na, Grabegabeln, Wasserhähne, Schläuche, Obstbäume …« »Obstbäume?« Christoph Filkert war wie aus dem Häuschen. »Gab es Obstbäume? Ich fasse es nicht. Wie viele standen denn noch da?« Axel versuchte sich das Bild der Ladenecke wieder vor sein Auge zu holen, um dann nachzuzählen. »Na ich denke, dass es noch so zwanzig Stück waren. Aber die sahen nach nichts aus. Klein und krüpplig.« Er schaute hektisch auf die Uhr und schüttelte dann den Kopf. »Jetzt ist es schon zu spät. Aber am Montag müssen wir hinfahren. Ich denke, dass du auch welche brauchst. Denn selbst solche verwachsenen Bäume sind Mangelware und außerdem immer dann nicht vorrätig, wenn du nach ihnen suchst.«
»Daran habe ich irgendwie gar nicht gedacht.« entgegnete Axel verdutzt. »Das merke ich schon. Du musst die Augen immer in alle Richtungen offen halten. Denn auch wenn du nur wegen Fenstern und Türen unterwegs bist, darfst du den Blick für die anderen Sachen nicht verlieren. Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du auch einen Gartenschlauch und einen Wasserhahn brauchst. Oder willst du die Blumen mit dem Brunnenwasser gießen? Na dann viel Spaß im Juli und August, wenn es dreißig Grad im Schatten sind und dafür auch kein Regentropfen von oben kommt, um dich zu entlasten.« Jetzt ärgerte sich Axel über sich selbst und war gleichzeitig froh, mit Christoph geredet zu haben: »Wir fahren am Montag noch mal hin.«
*
Am Abend lief Axel in Hausschuhen die Treppen hinunter und blieb in der zweiten Etage stehen. Müller las er auf dem Namensschild. Er kannte die Leute, die hinter dieser Tür wohnten. Das Schild war ihm nicht mehr fremd, wie am Anfang. Zwei hilfsbereite freundliche Menschen. Gute Genossen. Er holte tief Luft und klingelte. Der Klingelton verteilte sich in der Wohnung. Ruhe. Keine Reaktion. Sollte er es noch einmal versuchen? Er beschloss, noch einen Moment zu warten. Dann hörte er ein Knistern. Ein Klappern. Schritte steuerten zur Tür hin und wurden deutlicher. Die Tür öffnete sich. »Guten Abend, Herr Weber.«
»Guten Abend, Frau Müller. Entschuldigen Sie die Störung.« Sie winkte ab: »Sie haben gar nicht gestört. Wollten Sie zu meinem Mann oder zu mir?«
»Eigentlich gern zu Ihnen, wenn wir Ihre Hilfe noch einmal in Anspruch nehmen können.«
»Na dann ist es ja gut. Mein Mann ist mal wieder beim Fußball. Schiedsrichter. Und immer beschäftigt. Was kann ich denn für Sie tun?«
»Wir haben jetzt fast alles zusammen um unseren Sockel zu mauern. Nur keinen Zement. Ich war schon im Hauptlager am Bahnhof, dort wo das große Silo steht, nur der Genosse, der dafür zuständig ist, hatte für uns keinen Zement übrig.« Sie wurde neugierig: »Wie sah der denn aus?«
»Na groß, wenig Haare und sehr wichtig.«
»Ach der alte Bunge. Ach so, na das wundert mich nicht. Aber den können wir bestimmt übergehen.«
»Wirklich? Und wie?«
»Also, ich mache mal Folgendes: Ich bestelle dem Genossen Schulze, Hans Schulze so beiläufig einen schönen Gruß und erzähle von Ihnen. Wenn der ein bisschen Zement übrig hat, dann stellt er was für Sie zur Seite. Lassen Sie mir mal eine Woche Zeit und versuchen Sie es dann noch mal.«
»Sie sind ein Engel, Frau Müller, vielen Dank.« Sie kam nah zu ihm und flüsterte: »Das mit dem Engel erklären Sie mal meinem Mann.«
»Mache ich gern. Sie helfen uns ja wirklich mehr als genug.«
»Schon gut. Aber eine Garantie kann ich Ihnen auch nicht geben. In Berlin bauen die gerade so viel, dass der Zement bei uns nur noch kleckerweise ankommt. Das Silo ist nach der Füllung oftmals auch nur halb voll. Sie brauchen also wie überall Geduld und einen langen Atem.«
»Wir versuchen unser Glück.« entgegnete Axel entschlossen und fasste wieder neuen Mut.