Читать книгу Pussycat - Peter Splitt - Страница 7
Oktober 1973 Oktober 1973
ОглавлениеMit fünfzehn wurde ich schwanger. Dieses Problem erledigte die Obrigkeit auf ihre Art und Weise. Ein sogenannter Facharzt stocherte so lange mit einem Kleiderbügel in meiner Gebärmutter herum, bis alles Mögliche aus mir heraus lief und ich glaubte, verbluten zu müssen. Aber ich überlebte. All die genannten Grausamkeiten und Repressalien vermochten meine Willensstärke nicht zu brechen, auch wenn mich der Hass auf das politische System und auf die Stasi beinahe wahnsinnig werden ließ. Nicht dass die Heimerziehung von der Stasi als ein vorrangiges Ziel betrachtet wurde, so wichtig war sie nun auch wieder nicht, aber dennoch existierte eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Einrichtungen der Jugendhilfe und der Staatssicherheit. Informationen über die Spezialheime wurden akribisch gesammelt und ausgewertet. Bei Fehlentwicklungen und negativen Einstellungen zur DDR übernahm die Stasi die Ermittlungen. Inoffizielle Mitarbeiter kamen in der Jugendhilfe und Heimerziehung zum Einsatz.
Ich wuchs zu einem attraktiven Teenager heran, mit Rundungen genau an den Stellen, wo sie sein mussten. Mit festen Brüsten, vollen Lippen, einer schlanken Taille und Hüften, die sich mit einem provozierenden Versprechen bewegten. Mit sechzehn fing ich an, meine körperlichen Reize gezielt einzusetzen. Ich sammelte Kontakte und Informationen über Personen, die mir später einmal von Nutzen sein konnten. Mein erstes Opfer war Bertram König, ein junger Erzieher, der gerade seine Ausbildung absolviert hatte. Eines Abends klopfte er an meine Zellentür, wollte sich nach irgendetwas erkundigen. Er bekam keine Antwort. Unsicher blickte er auf seine Uhr, öffnete vorsichtig die vergitterte Tür und trat ein. Der Raum war dunkel. Mein Schatten näherte sich ihm.
„Bertram …“, flüsterte ich mit heiserer Stimme.
Er erkannte sie und drehte sich um. „Marie, ich möchte etwas mit dir besprechen.“
Weiter kam er nicht. Ich näherte mich ihm langsam und kam so nah, dass er sehen konnte, dass ich nackt war.
„Großer Gott“, Bertram verhaspelte sich. „Was ist …“
Ich nahm seine Hand und legte sie auf meine Brust. „Ich möchte, dass du mit mir schläfst.“
„Du? D… du bist doch noch nicht volljährig!“ Bertram war sichtlich überrascht. „Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe.“ Er trat einen Schritt zurück und wandte sich der Tür zu, aber ich ahnte, was er vorhatte.
„Geh nur weiter, und ich erzähle dem Direktor, dass du mich zwingen wolltest …“
„Das wagst du nicht …“
„Mach dich nur davon, und du wirst es erleben!“
Er hielt inne. Er wusste, wenn ich wirklich ernst machte, wäre seine letzte Stunde gekommen. Also versuchte er es auf die sanfte Tour. „Katharina, Kleines, sei doch vernünftig …“
„Ich mag es, wenn du mich Kleines nennst.“
„Jetzt hör schon auf, Katharina! Sei vernünftig! Der Direktor wird mich entlassen, wenn du ihm das sagst.“
„Ach was, der doch nicht.“
Er versuchte es abermals. „Ich bin doch erst seit Kurzem hier. Ich würde bei allen in Ungnade fallen.“
„Aber nein! Da waren schon ganz andere, vor dir …“
„Wie bitte?“
„Ach, nichts.“
Es war hoffnungslos.
„Was willst du nun wirklich von mir?“
„Dass du es mit mir tust.“
„Aber das geht doch nicht. Wenn der Direktor davon erfährt … er würde mich auf der Stelle hinauswerfen.“
„Ganz bestimmt nicht. Er muss ja auch gar nichts davon erfahren. Nur wenn du jetzt gehst, dann erzähle ich ihm, dass du es bei mir versucht hast und dann …“
„Marie, bitte nicht.“
Ich blickte ihn herausfordernd an. „Du hast keine andere Wahl, oder?“
Er starrte mich an, ich sah Panik in ihm aufsteigen. „Warum denn gerade ich, Katharina?“
„Weil ich dich mag. Du bist immer freundlich und nett zu mir.“ Ich nahm seine Hände und führte sie vorsichtig an meinen Schoß. „Siehst du, ich bin eine richtige Frau. Zeig mir, wie es ist. Lass mich fühlen, wie eine Frau liebt.“
Was konnte er anderes tun?
Ich führte ihn zu meinem Bett, half ihm sogar aus Hose und Shorts. Dann kniete ich mich vor ihm nieder und berührte seine Männlichkeit mit den Lippen, so, wie es mir die älteren Mädchen erzählt hatten. Er stöhnte auf. Kurz darauf nahm ich sein Ding ganz in den Mund.
Ich spürte, wie hart er war, ließ von ihm ab und legte mich auf ihn. Bertram schlang seine Hände um meinen Nacken und drang von unten tief in mich ein. Er spürte keinen Widerstand, sah mich erschrocken an, aber ich drückte mich noch enger auf ihn, während sich meine Hüften fordernd an die seinen pressten.
„Mein Gott, das ist umwerfend.“
Ich fühlte mich gut. Es kam mir so vor, als wäre ich dafür geboren. Instinktiv wusste ich genau, was ich zu tun hatte. Mein Körper übernahm allein die Initiative. Als es vorbei war, blieb ich noch ein Weilchen neben ihm liegen. „Und morgen machen wir es gleich noch einmal.“
Von diesem Zeitpunkt an war Bertram König mein Verbündeter. Durch ihn genoss ich Freiheiten, von denen meine Mitgefangenen nicht einmal zu träumen wagten.
Ich bekam gesonderte Essensrationen, Süßigkeiten und Obst, und ich durfte sogar ab und zu fernsehen. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, es waren nicht die Heime, in denen ich es nicht aushielt, es war das ganze Land.
In der Folgezeit lernte ich, wie der Hase lief, wurde abgebrühter und emotionslos. Ich nahm mir mehrere Liebhaber, von denen ich mir gewisse Vorteile erhoffte. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit wurde ich aus dem Heim entlassen. Bei der Entlassung musste ich mich verpflichten, über das Erlebte zu schweigen. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Ich hatte meinen Hass besiegt, ihn umgedreht, sogar Kraft aus ihm gezogen, nur, um meine ganz persönliche Rache zu nehmen. Meine ersten Schritte in Freiheit führten mich nach Wolfersdorf und danach direkt zu den Sowjets.