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I
Wie es ist,
ein Philosoph zu sein

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Die folgende Geschichte habe ich schon öfter erzählt, an verschiedenen Orten und im Rahmen unterschiedlicher Foren. Ich erzähle sie hier noch einmal, weil in ihr vieles von dem rumort, wodurch sich meines bescheidenen Erachtens ein Philosophenleben auszeichnet – nämlich durch das eigentümliche Schwanken zwischen Tiefe und Clownerie.

Um Wahrhaftigkeit bemühte Philosophie birgt einen begriffslosen Überschuss, der an die Oberfläche des Wortes drängt. Er will mitgeteilt sein. Dabei entsteht für die unberührte, profane Umwelt leicht der Eindruck, das philosophierende Subjekt habe nicht mehr – wie es im Volksmund treffend heißt – »alle Tassen im Schrank«.

Mag sein. Doch die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn, die in den Sphären der Kunst verschwimmend und breit ist, schrumpelt in der Philosophie, bei aller Quälerei der Denkungsart; was übrigbleibt, ist meist ein kleiner Sisyphos der großen Worte.

Am Schluss sucht den denkerisch Gequälten eine »Erleuchtung« heim, die er bei sich womöglich als Offenbarung verbucht. Und dabei war es nur ein Schäumen seines überhitzten Gehirns, ein Aufwallen seiner Neuronen-Netzwerke … aber wer weiß, vielleicht verbirgt sich dahinter ja ein Geheimnis, das der Profanierung widersteht?

Ich will also von einem philosophischen Sisyphos berichten, der in meiner Geschichte »Streber« heißt. Er litt darunter, im Mitmenschen, dem Alter Ego, oft nicht »das lebendige Wesen« spüren zu können, während er den Verdacht hegte, kein Ego zu haben, gefangen zu sein in solipsistischer Ichlosigkeit.

Und dabei ist es wohl möglich, dass ich mir selbst begegnete – in einem langen Moment, als ich gerade dabei war, um eine entfremdete Ecke meiner Existenz zu biegen.

Kleiner Sisyphos der großen Worte

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