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Sommer 1978 : Die neue Weltordnung beginnt
ОглавлениеIm Sommer 1978 begann für mich ein neues Leben: Ich ließ mich bei dem Weltkongress der Zeugen Jehovas im Düsseldorfer Fußballstadium taufen. Nunmehr hatte ich vor den Augen von 60.000 Zeugen Jehovas der „Welt“ den Rücken gekehrt, um im zukünftigen Paradies hier auf Erden ewig zu leben. „Die Welt“ ist der zentrale Begriff der Zeugen Jehovas, um alle Ungläubigen – dies sind natürlich alle Nicht-Zeugen-Jehovas – zu kennzeichnen. Nun hieß es, am Glauben festzuhalten, auf Harmagedon, ein Begriff der Offenbarung für den endgültigen Krieg zwischen Gott und allen Ungläubigen, zu warten und dann in das Paradies einzuziehen.
Zwei Jahre zuvor war ich zu dieser Gemeinschaft gestoßen, obwohl Religion in meinem Elternhaus keine Rolle gespielt hatte. In der Ortsversammlung der Zeugen Jehovas war ich ein Exot, der berühmte bunte Hund, denn nur selten werden gerade junge Menschen aus eigenem Antrieb Mitglied dieser Gemeinschaft: die meisten gelangen über ihr Elternhaus dazu.
Zum Zeitpunkt meiner Taufe war ich gerade mal 18 Jahre alt. Volljährig. Und hatte voll den Plan, inklusive herrlichem Paradies. Dazu viel klüger als alle anderen meiner Altersgruppe (und nicht nur dieser), schließlich hatte ich ja selbst die „Wahrheit“ gefunden. Ich hatte in meiner Versammlung schnell ein paar Freunde gefunden, die meisten allesamt ein paar Jahre älter als ich und viele von ihnen kamen ebenfalls aus eigener Überzeugung und ohne familiären Hintergrund zu den Zeugen. Das verband.
Mich erschaudert es, diese Zeile schreiben zu müssen : Der Peter Weissenbach von 1978 ist nicht derselbe, der gerade diese Zeilen zu Papier bringt. Dieser Punkt – soviel sei verraten – wird uns noch in manchen Kapiteln wieder begegnen.
Leugnen möchte ich nicht, dass die ersten Jahre als Zeuge Jehovas unbeschwert waren. Etwas sarkastisch formuliert: ich bekam überhaupt nicht mit, was sich hinter den Kulissen alles abspielte. Aber dazu später.