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Hilfe für Ankas Fohlen!

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Sissi spähte bereits ungeduldig über den Rand des ehemaligen Heubodens im Kuhstall. Hier, wo in früheren Zeiten das Heu für den Futtervorrat im Winter gelagert wurde, war vor zwei Jahren mit Hilfe von Luisas Vater ihr Clubraum entstanden. Jedenfalls auf einer Seite des Kuhstalls. An der anderen lagerte im Erdgeschoss das Brennholz für den Kachelofen im Haus und oben drüber war noch ein Rest Heuboden geblieben. Schließlich gab es immer noch tierische Bewohner im Kuhstall, wenn es auch keine Kühe mehr waren. Leopold, Isidor und Grummel wohnten jetzt unter dem Clubraum, wo früher Milchkühe in Reih und Glied gestanden hatten, jeder in einer geräumigen Box. Den Rest des Platzes beanspruchten Pick, Peck und Pack als Hühnerhaus, mit gemütlichen Sitzstangen und Legestellen für die Eier. Natürlich hielten die Tiere sich nur bei kaltem Wetter und nachts dort auf. Jetzt, bei herrlichem Sonnenschein, tummelten sich Haflinger Leopold, Esel Isidor und Ziegenbock Grummel, gemeinsam auf einer großen Koppel hinterm Kuhstall. Auch die Hühner konnten ihr gemütliches Hühnerhaus durch eine Öffnung und über eine sogenannte Hühnerleiter verlassen, und sich in einem geräumigen, eingezäunten Pferch, mit dem Aufpicken von Körnern und Würmern vergnügen. Der Clubraum hatte eine Mauer bekommen, da wo früher alles nach unten offen gewesen war, damit man die Heuballen bequem rauf und wieder runter befördern hatte können. Ganz vorne musste man aber immer noch über eine Leiter nach oben steigen, was Luisa gerade tat und von oben hagelte es gleichzeitig Vorwürfe von Sissi, wegen Luisas Verspätung. „ Ich bin ja schon da. Was gibt es überhaupt so Dringendes?“, versuchte sie ihre Freundin zu beruhigen. Beide betraten gemeinsam durch eine alte, schwere Holztüre den Clubraum. Die Buben warteten bereits, auch Juli war da. In der einen Ecke gab es eine gemütliche Eckbank mit Tisch, die ehemals in der Küche des Braunerhofes gestanden hatte. Gegenüber hatte Luisas Vater einen betagten Holzofen aufgestellt und ihm ein Ofenrohr nach draußen verpasst. So war der Clubraum notfalls auch wintertauglich. Außerdem gab es noch mit Stroh gefüllte Säcke, die auf einem Haufen am Boden lagen und immer dann zum Einsatz kamen, wenn die Clubsitzungen sich in die Länge zogen. Da Wolle, Berti und Juli bereits jeder auf einem Strohsack Position bezogen hatten, wurde Luisa schnell bewusst, dass wirklich ein größeres Problem ins Haus stehen musste. Schnell zog sie sich also ebenfalls eines der bequemen Lümmelmöbel an einen freien Platz und sah Sissi erwartungsvoll an. „Also, nun noch mal für alle und diesmal ausführlich, “ begann diese ihre Berichterstattung: „Wie ihr wisst, steht auf dem Gestüt von den Dachsbergers die Stute Anka. Ihr Besitzer, ein gewisser Herr Goldbach, hat mit ihr jahrelang internationale Springturniere gewonnen, aber jetzt ist sie zu alt dafür. Um springtalentierten Nachwuchs von ihr zu bekommen, wird sie nun zur Zucht verwendet. Gestern also, ich hatte gerade mein Pflegepferd Rosi versorgt, erzählte mir Herr Dachsberger, dass in der Nacht zuvor Ankas erstes Fohlen zur Welt gekommen war. Er blickte dabei recht sorgenvoll drein und als ich rasch zu Ankas Box ging und das Stutfohlen sah, wusste ich auch gleich warum. Das Kleine hat eine Behinderung an der rechten Vorderhand, Sehnen sind nicht richtig ausgebildet und was weiß ich noch alles. Auf jeden Fall kann sie so nicht normal laufen und springen auf einem Turnier wird sie sowieso nie können.“ Betretene Stille folgte im Clubraum. Pferdenarren waren zwar nur die beiden Mädchen, aber auch die Jungs hatten viel für Tiere übrig. „Und wird es wieder gesund?“, wollte Juli wissen, wobei er tapfer versuchte ein Tränchen zu verbergen. Sissi schüttelte den Kopf und erklärte: „Von alleine auf keinen Fall. Der Tierarzt sagt, es müsste operiert werden und auch dann gäbe es keine Garantie, dass es jemals richtig laufen könne. Eine Springpferdkarriere sei ausgeschlossen, aber wenn die Operation gelingt, könnte sie ein ganz normales Reitpferd werden.“ Berti meldete sich zu Wort: „Und der Haken an der Sache ist wohl, dass der gewinnsüchtige Springreiter Goldbach das Geld nicht investieren will, stimmt `s?“ Sissi nickte nur. Luisa richtete sich entrüstet in ihrem Strohsack auf und rief: „Aber da müssen wir doch was tun! Das arme Tier! Was wird so eine Operation denn kosten?“ Sissi antwortete: „Auch darüber bin ich bereits informiert. Tausend Euro die Operation und nochmals tausend für die Nachbehandlung!“ Wolle blies vielsagend die Luft durch seine Zähne. Das Pfeifen, das dabei entstand, blieb das einzige Geräusch im Raum. „Unmöglich!“, fügte er schließlich hinzu. Sissi wurde sauer: „Nichts ist unmöglich, wenn man es wirklich will! Wir müssen eben auf jede mögliche Weise Geld beschaffen!“ Berti lachte laut und meinte: “Logisch, morgen überfalle ich die Bankfiliale, Luisa stiehlt ihren Großvater seine goldene Taschenuhr und Sissi, du könntest doch den Wagen deines Vaters bei E-Bay versteigern! Da müssten sicherlich 2000 Euro rauskommen und noch einiges mehr.“ Luisa winkte ab: „Es ist keine Zeit für blöde Scherze. Es muss eine Möglichkeit geben. Wir könnten doch einen Flohmarkt bei uns im Kuhstall abhalten. Vielleicht Samstag in zwei Wochen. Bis dahin betteln wir überall nach altem Zeug und in der Stadt und den Dörfern ringsum verteilen wir Flyer als Werbemaßnahme. So werden viele Leute kommen und natürlich werden wir auch darauf hinweisen, dass der Erlös für einen guten Zweck und zwar für Ankas Fohlen bestimmt ist!“ Die anderen waren begeistert, zumindest Sissi und Juli. Berti und Wolle dachten an die Massen von Arbeit, die das Ganze machen würde, stimmten aber letztendlich zu. Sissi hatte noch eine Idee: „Jeder von uns könnte bis dahin zusätzlich noch etwas machen, was er besonders gut kann. Berti, du liebst doch Traktoren! Frag doch mal im Dorf, ob du die Dinger für die Leute putzen darfst. Bestimmt zahlt jeder 5 Euro für einen blitzblanken Traktor. Luisa könnte bei den älteren Leuten fragen, ob sie einen Brief für sie schreiben kann. Alte Menschen haben doch oft Probleme mit dem Sehen und so. Ein bis zwei Euro pro Brief müssten drin sein.“ Luisa war sofort einverstanden, Berti brummte bei dem Gedanken an noch mehr Arbeit ein wenig, gab aber doch seine Zustimmung. Dann fiel ihm Sissis Begabung fürs Backen ein und er schlug vor: „Du kannst Kuchen backen, für ein Kuchen- Büffet am Flohmarkttag. Verkauft sich bestimmt auch ganz gut und irgendeine Arbeit brauchst du schließlich auch!“ Er grinste und bekam sofort Sissis Strohsack an den Kopf, doch auch sie musste zugeben, dass es eine gute Idee war, zusätzlich Kuchen anzubieten. Juli schaute etwas belämmert drein und fragte: „Was kann ich eigentlich gut?“ Wolle fiel sofort was ein: „Dich finden immer alle so niedlich! Du kannst mit Grummel zu den Leuten gehen und für die Tierarztkosten sammeln. Grummel hängen wir ein Schild um, auf dem alles Wichtige steht, dann brauchst du nichts zu sagen. Ist doch o.k., oder?“ Julis Augen leuchteten und nur weil es noch kein Schild für Grummel gab, konnten die anderen ihn abhalten, sofort loszugehen. Sissi fragte plötzlich: „Und du Wolle, was machst du?“ Wolle rieb sich das Kinn und meinte: „Da muss ich noch nachdenken!“ Tja, das war Wolles Lieblingssatz, doch meist blieb es beim Nachdenken. Luisa wollte ihn schon eindecken, mit einer ganzen Liste von Flohmarktvorbereitungen. Doch da kam Berti ihr zuvor: „Wir brauchen Flohmarktstände! Wolle, wer ist denn in unserer Mitte der grandioseste Handwerker?“

Ein Sechserpack im Kuhstallfieber

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