Читать книгу Tunichtgut und Sorglos - Petra Lukoschek - Страница 8
ОглавлениеEndlich hatten Tunichtgut und Sorglos das Ufer des Baches erreicht. Die Sonne war weiter nach Westen gewandert, doch es blieb immer noch genug Zeit, alles vorzubereiten, bevor der herrschende Krambimbuli eintraf und die großen Feierlichkeiten eröffnet wurden.
„Sorglos, wo wollen wir das Netz aufspannen? Wird es groß genug für alle Schirmchen sein?“ Sorglos verzog sein Gesicht zu einer fragenden Grimasse und er stupste Tunichtgut liebevoll in die Seite. „Meine Liebe, wir haben es an die hundert Mal durchdacht. Wir haben aus kleinen Netzen der Spinnen ein großes gewoben. Wir haben es mit dem klebrigsten Nektar eingekleistert, den wir finden konnten und wir haben das beste Versteck auf der Welt gefunden, den hohlen Baum am Wiesenhain. Wir spannen das Netz während der Farbeimer Zeremonie, nördlich vom Bach, hinter dem Wildschweinhügel. Niemand wird uns vermissen. Niemand wird es bemerken. Alle sind beschäftigt mit ihren Beschäftigungen, der Pflicht folgend, der Tradition entsprechend, wie es sich schickt. Tunichtgut, du weißt schon! Du kennst es doch! Das ganze Blablabla!“ Ja, Tunichtgut wusste es genau! Eine Elfe musste Staub sammeln. Eine Elfe musste die Menschen beglücken. Eine Elfe musste die Wünsche verpacken. Eine Elfe musste die Blumen der guten Gefühle pflanzen und pflegen. Eine Elfe musste ihrer Kolonie dienen. Eine Elfe musste dies. Eine Elfe musste das. Aber wohin gingen die Träume, die mit den Sternen um die Wette strahlten? Was geschah mit der Sehnsucht, wenn sie nicht gestillt werden durfte? Wann wurden die Abenteuer erlebt und wer würde die Welt je entdecken, wenn er sich nicht auf den Weg machte?
Fragen über Fragen, welche kleine, ausgefranste Löcher ins Herz fraßen. Tunichtgut und Sorglos hatten in ihren Tagträumen schon viele, spannende Abenteuer erlebt. Sie hatten die Welten bereist und die Sterne umkreist. Viele, viele Nächte schon hatten sie damit zugebracht, der Elfenkolonie mit dem straffen Regiment der Königin zu entfliehen, zumindest in ihrer lebhaften, bunt beklecksten Fantasie.