Читать книгу Erste Hilfe bei Hitzewallungen & Co. Kompakt-Ratgeber - Petra Neumayer - Страница 10

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Prämenopause – Menopause – Postmenopause

Während der Wechseljahre, also der zehn- bis fünfzehnjährigen Phase der Hormonumstellung, können viele körperliche Veränderungen auftreten. Nach und nach stellen die Eierstöcke ihre Produktion ein, die Zeit der Fruchtbarkeit geht vorüber. Ist das Keimgewebe in den Eierstöcken aufgebraucht, gilt das als Startschuss für die Wechseljahre, man spricht von der Prämenopause zwischen durchschnittlich dem 40. und 50. Lebensjahr. Zuerst lässt die Produktion von Progesteron in den Eierstöcken nach, ein Hormon, das in der fruchtbaren Phase dafür da ist, die Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. Als Botenstoff ist es aber auch für die Gehirnfunktion unerlässlich, wirkt angstlösend und fördert den gesunden Schlaf. Dann lässt auch die Produktion von Östrogen nach, schließlich bleibt die Regelblutung ganz aus. Östrogen steuert als Botenstoff nicht nur die Funktion der Geschlechtsorgane, sondern ist bei vielen wichtigen Stoffwechselvorgängen im Körper wichtig: Östrogen ist beteiligt am richtigen Funktionieren von Darm, Schleimhäuten, Bindegewebe, Knochen, Leber, Gehirn und Blutgefäßen. Zudem wirkt es sich günstig auf das seelische Wohlbefinden aus. Tritt die letzte Regelblutung ein, durchschnittlich zwischen dem 49. und dem 55. Lebensjahr, spricht man ab diesem Zeitpunkt von der Menopause (übersetzt: Ausbleiben der Monatsblutung). Ein Jahr danach beginnt die Phase der Postmenopause. Der Organismus benötigt im Durchschnitt zwei bis fünf Jahre, bis er sich an die neue Hormonsituation gewöhnt hat. Dann lassen die Beschwerden bei den meisten Frauen trotz niedrigerem Hormonstatus nach. Aber nicht bei allen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Es gibt Frauen, die auch noch in den Siebzigern oder Achtzigern unter Hitzewallungen & Co. leiden.

Was nun? Östrogendominanz oder -mangel?

In den letzten 40 Jahren ging man davon aus, dass alle Beschwerden durch einen Östrogenmangel verursacht worden seien. Heute weiß man, dass die »Östrogendominanz« dafür verantwortlich ist. Geprägt hat diesen Begriff bereits 1966 der amerikanische Arzt Dr. John R. Lee. Als erster Mediziner hat er auch die Risiken der Behandlung mit künstlichem Östrogen öffentlich gemacht.

Man muss das mit der Östrogendominanz richtig verstehen: Es bedeutet nicht, dass wir Frauen im Wechsel plötzlich zu viele Östrogene haben, sondern dass im Verhältnis zum Progesteron ein Überhang an Östrogen besteht. Selbst wenn der Östrogenspiegel grundsätzlich erniedrigt ist. Progesteron und Östrogen sind sozusagen Partner, für das hormonelle Gleichgewicht müssen beide im richtigen Verhältnis zueinander da sein. Man könnte es auch einfach andersherum sagen: Es besteht vorrangig ein Progesteronmangel und kein Östrogenmangel. Daher kommt Progesteron bei der Verschreibung von bioidentischen Hormonen in der Regel auch immer an erster Stelle. Hormonexpertin und Buchautorin Eva Marbach sagt dazu: »Weil die meisten Frauenärzte und selbst die Forschung im deutschsprachigen Raum hauptsächlich das Östrogen im Blick haben, wird also häufig ein vorhandener vermuteter Östrogenmangel behandelt, was die Situation noch verschlimmert, weil das Östrogen sowieso schon dominiert.«

Wohlfühlhormon Progesteron

Progesteron ist der wichtigste Vertreter der Gelbkörperhormone. Es ermöglicht die Schwangerschaft und hält sie aufrecht. Die weiteren Effekte des Progesterons sind vielfältiger als noch vor Jahren angenommen. Über die 300 Progesteron-Rezeptoren auf Zellen einzelner Organe beeinflusst Progesteron viele Stoffwechselvorgänge, wirkt auf Knochen, Brust, Haut und Gefäße. Progesteron ist zudem Muttersubstanz für weitere Sexualhormone, die aus ihm gebildet werden, wie Östrogen und Testosteron. Besteht ein manifester Progesteronmangel, kann es daher zu vielfältigen Beschwerden kommen, die auch durch ein Defizit der Folgehormone ausgelöst sein können. Viele Frauenärzte und Experten für bioidentische Hormone teilen die Meinung, dass Wechseljahresbeschwerden zu rund 90 % durch ein Defizit an Progesteron, das dem Östrogen als »Partnerhormon« fehlt, verursacht sind. Zirka 10 % schreiben sie einem Östrogenmangel zu. In Sachen Beauty hat Progesteron auch einiges zu bieten, sorgt es doch für straffes Bindegewebe und schützt vor Krampfadern und Falten. Wegen seiner beruhigenden und harmonisierenden Eigenschaften auf das Gehirn wird es auch oft als »Balsam für die Seele« bezeichnet.

Progesteron – wichtig fürs Wohlbefinden

Progesteron …

senkt den Blutdruck bei Hypertonikern,

schützt vor Schlaganfall und Herzinfarkt,

stärkt die Gedächtnisleistung,

stimuliert die Knochenneubildung,

wirkt wie ein mildes Antidepressivum,

lindert Kopfschmerz und Migräne,

senkt den Insulinspiegel und kurbelt die Fettverbrennung an,

vermindert Brustspannen,

verhindert die Entstehung von Myomen und verschiedenen Krebsarten,

lindert Hitzewallungen,

steigert die Libido,

fördert den erholsamen Schlaf, u. v. m.

Jungbrunnen Östrogen

Östrogene wirken auf verschiedene Organe und Gewebe. In der fruchtbaren Phase der Frau sind sie wichtig für die Reifung der Eizelle und die Steuerung des Eisprungs. Werden Östrogene als bioidentische Hormone verschrieben, sollten sie grundsätzlich nur gemeinsam mit dem Partnerhormon Progesteron verabreicht werden, damit keine Östrogendominanz entsteht und damit die Östrogene überhaupt erst richtig wirken können.

Östrogen …

hilft bei Scheidentrockenheit,

lindert Hitzewallungen,

wirkt günstig auf den Zuckerstoffwechsel,

hat einen positiven Effekt auf die Blutfettwerte,

sorgt durch Wassereinlagerung und Bildung von bestimmten Eiweißen im Gewebe für eine glatte Haut,

fördert die gesunde Darmfunktion,

hemmt den Knochenabbau.

DIE DREI ÖSTROGEN-GRUNDTYPEN

INFO

Ö oder E? Weil es sich in der Literatur so eingebürgert hat, bleibe ich beim Ö, wenn man grundsätzlich über die Gruppe der Östrogene spricht. Weil es im Englischen kein Ö gibt, wurde in medizinischen Fachkreisen ein E daraus gemacht.

Es gibt drei Hauptarten des Östrogens: Estron (E1), Estradiol (E2) und Estriol (E3).

Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer biologischen Aktivität, darunter ist das Estradiol das wichtigste östrogene Hormon. Für Östrogene gibt es zum Andocken Alpha- und Beta-Rezeptoren. Östrogen, das sich an BetaRezeptoren binden kann, wird landläufig als »gutes« Östrogen bezeichnet, da es auch Schutz vor Brustkrebs bietet. Estradiol (E2) wird auch 17-Beta-Estradiol genannt. Estron (E1) hingegen bindet sich an Alpha-Rezeptoren. Bei Brustkrebs kommt Estron (E1) in größeren Mengen vor, darum wird mit Aromatasehemmern versucht, diesen Überhang zu reduzieren. Estriol (E3) wird vor allem in der Schwangerschaft produziert. Estriol (E3) soll vor Brustkrebs schützen und wird zur Brustkrebsbehandlung eingesetzt. Es blockiert andere Formen des Östrogens, die negative Wirkungen haben können. Zudem wird es oft in Cremes bei vaginaler Trockenheit beigemischt.

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