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DER ZYKLUS

DER WEIBLICHE ZYKLUS

Während bei Männern das Hormon Testosteron den Takt angibt, das von der Pubertät bis zum Lebensende in der Regel stetig abnimmt, verläuft das Hormongeschehen bei Frauen nicht ganz so einfach und schon gar nicht linear. Der natürliche weibliche Zyklus ähnelt eher einem mäandernden Fluss. Das nicht immer regelmäßige Auf und Ab unserer Sexualhormone beeinflusst deine Stimmungen, dein Energielevel und natürlich auch deine Fruchtbarkeit während der etwa 35 Jahre dauernden fruchtbaren Lebensphase.4 Abweichungen im Zyklusverlauf sind vollkommen normal und sogar sehr sinnvoll, denn dein Körper reagiert damit auf all die Faktoren, die deine Lebensumstände beeinflussen können. Trotz aller Ausnahmen haben fruchtbare Zyklen aber ein gemeinsames Grundmuster, das zu kennen dir gleichzeitig ein tieferes Verständnis für deinen Zyklus ermöglicht.

Die Zyklusphasen


Die Temperaturkurve (grau) mit der Menstruation (rot) vor und nach dem Eisprung

Vereinfacht betrachtet besteht der weibliche Zyklus aus zwei Phasen: die Zeit von der Menstruation bis zum Eisprung mit eher tiefen Temperaturen und die Zeit vom Eisprung bis zur nächsten Blutung mit höheren Temperaturen. Verantwortlich für diesen Temperaturunterschied ist das Hormon Progesteron, das nach dem Eisprung produziert wird und dafür sorgt, dass deine Körpertemperatur leicht ansteigt. Durch die Messung deiner Aufwachtemperatur kannst du erkennen, in welcher Zyklusphase du dich gerade befindest. Die Temperaturkurve dient uns daher in den nachfolgenden Grafiken als Leitlinie, um die komplexeren Abläufe in den Sexualorganen und dem Hormonhaushalt während eines Menstruationszyklus genauer zu betrachten.

MENSTRUATION


Die oberste Schleimhautschicht blutet ab

Die monatliche Blutung ist für viele Frauen das einzig sichtbare Zeichen ihres Menstruationszyklus. Durch eine Veränderung der Hormone wird die etwa fingerdicke5 Schicht der Gebärmutterschleimhaut – in der Grafik rot dargestellt – abgelöst. Sie besteht aus nährstoffreichem, feinem Gewebe und Blut, das in jedem Zyklus und nach jeder Schwangerschaft erneuert wird. Das Menstruationsblut gerinnt nicht und kann mit feinen Schleimhautklümpchen durchsetzt sein.

Erster Zyklustag


Der Zyklus beginnt mit der Menstruationsblutung

Der 1. Tag der Blutung ist zugleich der 1. Zyklustag. Dieser unterscheidet sich von einer möglicherweise vorangegangenen Schmierblutung (wenig dunkles Blut) dadurch, dass nun viel mehr und helleres, frisches Blut fließt, das in der Regel eine Menstruationstasse, mehrere Tampons oder Binden füllt. Insgesamt verlieren die meisten Frauen während der gesamten Menstruation durchschnittlich 80 Milliliter6 Blut, das ist weniger als eine halbe Tasse Kaffee oder Tee.

Vor der Menstruation fühlst du dich manchmal unwohl, gereizt oder traurig. Doch mit dem Abklingen der Blutung hebt sich meistens auch deine Stimmung und die Sexualhormone entfalten nach und nach ihre Wirkung.

Dauer der Blutung


Die Blutung wird in der Regel nach den ersten beiden Tagen immer schwächer

Menstruationsblutungen dauern meist 3 – 5 Tage. Manche Mädchen und Frauen bluten etwas kürzer, andere etwas länger, je nachdem, wie hoch sich die Schleimhaut in der Gebärmutter aufgebaut hat. Gegen Ende der Blutung und außerhalb unseres Körpers wird das Blut dunkler. Wenn die Blutungen mehrere Monate ganz ausbleiben, sehr stark sind oder länger als 6 Tage andauern, solltest du dies bei deiner Frauenärztin ansprechen, um die Ursachen abzuklären.

Auch bei längeren Schmierblutungen vor oder nach der Menstruation bitte deine Ärztin am besten darum, nach den Ursachen zu suchen und ernstere Probleme wie zum Beispiel Endometriose auszuschließen.7

STIMULIERENDE EIREIFUNG


Eibläschen (Follikel) und das follikelstimulierende Hormon FSH (grün) während der Eireifungsphase

Während in der Gebärmutter mit der Blutung die Vorbereitungen für einen neuen Zyklus laufen, hat auch in den Eierstöcken die Eireifung bereits wieder begonnen. Schon seit dem Einsetzen der Menstruation ist so gut wie kein Progesteron mehr im Blut vorhanden,8 wodurch im Gehirn das follikelstimulierende Hormon (FSH) ausgeschüttet werden kann (mehr dazu später). Daher ist der FSH-Wert häufig schon während der Menstruation erhöht.9 Das FSH gelangt über die Blutbahnen zu den Eierstöcken und regt dort einige Eibläschen (Follikel) an, weiter zu wachsen. Wie lange die Eireifungsphase (Follikelphase) dauert, ist individuell verschieden.

Während deiner Eireifungsphase fühlst du dich oft kreativer und hast vermehrt Lust darauf, etwas Neues auszuprobieren.10 Doch eigentlich beginnt die Eireifung schon viel früher.

Vorrat in den Eierstöcken

Während die meisten unserer Zellen ständig erneuert werden, wurden unsere Eizellen schon vor unserer Geburt in unseren Eierstöcken angelegt. Sie sind damit so alt wie wir selbst. Aus diesem Vorrat ruhen bei Beginn der Pubertät noch rund 400.000 Eizellen in den Eierstöcken.11 Ab der Pubertät werden in jedem Zyklus eine Gruppe von etwa 20 – 25 Eibläschen durch das FSH zum Wachstum angeregt, und das etwa 400-mal während der etwa 35 Jahre dauernden fruchtbaren Lebensphase einer Frau.12


Eine Gruppe Eibläschen wächst über 3 Zyklen während der Eireifungsphase allmählich heran

Die Eibläschen (Follikel) benötigen insgesamt etwa 150 Tage13, um vollständig auszureifen. Das bedeutet, dass zu jedem Zeitpunkt im Zyklus Eibläschen in unterschiedlichen Reifestadien in den Eierstöcken vorhanden sind.14

Wachstumsphase


In der Follikelphase baut sich die Schleimhaut auf, Muttermund und Zervixschleim verändern sich

Während die Eibläschen in den Eierstöcken heranreifen, verändert sich auch in der Gebärmutter einiges. Am Ende der Blutung wirkt die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut wie frisch geputzt, dünn und bereit für einen neuen Aufbau. Der Muttermund schließt sich und dickerer Zervixschleim kann – muss aber nicht – den Zugang zur Gebärmutter für eine individuell unterschiedliche Zeit erschweren.

Die heranwachsenden Eibläschen erzeugen nun mehr und mehr Östrogene, wodurch die Gebärmutterschleimhaut wieder neu aufgebaut wird. Gleichzeitig öffnet sich allmählich der Muttermund und der Zervixschleim wird durchlässiger.

KÜHLENDE ÖSTROGENPHASE


Östrogene im Zyklusverlauf

Ungefähr 6 Tage vor dem Eisprung beginnt im Eierstock ein Auswahlprozess. Aus der Gruppe von etwa 20 – 25 Eibläschen, die vor 3 Monaten gemeinsam an den Start gingen, wächst jetzt nur noch ein Eibläschen weiter.15 Bei zweieiigen Zwillingen reifen 2 Eibläschen, bei Mehrlingen mehrere Eibläschen. Dieses dominante Eibläschen – der sogenannte Graaf-Follikel – wird in den nächsten Tagen etwa 15 – 30 Millimeter groß,16 denn in seiner Hülle sammelt sich Flüssigkeit, wodurch sie sich dehnt und immer dünner wird. Es schiebt sich an den Rand des Eierstocks.17 Zusammen mit den anderen Eibläschen seiner Gruppe produziert es immer mehr Östrogene.18

Durch den Einfluss der Östrogene sinkt deine Aufwachtemperatur etwas und in vielen Zykluskurven entsteht ein kleines Tal. Daher lassen sich die Östrogene auch als kühlende Hormone bezeichnen.

Dehnbarer Zervixschleim


Zyklusverlauf mit stetig dehnbarerem Zervixschleim vor dem Eisprung

Je mehr Östrogene im Eierstock erzeugt werden, desto dehnbarer und wässriger wird der Zervixschleim und rinnt manchmal fast wie Wasser in der Scheide herab. Bestimmt hast du auch schon bemerkt, dass sich deine Scheide an manchen Tagen im Zyklus feuchter anfühlt als sonst. Schon junge Mädchen bemerken bereits Monate vor der ersten Blutung die verräterischen gelblichweißen Spuren am Scheidenausgang oder in der Unterwäsche. Diese Zeichen sind wertvolle Hinweise auf deine aktuelle Fruchtbarkeit und haben rein gar nichts mit einem krankhaften, meist juckenden Ausfluss zu tun, der natürlich ärztlich behandelt werden sollte.

Dein Zervixschleim ist ein vollkommen natürliches Zeichen deines Körpers, das dir signalisiert, dass du gesund und fruchtbar bist und ist mit ein bisschen Übung ganz einfach zu entdecken.

Geöffneter Muttermund


Der Muttermund öffnet sich in der Östrogenphase

Die Östrogene, die während der Eireifung in den Eierstöcken produziert werden, wirken auch auf den Muttermund. Jeden Tag wird der Muttermund weicher, offener und steigt etwas weiter nach oben, wodurch er um den Eisprung herum schwerer erreichbar ist. Dadurch wird nun der Weg für die Spermien frei, um an den fruchtbaren Tagen durch den geöffneten Muttermund in die Gebärmutter und von dort aus weiter in die Eileiter zu gelangen. Deshalb kann der Muttermund auch als Tor des Lebens bezeichnet werden.

Eisprunghormon LH


Wirkung von LH und Östrogenen

Der Eisprung naht, wenn im Gehirn so viele Östrogene ankommen, dass die zuständigen Drüsen dort das luteinisierende Hormon (LH) über die Blutbahnen zu den Eierstöcken entsenden.


Der LH-Höhepunkt liegt etwa einen Tag vor dem Eisprung

Das LH ist erstmals 2 – 3 Tage vor dem Eisprung messbar, der Höhepunkt der LH-Konzentration im Blut liegt ungefähr 9 – 24 Stunden19 vor dem Eisprung und begünstigt den Eisprung.

DER EISPRUNG


Die Eizelle wird zusammen mit etwas Flüssigkeit aus dem Eibläschen entlassen

Jetzt ist alles vorbereitet: Die Gebärmutterschleimhaut ist gut aufgebaut, der Muttermund weit offen und die Eizelle ist an die Außenwand des Eierstocks gewandert und bereit für den Sprung. Die Hülle des Eibläschens ist nun so dünn geworden, dass sie dem Druck nicht mehr standhält und die Eizelle entlässt. Umgeben von ca. 10 – 15 Millilitern20 Flüssigkeit und Nahrungszellen gleitet die Eizelle innerhalb von 15 Minuten21 in den wartenden Trichter des Eileiters, der sich wie eine schützende Hand um den Eierstock gelegt hat, um sie aufzufangen und vor einem Sturz in den Bauchraum zu bewahren. Die Hülle des Eibläschens bleibt im Eierstock zurück und sieht ein bisschen aus wie ein Vulkan nach der Explosion. Daher ist die einst glatte Oberfläche der Eierstöcke bei älteren Frauen nach vielen Eisprüngen übersät mit kleinen Kratern – ähnlich der Oberfläche des Mondes.22

Warten im Eileiter


Nach dem Eisprung lebt die Eizelle im äußeren Eileiter noch 12 – 18 Stunden

Die Eizelle – obwohl die größte Zelle in unserem Körper – ist selbst nur so groß wie der Abdruck, den eine spitze Nadel auf Papier hinterlässt. Damit ist sie gerade noch mit dem bloßen Auge erkennbar.23 Umgeben von Nahrungszellen wartet sie im oberen Drittel des Eileiters für 12 – 18 Stunden24 auf eine Befruchtung, ehe sie eingeht und vom Körper wieder absorbiert wird. Ob es tatsächlich zu einer Befruchtung kam, weiß der Körper zu dem Zeitpunkt noch nicht, denn von der Eizelle selbst werden keine Botenstoffe (Hormone) in den Blutkreislauf ausgesendet. Und deswegen spult der weibliche Körper in jedem Zyklus erneut das volle Programm »Brutkasten« ab, um alles für eine mögliche Einnistung vorzubereiten – unabhängig davon, ob eine Befruchtung stattgefunden hat oder nicht.

WÄRMENDE PROGESTERONPHASE


Das Progesteron erhöht die Temperatur für 10 – 16 Tage

Nach dem Eisprung verwandelt sich die Eihülle im Eierstock innerhalb eines Tages in eine Drüse, den sogenannten Gelbkörper (Corpus luteum). Dieser hat eine leicht gelbliche Farbe und produziert das wärmende Hormon Progesteron. Über den Blutkreislauf gelangt der Botenstoff Progesteron zum Gehirn und verhindert dort die weitere Ausschüttung von FSH und LH. Deswegen ist ein zweiter Eisprung nur solange möglich, bis die Wirkung des Progesterons im Gehirn innerhalb von maximal 24 Stunden nach dem Eisprung einsetzt.25

Jetzt steigt auch die Körpertemperatur leicht an und bleibt bis zum Zyklusende sichtbar höher als vor dem Temperaturanstieg, um die Gebärmutter schön kuschelig warm zu halten.

Kuschelzeit


Das Progesteron wandelt die Schleimhaut um, verschließt den Muttermund und wirkt auf Brüste und Gehirn

Damit nun keine ungebetenen Gäste wie Spermien oder Keime mehr aufsteigen können, wird unter dem Einfluss des wärmenden Progesterons26 der Zervixschleim verdickt und der Gebärmutterhals geschlossen. Die Gebärmutterschleimhaut wächst nun nicht mehr weiter, sondern wird ausgepolstert und mit wertvollen Nährstoffen angereichert und so auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet.

Auch dein Energielevel kann in dieser Phase etwas absinken. Viele Frauen spüren in dieser Zeit ein stärkeres Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug, um sich auch mental auf eine beginnende Schwangerschaft oder die nächste Menstruation vorzubereiten.

Zyklusende


Der Gelbkörper ist verbraucht, der Progesteronspiegel sinkt und die Blutung beginnt

Hat keine Befruchtung stattgefunden, dann endet der Zyklus, sobald der Gelbkörper verbraucht ist und kein Progesteron mehr erzeugt wird. Dadurch sinken der Progesteronspiegel und somit auch die Körpertemperatur rasch ab. Viele Frauen beobachten einen »Temperatursturz« am Tag vor der Menstruation. Der Schleimpfropf, der bis dahin die Gebärmutter verschlossen hat, löst sich und manche Frauen bemerken nochmals etwas dehnbaren Zervixschleim, eventuell bereits mit blutigen Spuren durchsetzt oder bräunlich gefärbt. Diese Schmierblutungen gehören noch zum laufenden Zyklus, bis die Menstruationsblutung in gewohnter Stärke einsetzt und damit der nächste Zyklus beginnt. Dieser Kreislauf wiederholt sich Monat für Monat, bis die fruchtbaren Jahre enden und mit der Menopause eine neue Zeit beginnt, in der deine Kraft in andere Projekte fließen kann.

FAZIT

DER ZYKLUS IN 2 SÄTZEN

Der Zyklus hat 2 Phasen: Die Zeit von der Blutung bis zum Eisprung kann stark schwanken und ist besonders vor dem Eisprung durch tiefere Temperaturen gekennzeichnet. Nach dem Eisprung steigt die Temperatur sichtbar an und bleibt bis zum Einsetzen der nächsten Blutung ungefähr 14 Tage nach dem Eisprung erhöht.

Kenne deinen Zyklus

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