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(Urknall und Formierung der Materie im Erzähluniversum, bis dass Rompf erscheint)
ОглавлениеIch möchte die Geschichte von Rompf erzählen. Die Geschichte von Rompf bewegt sich entlang jener Linie, diesseits derer der Kosmos und jenseits derer das Chaos liegt. Das Wichtigste, das es zu verstehen gibt, ist dass der Geist zunächst dem Raum selbst gleicht, das Ego hingegen einer Krümmung, einer Schwerkraft, unter deren Wirkung alle Ausformungen des Geistes abgelenkt und nach innen gezogen werden, hin in das endliche Zentrum unseres pathologischen Verhaltens, einer kleinen, ständig auf- und zuschnappenden, hysterisch agitierten Falle, beziehungsweise, wenn ich näher rangehe, einem beständig klappernden, schnappenden und dabei insgesamt in einem leeren Raum hysterisch zitternden Gebiss, wie ich es mir bildhaft vorstelle: der Selbstreferenzialität. Dieses ist eine Vorstellung, aus der sich einige Probleme ergeben, wie wir sehen werden, sie muss jedoch als Mutter aller Überlegungen gelten, wollen wir uns der akkuraten Erfassung des Menschlichen beziehungsweise dem schwierigen Thema des Rompf annähern. Bevor ich über Rompf erzähle, muss ich mich jedoch an dieser Stelle zunächst an Foom erinnern. Foom wurde im Kindergarten so genannt, weil seine schicke Frisur stets den Eindruck machte und so aussah, als hätte er sie in eine Form gepresst, es wurde Abend und es wurde Morgen, und eines Morgens nannten wir ihn dann Foom. Das erste halbe Jahr im Kindergarten hat Foom kaum was gesagt, sondern versucht, sich seine beiden Hände gleichzeitig in den Mund zu stecken, aus Nervosität. Ein paar Wochen darauf wurde der, den also Foom zu nennen wir übereingekommen waren, während eines schriftlichen Tests im Fach Musik beim Schummeln erwischt und von der Professorin draußen auf den Katheder gesetzt. Ohne seinen Schummelzettel, den anzufertigen ihn mehr Arbeit und Zeit gekostet haben musste, als schnell vorher in der Pause ein bisschen zu lernen, was eh ausreichend gewesen wäre, war er jedoch völlig aufgeschmissen und wusste keine einzige Frage auch nur mit einem einzigen Satz oder zumindest einer Ausflucht zu beantworten. Also saß er volle zwanzig Minuten draußen hinter dem Katheder und blickte betropitzt zu uns ins Kindergartenzimmer hinein. Nach diesem Vorfall war uns allen klar, dass von allen Leuten, die wir kannten, Foom der seltsamste war. Ich denke mir jetzt irgendetwas mit dem Wort Blei. Konkreter gesagt, fühle die Notwendigkeit, jetzt das Wort Blei zu verwenden. Gras am Boden: feine grüne Häärchen, entsprießend der Scholle – die Oberfläche eines Neutronensterns soll aufgrund der extremen Schwerkraft, die auf die Ausrichtung der Atome wirkt, faser- beziehungsweise haarartig sein, bevor sie nach nur wenigen Zentimetern in einen anderen, extrem kompakten Zustand übergeht. Über dem Gras, grün, und der Scholle, erdfarben: Himmel – ein bleierner Schild.
Über dem Gras, grün, und der Scholle, erdfarben: Himmel – ein bleierner Schild. Von links nach rechts das Bild entlang verläuft der Feldweg, rechts hinten steht eine Scheune, ganz vorne im Bild, vor dem Feldweg, eine Art Holzzaun, konkret eine Vorrichtung bestehend aus drei waagrechten und ebenso drei senkrechten Balken, zirka zwei Meter breit und hundertfünfundreißig Zentimeter hoch, ohne erkennbaren Sinn, doch das ist der Sinnloszaun, an den ellbogengestützt gelehnt Rompf und sein bester Freund („Kumpel“) Holz sich anlungern, wenn sie in meinem Geist in Erscheinung treten.
Du, das Leben ist Scheiße, kann Rompf sich endlich aufraffen, zu seinem Kumpel Holz zu sagen.
Genau, sagt Holz darauf zu Rompf.
Das Leben ist der letzte Dreck, ruft Rompf nach einer weiteren Weile aus.
Genau, ruft Holz zurück.
Das Leben ist ein einziges Klo, so Rompf, diesmal sogar unmittelbar darauf folgend.
Ein Klo, meine Rede, spricht also Holz.
Das ist die Entstehungsgeschichte von Rompf und Holz, als sie in meinem Geist erschaffen wurden.
Ich schaue auf die Uhr und sehe wie spät es ist. Es ist fünfundreißig Jahre nach meiner Geburt und ein paar Jahre weniger, als ich mir einmal bei einem Ausflug mit meinen Eltern nach Wilhering einen Schiefer eingezogen habe! Ich kann mich noch erinnern, wie ich einige Augenblicke verdutzt dagestanden bin, versucht habe einzuordnen, was passiert ist, und dann aus vollen Halse und leidenschaftlich mit dem Plärren begonnen habe, wobei sich dieses Geplärre die ganze Heimfahrt über, die meine Eltern sogleich mit mir angetreten sind, hingezogen hat. Wie fürchterlich ich meinen Eltern auf die Nerven gegangen sein muss, doch das war halt ich! Heute weiß ich, dass Kinder in etwa bis ins Alter, in dem sie eingeschult werden, die Ausdrucksregulation noch nicht ganz beherrschen bzw. die korrekte Wahrnehmung und Einordnung von äußeren Reizen, vor allem, wenn sie schmerzhafter Natur sind; warum, frage und ärgere ich mich immer, sind einem Erkenntnisse wie diese nicht früher schon zur Verfügung gestanden, als man sie gebraucht hätte? Wie unendlich viel weiter wäre man dann heute, und das Immer-Weiter-Kommen ist ja das einzig Interessante, zumindest für mich, wenngleich nicht für die meisten Menschen, wie ich seitdem feststellen konnte. Je mehr ich mich in das Thema versteige, frage ich mich, ob wir damals noch den blauen Volvo oder schon den silbernen BX gehabt haben, erinnere mich plötzlich, wie ich meinen schiefernen Finger während der Fahrt jammernd aus dem Fenster gehalten habe – zur ständigen Kühlung – also muss es der BX gewesen sein, denn bei dem Volvo konnte man die Hinterfenster nur aufklappen, falls ich mich da jetzt nicht irre, was ich aber eben nicht glaube. Das heißt, dass mein Bruder auch schon auf der Welt gewesen sein muss, der schon früh eine Brille trug, jetzt Kontaktlinsen. Das heißt, es muss sich um die Zeit gehandelt haben, wo die Biesenfeldsiedlung bei uns in der Nähe errichtet worden ist. Dort gab es dann die Konditorei Preining, wo wir zum Abschluss unserer Volksschulzeit als ganze Klasse von unserer Lehrerin eingeladen wurden, und die auch heute noch recht gut ist. Und genau am Ende meiner Volksschulzeit sind wir dann umgezogen, nach Ebelsberg, ans andere Ende der Stadt, weil meine Mutter das als besser für sich empfunden hat. Bevor ich in die Volksschule gekommen bin, erinnere ich mich, eine Freundin namens Marlies gehabt zu haben, die zwar gleich alt, aber zu ihrem ewigen Ruhm als eine ungeheuer reife Persönlichkeit in meinem Gedächtnis abgespeichert ist, die keinerlei Groll oder Ressentiment kannte und die mich gleichsam stets getröstet und beschützt hat, wenn die anderen Kinderchen mir Böses angetan haben oder mich gehänselt und ausgelacht wegen meiner Interessen, die ich stets hatte und die sich damals alle zwei Monate auf etwas anderes bezogen haben, unter anderem einmal auf Waschmaschinen, dann auf Betonautos, auf Akkordeons, Klaviere, Feuerwerkskörper, Motorräder oder Überschallflugzeuge vom Typ Concorde (heute lache natürlich ich über die anderen, da ich wenigstens Interessen habe, sie aber wahrscheinlich nicht, außer höchstens Radfahren, Reiten oder Schwimmen - und die anderen lachen über mich, da die wenigstens Jobs haben, ich aber nicht). Ansonsten kann ich mich an nichts mehr, was mit Marlies zusammenhängt, erinnern, auch nicht mehr an ihren Nachnamen, was bedeutet, dass allein der unglaubliche Zufall mich je in diesem Leben noch einmal mit ihr zusammenführen wird, das heißt also dem Chaos überlassen bleibt. In der Angelegenheit, um die es geht, sind wir aber noch in unsere Wohnung in Auhof nachhause gekommen, wo mir mein Vater dann ganz einfach mit einer Pinzette den Schiefer rausgezogen hat, und das Problem spontan behoben wurde. Draußen vor unserem Wohnblock gab es eine Wiese und einen Spielplatz mit vier Schaukeln, von denen ich eine einmal unsanft ins Gesicht bekommen habe, woraufhin ich, nach Augenblicken der Verdutztheit, ebenfalls zu Plärren begonnen habe, was, glaube ich, meine erste bewusste Erinnerung war. Oder war es die, wo ich mich vor der Geburt meines Bruders mit dem Flugzeug gespielt habe und mir eingebildet habe, er werde da in Zukunft auch mit uns einsteigen? Je weiter man seine Erinnerungen zurückverfolgt, desto mehr gleichen sie Rauchfetzen, die von irgendeinem grauen, dumpfen Urgrund, einer Art Grund des persönlichen Marianengrabens aufsteigen, ohne dass dieser jedoch geographische Charakteristika aufweisen würde, so zumindest stelle ich mir das jetzt bei der Gelegenheit vor, werde aber später darüber nachdenken, ob man das auch tatsächlich so sagen kann. Der Urgrund ist ein Schild in der Zeit1, hinter dem man zwar bereits gelebt hat, hinter den aber die bewussten Erinnerungen nicht zurückreichen. Ich finde diesen freilich allseits bekannten Umstand genauer besehen, beziehungsweise genauer bedacht, faszinierend wie einst das Riesenrad, für das ich mich damals auch eine Weile interessiert habe. Hinter dem Schild liegen jene Erfahrungen, welche die Grundstruktur unserer Persönlichkeit geprägt haben, also jener Form, in der wir uns grundsätzlich wiederfinden und außerhalb derer uns eine emotionale und damit reale Erfahrung der Welt und des Selbst nicht möglich ist, wie auch die Erfahrungen, die durch eine individuelle Persönlichkeit gemacht werden, für eine andere Persönlichkeit nicht ohne Weiteres in eine eigene innere Erfahrung übersetzbar sind: Weshalb wir uns durch die Form der individuellen Persönlichkeit zwar grundsätzlich begegnen und kennenlernen, uns aber gleichzeitig fremd bleiben. Nehmen wir die nulljährige Liese. Die nulljährige Liese wird von ihrer Amme zu unregelmäßigen Zeiten gefüttert, ebenso erratisch wird auf ihr Geplärre reagiert. Häufig werden ihr, wenn sie plärrt, mit einem Wollschal die Hände gebunden, was zwar nicht Liese, dafür aber die Amme weniger nervös macht. Die Eltern, die die Erziehung der Liese ab dem sie ein Jahr alt ist übernehmen, lassen sich nichts zu Schulden kommen. Im Alter von einigen Jahren zeigt Liese ein sehr extrovertiertes Wesen und einen gewinnenden Charme, den sie einsetzt, um ihre Umwelt zu beeinflussen und zu ihren Gunsten zu manipulieren, hinter diesem Ausdruck bemerkt man jedoch eine eigenartige, dazu im Widerspruch stehende Teilnahms- und Affektlosigkeit. Im Alter von acht Jahren wird Liese in Stresssituationen sich angewöhnen, an einem Wollschal zu nuckeln und dabei mit ausdruckslosen, gleichsam nach innen gerichteten Augen starr in die Gegend zu blicken, irgendwann wird man bemerken, dass ihre gesamte Wahrnehmung egozentrisch verzerrt ist etc. Sprich: Liese leidet an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, die schwer behandelbar ist, da sie, wie alle Persönlichkeit, ihr emotionales wie kognitives, ja, integrales Fenster zur Welt ist, das in diesem Fall allein durch die Dummheit und Nervosität der Amme so angelegt wurde. Nehmen wir den nulljährigen Tom, der auf einem holländischen Fischkutter in ein Strampelkostüm gesteckt und die meiste Zeit des Tages über über das Strampelkostüm an einer Leine aufgehängt wird. Später wird Tom immer wieder und wieder über geistige Probleme schreiben, die Sexualität wird in seinen Schriften überhaupt keine Rolle spielen, Frauen und vor allem Mütter stets negativ dargestellt werden, als Mensch wird Tom keine Freundschaften eingehen und einem zur Begrüßung mit nahezu vollständig ausgestrecktem Arm die Hand reichen etc. Ebenso ist der nulljährige Ted ein normal entwickeltes und an seiner Umgebung interessiertes Kind. Im Alter von zwei Jahren wird er nach der Verabreichung eines Medikamentes einen schweren allergischen Schock erleiden und einige Wochen im Krankenhaus verbringen, um nachher menschliche Kontakte fast vollständig zu meiden, Mathematikprofessor und Genie zu werden, bald darauf ohne Angabe von Gründen seine Professur niederzulegen und zu verschwinden und schließlich zweieinhalb Jahrzehnte später als der Unabomber verhaftet zu werden, der zwar vorgeben wird, auf der Grundlage einer fortschrittskritischen und primitivistischen Ideologie seine Verbrechen begangen zu haben, insgeheim aber für sich notieren wird, dass sein eigentlicher Beweggrund sein „Hass auf die Menschen“ gewesen sei. So viel also zu Ted und Tom und der Linie zwischen Kosmos und Chaos in der Persönlichkeitsentwicklung. Runter durch den Trichter, wenn man die Masse freilegt, ein Netz von einigen Punkten, Molekülen, darunter eine schmutziggraue Fläche: die Tiefenstruktur der Persönlichkeit. So stelle ich mir das vor, ein paar molekülartige Dinger hängen herum, darunter ein ortloser Ort, wo kein Punkt von einem anderen unterscheidbar ist: ein halluziniertes Bild für die Tiefenstruktur der Persönlichkeit. Ich habe viel nachgedacht über die Tiefenstruktur der Persönlichkeit, die unveränderbar ist. Unterhalb der Planckskala soll der Raum fraktal sein, selbstähnlich, sagen sie, wie mir bei der Gelegenheit einfällt. Ich habe viel nachgedacht über ein Begiffsbild für das Chaos. Jetzt habe ich der Leserin nicht gesagt, wie spät es eigentlich war, als ich vorhin auf die Uhr gesehen habe. Ich werde das bei der nächsten Gelegenheit veranlassen.
Ich schaue auf die Uhr und sehe wie spät es ist. Es ist vierzehn Milliarden Jahre nach dem Urknall, aus dem unser ganz ausgezeichnetes Universum hervorgegangen ist. Treffen wir die Annahme, dass die Naturkräfte oder Naturkonstanten in einem bloß geringfügigen Maße anders gegeneinander abgestimmt wären als sie es sind, so gäbe es bei einer um nur 4 Prozent geringeren Stärke der elektromagnetischen Kraft weder Wasserstoff noch Sterne. Wäre die schwache Wechselwirkung schwächer, gäbe es ebenfalls keinen Wasserstoff, wäre sie stärker, könnten Supernovae das interstellare Medium nicht mit schweren Elementen anreichern. Bei einer geringfügig anderen kosmologischen Konstante wäre das Universum entweder sofort wieder kollabiert oder aber würde so rasch expandieren, dass keine Galaxien entstehen könnten. Im Fall von mehr als drei Raumdimensionen wären keine stabilen Kreisbahnen ergo keine Atome möglich, im Fall von mehr als einer Zeitdimension gäbe es keine Kausalität ergo wären Ereignisse völlig unvorhersehbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass unser Universum so ist, wie es ist, und kein einen heillos depressiv machendes Pfuscherwerk, das irgendwie so dahindümpelt wie ein platter Autoreifen, beträgt 1 zu 10 hoch 40, ist also, gelinde gesagt, sehr klein. Theisten begreifen das als Hinweis auf einen intelligenten Schöpfungsakt, andere sprechen vom Anthropischen Prinzip, wonach unser Universum eben so ist, wie es ist, weil es sonst niemanden gäbe, der es zu beobachten und sich die Frage nach seiner ungeheuren Unwahrscheinlichkeit zu stellen imstande wäre. Ziehen wir hingegen aber schlicht die Chaostheorie oder aber simple Statistik zu Rate, so lassen sich innerhalb von Beobachtungen von Zufallsbewegungen einer großen Zahl von Objekten innerhalb dieses Chaos geordnete Zustände ausfindig machen, die über endliche und messbare Perioden hinweg bestehen, bevor sie wieder in chaotische Ungeordnetheit übergehen. Umgelegt auf einen außerzeitlichen beziehungsweise zeitlosen und, bezogen auf die herkömmlichen Vorstellungen des Begriffes, dimensionslosen quantenphysikalischen Zustandsraum, innerhalb dessen sich gegebene Welten entfalten, finden wir also jeden nur möglichen Grad von Geordnetheit, freilich umgeben von einer überwältigenden Masse an chaotischem Material. Ich würde zu gerne wissen, wie dieser Außenraum und diese Außenzeit, innerhalb derer alles stattfindet, vorstellbar ist. Es würde sich um eine unendliche Flucht von Universen handeln, beziehungsweise eben um die Unendlichkeit schlechthin. Ohne die Annahme einer solchen Unendlichkeit scheint keine logische Erklärung unserer Existenz beziehungsweise der des Universums möglich, gleichzeitig erscheint die Vorstellung einer solchen unendlichen Erstreckung in Raum und Zeit paradox: Weshalb man eben am besten das Bild vom zeit- und dimensionslosen Zustandsraum annimmt, der dann eben sozusagen der Kosmos ist. Das würde also bedeuten, dass Kosmos, auf Altgriechisch bedeutend „Weltordnung“ und dem Begriff des Universums übergeordnet, und Chaos, anders und innerhalb unserer Welt richtig gefasst als der Zufall als Auswahl innerhalb einer außerweltlichen Fülle von möglichen Zuständen, einander inhärent sind. Die unendliche Möglichkeit von Zuständen bedeutet für meine Geschichte von Rompf, dass Rompf, der gerade da unten an der Straße steht, über diese ebenso gut gleich hätte rübergehen können. Und dass Rompf, der gerade nach links schaut, ebenso gut eben hätte nach rechts schauen können, beziehungsweise dass Rompf, der zuerst nach links und dann nach rechts schaut, ebenso gut hätte nach rechts und dann nach links schauen können, oder aber beides bleiben lassen. Ein Existenzialist hätte an dieser Stelle womöglich seine helle Freude, wenn schon sonst ihn nichts freuen mag – Beckett mit seiner Vorliebe für absurde Kombinatorik stelle ich mir gerade vor, wie er in Anbetracht dieses Konzeptes angespannt leicht vornüber gebeugt mit seinem Adlerblick, hinter dem sich jedoch Aufgeregtheit und Nervosität nicht verbergen lässt, im Kaffeehaus sitzt, Kette raucht und in seiner Linken eine Whiskeyflasche umklammert hält – deshalb habe ich sie dem unendlichen Zustandsraum entrissen und hierher gesetzt. Treffen wir halt also eine zufällige Auswahl innerhalb eines Spektrums von kohärenten Geschichten von Rompf, so haben wir also die Geschichte von Rompf, die ich erzählen möchte – ich bin ja schon gespannt, wie das ausgeht. Ebenso gespannt bin ich, wie das mit dem Universum ausgeht. Ein aktueller Ansatz stellt die Möglichkeit zur Disposition, dass in unserem Universum bald die Zeit stehen bleiben wird. Dabei geht dieser Ansatz davon aus, dass unser Universum eine Membran ist, die durch eine höherdimensionale Raumzeit namens Bulk driftet, dabei aber heftig zu schwingen beginnt oder aber sich in ihrem Gleiten durch den Bulk stark beschleunigt, insgesamt sich stark krümmt. Damit wären alle Objekte innerhalb unseres Universums gezwungen, sich immer schneller zu bewegen um am selben Fleck zu bleiben, bis sich ihre Geschwindigkeit der des Lichts annähert und diese letztendlich überschreitet. Da sich schneller als das Licht nichts bewegen kann, würde das bedeuten, dass alle Objekte sozusagen an Ort und Stelle einfrieren, sich ihre zeitartigen Weltlinien zu raumartigen verbiegen ergo die Zeit aufhören würde zu existieren und in Raum übergeht, wobei die Objekte davon nichts merken würden. Man würde als Beobachter lediglich feststellen können, dass ferne Objekte, also Galaxien, sich immer schneller von einem weg bewegen. Was auch tatsächlich das ist, was beobachtet wird, und bislang einer unbekannten „Dunklen Energie“ zugeschrieben wird, die niemand noch hat ausfindig machen können. Womöglich beobachten wir in Wahrheit das Ende der Zeit und leben in einem Universum, das drauf und dran ist, einzufrieren! Das wäre etwas von so koketter Bizarrerie dass für mich ein kleines Glück genau wie lecker Brot und umsonst Kaffee bei Bäckerei Volkertmarkt am Morgen und rechtzeitig ausweichend Danebengetretensein Hundescheiße Weg dorthin, muss ich schon sagen. – Rompfs Mutter, Aase, würde eine solche Deutung als „materialistisch“ lächelnd beiseiteschieben und einem erklären, dass nichts davon wahr oder zu befürchten sei, da das Universum aus einem mit Gott gleichzusetzenden „Bewusstsein“ entstanden ist, sich als solches stufenweise entfaltet und dass das Interessanteste von allem die „Bewusstseinsrevolution“ sei, die bald bevorstehe, die ganze Menschheit ergreifen würde und durch die nach einer langen Phase des menschheitsgeschichtlichen Chaos endlich herrliche Zeiten anbrechen würden. Rompfs Vater, Aasus, sitzt in fernem Land in seinem Lehnstuhl und zieht mit dem Gesichtsausdruck des Philosophen an seiner Pfeife und sinniert weniger über kosmogonische Konzepte, sondern viel eher und intensiver über den quasi-kosmischen Kampf zwischen den Freimaurern und den Eingeweihten = einer ebenso kleinen Minderheit, die allein die Machenschaften der Freimaurer zu durchschauen und letztendlich zum Wohle aller zu durchkreuzen vermag, hier auf Erden. Aasus` Weltbild kann in seiner Komplexität nicht wiedergegeben werden, in seinen Eckpunkten auf das Zeitalter der Gegenwart bezogen kann es kurz so umrissen werden: Nach der Ausschaltung des „Störfaktors“ Hitler am Ende des Zweiten Weltkrieges durch die Freimaurer beziehungsweise, wie sie von den Eingeweihten genannt werden, den „Einweltlern“ (deren angebliches Ziel die Entwurzelung des Nationalbewusstseins der Völker zur Durchsetzung ihrer eigenen globalen Herrschaft sei) habe sich in Form der Verträge von Maastricht bereits eine präapokalyptische Prophezeiung des alttestamentarischen Propheten Ezechiel erfüllt, wie die Globalisierung, deren Startschuss mit dem Fall des Eisernen Vorhanges 1989 zeitlich anzusetzen sei, also 666 Jahre nach der Ermordung des letzten Ritters des Templerordens durch die Freimaurer, damit die Zahl des Tieres nach der Apokalypse des Johannes in sich trage. Was insgesamt bedeute, dass der Endkampf zwischen den Einweltlermächten der Finsternis und der Eingeweihtenmächte des Lichts, symbolisch genannt Armageddon, unmittelbar bevorstehe, wobei freilich niemand den Tag oder die Stunde kenne. Das Wissen um den Milliardentod, den dieser Endkampf mit sich bringe, macht Rompfs Vater, Aasus, bisweilen melancholisch, dann besinnt er sich darauf und schreibt gerne darüber, dass daraufhin jedoch für den weißen Mann herrliche Zeiten anbrechen würden. Rompfs Freundin, Solveig, hingegen ist eher der naturwissenschaftliche Typ und ist ihrer eigenen Vorstellung zufolge lange im Dunkeln getappt, bis sie schließlich ein Buch eines Geophysikers – „der es ja schließlich wissen muss!“ – inhaliert hatte, das verkündet, dass der Maya-Kalender, der den Weltuntergang mit dem Jahr 2012 ansetzt, insofern Recht hat, als aufgrund geophysikalischer Prozesse Ungemach droht, wenngleich nicht bereits 2012 sondern „in näherer Zukunft“, und es sich auch um keinen Weltuntergang handle, sondern lediglich um „umwälzende Ereignisse“, also insgesamt nichts, was mit dem Maya-Kalender und seinen Prophezeiungen eigentlich zu tun hätte. Der Geophysiker verkündet, dass sich in näherer Zukunft innerhalb von wenigen Jahren das Magnetfeld der Erde umdrehen werde, was zu verheerenden Resultaten führen würde, unter anderem, was die Ablenkung der kosmischen Strahlung durch das Erdmagnetfeld anlangt, wobei er diese Vorhersage mit der Existenz sogenannter „Riemannscher Felder“ begründet, von denen es neun gäbe, innerhalb derer kosmische Objekte schwingen würden, und das dritte Riemannsche Feld, innerhalb dessen die Erde schwingt, durch plattentektonische Prozesse instabil geworden sei und durch das vierte ausgetauscht werden würde, was ein umgedrehtes Erdmagnetfeld implizieren würde. Da er Geophysiker sei, müsse er ja wissen, wovon er spräche, sagt Solveig immer. Insofern dem Buch des Geophysikers „2012 – Ein Geophysiker erklärt, warum die Mayas Recht hatten“ einiger Verkaufserfolg einerseits beschieden war, in seinen Szenarien dem breiten Publikum andererseits zu depressiv ausgefallen ist, schob er ein zweites nach, dessen Kernaussage darin besteht, dass es durch die Umdrehung des Erdmagnetfeldes zwar zu einem gewaltigen elektromagnetischen Puls kommen würde, durch den alle Halbleiter auf der Erde ihren Geist aufgeben ergo unsere ganze auf Technologie aufgebaute Gesellschaft und damit die Gesellschaft insgesamt buchstäblich in sich zusammenbrechen wird, wobei jedoch nach dem totalen Zusammenbruch der Gesellschaft für die Menschheit herrliche Zeiten anbrechen würden. Was Rompf anlangt, so findet der sich durch Fragestellungen dieser Art gar nicht berührt. Er pflegt öfter zu sagen, Gedanken seien etwas Verabscheuenswürdiges, da sie „abstrakt“ seien, er möge nur Dinge, die „Herz“ haben.
Ich schaue auf die Uhr und sehe wie spät es ist. Es ist sechshundertausend Jahre nach der Entdeckung des Feuers. DIE BEHERRSCHUNG DES FEUERS, bleibe ich, der verkrachte Akademiker, der es jetzt als Schriftsteller probiert, an dieser Stelle mitten auf der Straße stehen und referiere, kann als jene Urleistung angesehen werden, mit welcher der Mensch sich von seiner tierischen Existenz emanzipiert und einen eigenständigen Zweig in der Evolution – die kulturelle Evolution – begründet. Wie der Feuerbringer Prometheus verlieren sich die Ursprünge des vom Menschen gezähmten und nutzbar gemachten Feuers im mystischen Dunkel unvordenklicher Zeiten, eben bis zu über einer halben Million Jahre in der Vergangenheit. Vor ca. sechstausend Jahren kam es durch die neolithische Revolution, der Entdeckung von Ackerbau und Viehzucht und der daraus folgenden Sesshaftwerdung des Menschen, zur entscheidenden Wende, ab welcher Menschsein erstmals und unauslöschlich Zivilisation bedeutet. Nur zweihundert Jahre in der Vergangenheit liegt die nächste große Revolution, die industrielle Revolution, begründet in der Energieumwandlung durch Maschinen, so umwälzend, dass der Mensch zum ersten Mal in seiner Geschichte diese als selbstgemacht und nicht als gottgegeben-unveränderlich zu begreifen imstande ist. Seitdem ist ein Mensch nunmehr im Laufe seines Lebens Zeuge von so viel Fortschritt wie zuvor ein ganzes Jahrtausend. Der entfesselte Prometheus rächt sich und stürmt den Olymp, verjagt die Götter. Inmitten dieser rasenden Bewegung werden bereits die Konturen einer neuen menschheitsgeschichtlichen Umwälzung sichtbar, einer Revolution durch die Manipulierung von Information. In den nächsten Jahrzehnten dürfte die Singularität der künstlichen Intelligenz erreicht werden – der Punkt, ab dem Programme sich selbst verstehen und sich selbst reproduzieren können. Ergebnis wäre eine Synthese menschlichen und künstlichen Geistes. Der Alterungsprozess wird durch die Fortschritte in der Medizin und Gentechnologie aller Voraussicht nach verlangsamt werden, kühne Köpfe stellen bereits die Unsterblichkeit in Aussicht, der Mensch könnte eine Symbiose mit Maschinen eingehen und zum Cyborg werden. Ende des 21. Jahrhunderts dürfte die menschliche Zivilisation, in kosmischen Maßstäben gemessen, den Status einer Typ I-Zivilisation erreicht haben, einer Zivilisation, die es versteht, die gesamte Energie ihres Planeten für sich nutzbar zu machen. Jenseits dessen liegt die Zivilisation vom Typ II, welche die Energie ihres Sonnensystems verwertet. Und dahinter die Typ III-Zivilisation, die die Ressourcen ihrer Galaxis kontrolliert. Schauen wir in einer Million Jahre auf die Uhr und sehen, wie spät es ist, so werden wir Menschen das innerhalb von Kugelsternhaufen tun, innerhalb welcher wir uns zum Zweck der einfacheren interstellaren Kommunikation über kosmische Signale angesiedelt haben werden. Nehmen wir an, es ist 1058 Referenzzeit, wir machen einen Schnitt durch das Signalgewitter und protokollieren
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Der Mensch trotzt also dem letztendlichen Tod des Feuerballs Sonne, indem er sich ins Universum versetzt. Am Anfang all dessen – das Feuer... Nun ist der Mensch das jüngste und daher am wenigsten ausgereifte Produkt der Evolution. Evolution ist ein blinder Prozess, nicht in der Perfektion geht sie auf, das Beste, was ihren Produkten passieren kann, ist, dass sie nicht gleich wieder aussterben, sondern Zeit haben zu gedeihen. Wie der menschliche Körper ist auch das menschliche Gehirn vom Standpunkt eines Intelligent Design viel eher eine Notlösung als ein geglücktes abgeschlossenes Resultat. Das menschliche Gehirn besteht aus der wahllosen historisch gewachsenen Übereinander- und Nebeneinanderlagerung von Schichten. Der Mensch hat ein schwaches Gedächtnis, eine trügerische, arbiträre Sprache, er kennt hunderte von verschiedenen Motiven für Sex, der streng genommen ja nur der Fortpflanzung dient, empfindet Lust wahllos und teilweise auch im Schmerz und ist anfällig für psychische Störungen und Neurosen. Das Dilemma in der menschlichen Entscheidungsstruktur besteht darin, dass das menschliche Gehirn aus einem Reflexionssystem wie einem bloßen Reflexsystem besteht, welche beide interferieren. Anders gesagt, ist der Mensch das einzige Tier, das die Zukunft rational planen kann und sie damit beherrscht, gleichzeitig jedoch zur bloßen Befriedigung kurzfristiger Bedürfnisse und Momenthaftigkeiten alle Rationalität nur allzu oft fahren lässt. Durch die bedenkenlose Verfeuerung fossiler Brennstoffe könnte der Mensch sehenden Auges sein eigenes Ende einleiten. Eine vollkommene Auslöschung der menschlichen Spezies durch eine Klimakatastrophe ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Nehmen wir der Eleganz halber an, es käme dazu. Dann wäre die Geschichte von Rompf, die sich entlang jener Linie bewegt, die zwischen Kosmos und Chaos verläuft, eines der letzten Zeugnisse menschlichen Kulturschaffens.
Ich schaue auf die Uhr und sehe, wie spät es ist. Es ist neuntausend Jahre nachdem die Keule in Mode gekommen ist. Es war der wärmste Sommer damals seit vielen Jahrtausenden (weil nach der Eiszeit das Klima wechselte und es wärmer wurde). Gletscher zogen sich zurück, die Baumgrenze wanderte hinauf. Wo sich zuvor die Tundra erstreckt hatte, gediehen allmählich wieder Wälder. Rentierherden und andere Tiere, die an die Kälte angepasst waren, zogen nach Norden und kamen dem Menschen als Jagdbeute abhanden. Ersatz fand er in den Hirschen, den Rehen, den Wildschweinen, die in den Wäldern leicht ausfindig zu machen waren. Die Fischerei gewann an Bedeutung, Früchte, Samen, Beeren und Nüsse gediehen und erweiterten die Nahrungsgrundlage. Neben der Keule waren es Pfeil und Bogen, die der Mensch entwickelte, um Tiere zu erlegen. Die Menschen begannen sesshaft zu werden und neue Grundlagen der Kultur, der Wissenschaft und der Technik zu erarbeiten, wobei Männer und Frauen dies gemeinsam taten – Differenzierung und Separierung über Geschlecht waren etwas, das erst in der Zukunft liegen sollte. Die figurative altsteinzeitliche Kunst, Höhlenmalereien von großen Herden und der Jagd, die in den letzten fünftausend Jahren zuvor entwickelt und zu großer Reife gebracht wurde, verschwand plötzlich, und machte allmählich größeren symbolischen Zusammenhängen Platz: Den ersten Religionen, die noch keinerlei Priesterschaft kannten, keinerlei Götter im eigentlichen Sinne, und die auch noch keine Moralkodizes in sich beinhalteten, insgesamt also nichts, was dem Menschen mental aufoktroyiert hätte werden können, sondern die einfach symbolische und lebensweltliche Modi waren, über die sich der Mensch mit der Natur in Verbindung setzte. Der Kannibalismus und die Schädelkulte der Altsteinzeit hörten sich auf, Krankheiten konnten aufgrund der Zunahme des Wissens mehr und mehr mit komplizierten Mischungen von Kräutern in Kombination mit immer ausgefeilteren magischen Beschwörungsformeln behandelt werden, die Lebenserwartung stieg von durchschnittlich 29,6 auf 31,2 Jahre. – Endlich einmal was anderes als unsere seelenlose moderne Plastikwelt! – Es war, wie gesagt, der wärmste Sommer seit Jahrtausenden: Der Urahn von Rompf, von seiner Mutter, Aase, ebenfalls genannt Rompf (was bedeutet „Mensch“), saß schmollend am Rand seiner Ansiedelung im Gras. Die Lieblingsbeschäftigung von Mesolithikum-Rompf war es nämlich, sich von hinten an seine SippschaftsgenossInnen heranzuschleichen und sie möglichst unvermittelt am Ohr zu stupsen, was, wie man sich denken kann oder aus eigener Erfahrung kennen mag, etwas sehr Lästiges ist. Daher kam es nur allzu oft vor, dass sich Rompfs Opfer, die er von hinten am Ohr stupste, geradezu reflexartig umdrehten und Rompf eine schallende, weit ausgeholte Ohrfeige verpassten. Nach einiger Zeit hatte Rompf es dann gelernt, schnell nachdem er wieder jemand aus seiner Sippschaft von hinten am Ohr gestupst hatte, davonzulaufen und laut HNHNHNHNHN!!! zu lachen – Eine solche Freude lag für ihn darin, wenn ihm ein solcher Coup schadenfrei gelingen sollte, und noch dazu ein beträchtlicher Anteil seines persönlichen Stolzes, es zu einer solchen Meisterschaft auf diesem schwierigen Gebiet gebracht zu haben. Und so ging es immer wieder: Rompfs SippschaftsgenossInnen beschäftigten mit dem Auseinandernehmen von Tieren, der Zubereitung von Essen, der Herstellung von Kleidung, der Herstellung von Werkzeug, mit medizinischen Verrichtungen wie zum Beispiel dem Wiedereinrenken von ausgerenkten Gliedmaßen oder gar mit primitiven, aber sehr penibel und mit größter Umsicht ausgeführten Operationen, mit der Herstellung von Bindemitteln wie zum Beispiel Birkenpech, was größte Sorgsamkeit erforderte, mit Beobachtungen und präwissenschaftlichen Klassifizierungen auf den Gebieten der Botanik, der Zoologie, der Mineralogie und Geologie sowie der Astronomie – je mehr sie in ihre Sachen vertieft waren, desto größer war die Freude von Rompf, sich an sie heranzuschleichen und im unerwartetsten Moment von hinten am Ohr zu stupsen und dann laut HNHNHNHNHN!!! lachend davonzuzischen. Da in der Sippe von Rompf, der Sippe der Diese, und den damaligen Sippen im allgemeinen aufgrund der Gefahr, der der Einzelmensch in der Natur ausgesetzt war, beziehungsweise der Unmöglichkeit, außerhalb von Sippschaften in der freien Natur überhaupt überleben zu können, die Gemeinschaftsethik und der Gruppenzusammenhalt sehr ausgeprägt war, ließ man Rompf in seinen dämlichen Eskapaden sehr lange gewähren, unter anderem auch, da sein Talent, das er für die Sippe der Diese einbrachte, im Erlegen von Tieren mit der Keule lag, und es niemanden gab, der den Büffeln, den Biffeln und den Boffeln so hingebungsvoll die Schädel zertrümmerte wie Rompf – und dann anschließend im Übrigen ebenfalls HNHNHNHNHN!!! lachend davonzischte – eines Tages hatte man aber befunden, dass es an der Zeit sei, mit diesem Unfug Schluss zu machen. Also wurde eine Sitzung einberufen, in der Rompf von jedem Mitglied der Diese eine schallende Ohrfeige zuteil wurde und der drohende Verweis, aus der Sippe ausgestoßen zu werden, wenn er noch EINMAL jemand von ihnen hinten am Ohr stupsen sollte. Deswegen also saß Rompf in dem Moment, wo wir die ganze Sache näher betrachten wollen, schmollend am Rande seiner Ansiedelung im Gras. Die Vorstellung, niemand mehr am Ohr stupsen zu können und dann HNHNHNHNHN!!! lachend davonlaufen zu können, war für ihn so niederschmetternd, dass er jenen Sommer auf die Idee verfiel, einen Dreitagesmarsch zur Nachbarschaftssippe der Jene zu unternehmen, um die Leute der Jene von hinten am Ohr stupsen zu können. Eine Weile funktionierte das ganz gut, bis Rompf dann aber unter den Jene auf den Weltmeister im Geradezu reflexartig sich Umdrehen und einem eine schallende, weit ausgeholte Ohrfeige verpassen traf, womit er grundloserweise, wie man sagen muss, dann doch nicht gerechnet hatte. Und was ihm, mehr noch, gar nicht gefiel. Dazu kam, dass es sich bei dem Weltmeister im Geradezu reflexartig sich Umdrehen und einem eine schallende, weit ausgeholte Ohrfeige verpassen unter den Jene um ein kleines, geradezu affenartiges und hässliches, diese Nachteiligkeit aber eben durch Behändigkeit ausgleichendes Männlein handelte, wodurch die Ruckzuck ausgeführte schallende Ohrfeige für Rompf eine war, die ihn nicht nur peinlicherweise ins Gesicht traf, sondern noch schallender in seinem Stolz. Also ging er zurück zu seiner eigenen Sippe der Diese und klagte sein Leid, freilich unter der Zuhilfenahme des Mittels der verzerrten Darstellung. Dabei kamen die dunkleren Seiten der damaligen Sippschaftssolidarität zum Vorschein: Einer sehr großzügigen Solidarität von Sippschaften im Inneren stand nämlich ein geradezu irrationales Unvermögen entgegen, Beleidigungen durch Mitglieder fremder Sippen angemessen einzuordnen und sie dahingehend zu hinterfragen, inwieweit sie denn nicht als Reaktionen auf Gesten der Mitglieder der eigenen Sippe Berechtigung gehabt haben könnten. Dass Rompf ein Idiot war, der gerade einen schweren Verweis durch die eigene Sippe bekommen hatte aufgrund seiner Neigung, alle von hinten am Ohr zu stupsen, und der daraufhin einen Dreitagesmarsch unternommen hatte, um alle aus der Nachbarschaftssippe hinten am Ohr zu stupsen, fiel unter den Tisch, entscheidend war nur, dass er von einem der Jene eine Ohrfeige bekommen hatte. Umgekehrt fanden es die Jene selbstverständlich nicht so großartig, dass jemand der Diese etliche von ihnen von hinten am Ohr gestupst hatte, vor allen Dingen konnten sie es sich einfach nicht erklären, wie jemand einen Dreitagesmarsch unternommen haben konnte, nur um so was zu tun. Das Wort „Komplott“ wurde bei dieser Gelegenheit geprägt, der Ausdruck des „feindlichen provokativen Aktes“ kam hinzu. Eine Abordnung der Jene suchte die Diese auf um eine Erklärung wie eine Entschuldigung einzufordern, bekam aber keine, sondern nur eine schnoddrige Abfuhr, was ein unangenehm angerührtes Klima zwischen den Diese und den Jene zurückließ. Aufgrund des schütteren Kontaktes der mittelsteinzeitlichen Sippschaftsverbände untereinander und der weiten Entfernungen, über die ihre Ansiedelungen voneinander entfernt lagen, wäre an und für sich kein großes oder dauerhaftes Problem gewesen, und schnell wurde die Angelegenheit sowohl für die Sippe der Diese als auch für die Sippe der Jene durch relevantere ersetzt – hätte sich nicht Rompf unter Begleitung seines Kumpels Holz abermals auf einen Dreitagesmarsch unternommen, um Mitglieder der Sippe der Jene von hinten am Ohr zu stupsen und ihnen, aus zusätzlichen Rachemotiven, einige dumme bis gefährliche Streiche zu spielen, bis dass Rompf und Holz von einigen der Jene ordentlich durchgeprügelt wurden. Das brachte nun abermals die Sippe der Diese gegen die Jene auf und vice versa, diesmal aber ernsthafter, wobei es sich vor allem die Jene immer weniger logisch zu erklären vermochten, was es mit diesen sinnlosen Beleidigungen und Streichen, die nunmehr zwei Mitglieder der Diese unter der Voraussetzung der großen körperlichen Strapazen der zudem gefährlichen Dreitagesmärsche gegen sie ausübten, auf sich haben konnte, weswegen sie auf zusehend unlogische und sinistre Erklärungsversuche respektive Unterstellungen verschwörerischer Feindseligkeit, die die andere Sippe gegen sie hegen würde, verfielen. Ebenso deutlich verfiel in den unangenehmen hochsommerlichen Temperaturen das Klima zwischen den beiden Sippen, auf Grundlage dessen sich mehr und mehr Mitglieder sowohl der Diese als auch der Jene zu gegenseitigen sinnlosen und zudem riskanten Stör- und Gemeinheitsaktionen gegen die jeweils anderen hinreißen ließen, die auch auf die Ebene der Symbolik ausgetragen wurden. Von Rompf stammten einige heute nicht mehr entzifferbare Parolen, namentlich
Daham statt Islam!
Pummerin statt Muezzin!
Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe!,
von deren konkreter Bedeutung man, wie gesagt, heute nichts mehr weiß, nur, dass sie sich gegen die Sippe der Jene richteten. Schließlich kam es, dass die Jene einfach beschlossen, mit diesem Techtelmechtel Schluss zu machen, die Diese also ebenso einfach mitten in der Nacht überfielen, den Männern und den Knaben mit der Keule die Schädel einschlugen, fliehende Mitglieder der Diese mit Pfeil und Bogen erledigten, die Ansiedelung der Diese verwüsteten und anzündeten, so dass nichts mehr, keinerlei Überbleibsel mehr an sie erinnern möge, und die Frauen und die Töchter mit sich schleppten, sie vergewaltigten um ihnen die Würde zu rauben um sie schließlich als untertänige Wesen in ihre eigene Sippe einzugliedern. Zur Zeit als die Keule in Mode kam, waren die Menschen zu wenig zahlreich und lebten zu weit voneinander entfernt um sich in Gebietsstreitigkeiten und darauf beruhende kriegerische Auseinandersetzungen zu verwickeln. Der Urahn von Rompf, Rompf, hatte es also geschafft, erstmalig eine gewalttätige kriegerische Handlung auf der Basis von Ehrbeleidigungen anzuzetteln, was daraufhin häufiger vorkam und ebenso wie die Keule in Mode kommen sollte. Die Verschleppung und Misshandlung von Frauen leistete zudem ihren Beitrag, dass die Männer den Respekt vor den Frauen, die sie bis dahin als gleichrangig angesehen hatten, mehr und mehr verloren, was dem in den nächsten Jahrtausenden sich ausprägenden Patriarchat eine erste mentale Grundlage verschaffen sollte, ebenso wie die Verschleppung und Eingemeindung von Frauen aus fremden Sippen als Dienerinnen, vor allem in sexueller Hinsicht, eine erste mentale Grundlage schaffen sollte für die damals logistisch noch nicht, später dann aber doch als solche bewältigbare allgemeine Sklaverei.
Der Rompf der heutigen Zeit flaniert gerne mit seinem Kumpel Holz durch den nahe gelegenen Wald, den Hinterwald, und wenn sie sehen, wie die Schnapsbrenner ihr eigenes Zeug brauen, nehmen sie, wenn die Schnapsbrenner nicht zu sehen sind, beide ungefragt einen kräftigen Probeschluck davon und bemerken dann entweder
Und? Was hältst du von dem Zeug?
Babypisse – hat keine „Keule“ nicht!
Stimmt, hat keine „Keule“ nicht.
und schlurfen weiter, oder aber sie befinden
Ey Mann, das Zeug hat die „Keule“! Aber voll!
Stimmt, hat die „Keule“, das Zeug, voll, Mann! Runter damit! Ey!
woraufhin sie in aller Hast, einerseits um die Schnapsbrenner zu überlisten, andererseits um die „Keule“ ihre volle Wirkung entfalten zu lassen, sich den Schnaps runterstürzen. Nachdem sie sich den ganzen Schnaps im Zeitenlauf von ein paar Minuten „reingestellt“, wie es bei ihnen heißt, haben, beeilen sich Rompf und Holz dann freilich, schnell nach Hause oder zumindest aus dem Hinterwald zu kommen, um sich aus der Gefahrenzone zu begeben beziehungsweise um im sicheren Bereich zu sein, wenn die „Keule“ zuschlägt. So sicher wie das Amen in der Kirche schlägt die „Keule“ aber eben schon vorher zu, dann fallen Rompf und Holz immer wieder nach kurzer Strecke vollalkoholisiert hin, um anschließend allerhöchstens robben zu können, meistens aber überhaupt nur dazuliegen und sich die folgenden Stunden mit schallendem Gelächter zu vertreiben. AHAHAHAHAHA!!! schreit dann immer Rompf, und AHAHAHAHAHA!!! schreit Holz zurück, vorgeblich sich höchlich amüsierend über ihren volltrunkenen beziehungsweise jenseits der Volltrunkenheit gelagerten Zustand: darüber, dass sie nicht mehr sprechen können, darüber dass sie sich kaum mehr bewegen können, darüber, dass ihre Wahrnehmung so gut wie ausgeschaltet ist, darüber, dass sie orientierungslos durch den Hinterwald robben oder zu robben versuchen beziehungsweise einfach nur flach auf dem Bauch mitten im Hinterwald liegen, inkompetenter als neugeborene Kinder. Darüber, dass sie ihren Harn und öfters auch ihren Stuhl nicht mehr halten können und sich in die Hose pissen und hin und wieder auch in die Hose scheißen. AHAHAHAHAHA!!! schreit Rompf oder Holz dann wieder, vorgeblich darüber, dass er einen fahren gelassen hat, obwohl er sich in Wirklichkeit in die Hose geschissen hat, AHAHAHAHAHA!!! schreit Holz oder Rompf zurück – selbstverständlich finden sie ihre vollkommene Hilflosigkeit dann doch nicht so komisch, aber das trauen sie sich nicht zuzugeben. AHAHAHAHAHA!!! AHAHAHAHAHA!!! schreien sie dann lieber die ganze Zeit, und locken damit, nebst ihrer Bewegungsunfähigkeit und zu allem Überfluss, auch noch die Schnapsbrenner an, mit denen sie freilich jegliche Begegnung ursprünglich und verständlicherweise zu vermeiden bestrebt waren. Denn wenn die Schnapsbrenner sie finden, setzt es für Rompf und Holz immer gewaltige Prügel und Schnapsbrennerstahlkappenstiefeltritte gegen die bewegungsunfähigen Körper. In ihrer Hilflosigkeit versuchen Rompf und Holz dann meistens die sie malträtierenden Schnapsbrenner „wegzufurzen“, sprich mit besonders stinkenden Fürzen zu vertreiben, woraufhin sie sich, so das nicht schon der Fall gewesen ist, oder aber eben auch abermals meistens anscheißen, woraufhin sie dann wieder reflexartig respektive aus verborgener Scham lauthals lachen, was die Schnapsbrenner noch wütender macht, diese also noch wütender auf sie eindreschen. Wenn Rompf und Holz volltrunken, angeschissen, angepisst und grün und blau geschlagen von den Schnapsbrennern im Hinterwald liegengelassen werden, kann es sehr gut vorkommen, dass die oberflächlich zwar sehr höflich und charmant tuenden, hintergründig aber hinterlistigen und sich an der Gemeinheit in allen ihren Formen erfreuenden Müllmänner Strache und Kickl8 mit ihrem Müllwagen vorbeikommen, und Rompf und Holz in ihrem sogenannten Zustand direkt vor sich liegen sehen, woraufhin sie beide unweigerlich die Mundwinkel ganz, ja, extrem stark in die Höhe ziehen. Strache und Kickl9 lieben es dann immer wieder, aus ihrem Müllwagen und ihrem Müllwagenfahreralltag auszusteigen, ekstatisch grinsend mit rückwärts verkreuzten Armen gemächlich auf Rompf und Holz zuzuschlendern, sich neben sie hinzustellen, und sich dann immer wieder gerne den Spaß zu erlauben, sich mit hämischer Freundlichkeit bei ihnen zu erkundigen, ob sie beide nicht Lust hätten, von ihnen in ihrem Luxustaxi nach Hause gebracht zu werden. Wenn Rompf und Holz dann zustimmend murmeln, machen es Strache und Kickl10 dann immer wieder so, Rompf und Holz aufzufordern, doch lauter sich zu äußern, vorgeblich, da sie nicht verstehen könnten, in Wirklichkeit aber natürlich, da sie wissen, dass vor allen Dingen Holz, manchmal aber auch Rompf sich dabei immer wieder ankotzt, und setzen dieses Spiel solange fort, bis Holz und Rompf sich zusätzlich zu allem anderen eben angekotzt auch noch haben. Anschließend werfen Strache und Kickl11 Rompf und Holz hinten auf den Müll und fahren ihre Runde weiter, wobei sie darauf achten, noch möglichst viel Müll einzusammeln, den sie dann auf Rompf und Holz zusätzlich noch platzieren können, bis sie schließlich vor dem Hof von Rompfs Mutter, Aase, stehen bleiben, mit herab gezogenen Mützen und einem gespielten Gesichtsausdruck des ungeheuren Bedauerns bei Aase anläuten und ihr erklären, dass sie ihren Rompf soeben im Hinterwald aufgegabelt haben und ein gutes Werk geleistet, indem sie ihn „hinten“ mitgenommen haben, ansonsten er ja womöglich im Hinterwald verendet wäre etc., und sich dann unter einer nahezu unmenschlichen Selbstbeherrschung innerlich daran weiden, wie Aase den volltrunkenen, angeschissenen, angepissten, angekotzten, halbtot geschlagenen und eben in einem Müllwagen nach Hause gebrachten Rompf mit einem Ausdruck hysterischer Wut wie ebenso hysterischen Entsetzens aus dem Müllwagen gabelt, ihm zwei klatschende Ohrfeigen versetzt und ihn beinahe heulend mit den Worten DU BLUADAO BUAO!! DU SUABLUADAO BUAO!!! in die Stube zerrt. Anschließend bringen sie Holz zu seiner Frau, Betty Geröllheimer, mit der sich eine identische Szene abspielt, nur dass es bei ihr halt DU BLUADAO MUAO!! DU SUABLUADAO MUAO!!! heißt. Die Chuzpe, von Aase und Betty Geröllheimer „ein bisschen Trinkgeld“ für ihre selbstlose Leistung zu erbitten, konnten Strache und Kickl12 zwar doch noch nie aufbringen, beziehungsweise war die Atmosphäre dazu immer zu aufgeladen, sie nehmen es sich aber jedes Mal vor, es beim nächsten Mal zu versuchen.
Ich habe der Leserin versprochen zu erläutern, wie spät es eigentlich war, als ich Seite 2 niedergeschrieben habe: und es war ungefähr elf in der Nacht. Bei der Gelegenheit möchte ich Sie beglückwünschen, dass sie es jetzt einmal bis hierher geschafft haben; wie sie sehen, hat das Chaos und die Sprach- und Inhaltsmaterie, die in die Welt geschleudert wurde, schon ein paar konkrete Formen angenommen, und ich verspreche, das wird mehr oder weniger jetzt auch so bleiben, freilich nur mehr oder weniger, denn wir befinden hier uns ja in einem totalen Buch über die Realität oder eben anders gesagt in einem uninterpretierbaren Traum. Ein paar Scherze werden also schon noch auf sie zukommen, das kann ich ihnen ebenfalls versprechen. – Höre, Alter, sagte meine Mutter, hast du nicht vergessen, die Uhr aufzuziehen? – Ach du meine Güte, rief mein Vater ungeduldig, gab sich jedoch Mühe, seine Stimme zu mäßigen, – hat seit der Erschaffung der Welt eine Frau ihren Mann jemals mit einer so dummen Frage unterbrochen? – Was sagte denn ihr Herr Vater vorher? – Ach, nichts, so Rompf. Und nach einer unglaublich langen, beinahe nachdenklich wirkenden Pause: Er war gerade dabei, mich in die Welt reinzupudern.