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Eigentlich braucht keine Sau einen weiteren Reisebericht über den Jakobsweg...

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Die Tradition besagt, dass der Pilger, der sich entschlossen hat, nach Santiago de Compostela zu gehen, einen Stein aus der Heimat mitnimmt. Einen symbolischen Ballast. Am Cruz de Ferro, dem Eisenkreuz, am höchsten Punkt des Jakobsweges, spricht man ein kleines Gebet und legt den Stein dort ab. Man legt damit schlechte Erinnerungen, schlechte Erfahrungen und alte Sünden ab. Man legt alle Dinge des vorherigen Lebens ab, die man mit sich trug und die man niemals wieder mit sich tragen möchte. Der Berg aus seelischem Ballast am Cruz de Ferro wuchs und wuchs im Laufe der Jahrhunderte.

Um sofort Missverständnissen vorzubeugen, möchte in an dieser Stelle gleich betonen, dass ich nicht gläubig bin. In keiner Weise. Nie gewesen. Die Vorstellung einer höheren Macht oder gar eines höheren Wesens ist für mich dermaßen abwegig, dass es mir schwerfällt, für diese Abwegigkeit überhaupt Worte zu finden. Ich kann damit einfach nichts anfangen. Vielleicht bin ich zu rational. Auch ein Konzept wie Schicksal halte ich für abstrus. Meiner Meinung nach war dieser Begriff immer nur eine Ausrede für Menschen, die es nicht schaffen, ihre eigenen Entscheidungen zu hinterfragen oder damit zu leben.

Ich respektiere, nein, ich bewundere jeden Menschen, der glaubt. Wahrhaft glaubt. Woran auch immer. Das ist eine Leistung, zu der ich leider nie imstande war. Ich respektiere Traditionen, ich kenne die Geschichte und die Auswirkungen des Glaubens. Ich weiß, was manch ein Glaube angerichtet hat. Ich weiß aber auch, dass der Glaube vielen Menschen geholfen hat und noch helfen wird. Aber für mich? Ich fand die Macht des Zufalls immer reizvoll. Vielleicht glaube ich schlicht und einfach an den Zufall. Zufall und daraus resultierende Entwicklungen oder eben einfach nur weitere Zufälle. Dieses Konzept gefällt mir.

An eine Sache wollte ich allerdings immer gerne glauben: An Menschen. Hat oft funktioniert, aber eben leider nicht immer. Wenn ich es mal nicht tat, dann zwang ich mich dazu, trotzdem irgendwie weiter an die Menschen zu glauben. Hat es was gebracht? Mittlerweile glaube ich, dass Menschen grundsätzlich immer Gutes wollen. Letztendlich bauen sie dann dennoch immer Scheiße. Das ist doch mal ein Konzept. Dafür sollte man mal einen Kult einrichten. Das Gebet könnte dann allerdings etwas merkwürdig ausfallen.

Bleiben wir also lieber bei der alten Tradition, beim alten Gebet am Cruz de Ferro, während man den Stein ablegt:

Herr, möge dieser Stein, Symbol für mein Bemühen auf meiner Pilgerschaft, den ich zu Füßen des Kreuzes des Erlösers niederlege, dereinst, wenn über die Taten meines Lebens gerichtet wird, die Waagschale zugunsten meiner guten Taten senken. Amen.

Letzteres wahlweise zu ersetzen durch: So möge es sein. So is‘. So machmer’s.

Die Tradition besagt, dass der Pilger, der sich entschlossen hat, nach Santiago de Compostela zu gehen, einen Stein aus der Heimat mitnimmt. Einen symbolischen Ballast.

Ich nehme zwei Steine mit. Und monströse, künstliche Blumen.

The Racing Flower Pilgrim

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