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Vorwort

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Es wäre ein leichtes, in diesem Vorwort nicht mehr zu sehen als ein Zugeständnis an ein Ritual, obschon es, genaugenommen, mit einem Ritual bricht. Es legt einen Sachverhalt offen, von dem man wohl eher erwartet hätte, daß er unerwähnt bleiben würde: Das vorliegende Buch enthält die Ergebnisse einer Untersuchung, die im Auftrag von Kodak-Pathé durchgeführt worden ist. Wer sich darüber wundern sollte, dem vermag allein das Buch selbst Aufklärung zu geben.

Dieses Unternehmen ist mir zunächst wie eine Herausforderung erschienen, der es gelingen könnte, zwei Parteien dazu zu zwingen, das Bild in Frage zu stellen, das jede sich von der anderen gemacht hat. Zweifellos trug der Umstand, daß das Thema für den Soziologen so ungewöhnlich wie für den Fachmann abgedroschen war, paradoxerweise erheblich zum Gelingen des Projekts bei. In der Absicht, alles über den Gegenstand zu erfahren, über den er etwas mitteilen wollte, konnte der Fragesteller zwischen ironischem Zweifel und distanzierter Neugier in der Schwebe verharren. Das versetzte ihn in die Lage, sich dem ungewohnten Rhythmus der Untersuchung anzupassen, und er konnte deren mittelbare und interessenunabhängige Ziele besser verstehen. Aufgefordert, einen Gegenstand ernst zu nehmen, den er – verleitet durch seine Denkgewohnheiten – für belanglos gehalten hatte, frei von den Zwängen eines theoretischen Denkens, das sich den sanktionierten Disziplinen unterwirft, konnte der Forscher eine bislang ungekannte Freiheit wahrnehmen, weil er sich, befreit von den Normen intellektueller Produktivität, auch befreit sah von der Sorge um die Rentabilität seiner wissenschaftlichen Arbeit.

Es versteht sich von selbst, daß dies für sich allein genommen den Erfolg noch nicht garantierte. Und wenn der Erfolg sich nur einem außergewöhnlichen Zusammentreffen von Umständen verdankte, dann hätte er auch nicht diesen exemplarischen Wert. Es geht nicht darum, die Auftraggeber von empirischen Analysen mit frisierten Ergebnissen zufriedenzustellen, sondern darum, auf die Hindernisse aufmerksam zu machen, die sie zu überwinden haben, und auf die Verpflichtungen, die sie eingehen müssen. Sie müssen sich mit Antworten begnügen können, und zwar mit denen, die der Soziologe zu geben vermag. Nichts gleicht weniger einer Sammlung von Rezepten, die den Erwartungen des Praktikers entspräche, als das von der Wissenschaft begründete System allgemeiner Aussagen oder zumindest von Aussagen, die von dem Willen, Allgemeingültigkeit zu erlangen, geleitet sind. Die bloße Existenz eines solchen Werkes setzt bereits die Kritik an dem traditionellen Umgang mit Mitteilungen voraus. Solange wir in der Alternative von Öffentlichkeit und Heimlichkeit befangen sind, verbauen wir uns den Zugang zu einer Vorstellung von wissenschaftlicher Veröffentlichung, die die aufgedeckte Wahrheit vor der Gefahr einer Monopolisierung schützt, und zwar gerade durch die Universalität ihrer Verbreitung.

Philippe de Vendeuvre

Eine illegitime Kunst

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