Читать книгу Rockstar Love - Ein Song für Sloane - Poppy J. Anderson - Страница 7
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Оглавление„Ich hoffe, Maggie hat ein anständiges Hotel für dich gebucht, Schatz.“
„Ja, Dad, das hat sie. Das Hotel ist wirklich erstklassig.“
„Bist du dir sicher? Die Hotelzimmer in dieser Stadt sind nach allem, was man hört, winzig. Wer glaubt, dass man in New York in einer Sardinenbüchse übernachten muss, sobald man sich ein Zimmer nimmt, hat noch nie Bekanntschaft mit den Hotels von Los Angeles gemacht. Dabei sollte man doch meinen, dass die Stadt groß genug ist, um anständige Hotels zu bauen.“
„Mein Hotelzimmer ist ungefähr zehnmal so groß wie mein Zimmer auf dem College. Und das musste ich mir mit einer Mitbewohnerin teilen. Ehrlich, Dad, das Zimmer ist wunderbar.“
Die Antwort ihres Dads bestand aus einem Brummen.
Sloane Thompson senkte den Blick auf den Teller vor sich und lächelte, während sie ein Stück der Burrata klein schnitt und in das aromatische Olivenöl tunkte, bevor sie die Gabel an den Mund führte. Sie liebte italienisches Essen, was vermutlich auf das Erbe ihrer Mutter zurückzuführen war, die schließlich gebürtige Mailänderin gewesen war. Auch wenn Sloane kein Wort Italienisch sprach und sich an ihre Mom kaum erinnern konnte, bildete sie sich gerne ein, das italienische Lebensgefühl im Blut zu haben. Ob das der Grund dafür war, dass sie Pizza und Pasta so sehr liebte, wusste sie nicht. Sie wusste jedoch, dass ihr Dad sie in dieses Restaurant eingeladen hatte, weil er ihre Vorliebe für die italienische Küche kannte. Und weil er sie verwöhnen wollte.
Das war lieb von ihm, wenn auch unnötig.
Sie war kein Teenager mehr, der davon ausging, dass alle nach seiner Pfeife tanzten, und der einen Tobsuchtsanfall bekam, wenn der Kuchen zu seiner Sweet-Sixteen-Party mit rosafarbenem Zuckerguss dekoriert war und nicht mit pinkfarbenem. Sloane war mittlerweile erwachsen und hätte sich auch darüber gefreut, wenn ihr Dad sie auf einen Hotdog eingeladen hätte. Es musste kein exklusives italienisches Restaurant in Beverly Hills sein, wenn sie sich mit ihrem Dad traf. Ihr waren solche Statusobjekte nicht wichtig.
Vor allem dann nicht, wenn sie ihren Dad nach fast einem halben Jahr endlich wiedersah. In den vergangenen Monaten hatten sie beide lediglich telefonisch Kontakt gehalten, weil Sloane viel herumgereist war. Jetzt tat es gut, ihrem Dad wieder gegenüberzusitzen und sich mit ihm zu unterhalten.
Wenn er nun auch noch damit aufhören würde, sie wie ein rohes Ei zu behandeln und mit Argusaugen zu beobachten, was sie tat und was sie sagte, dann hätte Sloane zufrieden und glücklich sein können.
Leider schien es jedoch noch zu dauern, bis ihr Dad aufhören würde, sich übermäßige Sorgen um sie zu machen. Zwar versuchte er, seine Besorgnis vor ihr zu verstecken, aber das gelang ihm nicht sehr gut.
Sloane ahnte, dass er ihr ein Firstclass-Ticket geschickt hatte, als sie ihm gesagt hatte, dass sie nach Los Angeles kam, und dass er ein vermutlich sündhaft teures Hotelzimmer durch seine Sekretärin für sie hatte buchen lassen, weil er sich nach wie vor Sorgen um sie machte. Deshalb wirkte er auch immer ein wenig nervös und umschiffte schwierige Themen, indem er nicht sehr elegant das Gespräch unterbrach und über etwas anderes zu reden begann.
Es war geradezu auffällig, wie panisch er wurde, sobald er befürchtete, unangenehme Erinnerungen zu wecken. Für einen knallharten Geschäftsmann mit dem Ruf, in Verhandlungen keinen Schritt auf seinen Vertragspartner zuzugehen und immer seine Forderungen durchzusetzen, war es irgendwie komisch, wie butterweich und unsicher er wurde, wenn es um seine Tochter ging. Wenn es nicht sie selbst betroffen hätte, wäre Sloane nicht umhingekommen, darüber zu lachen.
Seit fast zwei Jahren versuchte sie, ihrem Dad zu verstehen zu geben, dass mit ihr alles in Ordnung war und dass er keinen Grund hatte, ihretwegen besorgt zu sein. Mittlerweile hatte sie keine Albträume mehr, und ihre Depression hatte sie überwunden. Die Wut, die Trauer und die Hilflosigkeit waren nach und nach verschwunden, bis sie keinen Platz mehr in ihrem Leben gehabt hatten. Inzwischen war Sloane mit sich selbst im Reinen und sie war nicht zerbrechlich. Tatsächlich hatte sie in den letzten Jahren herausgefunden, wie stark sie war und dass sie sich nicht unterkriegen ließ.
Nun war es an ihrem Dad, das zu begreifen. Aber so etwas geschah nicht über Nacht, also würde sie ihm einfach immer und immer wieder beweisen, dass seine Besorgnis wirklich rührend, aber unnötig war.
„Wie war dein Flug?“
Beinahe hätte sie die Augen verdreht, denn es war nicht das erste Mal am heutigen Abend, dass er ihr diese Frage stellte. „Der Flug war sehr gut, Dad.“
„Schön, schön.“
„Du hättest mir das Ticket nicht kaufen müssen“, erinnerte sie ihn sanft. „Es war lieb gemeint, aber ich kann wirklich für mich selbst sorgen.“
„Ich weiß, aber ...“ Er machte eine unbestimmte Handbewegung, bevor er nach seinem Weinglas griff und einen großen Schluck nahm.
Sloane wusste in der Tat, was er meinte. Sie hätte nicht Tausende von Dollar für einen läppischen Flug ausgegeben, sondern die Touristenklasse gebucht. Aber ihr Dad wollte, dass sie so bequem wie möglich reiste. Vermutlich hätte er einen Anfall bekommen, wenn er gewusst hätte, dass ihr Job sie ab und zu dazu zwang, in einem Gemeinschaftszelt mit völlig Fremden zu schlafen und in Autos zu fahren, die man hier nicht einmal beim Demolition Derby für die Schrottpresse verwenden würde.
Nun starrte er auf seinen Teller, als würde er dort nach der Antwort auf eine Frage suchen, die niemand gestellt hatte.
Neugierig verfolgte Sloane das Mienenspiel ihres Dads und aß währenddessen weiter ihre Vorspeise. Nur weil er die Situation unangenehm zu finden schien, bedeutete dies nicht, dass sie sich den Appetit verderben ließ.
In den letzten Monaten war sie in Südafrika, in der Mongolei und in Bolivien gewesen und hatte nirgends so gut gegessen, wie sie es jetzt gerade hier tat. Nachdem sie sich in Südafrika vor allem von Eintöpfen mit Maisgrieß ernährt hatte, in der Mongolei ständig nur Schaf zu essen bekommen hatte und in Bolivien sogar Meerschweinchen gegessen hatte, genoss sie die cremige Burrata und konnte es kaum erwarten, ihre Hauptspeise serviert zu bekommen – Linguine aus dem Parmesanlaib mit frischem Trüffel. Wenn es um gutes Essen ging, konnte sie nur selten widerstehen.
„Was macht der Job, Dad?“, wollte sie von ihm wissen, als sie nicht länger mit ansehen konnte, wie er sich den Kopf zerbrach, um ein möglichst unverfängliches Gesprächsthema zu finden.
„Gut. Da läuft alles prima. Du weißt ja, wie es ist. Es ist immer viel zu tun, und man kommt selten zu den acht Stunden Schlaf, die der Arzt einem rät.“ Er verzog das Gesicht. „Und der Stress lässt sich leider auch nicht reduzieren, wenn man in der obersten Etage sitzt und ein Unternehmen zu leiten hat. Nur verstehen das Dr. Fowler und Lizzie nicht.“
„Also bist du noch kein Yoga-Anhänger, obwohl Lizzie dir dieses Wochenenderlebnis zum Geburtstag geschenkt hat?“ Von ganz allein zuckten ihre Mundwinkel, als sie daran dachte, dass die Lebensgefährtin ihres Dads ihm einen Aufenthalt in einem spirituellen Meditationszentrum irgendwo im Hinterland Kaliforniens geschenkt hatte. Yoga, Atemübungen und eine Fastenkur hatten auf dem Programm gestanden.
Angesichts der Tatsache, dass sich Sloanes Dad am wohlsten hinter seinem Schreibtisch fühlte, wenn fünf Telefone gleichzeitig klingelten, und er sich abends bei einem Scotch und einer Zigarre entspannte, während im Fernsehen ein Boxkampf übertragen wurde, war Lizzies Geschenk ein absoluter Reinfall gewesen.
Alle hatten das gewusst, nur Lizzie nicht, die sich auf die Fahne geschrieben hatte, ihrem fünfundzwanzig Jahre älteren Partner die Gesundheitskur zu verpassen, zu der sein Arzt ihm ständig riet.
Ihr Dad stöhnte laut auf. „Weißt du, was mir Freude bereitet hätte? Ein Wochenende im Napa Valley inklusive Weinprobe, gutem Essen und einer Suite mit Whirlpool. Stattdessen verlangt sie, mit mir in dieses Yoga-Zentrum zu fahren, in dem ich nichts zu essen bekommen hätte und in dem ich vermutlich dazu gezwungen worden wäre, mit einer Windel herumzulaufen. Diese Frau hat manchmal grauenvoll seltsame Ideen.“
Demonstrativ richtete Sloane ihre Augen auf das Carpaccio, das auf dem Teller ihres Dads lag. „Weiß Lizzie, dass du rohes Rindfleisch isst?“
„Nein, und du wirst ihr davon auch nichts erzählen. Ja?“
Die Gefahr bestand nun wirklich nicht, da Sloane und Lizzie keine nennenswerte Beziehung zueinander hatten. Was nicht hieß, dass sie sich nicht leiden konnten. Sloane kannte die Freundin ihres Dads einfach nicht gut genug, um zu wissen, ob sie sie mochte oder nicht.
Als ihr Dad Lizzie kennengelernt hatte, war Sloane längst von zu Hause ausgezogen und erwachsen gewesen. Und um ehrlich zu sein, hatte es in der Vergangenheit so viele neue Freundinnen ihres Dads gegeben, dass sie sich erst gar nicht die Mühe gegeben hatte, Lizzie kennenzulernen oder gar Freundschaft zu schließen. Über die Jahre hinweg hatte es immer eine neue Frau an der Seite ihres Vaters gegeben, die sogar zu ihm gezogen war. Aber keine von ihnen hatte er geheiratet. Und keine war sonderlich lange geblieben. Lizzie war eine Ausnahme, weil sie immerhin schon seit fast fünf Jahren mit Sloanes Dad zusammen war.
Sloane hatte gegen die Beziehung ihres Vaters mit Lizzie nichts. Und dass seine Partnerin nur ein paar Jahre älter war als sie, machte ihr ebenfalls nichts aus. Warum auch? Er schien glücklich und ausgeglichen zu sein, und Lizzie kümmerte sich darum, dass er Acht auf sich gab, rotes Fleisch und Zigarrenqualm reduzierte und dass er gesund blieb. Wenn ihr Dad mit seiner Beziehung zufrieden war, wusste Sloane wirklich nicht, warum sie es nicht ebenfalls sein sollte.
Dennoch hatte sie sein Angebot abgelehnt, in den nächsten Tagen in ihrem alten Zuhause zu wohnen, während sie in Los Angeles war.
Ihre Entscheidung hatte weniger mit Lizzie zu tun, sondern eher mit ihrem Dad. Einerseits konnte sie sich nämlich nicht entspannen, wenn er immer wie auf Eierschalen um sie herumlief, und andererseits brachte er ständig ein Thema auf den Tisch, das sie gerne vermieden hätte, weil es für sie abgeschlossen war. Nur war ihr Dad noch nicht so weit, dies zu akzeptieren.
Anscheinend drehten sich auch seine Gedanken um dieses Thema, weil er völlig unvermittelt wissen wollte: „Hast du Patrick erzählt, dass du in der Stadt bist?“
„Nein, das habe ich nicht“, erwiderte sie ruhig und tunkte ein weiteres Stück ihres Käses in das Olivenöl, bevor sie es aß.
„Findest du nicht, dass du ihm Bescheid geben solltest, dass du hier bist?“
Sloane ließ sich Zeit mit ihrer Antwort und kaute ungerührt, bevor sie den Bissen hinunterschluckte und nach ihrem Weinglas griff, um einen Schluck zu nehmen. „Wieso sollte ich das tun, Dad?“
Er zwinkerte, und sein sonst so undurchdringliches Pokerface geriet ins Wanken. „Damit ihr euch sehen könnt.“
„Ich bin in Los Angeles, um meine Verlegerin zu treffen, Dad. Ich bin nicht hier, um Patrick zu sehen.“
Ihr Vater runzelte die Stirn, und seine Stimme klang düster, als er bemerkte: „Sloane, er ist dein Mann.“
„Exmann“, präzisierte sie leichthin. „Die Scheidung ist seit ein paar Monaten rechtskräftig, wie du weißt.“
„Ich weiß, dass er dich noch immer liebt. Warum sonst sollte er weiterhin in meiner Firma arbeiten und dieses Foto von euch auf seinem Schreibtisch stehen haben? Ehrlich, Sloane, ich finde, du solltest dich mit ihm aussprechen.“
Dafür dass ihr Dad in ihrer Gegenwart problematische Themen stets vermied, ging er momentan in die Vollen, indem er Patrick und die Scheidung einfach so auf den Tisch brachte. Noch vor etwas mehr als zwei Jahren wäre Sloane vermutlich zusammengebrochen, wenn ihr Dad Patrick angesprochen hätte, aber jetzt hatte sie nicht einmal einen Kloß im Hals. Sie fühlte keine Verbitterung und keine Frustration, was ihre Scheidung betraf, sondern viel eher Erleichterung. Mit ihrem Exmann war sie im Guten auseinandergegangen.
Sie lächelte sanft und legte den Kopf schief, während sie die Serviette auf ihrem Schoß glättete. „Wir haben uns doch längst ausgesprochen, Dad. Zwischen Patrick und mir ist bereits lange alles geklärt. Deshalb haben wir uns scheiden lassen. Und das ist auch der Grund, warum er noch immer für dich arbeitet – zwischen uns herrscht kein böses Blut.“
„Er liebt dich.“
Falls er sie damit zu einer emotionalen Beichte provozieren wollte, war er leider auf dem Holzweg, denn Sloane erwiderte sehr gelassen: „Das weiß ich. Und ich liebe ihn auch. Aber ich liebe ihn nicht genug, um mit ihm eine Ehe zu führen. Ihm geht es ähnlich, Dad. Wir beide sind mittlerweile gute Freunde geworden und wir lieben einander wie Freunde.“
Räuspernd hakte er nach: „Wenn er dein guter Freund ist, könntest du ihn anrufen und ihm sagen, dass du in der Stadt bist. Was spricht dagegen, deinen guten Freund zu treffen?“
Es war so offensichtlich, was ihr Dad versuchte, dass sie darauf nicht antwortete. Stattdessen wechselte sie nicht sehr elegant das Thema. „Ich habe gehört, dass den Lakers eine gute Saison bevorsteht. Was sagst du dazu?“
Misstrauisch runzelte er die Stirn. „Seit wann interessierst du dich für Basketball?“
„Seit gerade eben.“
Schnaubend fragte er nach: „Willst du das Thema wechseln?“
„Ja“, entgegnete sie gespielt fröhlich. „Genau das will ich.“
„Also willst du nicht länger über Patrick sprechen?“
„Nein.“
Ihr Dad wirkte beinahe verzweifelt, als er ausatmete und unsicher erklärte: „Meine Meinung kennst du ja, Sloane. Ich mache mir Sorgen um dich.“
„Das musst du nicht, Dad.“ Sie griff über den Tisch hinweg nach seiner rechten Hand, die neben seinem Teller lag, und hielt sie für einige Sekunden fest in ihrer. Gleichzeitig suchte ihr Blick seinen. „Für deine Anteilnahme und für deine Besorgnis bin ich dir dankbar. Aber ich bin erwachsen, und mir geht es sehr gut. Ich bin glücklich mit meinem Leben. Du kannst aufhören, dir Sorgen um mich zu machen.“
Sie konnte ihm ansehen, dass er hin- und hergerissen war. Diese Unsicherheit und Furcht in seinem Gesicht waren völlig untypisch für ihn und versetzten Sloane einen kleinen Stich, immerhin war sie dafür verantwortlich.
Es dauerte einige Momente, bis er die Nase rümpfte und leise grummelte. „Dir wird leider nichts anderes übrig bleiben, als zu akzeptieren, dass ich mich um dich sorge. Schließlich bist du meine Tochter. Eltern sorgen sich um ihre Kinder und ...“ Er stockte.
„Ich weiß, Dad.“ Sie tätschelte seine Hand und lächelte schwach. „Wenn es dir nichts ausmacht, wäre es mir lieb, wenn wir jetzt wirklich das Thema wechseln könnten.“
„Lizzie will sich einen Hund anschaffen“, platzte er hervor – offensichtlich dankbar, ein geeignetes Thema gefunden zu haben, über das sie sich unterhalten konnten. „Einen Pekinesen oder einen Mops. Jedenfalls irgendeine winzige Töle mit einem plattgedrückten Gesicht, die in manchen Ländern dieser Welt als Delikatesse angesehen wird. Kannst du dir vorstellen, dass ich mit einem Mops an der Leine spazieren gehe?“
Das konnte sie in der Tat nicht, schließlich war ihr Dad im Umgang mit Tieren ein wenig unbeholfen. Als sie im Alter von acht Jahren einen Hamster bekommen hatte, der zwei Wochen später das Zeitliche segnete, während sie in der Schule war, wies er die Haushälterin an, den armen Hamster mit dem Hausmüll zu entsorgen. Für Sloane war die Welt untergegangen, als sie nach Hause kam und einen leeren Hamsterkäfig vorfand und erfahren musste, dass Pinky bereits von der Müllabfuhr zusammen mit dem Hausmüll abgeholt worden war, anstatt ein ordentliches Begräbnis zu bekommen. In seiner Verzweiflung, sie aufzumuntern, war ihr Dad mit ihr nach Disney World gefahren.
Anschließend hatte Sloane kein Haustier mehr bekommen.
Und jetzt wollte Lizzie sich einen Hund anschaffen?
Das konnte interessant werden.
„Angeblich leben Hundebesitzer gesünder und länger als Menschen ohne Hund“, warf sie ein. „Vielleicht steckt das hinter ihrem Wunsch, einen Hund zu haben. Sie möchte dich dazu animieren, mehr auf dich achtzugeben.“
„Dann sollte sie darüber nachdenken, sich einen richtigen Hund zuzulegen und nicht ein winziges Fellknäuel, das einen Pullover tragen und in einer Tasche herumgeschleppt werden wird.“
Sloane lachte leise und bedankte sich bei dem Kellner, der ihre Teller abräumte.
Anschließend unterhielt sie sich mit ihrem Dad über dies und das, erzählte ihm von einer Dokumentation über Walbeobachtungen, die sie vor ein paar Tagen gesehen hatte, und hörte ihm zu, als er von neuen Projekten berichtete, die er für die nächsten Monate plante. Dass er seinen Job liebte, war nicht zu übersehen, und dass er trotz seiner vierundsechzig Jahre nicht daran dachte, sich zur Ruhe zu setzen, war ebenfalls offenkundig.
Sie tranken gerade beide einen Espresso, und ihr Dad hatte bereits nach der Rechnung gefragt, als er unvermittelt erklärte: „Eigentlich wollte ich noch eine andere Sache mit dir besprechen, Sloane.“
„Die da wäre?“ Neugierig schaute sie über den Tisch zu ihrem Dad und bemerkte dabei, dass das Paar am Nebentisch ständig zu ihnen herübersah und hinter vorgehaltener Hand miteinander tuschelte. Es war offensichtlich, dass die beiden Sloanes Dad erkannt hatten.
Ihr Dad war in dieser Stadt nun einmal kein Unbekannter. Es war nicht das erste Mal, dass Sloane mit ihm in einem Restaurant saß und Zeuge wurde, wie man ihn erkannte, ihn ansprach und wie man versuchte, an einen Termin mit ihm oder gar an seine Telefonnummer zu kommen. Manchmal war es amüsant, zu verfolgen, wie bescheuert sich manche Menschen um ihn herum benahmen, weil sie hofften, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Und manchmal war es nervig, wenn ihr Dad von völlig Fremden angesprochen wurde, die den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden und einfach nicht verschwinden wollten.
Sloane konnte nur hoffen, dass die junge Frau am Nebentisch sitzen blieb und nicht herkam, um ihren Dad anzusprechen, denn der hasste es, beim Essen unterbrochen zu werden.
„Ich habe ein Jobangebot für dich“, erklärte ihr Dad aus dem Blauen heraus.
Augenblicklich richtete sie ihre komplette Aufmerksamkeit weg von dem tuschelnden Paar und konzentrierte sich auf ihren Vater, der an der winzigen Espressotasse nippte. „Dad ...“
„Es ist ein gutes Angebot.“
„Du weißt, dass ich einen Job habe.“
Er runzelte die Stirn. „Ich meine einen festen Job, Sloane. Du sprichst von sporadischen Aufträgen ohne Sicherheiten, mit denen du dich über Wasser hältst.“
Ganz sicher wollte sie nicht in einem Restaurant mit ihm darüber reden, dass sie finanziell betrachtet keine Probleme hatte. Patrick hatte ihr nicht nur eine völlig unnötige Abfindung bei der Scheidung bezahlt, sondern auch dank ihres Treuhandfonds musste sie sich keine Gedanken ums Geld machen. „Nun, ich liebe diese sporadischen Aufträge, wie du sie nennst. Außerdem arbeite ich gerade an einem Buch.“
Ihr Dad schenkte ihr einen langen Blick. „Das kannst du auch tun, während du für mich arbeitest und mein Angebot annimmst. Hier in Los Angeles.“
„Ich wohne nicht mehr in Los Angeles“, erinnerte sie ihn und schob ihre leere Espressotasse von sich.
„Aber du könntest wieder nach Los Angeles ziehen.“
Sloane verdrehte die Augen. „Ich fühle mich in Boston sehr wohl, Dad. Dort habe ich Freunde, die ich vom College kenne, und eine entzückende Wohnung mit einem Balkon, auf dem ich Kräuter anpflanze.“
„Nimmst du mich etwa auf den Arm?“
„Ganz und gar nicht.“ Gespielt ernst schüttelte sie den Kopf. „Ich habe Thymian, Rosmarin und Basilikum angepflanzt. Vor allem der Rosmarin macht sich hervorragend. Vermutlich werde ich die Kräuter trocknen und einige Flaschen Öl damit füllen. Wenn es so weit ist, kann ich dir gerne eine schicken.“
Er schnitt eine Grimasse. „Wie schön, dass du deinen Humor nicht verloren hast. Können wir jetzt bitte über dieses Jobangebot reden?“
„Also willst du kein Kräuteröl haben?“
Anstatt ihr zu antworten, hob er eine Augenbraue in die Höhe und fixierte sie.
Sloane seufzte schwer. „Dad, können wir bitte einfach den Abend genießen, ohne dass du mir Jobangebote machst und von mir verlangst, wieder nach L. A. zu ziehen? Eigentlich wollte ich einen entspannten Abend mit dir verbringen.“
„Wenn du jetzt nicht darüber reden willst, wann passt es dir dann?“
„In ein paar Tagen“, versprach sie ihm und hoffte, dass ihr Dad bis dahin vergessen hatte, dass er ihr einen Job anbieten wollte. Sie war diesbezüglich zwar nicht sonderlich optimistisch, schließlich besaß ihr Dad das Gedächtnis eines Elefanten und vergaß nie etwas, aber sie hatte einfach keine Lust, ausgerechnet heute mit ihm über einen Job in seiner Firma zu diskutieren.
Als Sloane eine halbe Stunde später den Taxifahrer bezahlte, der sie zu ihrem Hotel gebracht hatte, war sie ziemlich erschöpft und dachte daran, dass sie ihrem Dad einen Korb geben musste, wenn er noch einmal davon begann, ihr einen Job anzubieten. Es war nicht das erste Mal, dass er versuchte, sie dazu zu bewegen, zurück nach Los Angeles zu ziehen. Und es war auch nicht das erste Mal, dass er sie mit einem Job nach Kalifornien locken wollte.
Bisher hatte Sloane seine Angebote immer abgelehnt, was jedoch nicht bedeutete, dass sie Los Angeles nicht leiden konnte. Im Grunde war sie ein typisches California-Girl und liebte ihren Heimatstaat sowie ihre Geburtsstadt. Hier war sie aufgewachsen und hier fühlte sie sich heimisch. Und tatsächlich kam es vor, dass sie in Boston regelmäßig Heimweh nach L. A. hatte. Sie vermisste oft die Sonne, die gute Laune und das Gefühl von Freiheit, das man nur dann hatte, wenn man den Pacific Coast Highway in Richtung Malibu hochfuhr. Boston war nun einmal Boston und nicht Los Angeles.
In ihrem Herzen liebte sie die Westküste über alles. Aber ihr Verstand sagte ihr, dass sie zurzeit an der Ostküste am besten aufgehoben war.
Sloane bedankte sich beim Portier des Hotels, der ihr die Tür zum klimatisierten Foyer aufhielt, und machte sich auf den Weg zu den Fahrstühlen. Als sie über den glatten Steinboden lief, dabei den Touristen auswich, die mit Straßenkarten in den Händen darauf warteten, vom Concierge Tipps bezüglich Restaurants, Sehenswürdigkeiten und Clubs zu erhalten, und die Shops passierte, die im Erdgeschoss des Hotels Waren wie Badeanzüge, Sonnenmilch, Zeitschriften und völlig überteuerten Schmuck anboten, um die Hotelgäste mit allem auszustatten, was sie womöglich daheim vergessen hatten, freute sich Sloane auf eine ausgiebige Dusche und ein frisch bezogenes Bett.
Jedoch drückte sie im Aufzug nicht etwa den Knopf für ihre Etage, sondern entschied sich spontan für die Dachterrasse, um noch ein wenig frische Luft zu schnappen, bevor sie sich in ihr Hotelzimmer verkriechen würde.
Den ganzen Tag hatte sie in stickigen, klimatisierten Räumen, Gebäuden und einem Flugzeug verbracht und spürte bereits, dass sie leichte Kopfschmerzen bekam, weil sie zu wenig frischen Sauerstoff abbekommen hatte. Ihr würde es guttun, ein paar Minuten im Freien zu sein, sagte sie sich, als sie die wunderschöne Dachterrasse betrat, von der aus man einen großartigen Blick übers nächtliche Los Angeles und die hell erleuchtete Stadt hatte.
Von ganz allein hielt sie den Atem an, denn der Anblick der beleuchteten Gebäude, die sich von der dunklen Nacht abhoben, war atemberaubend. Dazu kam die Dachterrasse mit dem beleuchteten Pool, den gemütlichen Liegen und den überdachten Lounges, die in der hintersten Reihe aufgestellt waren.
Am Tag musste dies der beliebteste Ort des gesamten Hotels sein, wenn der Pool offen war und man sich hier sonnen konnte. Sloane konnte sich vorstellen, dass man tagsüber nur schwer einen Platz ergattern konnte. Jetzt am späten Abend war die Terrasse wie ausgestorben. Sie war der einzige Gast, der sich um diese Zeit hier herumtrieb.
Langsam schlenderte sie um den Pool herum und peilte das seitliche Ende des Geländers an, um von dort die Stadt beobachten zu können, als sie bemerkte, dass sie offenbar doch nicht der einzige Gast war, der sich um diese Zeit hier aufhielt.
Ein Mann trat aus der dunklen Ecke heraus, von wo aus er allem Anschein nach ebenfalls die Stadt beobachten wollte, und nickte ihr zu.
Sloane erwiderte das Nicken und blieb neben ihm stehen. Als sie ihm ins Gesicht sehen wollte, musste sie den Kopf ein wenig nach hinten legen, weil er ziemlich groß war. „Hi.“
„Hi.“ Er schob seine Hände in die Taschen seiner Jeans und begegnete ihrem neugierigen Blick.
Auf der spärlichen beleuchteten Terrasse und im Halbschatten einer der Lounges konnte sie nicht sehen, welche Farbe seine Augen hatten, aber dafür bemerkte sie, dass seine Haare dunkel waren und vermutlich lang sein mussten, weil er sie zusammengebunden hatte.
Dunkel waren auch der Bartschatten auf seinen hageren Wangen und die Augenbrauen, die fast gerade über seinen Augen lagen. Seine Gesichtszüge waren kantig, männlich und harsch. Mit dem ausgeprägten Kinn, den scharfen Wangenknochen und der breiten Stirn wirkte der Mann, der vor Sloane aufragte, düster und gefährlich – wie der Bösewicht in einem James-Bond-Film, der sich ganz anders als der strahlende elegante Held im Smoking die Hände schmutzig machte und an Straßenkämpfen teilnahm. Im Kontrast zu seinen harten scharfkantigen Gesichtszügen wirkten seine volle Unterlippe und seine dicht bewimperten Augen geradezu feminin und verliehen der ansonsten raubeinigen Miene einen etwas weicheren Eindruck. Und auch wenn Sloane seine Augenfarbe nicht erkennen konnte, bemerkte sie seinen durchdringenden Blick, der so intensiv war, dass sie den Eindruck nicht abschütteln konnte, dass er in der Lage war, ihre Gedanken zu lesen.
Allein berufsbedingt war Sloane von seinem Gesicht fasziniert.
Und auch als Frau fand sie den Mann anziehend, der ein schwarzes Hemd trug, das an den Ärmeln hochgekrempelt war und nicht nur zeigte, dass sein rechter Arm bis zu seinem breiten Handgelenk tätowiert war, sondern das auch seine breiten Schultern und den muskulösen Brustkorb betonte. Er verströmte mehr Testosteron als eine ganze Mannschaft Footballspieler und musste sicherlich für Aufsehen sorgen, wenn er sich unter Frauen wagte.
„Ich hoffe, ich habe Sie nicht gestört.“ Sloane nickte in Richtung der dunklen Ecke, aus der er getreten war. „Wenn Sie eine Zigarette rauchen wollen, werde ich Sie nicht verpetzen. Ich habe früher selbst geraucht und weiß, wie scheiße es ist, wenn man keinen Platz findet, an dem man ungestört qualmen kann. Soll ich Schmiere stehen und Vogellaute nachmachen, sobald jemand vom Personal auftaucht?“
Es war erstaunlich, wie sehr sich seine Miene veränderte, als seine Mundwinkel träge zuckten und er ein leises Lachen ausstieß. „Danke für das Angebot, aber ich rauche nicht“, erklärte er mit einer Stimme, deren Timbre tief, rauchig und gleichzeitig warm war.
Am liebsten hätte Sloane ihm vorgeschlagen, Hörbücher einzusprechen, denn sie war sich sicher, dass er mit dieser Stimme ein Vermögen als professioneller Sprecher hätte machen können.
Bevor sie etwas erwidern konnte, räusperte er sich und nickte immer noch lächelnd hinter sich. „Aber falls Sie eine Zigarette rauchen wollen, wäre es mir ein Vergnügen, für Sie Schmiere zu stehen, auch wenn ich vermutlich keine Vogellaute nachmachen kann.“
Sloane seufzte gespielt niedergeschlagen. „Leider habe ich das Rauchen schon vor Ewigkeiten aufgegeben, als ich anfing, mich wie mein eigener Uronkel Albert anzuhören. Er hatte nur eine Lunge und klang wie Darth Vader höchstpersönlich. Das war nicht sehr sexy, also beendete ich meine Karriere als Raucherin.“
„Wie lange währte denn Ihre Karriere als Raucherin?“, wollte er amüsiert wissen und legte dabei den Kopf ein Stück zur Seite.
„Ungefähr das erste Jahr am College.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Meine Mitbewohnerin hatte einen verdammt schlechten Einfluss auf mich. Das erklärt auch, warum ich meine Haare abschneiden ließ, in Integralrechnung durchgefallen bin und gleich mehrere Male mit Mike McNeil geschlafen habe, obwohl der Sex grauenvoll war“, vertraute Sloane ihm leichthin an und streckte ihm die Hand hin. „Sloane.“
Er zog seine rechte Hand aus seiner Hosentasche und erwiderte ihre Begrüßung. „Dean.“
Dass sie ihm von ihrer enttäuschenden sexuellen Begegnung mit Mike McNeil erzählt hatte, schien er nicht besonders bemerkenswert zu finden. Jedenfalls sprach er sie nicht darauf an. Nichtsdestotrotz lächelte er sie weiterhin an, als sie langsam ihre Hand zurückzog und sie anschließend in ihrer Hosentasche vergrub.
Als er einen Schritt nach vorn machte und in den sanften Lichtkegel vor sich trat, sah Sloane, dass seine Augen blau waren – dunkelblau, um genau zu sein. Die winzigen Lachfältchen an seinen äußeren Augenwinkeln passten überhaupt nicht zu den scharfkantigen Zügen, die ihm diesen düsteren und gefährlichen Ausdruck verliehen, weil sie Humor versprachen. Auch das fand Sloane faszinierend.
Gemessen an den üblichen Schönheitsmerkmalen, die für Männer galten und vorsahen, dass ein Mann bis in die Haarspitzen gepflegt sein musste, sorgfältig gezupft und rasiert auftreten sollte sowie bei seiner Kleidung auf faltenfreie, perfekt aufeinander abgestimmte Outfits zu achten hatte, würde man Dean vermutlich nicht als schön bezeichnen. Aber Sloane konnte sich nicht vorstellen, dass es auch nur eine Frau gab, die ihn nicht verdammt attraktiv genannt hätte. Er mochte kein schöner Mann sein, dennoch war er attraktiv.
Sehr attraktiv.
„Sind Sie hier oben, um die Aussicht zu genießen?“
Er zuckte mit seinen Schultern. „Eigentlich wollte ich ein bisschen frische Luft schnappen, bevor ich ins Bett gehe, aber von frischer Luft kann bei den vielen Abgasen um das Hotel herum eigentlich nicht die Rede sein.“
Sloane gluckste auf. „Lassen Sie mich raten: Sie kommen nicht von hier.“
„Verrät mich mein Akzent?“ Fragend zog er seine Augenbrauen in die Höhe.
Kopfschüttelnd entgegnete sie: „Nur jemand, der nicht aus L. A. kommt, würde die jetzige Luft nicht frisch nennen. Für die hiesigen Verhältnisse ist diese Abendluft so frisch und rein wie die Luft in den Rocky Mountains.“
„Erwischt.“ Dean schnitt eine Grimasse. „Ich wohne in Oregon. Wir haben haufenweise frische Luft.“
„In Portland?“
„Nein, ich wohne sehr viel ländlicher.“ Als er grinste, konnte sie zwei Reihen weißer Zähne sehen. „Weiter im Süden. In einem Blockhaus mitten im Wald.“
Sloane lachte heiser auf. „Jetzt nehmen Sie mich auf den Arm, richtig?“
Beschwörend hob er eine Hand. „Ganz und gar nicht. Mein nächster Nachbar wohnt mehrere Meilen entfernt. Mein Haus ist ziemlich abgelegen, um ehrlich zu sein.“
Neugierig musterte sie ihn. „Und was machen Sie in Los Angeles, Dean?“
„Ich besuche ein paar Freunde und sehe mir die Stadt an. Und Sie, Sloane? Sie klingen, als wären Sie nicht nur zu Besuch in L. A.“ Auch er betrachtete sie neugierig.
„Eigentlich komme ich aus Los Angeles, aber ich lebe mittlerweile in Boston und bin hier, um meine Verlegerin zu treffen“, entgegnete sie wahrheitsgemäß.
„Dann sind Sie Autorin?“
„Sagen wir doch einfach, dass ich mich momentan daran versuche, ein Buch zu schreiben.“ Sie verdrehte belustigt die Augen und beließ es bei dieser Erklärung.
„Ah.“ Er nickte und schwieg anschließend.
Ebenso wie Sloane, die ihn ansah und seinen Blick stumm erwiderte. Komischerweise empfand sie die Stille zwischen ihnen keinesfalls unangenehm oder peinlich, obwohl sie beide sich absolut fremd waren. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass Menschen einander schnell auswichen, wegsahen und ein Gespräch abbrachen, sobald auch nur ein Moment Stille aufkam. Meistens wurde man unruhig, sobald niemand sprach. Das war hier nicht der Fall.
Es dauerte noch einige weitere Sekunden, bis Dean sich räusperte und die Stimme senkte. „Eine Frage brennt mir auf der Seele.“
„Immer raus damit“, forderte Sloane ihn auf.
Er kniff die Augen zusammen, während seine Mundwinkel ein weiteres Mal zuckten. „Weiß Mike McNeil, dass Sie den Sex mit ihm grauenvoll fanden?“
Ihre Schultern begannen zu beben, als sie fröhlich offenbarte: „Natürlich weiß er das, schließlich habe ich ihm gesagt, dass ich mit ihm Schluss mache, weil der Sex derart enttäuschend war.“
„Grauenvoll“, erinnerte er sie. „Sie haben gesagt, er wäre grauenvoll gewesen.“
„Nun, das war er auch.“
Dean nickte langsam, ließ sie dabei nicht aus den Augen. „Interessant.“
„Nein, ich könnte mich daran erinnern, wenn der Sex interessant gewesen wäre“, korrigierte sie ihn mit einem Lachen in der Stimme.
Seine Augen blitzten vor Vergnügen, und er setzte zu einer Antwort an.
Was auch immer er sagen wollte, erfuhr Sloane nicht mehr, weil in diesem Moment eine Gruppe kichernder Hotelgäste die Terrasse betrat und lauthals den großartigen Blick auf die Stadt bestaunte.
Die waren ganz eindeutig betrunken und Engländer. Und ziemlich laut.
„Tja, das scheint mein Stichwort zu sein.“ Dean reichte ihr seine Hand, die Sloane ganz automatisch nahm. Er drückte sie und schenkte ihr ein kleines Lächeln. „Es hat mich gefreut, Sloane aus Boston.“
„Mich auch, Dean aus Oregon“, antwortete sie wahrheitsgemäß.
Als er die Terrasse verließ, sah sie ihm hinterher und bedauerte, dass sie sich nicht länger miteinander unterhalten hatten. Dean aus Oregon hatte nämlich den Eindruck gemacht, dass er viel zu erzählen hatte.
Schade, dass Sloane seine Geschichten nicht hören würde.