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1 Prolog

August 2006

Die im Herzen von Düsseldorf gelegene Penthouse-Wohnung bietet alles, was sein Eigentümer benötigt, um die gewünschten Geschäftsbeziehungen zu vertiefen. Die vier Millionen teure Luxusimmobilie sorgt mit ihren exklusiv ausgestatteten acht Zimmern, der riesigen Küche mit allem Komfort, mehreren Bädern und Gästezimmern auf über zweihundertsiebenundachtzig Quadratmetern für das notwendige Ambiente. Die umlaufende Dachterrasse gibt in einer luftigen Höhe von neunzig Metern den Blick über die wunderschöne deutsche Stadt preis.

Sein Besitzer nutzt die vor einigen Jahren auf dem Hochhaus errichtete Wohnung in der vierundzwanzigsten Etage nur zu einem einzigen Zweck, welcher dazu dient, den reichen Mann noch um einiges reicher zu machen.

Zu der Party, die heute hier stattfindet, sind nur geladene Gäste erschienen.

Die achtzehn Männer aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt wurden gezielt ausgewählt. Nicht nur, dass jeder Einzelne von ihnen in hochrangingen Positionen tätig ist, verfügen sie zudem auch über das notwendige Geld, das heute im Vordergrund steht.

Sie alle sind aus dem gleichen Grund hier. Sie wollen die heißbegehrte Ware in Augenschein nehmen.

Jeder dieser Männer weiß, dass Michail Orlow ihnen stillschweigend alles besorgt, was sie sich wünschen. Selbstverständlich nur im Tausch gegen den passenden Kaufpreis.

Gemeinsam mit seinem deutschen Partner Gabriel Kanthak kümmert sich der Russe um den regelmäßigen Nachschub für seine Einnahmequelle.

Wunderschöne Frauen in teuren Abendkleidern kümmern sich mit exquisiten Getränken und den feinsten Speisen vom Catering um das leibliche Wohl der Gäste, während Michail Orlow zwischen seinen Geschäftspartnern umherwandert.

Der eindrucksvolle Sechsundvierzigjährige in seiner teuren, maßgeschneiderten Kleidung verströmt den Hauch von Geld und Macht. Dass der blonde 1,80 Meter große Russe mit den stahlblauen Augen äußerst gefährlich ist, kann jeder im Raum spüren.

Er begrüßt die Nachzügler, unterhält sich hier und da mit den Männern, oder weist die bedienenden Frauen an, sich um die Erfüllung spezieller Getränkewünsche zu bemühen.

„Michail“, stoppt ihn einer seiner Gäste. Etienne Flammang, ein luxemburgischer Diplomat, tritt an ihn heran. „Wann werden Sie uns Ihre neue Kollektion vorführen?“

Auch sein Kollege Jeannot Goergen wartet bereits ungeduldig auf die Eröffnung.

„Haben Sie noch ein wenig Geduld, meine Herren“, beruhigt der Gastgeber die beiden. „Mein Partner ist bereits unterwegs. Es wird nicht mehr lange dauern.“

Zur gleichen Zeit fahren zwei weiße Transporter vom Typ Mercedes Benz Sprinter 318 CDI mit 3,0-Liter-V6-Dieselmotoren und einer Leistung von 135 kW in die Tiefgarage des Gebäudes ein. Die seitlich aufgedruckte Werbung weist auf den Catering Service hin, den Michail Orlow regelmäßig bei seinen Feiern in Anspruch nimmt. Dass das Catering eine Tochter seiner eigenen Unternehmen ist, macht es für ihn bedeutend leichter.

Die Transporter halten genau in den für sie vorgemerkten Parkplätzen an. Dann warten sie einfach ab.

Unter der Haube des schwarzen Mercedes CL203, der jetzt neben den Transportern einparkt, summt ein 3,2-Liter-Motor leise vor sich hin.

Gabriel Kanthak steigt auf der Fahrerseite der zur Oberklasse zählenden Limousine mit einer Leistung von 260 kW aus. Der dunkelhaarige, 1,82 Meter große Mann hält nichts davon, sich chauffieren zu lassen, auch wenn er das notwendige Kleingeld für einen Angestellten dieser Form locker zur Verfügung hätte. Hinter seinem Wagen bleibt der Neununddreißigjährige stehen, die Hände locker in den Hosentaschen seines maßgeschneiderten teuren schwarzen Anzugs.

Seine Beifahrerin, Nadia Baran, gesellt sich zu ihm, während sie ihren Kopf durch den Gurt ihrer großen Umhängetasche steckt, um diesen quer über ihren Körper zu ziehen. Ihre Augen gleiten anerkennend über seine beeindruckende Figur. ‚An diesem Mann ist kein Gramm Fett zu viel‘, stellt sie wieder einmal fest. Sie weiß, dass er sich mit Boxen fit hält, was auch seine breiten Schultern beweisen. Seine ganze Körpersprache, vor allem aber die emotionslosen, gefühlskalten Augen weisen den Betrachter auf seine Härte hin. Diesen Mann möchte Nadia auf keinen Fall verärgern.

Auf sein Nicken hin beeilen sich die Fahrer und Beifahrer der beiden Transporter, ihre Ware aus den uneinsichtigen Laderäumen zu holen, wofür sie die hinteren Türen der Fahrzeuge rasch aufreißen. Den Personen, die sich dort befinden, donnern sie ihre Befehle entgegen: „Los! Aussteigen!“

Nacheinander klettern insgesamt zweiunddreißig bildhübsche junge Frauen im Alter zwischen neunzehn und fünfundzwanzig Jahren von der Ladefläche. Sie alle tragen Jeans und Sweatshirts.

„Da hinüber“, weist einer der Männer die Frauen grob an. Er zeigt auf den Fahrstuhl, der just in diesem Moment anhält. Als sich die Türen öffnen, steigen acht weitere Männer aus, die von ihrem Boss Gabriel Kanthak rechtzeitig zur Unterstützung angefordert wurden.

In vier Schüben begleiten die Aufpasser die jungen Frauen bis in die Penthouse-Wohnung, wo sie alle zusammen in einem Raum eingesperrt werden. Es ist das einzige Zimmer, in dem das Fenster durch das herabgelassene Außenrollo verdunkelt wurde. Zudem lässt sich das Fenster nicht ohne Schlüssel öffnen und das Rollo wurde durch eine elektrische Schaltung per Fernbedienung verriegelt.

Nadia Baran begleitet die jungen Frauen in den Raum, um ihrer Aufgabe nachzukommen. In den nächsten Minuten ist die achtunddreißigjährige Blondine damit beschäftigt, die eingeschüchterten Mädchen zu behandeln. Nadia ist Polin, 1,70 Meter groß mit hellblauen Augen. Schon seit einer ganzen Weile sorgt sie dafür, dass die von Gabriel ausgewählten Mädchen pünktlich zu den Veranstaltungen mit zu ihnen passender Kleidung, Frisuren und Make-Up ausgestattet werden. Die passende Garderobe für diese Feier wurde schon vor Tagen direkt in die Penthouse-Wohnung geliefert. Ihr Boss, Gabriel Kanthak, weiß, dass er sich auf die gelernte Stylistin verlassen kann.

Da sich Nadia problemlos gegen die jungen Frauen durchzusetzen weiß, wird die Zimmertür von außen verschlossen, ohne dass einer der Männer im Raum verbleibt. Allerdings werden zur Sicherheit zwei Männer vor der Tür ihren Wachposten beziehen und so lange dort ausharren, bis sie von ihrem Boss einen anders lautenden Befehl erhalten. Den übrigen Handlangern steht ein Zimmer zur Verfügung, in das sie sich zurückziehen, bis sie gebraucht werden.

Währenddessen sucht ihr Befehlshaber seinen Partner auf.

„Gabriel“, begrüßt Michail den Freund. „Wie ist es gelaufen?“

Der Angesprochene zuckt lässig die Schultern. „Wie immer. Keine Probleme. Sie sind alle da.“

„Großartig!“, freut sich der oberste Chef des Kartells. „Dann können wir anfangen.“

Auf seinen Wink hin räumen die Bediensteten des Caterings die Speisen zur Seite, um im Anschluss die Räumlichkeiten zu verlassen. Die Frauen ziehen sich in die Küche zurück, um die Zeit, bis sie wieder gebraucht werden, für die Aufbereitung der Speisen und Getränke zu nutzen. Bevor nicht einer der beiden Befehlshaber sie ruft, wird keine von ihnen die Küche verlassen.

Inzwischen betätigt Michails Partner die passende Taste einer Fernbedienung, wodurch auch in diesem Raum die blickdichten Lamellen vor den Fenstern herunterfahren, denn man kann nie wissen, auf welche Ideen ihre Gegner kommen könnten. Schließlich sind die Geschäfte, denen sie in dieser Wohnung nachgehen, sicher nicht als legal zu bezeichnen.

‚Ganz im Gegenteil!‘, überlegt Gabriel. ‚Nur zu gern würden die Behörden uns auf die Schliche kommen. Aber das konnten wir bisher spielend vermeiden.‘ Mittlerweile hat er die entsprechenden Kontakte, um über sämtliche Schritte der diversen Polizeieinheiten rechtzeitig informiert zu werden.

Nun sorgt er für gedämpftes Licht, das statt dem bisherigen taghellen weißen Strahl einen sanften gelblich-roten Schimmer abgibt. Genau richtig für die Stimmung, in die die beiden Geschäftsleute ihre Kunden versetzen wollen.

„Meine Herren“, verlangt Michail jetzt die Aufmerksamkeit seiner Gäste. „Sie alle sind hier, weil Sie besondere Wünsche haben. Wünsche, die ich Ihnen erfüllen kann. Ich werde Ihnen nun meine neue Kollektion vorführen. Sehen Sie sich alles in Ruhe an. Die Verhandlungen führen wir im Nachhinein. Einverstanden?“

Alle Männer nicken in freudiger Erwartung dessen, was jetzt beginnt.

Darauf hat Gabriel nur gewartet. Mit einem kurzen Zeichen gibt er seinem Wachtposten zu verstehen, dass es nun losgeht, woraufhin dieser ihm die Tür zu dem angrenzenden Zimmer öffnet.

„Kommt!“ Gabriels schneidenden Befehl widersetzt sich keine der Frauen. Sie alle haben maßlose Angst vor diesem Mann, da ihnen seine Grausamkeiten mittlerweile weitreichend bekannt sind. Schleunigst erheben sie sich, um seiner Aufforderung Folge zu leisten.

„Ihr nicht!“ Zwei der Mädchen hält er zurück. „Ihr wartet hier!“

Kommentarlos drehen sich die beiden Blondinen von gerade einmal neunzehn Jahren um und setzen sich abwartend auf die Kante des großen Bettes, während die übrigen Frauen, eine nach der anderen, das geräumige Wohnzimmer betreten.

Sie wissen genau, was sie zu tun und wie sie sich den Besuchern des Kartellchefs gegenüber zu verhalten haben. Mit aufreizenden Bewegungen wandern sie langsam zwischen den Männern umher. Die langen, teilweise durchscheinenden Abendkleider, die sie jetzt tragen, verbergen dabei nichts von ihren weiblichen Reizen.

Wer genau hinsieht, erkennt nicht nur die Schönheit der dunkelhäutigen exotischen Frauen, sondern auch die stumpfen Augen, aber das ist diesen Männern egal. Ganz im Gegenteil kommt es ihren Bedürfnissen sehr entgegen.

Durch die vielen Drohungen, die Medikamente und die Gewalt, die die jungen Frauen erdulden mussten, ist ihr Widerstand gänzlich gebrochen, sie haben resigniert und fügen sich in ihr Schicksal.

Für Michail Orlow und Gabriel Kanthak sind diese Frauen nichts weiter als Ware. Eine Ware, die heiß begehrt jede Menge Geld einbringt.

Die meisten dieser Mädchen stammen aus dem südostasiatischen Raum. Gabriel beschafft seinen Nachschub regelmäßig aus Gebieten wie Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam, wobei er darauf achtet, nur gesunde, außergewöhnlich schöne Frauen zu besorgen, da sie den besten Preis einbringen. Je jünger, umso besser.

Er hat keine Probleme damit, auch die minderjährigen Mädchen für seine Kunden zu organisieren, doch dies geschieht nur auf Vorbestellung.

In ihrer Organisation haben die beiden Männer einen Ring von Mitarbeitern aufgebaut, die sich kontinuierlich darum kümmern, die Ware für den Verkauf vorzubereiten, sodass sich Gabriel auf die Beschaffung konzentrieren kann. Trotzdem sorgt er dafür, dass den Frauen seine Präsenz jederzeit bewusst ist, dass sie um die grausamen Strafen wissen, die ihnen drohen, wenn sie sich widersetzen. Nur in gezielten Fällen oder bei Bedarf legt Gabriel selbst Hand an, doch davor fürchten sich alle Mädchen.

Die Oberhäupter der Organisation lassen ihren Gästen ausgiebig Zeit, sich die jungen Frauen anzuschauen, da ihnen bewusst ist, was die Vorfreude bei diesen Männern bewirkt. Der Anblick der aufreizenden Geschöpfe sorgt dafür, dass sich die Geldbeutel der Käufer noch um einiges mehr lockern.

„Wie sieht es aus? Sollen wir anfangen?“

Die Frage des Kartellchefs, in die Runde gestellt, lässt die Männer ihre Plätze aufsuchen, die sie zur gründlichen Begutachtung verlassen hatten. Still warten sie ab, während die Frauen den Raum verlassen.

Auf einen Wink von seinem Boss bringt einer der Wachposten die erste Frau herein.

Gabriels Männer wissen genau, in welcher Reihenfolge sie vorzugehen haben. Die besten Modelle kommen als Letztes an die Reihe.

„Wählen Sie selbst, meine Herren, wie viel Ihnen Ihre neuen Gefährtinnen wert sind. Sie wissen, wir beginnen mit einem Mindestgebot von fünfzigtausend Euro.“

Sie haben sich ihre Gespielinnen bereits ausgesucht, aber jeder von ihnen kennt Michail Orlow, dem nachgesagt wird, ein knallharter Geschäftsmann zu sein. Der lässt sich garantiert nicht erweichen von seinem Ziel abzulassen, welches daraufhin zielt, den bestmöglichen Preis zu erlangen. Die Mädchen müssen alle gekauft werden, sodass es noch eine ganze Weile dauern kann, bis die Frau ihrer Wahl zum Verkauf angeboten wird.

„Ich biete fünfzigtausend“, verkündet einer der Gäste. Er weiß, dass diese Frau ihm, wenn sie gut arbeitet, täglich mehr als fünftausend Euro einbringen kann. Er geht das kalkulierbare Risiko ein.

„Fünfundfünfzig!“

„Sechzig!“

Nachdem der Anfang gemacht ist, geht es zügig weiter. Die ersten zweiundzwanzig Frauen sind innerhalb von circa zwei Stunden verkauft.

Die nächsten acht Frauen sind genau die, auf die es alle Männer abgesehen haben.

Bisher hat Michail knapp zwei Millionen Euro eingenommen, doch jetzt zieht er die Preise an. „Von nun an wird es spannend, meine Herren“, preist er seine Ware an. „Die acht atemberaubenden blutjungen Schönheiten sind einzigartig. Das haben Sie sicher bereits alle erkannt. Der Einstiegspreis beträgt fünfundsiebzigtausend.“ Auffordernd schaut er sich in der Runde um.

Es bedarf nur eines kurzen Winks von Gabriel, damit die erste der Frauen ihre Hüllen für die Männer vor sich fallen lässt. Er weiß genau, wo er diese Männer packen muss, damit sie sich ohne Bedenken von ihrem Geld trennen. Mit einem kalten Lächeln wartet er darauf, dass sein Partner die Versteigerung beginnt.

„Wem von Ihnen ist dieses wunderschöne Geschöpf den Betrag wert?“, erkundigt sich der Russe ruhig. Auf die nun folgenden Angebote braucht er nicht lange zu warten.

„Fünfundsiebzigtausend!“, meldet sich der Erste zu Wort.

Es bleibt nicht dabei. Für die letzten acht Frauen bieten sich die Käufer ein heftiges Gefecht, sodass abermals zwei Stunden vergehen, bis sie alle den Besitzer wechseln. In Kürze wird eine weitere Million in den Taschen des Kartellbosses landen.

Einzig die beiden luxemburgischen Diplomaten beteiligen sich nicht an den Geboten, sondern bleiben ruhig auf ihren Plätzen sitzen. Doch mit fortschreitender Zeit werden sie immer missmutiger, was aber weder Gabriel noch sein Partner in irgendeiner Form berücksichtigen.

Nachdem die dreißig begutachteten Frauen zum Abtransport bereitstehen, bittet der Kartellchef seine Gäste für die Bezahlung der Ware einzeln in sein Büro, wo sie auf Wunsch dann auch die notwendigen Papiere erhalten, um ungehindert mit ihrer Ware die Grenzen zu überschreiten. Natürlich nur gegen die passende Gebühr!

„Michail, Sie hatten uns etwas zugesagt, erinnern Sie sich?“ Der achtundvierzigjährige Etienne Flammang tritt an seinen Gastgeber heran, bevor dieser in seinem Büro verschwinden kann. Sein sechsundvierzigjähriger Kollege folgt ihm auf dem Fuß.

„Ich verstehe nicht, warum Sie uns eingeladen haben, wenn Sie uns nichts anzubieten haben“, meckert der Luxemburger.

Michail nimmt den wohlbeleibten Botschafter freundschaftlich lächelnd in den Arm. „Wer sagt denn, dass ich Ihnen nichts anzubieten habe? Hätte ich Ihre spezielle Ware allen anderen zur Schau stellen sollen? Ich glaube nicht, dass das in Ihrem Interesse gewesen wäre“, vermutet er wieder ernst werdend.

„Sie haben also doch etwas für uns?“ Erfreut strahlen Etienne Flammangs Augen auf.

„Ja, natürlich.“ Der Russe winkt seinen Partner zu sich heran. „Da ich mich im Augenblick leider um meine anderen Gäste kümmern muss, wird Gabriel bestimmt für mich einspringen und Ihnen Ihre Bestellung präsentieren. Ich hoffe, Sie verzeihen mir das?“

„Selbstverständlich“, nickt der Diplomat.

Belustigt schaut Gabriel in die Augen seines Partners. Sie wissen beide, dass auch Gabriel absolut verhandlungsfähig ist, vielleicht sogar noch härter als sein Kompagnon.

„Ich sage Ihnen etwas“, beginnt der Kartellchef. „Sobald Sie sich einig geworden sind, dürfen Sie Ihre Ware gern testen. Dafür stehen Ihnen zwei wunderschöne Zimmer zur Verfügung. Gabriel wird sich um alles kümmern.“

‚Ein hervorragender Schachzug‘, stellt Gabriel fest. ‚Mit der Aussicht auf dieses Arrangement hat Michail die Diplomaten vollständig in der Hand.‘ Er ist sicher, dass die beiden jeden geforderten Preis zahlen.

„Kommen Sie, meine Herren.“ Mit der Hand weist er den Gästen die Richtung.

Seine Mitarbeiterin hat für den Auftritt der beiden Blondinen genau die richtige Wahl getroffen. Ihre langen weichen Haare sind leicht zur Seite hochgesteckt, so dass man den perfekten schlanken Hals erkennen kann. Die Abendkleider mit dem tiefen Ausschnitt zeigen viel von der zarten Haut. Sie sind nicht übermäßig geschminkt, wirken aber keineswegs wie junge Mädchen. Den beiden betrachtenden Männern erscheint es so, als ob diese Frauen nur auf sie warten würden.

Gabriel gibt keine Regung von sich, während er innerlich allerdings über diese Männer lacht, die sich regelrecht zum Gespött machen. ‚Fehlt nur noch, dass sie anfangen zu sabbern‘, denkt er gehässig. „Was sagen Sie? Haben wir Ihnen zu viel versprochen?“

Da Etienne Flammang nur den Kopf schüttelt, übernimmt Jeannot Goergen das Antworten: „Nein, Sie haben absolut die richtige Wahl getroffen. Ich bin begeistert! Mein Kollege anscheinend auch.“ Er wirft seinem Begleiter einen Blick zu, ehe er seine Aufmerksamkeit auf den Mädchenhändler richtet. „Wie viel?“

„Zweihunderttausend!“

Die beiden Diplomaten reißen erschrocken die Augen auf. „Ist das Ihr Ernst? Mein Gott, wieso ist das so viel?“, stöhnt Etienne Flammang.

„Sie haben sich etwas Besonderes gewünscht. Wir hatten viel Vorarbeit, um Ihnen das bieten zu können. Die jungen Damen sind nicht nur bildhübsch, sondern auch gebildet. Beide haben ein abgeschlossenes Abitur. Sie haben ihre Studiengänge nur abgebrochen, um für Sie da zu sein.“ Die Lüge geht ihm mühelos über die Lippen. ‚Wahrscheinlich glauben die Typen mir das sogar, weil sie es einfach glauben wollen‘, vermutet er mit einem kalten Lächeln.

„Das ist ja auch in Ordnung“, stottert Jeannot Goergen. „Aber zweihunderttausend? Das ist mehr als der doppelte Einstiegspreis.“

‚Jetzt beginnt die Bauernfängerei‘, freut sich Gabriel. „Ich mache Ihnen ein Angebot.“

Allein mit diesem Satz hat er die volle Aufmerksamkeit der beiden Luxemburger. „Was für ein Angebot?“

„Wissen Sie, ich hatte da vorhin eine Idee. Mir ist klar, dass der Preis hoch ist. Ich weiß aber auch, dass mein Partner auf keinen Fall unter Wert verkauft. Ich habe mit ihm über Sie beide gesprochen. Sie haben uns die Papiere geliefert, die wir brauchten. Übrigens eine sehr gute Arbeit! Wir sind übereingekommen, Ihnen eine dauerhafte Geschäftsbeziehung anzubieten. Sie liefern uns auch weiterhin die Papiere, die wir in Auftrag geben, dafür erhalten Sie einen Bonus von fünfundzwanzig Prozent bei jedem Einkauf. Was sagen Sie?“ Lauernd betrachtet er die beiden Männer, die nicht wissen können, dass Michail und er den Rabatt vorher aufgeschlagen haben.

„Das sind dann immer noch hundertfünfzigtausend“, rechnet Etienne Flammang, während er die junge Frau vor sich gierig betrachtet. Seinem Kollegen geht es nicht anders.

„Wenn Sie jetzt in einen Vertrag einwilligen, dann lege ich aus meinem persönlichen Fond für jeden einmalig dreißigtausend drauf. Sie bekommen die Damen heute für einhundertzwanzigtausend Euro. Aber nur, wenn Sie sich sofort entschließen.“

Die Diplomaten brauchen nicht lang zu überlegen, um Gabriel nickend zuzustimmen: „Wir sind einverstanden!“

„Dann, meine Herren, lassen Sie sich nicht davon abhalten, Ihre Neuerwerbung nach Herzenslust zu genießen. Meine Mitarbeiterin wird Ihnen Ihre Zimmer zeigen. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um die Verträge.“ Damit lässt er die Männer allein, um sich kurz darauf zufrieden bei seinem Partner einzufinden. Sie haben bekommen, was sie wollten!

„Und?“, verhört Michail ihn erwartungsvoll.

„Wie vorhergesagt. Statt hunderttausend habe ich mit zweihunderttausend angefangen. Bei hundertzwanzig hatte ich sie in der Tasche.“

„Hervorragend! Die Verträge müssen nur noch unterzeichnet werden. Aber daran zweifle ich keine Minute. Wir haben schließlich ihre Zusage. Sie werden sich an ihr Wort halten.“ Begeistert reicht er seinem Partner ein Glas Champagner, um mit ihm auf den erfolgreichen Abend anzustoßen. „Sag, wie bist du eigentlich so schnell an die beiden Blondinen gekommen?“ Interessiert wartet Michail auf die Erklärung seines Partners.

„Das war Andrejs Idee. Der Junge entwickelt sich wirklich gut.“

„Was für eine Idee?“ Stolz auf seinen Sohn will der Kartellchef mehr wissen.

„Wir haben uns die beiden frisch von der Universität aus Essen geholt. Mittlerweile kommt immer häufiger die Nachfrage nicht nur nach Europäerinnen, sondern ganz gezielt nach deutschen Frauen. Die Herausforderung, etwas zu besitzen, das nicht so leicht zu bekommen ist, lässt die Kunden in Zukunft garantiert bei uns Schlange stehen. Andrej hat sich in der Universität eingeschrieben, wodurch er zu den diversen Feiern eingeladen wurde. Wir haben uns in den Kneipen, die dafür ausgewählt waren, in aller Ruhe umgesehen. Noch nicht einmal drei Stunden waren nötig, dann konnten wir zugreifen. Vor allem, weil Andrej uns mit dem passenden Hintergrundwissen über die Mädchen versorgte.“

„Was für Hintergrundwissen?“

Gabriels braune Augen blitzen zufrieden. „Die Damen taten sich in ihrem Studium ziemlich schwer. Sie hatten bereits lautstark verkündet, dass sie keine Lust mehr haben. Es war ein Leichtes, ihre Klamotten zusammenzupacken, damit sie leere Zimmer hinterließen. Als Einziges blieb eine handgeschriebene Notiz mit ihrer Kündigung zurück. Das Ergebnis ist, dass niemand nach den beiden sucht. Sollte die Polizei doch noch auf die Idee kommen, dass die beiden nicht einfach abgereist sind, werden sie keine Spuren mehr finden. Zu uns schon gar nicht!“

„Ich bin begeistert“, nickt Michail erfreut. „Die Idee ist gut. Wir sollten einmal prüfen, ob wir das auch weiterhin verwenden können. Immer mehr Kunden wollen Europäerinnen, die eine gewisse Intelligenz mitbringen.“ Er zuckt die Schultern. „Obwohl ich nicht glaube, dass die Herren das groß in Anspruch nehmen.“

„Ist schon erledigt. Im Augenblick habe ich acht Studierende an den verschiedenen Universitäten, die mich mit Informationen versorgen.“

„Du bist dir aber absolut sicher, dass keine Verbindungen zu uns nachvollziehbar sind? Wenn ich diesen Service anbiete, müssen wir auch liefern.“

„Kein Problem. Ich sorge für den reibungslosen Ablauf. Vorerst bleiben wir an den großen Universitäten aus Essen, Düsseldorf, Köln und Aachen. Durch die Unmenge an Studierenden bleibt das Ganze weitgehend anonym.“

„Ausgezeichnet.“

„Aber achte darauf, dass wir mindestens vier Wochen Vorlauf benötigen, um die jungen Damen davon zu überzeugen, unseren Forderungen nachzukommen, besser sogar sechs Wochen.“

„Ich werde dies berücksichtigen.“

L'affaire de l'amour

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