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Prolog

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Katharina und Stefan heißen eigentlich Odysseus und Penelope, ja sind im Grunde Odysseus und Penelope, denn der große Baumeister des Universums hat uns in allen Legenden, Mythologien und weisen Büchern, die unser Kohlenwasserstoffhirn bisher ersinnen konnte, einen feinen roten Faden der Erkenntnis gelegt. Diese mag sich jenem eröffnen, der mit reinem Herzen denkt und mit klarem Kopf fühlt. Trotzdem wäre es wahrscheinlich befremdlich für moderne Leserinnen und Leser, jene Namen vorzufinden, weswegen Katharina und Stefan hier diesen Faden ausrollen.

Odysseus war der Sohn des Laërtes, aber es könnte auch Sisyphos sein Vater gewesen sein, was ja immerhin seinen Hang zu Schwierigem erklären würde. Als seine Mutter ist unbestritten Antikleia überliefert, denn die Mutterschaft ist untrüglich.

Was uns an Odysseus jedoch interessiert, ist seine psychische Struktur, sein Charakter, wie man seinerzeit zu sagen pflegte, als man noch selbstverantwortlich durchs Leben ging. Er ist eindeutig als klug anzusprechen, vielleicht trifft es schlau sogar besser, so wie er von Homer beschrieben wird. Eventuell könnte man ihn sogar für ein Schlitzohr halten, aber das ist dann eher den Umständen geschuldet. Mut und Führung sind ihm ebenso zuzuschreiben, denn diesen Mann hat es nicht nur in die wüstesten Gegenden der damaligen Welt verschlagen, sondern als geborener Grenzgänger treibt er sich sogar am Eingang des Totenreichs umher.

Was allerdings an Odysseus so herausragend und ungewöhnlich ist, doch verborgen bleibt, lässt man sich von seinem lauten Bubentum blenden, ist sein ungewöhnlicher Familiensinn. Zuerst gibt er Wahnsinn vor, um seine Frau und den neugeborenen Sohn nicht verlassen zu müssen, und das zu einer Zeit, in der Draufhauen so ziemlich die ehrenvollste Beschäftigung für Männer war. Dann ist es letztendlich er, der fähig ist, die langen zehn Kriegsjahre vor Troja mit einer List zu einem Ende zu bringen, um endlich heimkehren zu können. Und in den folgenden zehn langen Jahren der Odyssee besteht er Abenteuer um Abenteuer, immer mit Kompass auf Ithaka, Frau und Kind, wobei Kirke nicht nur Zauberin, sondern auch eine bemerkenswerte Frau gewesen sein soll. Sie hätte ihn gerne bei sich behalten.

Ein ganzer Mann, dieser König von Ithaka, und gleichzeitig ein echter Romantiker, der das Ehebett selbst aus einem Olivenbaum gehauen, ja das Ehegemach darum erbaut hat. Das soll ihm einmal einer nachmachen, und über einen, der das ganze Schlafzimmer um das Bett herumbaut, braucht man weiter nicht mehr viel zu sagen …

Was uns zur Fragestellung bringt, wer wohl diese Penelope sein kann, für die ein Mann solchen Aufwand betreibt. Das fängt schon mit der Brautwerbung an. Angeblich musste Odysseus einen Wettlauf siegreich bestehen, um ihre Hand zu gewinnen. Vielleicht gelang es ihm aber auch durch eine List, in Tyndareos, Penelopes Onkel, einen Fürsprecher zu erlangen. Man weiß das nicht so genau.

Ihre Mutter war Periboia und somit eine Najade, also eine Nymphe. Penelope hatte wahrscheinlich vieles ihrer Mutter in sich, der als Naturgottheit Schönheit, Verbundenheit mit den Naturgeistern, Sensitivität und Fast-Unsterblichkeit samt ewiger Jugend gegeben waren. Jedenfalls ist sie durch ihr unermüdliches Warten auf Odysseus zum Sinnbild der treuen Ehefrau geworden. Sie muss allerdings auch eine Frau von großem Eigensinn und Kraft gewesen sein, was wohl auf ihre spartanische Herkunft und Erziehung zurückging. Bereits kurz nach ihrer Heirat hat sie ihrem eigenen Vater die kalte Schulter gezeigt. Stattdessen ist sie Odysseus, der ihr dies listig freistellte, nach Ithaka gefolgt.

Dass diese Frau wusste, was sie wollte, hatte sie dann redlich Zeit, in den nächsten zwanzig Jahren zu beweisen, um Hof und Kind allein zusammenzuhalten und gegen die andrängende Schar der Freier oder verräterisches Gesinde zu verteidigen.

Zuerst kam ihr diese Idee mit dem Weben des Totentuches für ihren übrigens in bester Gesundheit stehenden Schwiegervater. Sie webte tagsüber an der Akzeptanz, dass Odysseus nicht mehr zurückkehren würde, und trennte das fertiggestellte Stück in der Freiheit nächtlichen Sehnens wieder auf.

Als man dies entdeckte, ersann sie eine neue Probe, wissend, dass niemand außer dem wahren Odysseus seinen auf Ithaka verbliebenen Bogen würde spannen und den Pfeil durch zwölf Axtlöcher würde schießen können. Welch schöne Metapher!

Aber sie ist auch misstrauisch, diese Penelope, am allermeisten gegen sich selbst. Selbst als der geliebte Mann endlich heimkehrt, will sie sich nicht, von ihrer Sehnsucht verleitet, an ihm täuschen und hüllt sich in Kühle. Erst als er sich wissend zum intimsten Geheimnis ihres Schlafgemachs erweist, ergibt sie sich in seine Arme … und es muss wunderbar gewesen sein.

Liebesglück

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