Читать книгу Das verlorene Seelenheil - R. S. Volant - Страница 3
Prolog
ОглавлениеAmanoue sog keuchend die Luft in seine brennenden Lungen und schlug die Augen auf. Sein Blick fiel zum Betthimmel empor und für einen winzigen Augenblick fühlte er sich durch das vertraute Sternenmuster regelrecht erleichtert, bis die Schmerzen einsetzten. Nicht nur die der tiefen Wunde, die der Bauchschnitt mit sich brachte. Sein ganzer Körper schmerzte als wäre er in kochendes Öl getaucht worden oder als ob man ihn bei lebendigem Leibe verbrennen würde.
Er wollte schreien, irgendjemanden um Hilfe anflehen, aber sein Mund öffnete sich nicht, genau wie ihm auch keine andere Bewegung gelang. Irgendetwas schien ihn festzuhalten, an Armen und Beinen zu lähmen, genau wie den Rest seines Körpers. „Du bist schuld, dass der Meister fort ist“, zischte es fauchend um ihn herum, „der Meister ist fort, wehe uns“, „verdammt seist du, Elender“, „dafür wirst du uns büßen“, wimmerte es von überall her.
„Amanoue? Kannst du mich hören? Ich bin`s“, vernahm er eine menschliche Stimme und Marius` Gesicht trat in sein Blickfeld. „Manou?“ Der junge Mann wedelte mit einer Hand vor ihm herum und so versuchte er wenigstens zu blinzeln. „Sag doch bitte was“, flehte Marius besorgt und setzte sich dicht neben ihn. „Spürst du das?“, fragte er, Amanoues Hand nehmend und vorsichtig drückend.
Es fühlte sich an, als würde seine Hand unter einem Mühlstein zerquetscht werden und wieder entrang sich ein stummer Schrei seiner gelähmten Kehle. „Du bist in der Hölle“, fauchte es in seinem Kopf, „dein Kind ist tot, sie hat es erstickt, hast du es gespürt?“, „ja, nicht wahr? Du hast mit deinem Neugeborenem mitgelitten, hast gespürt, wie es seinen letzten Atemzug aushauchte und es war uns die reinste Freude“, zischte es hämisch. „Du hast unseren Meister vertrieben, wir werden dich nicht mehr gehen lassen, als Ersatz für ihn“, „ja, du sollst unser neuer Gebieter sein…“, flüsterte es in seinen Ohren und er schloss die Augen…
***
„Manou?“
„Durst“, krächzte Amanoue und Marius kreischte auf.
„Du sprichst! Manou! Seit drei Wochen liegst du hier und ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben“, lachte der junge Medicus erleichtert und fiel ihm vor lauter Freude um den Hals.
„Trinken, bitte…“
„Ja, sicher, hier“, erwiderte Marius entschuldigend und hielt ihm vorsichtig einen Becher an die Lippen. „Warte, ich stütze dich“, sagte er, eine Hand unter dessen Nacken schiebend und Amanoues Kopf anhebend.
„Was ist passiert?“, fragte der, nachdem er seinen ersten Durst gestillt hatte und Marius holte Luft wie ein alter Mann, der gerade einen Berg erklommen hatte.
„Jede Menge, leider. Der Thronerbe ist gestorben, bei der Geburt und Henry wollte, dass du es wiedererweckst, aber du warst bewusstlos“, gestand ihm Marius bedauernd. „Seine Majestät war außer sich und ist es immer noch.“
Amanoue schloss die Augen vor Trauer und schluckte verzweifelt. „Ich weiß“, sagte er leise.
Marius stieß den Atem hörbar aus. „Es war wirklich schlimm und es tut mir leid, dass ich keine besseren Nachrichten für dich habe“, erwiderte er bedrückt. „Hast du Schmerzen?“
„Nein“, antwortete Amanoue, leicht den Kopf schüttelnd. „Nischd mehr. Was ist mit meine Bauch? Und diese Ding, das in mir war? Ist es tot?“, fragte er furchtsam.
„Die Wunde heilt langsam zu, eigentlich viel zu langsam, für dich“, antwortete Marius irgendwie verhalten. „Du hast nach zwei Tagen die Augen geöffnet, konntest mich aber nicht hören und sehen und hast immerzu nur die Decke angestarrt, wenn du nicht geschlafen hast und du hattest starkes Fieber. Ich habe mir wirklich große Sorgen um dich gemacht, das war schon vor drei Wochen und bis jetzt dachte ich wirklich, dass du nie wieder richtig zu dir kommen würdest.“
„Ich habe dich gehört und auch gesehen, aber ich konnte mich nicht bewegen“, meinte Amanoue und rappelte sich etwas hoch. „Was ist mit dem“, er fasste sich an den Bauch, „was in mir drin war, geschehen?“, fragte er erneut und Marius wich seinem bohrenden Blick aus.
„Es war nur ein Geschwür, nichts weiter als ein blutiger Klumpen Fleisch“, raunte er fahrig und stand auf. „Ich hole dir was zu essen, ja?“
„Marius! Was hast du damit gemacht? Hast du es ins Feuer geworfen?“, ließ Amanoue trotzdem nicht locker.
„Es ist fort, ich habe es weggeworfen“, antwortete Marius, ihn kurz über die Schulter hinweg ansehend. „Es war kein Kind! Und auch sonst nichts anderes, nur ein Geschwür“, sagte er noch entschlossen und ging.