Читать книгу Ensō - Radka van Bashuisen - Страница 4

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Ich bin so allein, so einsam, das Gefühl der Verbundenheit fehlt. Was passiert mit mir? Wo bin ich? Ich spüre eine Art von Bewegung. Eine starke Energiewelle zieht mich mit, aber wohin? Ich kann mich nur noch an das grüne Licht erinnern. Ein Zeichen vielleicht? Aber wofür? Alles dreht sich und die Bewegung wird immer schneller und schneller. Ein heftiger Ruck beendet alles. Stillstand. Absolute Ruhe. Bewegungslosigkeit. Bin ich etwa angekommen? Aber wo? Jegliche Orientierung fehlt. Ich bin verwirrt. Nirwana ist es nicht. Dort hätte ich nichts wahrnehmen können. Aber ich nehme etwas wahr. Ein klopfendes Geräusch. Ganz regelmäßig. Wie beruhigend nach diesem Wirbelsturm, in den ich hineingeraten bin. Wirbelsturm? Was soll das eigentlich sein? Kenne ich so etwas überhaupt? Offensichtlich schon. Die Gedanken zermartern mich. Ich weiß so viel, verstehe aber so wenig.

Abwarten. Jeder Anfang ist schwer. Ich wollte Abwechslung, Neues kennenlernen, inkarnieren eben. So viel ist mir noch bewusst, aber weiter reichen meine Erinnerungen nicht mehr. Bin ich schon? Oder bin ich noch nicht? Meine Ungeduld meldet sich wieder.

Es tut sich etwas, aber was ist es? Ich muss abschalten, sonst wird es nichts. Aber wie? Wie stoppe ich diese Gedanken? Diese Fragen? Sie sind allgegenwärtig und füllen mich komplett aus. Ich bestehe nur aus ihnen. Materialisierung, Wiedergeburt, Inkarnationsreise, grünes Licht. Alles dreht sich darum, das spüre ich. Ist vielleicht etwas schiefgelaufen? Bestehe ich nach wie vor nur aus Gedanken? Wo ist die bestellte Materie? Bin ich schon ein Teil von ihr und weiß es nur nicht? Wie fühlt sie sich an?

Und immer wieder das klopfende Geräusch. Diese Regelmäßigkeit ist so auffallend, diese Ruhe, die von ihr ausgeht. Fast schon störend. Aber ich gebe mich ihr hin. Es fühlt sich richtig an, mit ihr im Einklang zu sein. Sehr wohltuend.

Nichts zu verstehen, ist schon beängstigend, aber nichts zu verstehen und noch dazu unruhig zu sein, ist noch viel schlimmer. Abschalten, einfach geschehen lassen. Es wird sich sicher bald alles klären. Ich schwinge mit dem Klopfen mit, und je länger es andauert, umso angenehmer fühlt es sich an. Ich nehme das Geräusch fast gar nicht mehr wahr, ich bin in vollkommener Resonanz damit. Ich bin ein Teil davon und es ist ein Teil von mir. Eine perfekte Harmonie. So beruhigend, so beschützend.

Und doch. Es verändert sich etwas. Wie schade eigentlich. Kaum habe ich mich in diesem Einklang befunden, gerät alles aus dem Takt. Es wird schneller und schneller, heftiger und lauter. Eine starke Kraft drückt mich in eine unbekannte Richtung. Schon wieder diese Unruhe. Nimmt es kein Ende? Erst der heftige Wirbel, der mich offensichtlich alles hat vergessen lassen, und jetzt dieser Druck! Es macht mir Angst. Ich will wieder die Ruhe und Harmonie spüren. Aber gerade das Gegenteil passiert. Der Druck steigt und steigt, die Kraft wird übermächtig, ich kann mich ihr nicht widersetzen. Ein weiterer Ruck befördert mich vorwärts. Hell, es ist auf einmal so hell. Grünes Licht? Nein. Nur grelles Licht, aber sehr intensiv. Grün könnte es auch sein, so genau kann ich es gar nicht erkennen. Der Druck lässt nach, ich gleite weiter in das Licht. Es ist so anders, rau und kalt und blendend hell. Aber ich gewöhne mich langsam daran. Ein kräftiger Luftzug geht durch mich durch und wieder heraus. Und immer wieder rein und raus. Sehr angenehm, so belebend, so erfrischend. Ich mache automatisch mit und spüre eine Art von innerer Bewegung. Ich glaube, ich habe es geschafft. Ich bin endlich in meiner bestellten Materie angekommen. Sie scheint fertig zu sein, die Anhäufung der Zellbausteine ist abgeschlossen und für die 3D-Reise bereit. Ich nehme die Umgebung wahr. Ich atme. Ich lebe. Ich bin. Die Wiedergeburt ist vollbracht.

Ensō

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