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Der Garten der Wahrheit

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Jahrelang hatte ich den Garten der Wahrheit verwildern lassen. Das Tor am Eingang war mit Efeu überwuchert und man konnte nur noch erahnen, was sich dahinter befindet. An dem weißen Zaun war die Farbe abgeblättert und das Holz war morsch geworden, teilweise war es schon schlimm, dass er nicht mehr vor Eindringlingen geschützt war. Als ich nun das Tor mit dem verrosteten Schlüssel öffnete traten mir die Tränen in die Augen. Die kleine Holzhütte die in der Mitte stand war verkommen und die Tür stand weit offen. Eindringlinge hatten die Fenster zerstört und sich in ihrem Innern eine Zeit lang niedergelassen. Das Unkraut wucherte durch den ganzen Garten und ließ mich erkennen, wie lang ich mich nicht mehr um ihn gekümmert hatte. Früher hatte ich mich stundenlang darin gesonnt, hatte meine Füße in dem kleinen Teich gekühlt und die schöne Hütte mit Blumen geschmückt, die im ganzen Garten zu finden waren. Ich genoss meine Zeit im Garten der Wahrheit. Ganz alleine ging ich dorthin, mir war es egal wie die Nachbarn ihren Garten pflegten. Ich nahm mir die Zeit, die ich für die Pflege brauchte und niemand konnte mich in meiner Wahl der Pflanzen beeinflussen. Eines Tages jedoch verlor ich die Freude an meinem Garten. Die Pflanzen schienen langsamer zu wachsen, die Hütte brauchte einen neuen Anstrich und der schöne Teich mit den Seerosen war voller Schlamm. Ich besuchte die Nachbargärten, deren Blumen viel schöner blühten und deren Hütten mich zum Verweilen einluden. Die Menschen in den Nachbargärten wählten andere Pflanzen und sie interessierte nicht, wie mein Garten aussah. Ich fühlte mich wohl in ihren Gärten, denn schließlich brauchte ich keine Arbeit mehr in meinen eigenen zu investieren und die Sonne schien bei Ihnen genauso warm. Eines Tages jedoch machten mich diese ständigen Besuche müde. Ihre Pflanzen und Blumen gefielen mir ganz plötzlich nicht mehr. Die Hütten waren zu eng geworden, wenn ich sie besuchte und ein Gefühl der Unzufriedenheit überkam mich. Dieses Gefühl wurde von Tag zu Tag schlimmer. Meinen eigenen Garten wollte ich nicht mehr besuchen, denn es war zu viel Arbeit geworden ihn von dem ganzen Unkraut zu befreien. Ich suchte mir einen neuen Garten in der Siedlung, in dem ich eine Weile ausruhen konnte. Er war ganz anders als mein wundervoller Garten. Er besaß keine schönen Blumen und keine Hütte in der ich Schutz finden konnte. Ich saß immer ganz alleine im Gras. Eines war jedoch anders. Täglich kamen viele Menschen vorbei, die mir von ihrem Leben berichteten, von ihren Enttäuschungen und von den Träumen die sie nie gelebt hatten. Sie kamen immer nur kurz vorbei und verschwanden sogleich. Ich sah sie nie wieder, bekam jedoch immer von meinem Nachbarn erzählt, dass sie die Gärten verlassen hätten. Ich bekam Angst, denn ich wusste, dass auch ich zu ihnen gehören könnte, wenn der Sommer vorbei wäre. Man würde sich nur noch kurz an mich erinnern und an meinen einsamen Garten. Ich wusste, dass die Zeit gekommen war, um in meinen alten Garten zu gehen und ihn in Ordnung zu bringen. Die Bäume sollten Früchte tragen und die Blumen in ihrer ganzen Pracht blühen, damit man sich, wenn der nächste Sommer kommen würde, an meinem Garten erfreuen könnte. Nun kehrte ich also zurück und begann mit meiner Arbeit. Ich schnitt die Bäume, was mich sehr viel Kraft kostete. Ich bepflanzte ihn neu und legte einen neuen Teich an. Meine Freude ihn vielleicht im nächsten Sommer blühen zu sehen, ließ mich die Arbeit zu Ende bringen. Mit letzter Kraft verlieh ich der kleinen Hütte einen neuen Anstrich, damit ich sie nach dem Winter mit Frühlingsblumen schmücken konnte. Nun konnte ich nur noch abwarten. Ich blieb den ganzen Winter in meinem Garten. Es wurde sehr kalt und einsam. Der Schnee kam und ging, aber immer noch besaß ich die Kraft auf meine neuen Pflanzen zu achten. Als schließlich die Frühlingssonne leicht durchbrach entstand neues Leben. Zunächst kehrten nur ein paar Schmetterlinge zurück, doch von Tag zu Tag wurden es mehr. Die Blumen kämpften sich an die Oberfläche und begannen zu blühen. Mit Tränen in den Augen pflückte ich sie nun, um sie in eine Vase zu stellen und damit meine Hütte zu schmücken. Es war ein harter Winter gewesen, doch es hatte sich gelohnt auszuharren und auf den Frühling zu hoffen. Ich war in meinen Garten der Wahrheit zurückgekehrt und er hatte mir die Kraft gegeben den Winter zu überstehen. Die Menschen, die ich im letzten Herbst kennengelernt hatte und die mir von ihren Träumen erzählt hatten, die trug ich nun in meinem Herzen, denn sie hatten ihre Gärten noch vor dem Winter verlassen und waren nicht wiedergekommen. Noch heute genieße ich jeden Tag in meinem Garten. Jeden Tag bewässere ich meine Pflanzen und achte darauf, dass die Tür zu meiner Hütte verschlossen bleibt, damit kein Eindringling ihn zerstören kann. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Sonne genießen darf und den Winter überstanden habe.

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