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Reise durch die Nacht

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Ein Engel, gehüllt in ein Gewand aus Seide, kam zu mir. Er sah meinen gesenkten Blick, meine traurigen mit Einsamkeit erfüllten Augen. Sie hatten den Glanz verloren, es waren die Schatten der Erinnerung die sie hatten sterben lassen. Mein Blick war kraftlos, gefüllt mit Schmerz und Angst. Mein Körper hatte den Kampf verloren. Seine Glieder waren geschwächt und seine Erschöpfung war deutlich sichtbar. Kein Mensch konnte mehr den Schmerz und die Einsamkeit mit mir tragen. Sie ertrugen es nicht mein wahres Ich mit mir zu leben. Mein Innerstes war verletzt und nun brauchte ich Hilfe. Da war er nun, mein Engel. Er hatte meine Schreie gehört und erkannte, dass ich gestützt werden musste. Liebevoll und voller Verständnis hob er mein Kinn an. Sein Blick traf den meinen. Er wollte mir Vertrauen schenken und mir zeigen welcher Weg für mich bestimmt sei, welcher Weg diese Einsamkeit, diese Verletzungen und diesen Schmerz rechtfertigte. Ich erhob mich und gemeinsam machten wir uns nun auf den Weg. Wir gingen durch ein schmiedeeisernes Tor in die Dunkelheit. Ich hörte die Geräusche der Nacht. Der Mondschein verlieh selbst der Dunkelheit einen warmen Glanz. Sterne leuchteten uns den Weg. Steinerne Mauern säumten den Weg, dessen weiterer Verlauf nicht zu erkennen war. Ich fühlte die Enge in mir und dieses entsetzliche Gefühl meiner Hilflosigkeit. Ein Zurück gab es nicht, denn das Tor hatte sich geschlossen. Dank meines Engels konnte ich diesen Weg weiter beschreiten. Was war unser Ziel? Wo lag es? Ich fühlte genau in diesem Moment, dass dies der Beginn von etwas ganz Neuem war. Die Morgendämmerung würde aufbrechen und die Nacht erhellen und solange ich meinen Engel, als meinen Begleiter spüren konnte, gab es für mich Hoffnung. Die Arme meines Engels, die mich umfingen, schenkten mir Trost und Stärke. Und dann plötzlich erreichten wir einen wundervollen Waldsee. Dort wohnten in den Seerosen, die auf dem See im Mondschein glitzerten meine Hoffnungen, die ich einmal verloren hatte und nun wurde ich von ihnen empfangen. Erschöpft ließ ich mich nun am Ufer nieder, endlich fand mein Kummer seine Berechtigung. Tränen liefen mir über mein Gesicht und mein Engel konnte sie mit mir tragen. Auch seine Augen spiegelten meinen Schmerz wieder. Die Seerosen öffneten sich und entließen meine Hoffnung in den Nachthimmel. Freude durchflutete mich und ich sah die Sonne hinter den Bäumen. Ein neuer Tag war mit ihr geboren und damit auch meine alten Träume. Ich hatte sie verloren im Gefühl der Verzweiflung, hatte die Erfüllung meiner Wünsche in Frage gestellt. Nun wusste ich, dass mein Engel mich nicht einen Moment verlassen hatte. Er hatte meine Hoffnungen und Wünsche bewacht und sie für mich aufgehoben, damit ich sie eines Tages wiederfinden würde.

Ich öffnete meine Augen und erwachte aus diesem wundervollen Traum, an meiner Wange spürte ich den Kuss meines Engels und sah im ersten Moment nicht die kleine weiße Feder, die zu Boden geglitten war.

Heimat der Seele

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