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Prolog

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Das Wummern der Bässe übertrug sich auf den schweren Sessel und auch auf Jordans Körper. Er hatte den Kopf nach hinten gelegt und atmete schaudernd den Duft des Leders ein, der ihn wie eine benebelnde Wolke umgab. Jenseits der Wolke, über ihm, schienen Sterne zu kreisen. Oder waren es leuchtende Augen, die ihn beobachteten?

»Ah…«

Die Vorstellung fremder Beobachter berührte einen Punkt in ihm, dem er in letzter Zeit nicht viel Beachtung geschenkt hatte. Jenen kleinen Teil seines Selbst, der es genoss, Fremden und Bekannten zu zeigen, wie spektakulär er sich auflösen konnte.

Ja, es sollten Augen sein, die über ihm blinzelten. Nicht der künstliche Sternenhimmel in Gelb- und Grüntönen, den sie mithilfe geschickt platzierter LEDs zum Leben erweckt hatten.

Jordans Finger zuckten auf der breiten Armlehne. Instinktiv suchte er den Halt von Fesseln oder wenigstens einen Befehl, der ihn band. Doch er fand nichts als Freiheit.

Halb erleichtert, halb enttäuscht legte er die Hand auf den gleichmäßig auf- und abruckenden Kopf zwischen seinen Beinen. Wayne stieß einen zustimmenden Laut aus und verdoppelte seine Bemühungen, Jordan die dringend benötigte Erleichterung zu verschaffen. Er konnte ihm nicht geben, was er brauchte, aber es würde reichen.

An Abenden wie diesen nervte Jordan seine Berufung, hasste er es, andere zu führen, obwohl er lieber selbst geführt wurde. Hasste es zu lehren, statt etwas beigebracht zu bekommen. Hasste es, sich nicht fallen lassen zu können, weil er eine Aufgabe übernommen hatte, die ihm Kontrolle abverlangte.

Wayne schnippte ihm mit zwei Fingern gegen die Hoden. Jordan unterdrückte ein Lächeln, als ein winziger Stich durch seinen Unterleib fuhr und ein angenehmes Schaudern in seinem Bauch zurückließ. Keine lodernde Hitze, keine glühende Leidenschaft, aber eine leise Wärme, die ihn näher ans Vergessen führte.

Der feuchte Mund löste sich von ihm und Jordan hob instinktiv das Becken, um ihm zu folgen.

»Hör auf zu denken«, murmelte Wayne und rieb die Wange an Jordans Schwanz. »Sonst wird das nichts.«

Jordan schloss die Augen. »Red nicht und mach weiter«, entfuhr es ihm barscher, als er beabsichtigt hatte. Prompt hörte er das Knarren von Latex. Er grinste. Ein scharfes Wort, und Wayne machte sich an der eigenen Hose zu schaffen.

Aber er hatte recht: Jordan musste vergessen, wenn er nicht frustriert nach Hause gehen wollte. Er musste die verdorbene Session aus seinem Hinterkopf streichen, musste aufhören, sich zu fragen, wie er den unerfahrenen Dom besser hätte anleiten können oder ob er im Vorgespräch nicht deutlich genug gewesen war.

Anfangs war alles bestens gelaufen. Er hatte sich wohlgefühlt. Sicher und in guten Händen. Doch dann hatte er gemerkt, dass der Dom ins Schwimmen geraten war und versucht hatte, seine Unsicherheit durch Grausamkeit zu überspielen. Jordan war gezwungen gewesen, die Session abzubrechen.

Am Ende waren ein zerknirschter Dom und ein zutiefst unbefriedigter Sub zurückgeblieben. Und Letzteres lag Jordan nicht. Man konnte vieles mit ihm anstellen, konnte ihn quälen, reizen, an und über seine Grenzen treiben und ihm stundenlang einen Orgasmus verweigern. Aber er gehörte nicht zu jenen, die Befriedigung daraus zogen, wenn man sie ganz im Regen stehen ließ.

Eben das war heute Abend geschehen. Er machte dem Dom keinen Vorwurf. Aber deshalb war es nicht weniger frustrierend.

Jordan biss sich auf die Innenseite der Wange. Nicht denken. Vergessen.

Es wollte ihm nicht recht gelingen.

Doch irgendwann schaffte er es mit Waynes Hilfe, weit genug zu sich selbst zu finden, dass sich die Lust in ihm verdichtete und schließlich löste. Es war kein überwältigender Höhepunkt, sondern einer, der sich schal anfühlte und nicht in seinen Körper ausstrahlte. Eine Erleichterung war er dennoch.

Als Wayne sich neben ihn auf den Sessel quetschte, legte Jordan ihm den Kopf an die Schulter. »Danke.«

»Kein Problem.« Wayne ergriff sein Kinn und küsste ihn behutsamer, als ihm lag. »Wozu hat man schließlich Freunde?«

»Für Frust-Blowjobs? Meinst du echt, die findet man unter dem Stichwort Freundschaft im Lexikon?«

»Kommt auf das Lexikon an, würde ich sagen.«

»Oder darauf, ob man überhaupt so was Altmodisches benutzt.«

»Genau.«

Mit einem Seufzen griff Jordan nach seinem Schwanz und schob ihn nachlässig zurück in die Lederhose. Die Unzufriedenheit in seinem Kopf war größer als je zuvor, aber wenigstens bekam er die Hose zu, ohne sich den Ständer einzuklemmen.

Anschließend drehte er sich halb auf die Seite und zog Wayne in eine lockere Umarmung. Er spürte dessen Erektion an seinem Oberschenkel und schloss automatisch die Faust darum. Es war nur fair, den Gefallen zu erwidern, wenn sie schon beide nicht bekommen konnten, was sie sich wünschten.

Jordans Bewegungen waren ruppig. Immer wieder stieß er mit der Handkante hart gegen Waynes Hoden. Er wusste, was Wayne mochte, und selbst wenn nicht, hätte dessen lauter werdendes Keuchen es ihm schnell verraten.

»Bisschen mehr«, murmelte Wayne nach einer Weile. »Jordan… tu mir weh.«

Jordan tat ihm den Gefallen und atmete gemeinsam mit Wayne aus, als der sich über seine Finger ergoss. Danach blieben sie still aneinandergelehnt sitzen. Keiner von ihnen machte Anstalten, seine Kleidung zu säubern oder den Sessel auf Verunreinigungen zu prüfen. Dafür war später Zeit.

Wortlos lauschten sie den Geräuschen jenseits der Stahltür. Manchmal war kaum zu erkennen, ob die Aufschreie, das Auftreffen von Peitschen auf nackter Haut und das Dröhnen von den Besuchern stammten oder vom Industrial, der durch die Lautsprecher wummerte.

»Ich bin neidisch«, murmelte Wayne nach einer Weile. »Ich bin so verdammt neidisch auf jeden Sub, der gerade einen Dom bei sich hat. Egal, ob nur für heute Nacht oder für länger. Ich könnte platzen.«

Jordan erwiderte nichts.

Take me down under: Melbourne im Blut

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