Читать книгу Plötzlich auf Föhr - Rainer Ballnus - Страница 5
Polizeiobermeister Feller…
Оглавление… war dabei, eine Zeugenvernehmung abzuschließen. Es ging um einen läppischen Verkehrsunfall, bei dem sich die Parteien wie so oft wieder einmal nicht einigen konnten.
„Fällt Ihnen sonst noch irgendetwas ein?“
„Nein, ich glaube nicht“, schüttelte der Zeuge den Kopf.
Gott sei Dank, dachte der Schutzmann. Diese Routinefälle sagten ihm nicht zu, ja sie langweilten ihn sogar. Er brauchte immer 'Action', wie er sich auszudrücken pflegte. Aber auf dieser grünen, herrlichen Urlaubsinsel war ja auch nichts los, immer das Gleiche: ein paar Verkehrsunfälle, einige Schlägereien mit Betrunkenen und das war es denn auch schon. Eigentlich war er ganz froh gewesen, nach hier ‚zwangsabgeordnet’ worden zu sein. Ein Kollege war ernsthaft erkrankt und deshalb hatte er auch gleich zugestimmt. Aber wie gesagt, auf Dauer war das hier nicht sein Job.
„Hier haben Sie ein Komma falsch gesetzt“, unterbrach ihn der Zeuge in seinen Gedanken und hielt ihm das Papier unter die Nase.
So ein Großkotz, ärgerte sich Feller im Stillen. Solche ‘Kunden’ liebte er ganz besonders. Ruppig riss er ihm das Schriftstück aus den Händen und korrigierte den Fehler. Nach seiner Unterschrift verließ der Zeuge grinsend das Dienstzimmer und konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen.
„Auch Polizisten lernen gelegentlich noch hinzu!“
Feller war mit einem Satz bei der Tür und wollte diesem arroganten Zeitgenossen etwas hinterher brüllen, da klingelte das Telefon.
„Polizeistation Wyk, Feller, ach du bist es, Schatz.“ Im nächsten Augenblick war er wieder versöhnt.
„Ja, mein Liebling, ich komme pünktlich, ich nehme die Fähre um fünfzehn Uhr fünfundvierzig und dann kannst du mich um halb sechs in deine Arme schließen“, flüsterte er zärtlich in die Sprechmuschel, betont leise, weil im Zimmer nebenan bei offener Tür sein Chef saß und vermutlich schon wieder große Ohren bekam.
„Na Kollege, das war wohl Ihre Frau, was?“
Der Chef, Polizeihauptmeister Witt, war in die Türfüllung getreten. Hab' ich mir es doch gedacht, zürnte Feller innerlich, doch bevor er eine treffende Bemerkung loswerden konnte, überraschte ihn der Stationsleiter mit einem Vorschlag:
„Passen Sie auf, bei solch einem Sauwetter ist sowieso nichts los und außerdem kommt ja der Kollege Peters um fünf. Nehmen Sie doch eine Fähre früher, dann haben Sie doch noch etwas vom Tag - und von Ihrer Frau“, fügte er nach einer kleinen Pause schmunzelnd hinzu.
„Da bin ich aber platt, Chef!“
Doch bevor dieser sich das anders überlegte, packte er eiligst seine Akten zusammen und schaute auf seine Armbanduhr: Es war genau zwölf. In diesem Moment rasselte im Büro des Chefs der Alarmkasten. Ganz ohne Hektik hörte er den Stationsleiter rufen:
„Das kommt von der Inselbank; wahrscheinlich wieder einer dieser blöden Fehlalarme, vermutlich von der 'Putze'. Schauen Sie doch mal nach, Kollege Feller. Das dürfte dann wohl die letzte Amtshandlung für Sie heute gewesen sein.“
Dieser nickte, schnallte sein Koppel mit der Pistole um, holte sich den Schlüssel für den Dienstwagen und machte sich auf den Weg. Auch er dachte nur an einen Fehlalarm. Deshalb ließ er sich auch Zeit. Das passte eigentlich gar nicht zu ihm, denn er nahm sonst jeden Alarm ernst und das nicht nur, weil es die Dienstvorschrift verlangte.
Feller hatte nur noch wenige 100 Meter bis zur Bank und war mit seinen Gedanken bei seiner Frau. Ungeduldig stand er an der Ampel und wartete auf die Grünphase. Aber es dauerte und dauerte und ihm riss der Geduldsfaden. Er zog den Wagen nach links an den wartenden Autos vorbei und rauschte auf die Kreuzung zu. Ganz automatisch ging seine Hand zum Schalter für Blaulicht und Martinshorn und damit nahm das Drama seinen Lauf.