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„Eine Geiselnahme in Wyk…

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… auf Föhr, Chef!“

Hauptkommissar Martens von der Einsatzzentrale in Husum war aufgeregt in das Büro des Vorgesetzten gestürzt und hatte dabei sogar vergessen anzuklopfen.

Der Erste Polizeihauptkommissar Koch saß hinter seinem Schreibtisch und hatte gerade die Zeitung zusam­mengefaltet. Er war gedanklich bereits im Wochenende. Missmutig schaute er auf die kleine Pendeluhr, die ihm seine Frau zum letzten Geburtstag geschenkt hatte: Es war zwölf Uhr vierzig.

„Na, nun beruhigen Sie sich erst einmal, so schlimm wird es wohl nicht sein“, beschwichtigte er den her­eingeplatzten Mitarbeiter.

Die Haltung des Hauptkommissars versteifte sich.

„Die Mel­dung kam über Funk von Obermeister Feller. Ein Bankräuber soll in der Inselbank eine noch unbekannte Anzahl von Geiseln ge­nommen haben. Er und der Stationsleiter hät­ten die Bank umstellt. Eile sei geboten!“

Den letzten Satz betonte er nach­drücklich, wusste er doch zu genau, dass Koch nicht sehr entscheidungsfreudig war.

Dieser schüttelte den Kopf:

„Wahr­scheinlich haben die sich wieder einmal wie die Tölpel benommen“, argwöhnte er und fluchte innerlich, dass seine bei­den Chefs­ Urlaub hatten.

Er war doch nur der Vertreter des Vertreters.

„Es geht nicht anders, Boss, Sie müssen ran. Soll ich die Spezialeinheiten alarmie­ren?“ drängte er.

„Ja, denn hilft es wohl nichts“, seufzte Koch.

„Benachrichti­gen Sie sofort die Spezialisten und sor­gen Sie für einen Transport per Hubschrau­ber. Sie fliegen auch rüber und nehmen sich Kräf­te mit für die Absperrung. Ich bleibe vor­erst hier und werde den Einsatz von hier aus koordinieren und - noch etwas“, er stockte kurz, „holen Sie den Oberkommissar Beckurt ran, der soll die Verhandlungen mit dem Täter auf­nehmen.“

Martens brannte es un­ter den Nägeln und war schon bei den letzten Worten ver­schwunden.

Koch schauderte es und in seiner Phantasie malte er sich alles in den schrecklichsten Farben aus.

Fröhlich und be­schwingt zog sich Oberkommissar Beckurt den Mantel an und schlug den Kragen hoch.

„So, tschüss, Kameraden, ein schönes Wo­chenende wünsche ich Euch.“

Es war dreizehn Uhr und er hatte sich vom Chef frei geholt. Ein verlängertes Wochenende mit seiner Frau stand ins Haus.

Sein Job im Einbruchskommissariat in Flensburg bereitete ihm Spaß. Erst gestern war es ihm mit seinem Team ge­lungen, ein Einbrechernest auszuheben. Der Ermittler hatte also wirklich allen Grund, ausgelassen zu sein. Bereits einen Fuß in der Tür, hörte er das Telefonklingeln. Langsam drehte er sich um. Sein Kollege nahm ab und reichte ihm nach wenigen Sekunden den Hörer.

„Für dich Manfred, irgendetwas von Geiselnahme oder so!“

Beckurts Herz fing an, schneller zu schlagen. Das durfte doch nicht wahr sein. Sollte es wirklich einen Ernstfall geben? Im Nebenamt war er schließlich der Leiter der Verhandlergruppe. Sie waren auf solche Lagen durch hartes Training vorbereitet.

Und nun sollte es tatsäch­lich losgehen?

„Beckurt“, meldete er sich mit etwas zittriger Stimme und merkte förmlich seine Anspannung.

„Ja, Martens von der Polizei­in­spektion Husum. Hallo Manfred, du hast es sicherlich schon gehört. Wir haben in Wyk in der Inselbank eine Geiselnahme. Mehr weiß ich zurzeit auch noch nicht. Du sollst die Verhandlungen aufnehmen. Benachrichtigst du deine Kollegen, oder sollen wir das tun?“

„Das veranlasse ich!“, reagierte Beckurt knapp und legte auf.

Seine Gedanken überschlugen sich. Dann kamen seine präzisen Anweisungen an seine Kollegen.

„Ihr wisst, wen ihr noch rufen müsst und ach ja, sagt bitte meiner Frau Bescheid, Jungs! Ich danke Euch.“

Und weg war er. Auf dem Weg nach Husum ordnete er erst einmal seine Gedanken.

„Bertram, SEK Eutin“, meldete sich der Leiter etwas unwirsch am Telefon, weil er seine Zigaretten gesucht und bisher nicht gefunden hatte.

„Was, Geiselnahme!?“

Er sprang von seinem Stuhl hoch.

„Und das in Wyk? Ich werd' verrückt. Da müssen wir ja mit dem Hubschrauber rüber. Okay, ich kümme­re mich darum! Wir kommen so schnell wie möglich!“

Er knallte den Hörer auf die Ga­bel. Da waren sie ja, die verdammten Glimmstängel. In Gedan­ken ging er die notwendigen Schritte durch.

Bertram war von Haus aus ein cooler Typ, den so leicht nichts aus der Fassung bringen konnte. Über seinen Geschäftszimmerbeamten ließ er die Truppen zusammentrommeln. Er rieb sich die Hände. Endlich ein ordentli­cher Brocken. Ihm war es auch egal, dass das Wochenende wahrscheinlich 'im Eimer' war. Er war ledig und kannte nur den Dienst. Als Chef kämpfte er stets an vorderster Front. Am liebsten leitete er alle Einsätze selbst und warf sich mit Elan ins Getümmel.

Er schaute auf die Uhr. Schätzungs­weise gegen halb drei könnten wir drüben sein, rechnete er durch und dann brauchte er nochmals eine gute Stunde für die Aufklärung, murmelte er vor sich hin. So gegen siebzehn Uhr könnte eigentlich schon wieder alles gelaufen sein, überlegte er kühn. Aber er hatte die Rechnung ohne den Täter gemacht.

Plötzlich auf Föhr

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