Читать книгу Lucies Abenteuer - Sommerfest mit Hindernissen - Rainer Homburger - Страница 5
1. Kapitel
ОглавлениеIn Form einer runden, hellen Kugel stand die Morgensonne über dem Dach des Reitstalls. Die Luft war erfüllt vom Zwitschern der Vögel, die auf den Ästen der Bäume ihr Morgenkonzert sangen. In den Nischen unter dem Dachvorsprung hing ein Schwalbennest neben dem anderen. Schwalben flogen in zackigen Flugbahnen um das Dach, auf der Suche nach Insekten für ihren Nachwuchs. Sobald die Eltern mit Futter an die Nestöffnungen kamen, fingen die Jungen laut an zu piepsen und versuchten, sich in die beste Position zu drängen.
Mit einem leichten Flimmern stieg die bereits warme Morgenluft über dem Boden auf.
Die ersten Pferde waren seit dem frühen Morgen auf der Koppel. Rolfs Vater, dem der Reitstall gehörte, ließ die Tiere immer schon sehr früh auf die Weide. Morgens war die Luft noch frisch und die Pferde wurden noch nicht so von den Insekten belästigt, die sie im Sommer bei warmem Wetter in Schwärmen umflogen. Die jüngeren Pferde rannten auf der Koppel umher. Sie waren voller Tatendrang und Energie. Die Älteren grasten, und bewegten sich langsam Stück für Stück vorwärts. Geduldig suchten sie den Boden ab und zogen die spärlichen Grashalme aus der Erde. Durch die große Hitze und die starke Sonneneinstrahlung war der Boden ausgetrocknet. Das Gras wuchs fast nicht mehr und das Wasser der seltenen Regenschauer wurde kaum von der harten, trockenen Erde aufgenommen.
Rolfs Mutter legte kleine Decken auf die Tische. Dann verteilte sie eine Blumenvase mit einem schönen, bunten Wiesenstrauch darauf.
In der Wirtschaft war um diese Zeit noch nichts los. Zwei Männer saßen in der Nähe eines Fensters und tranken einen Kaffee.
Andere waren bereits bei ihren Pferden, um diese für einen Ausritt fertigzumachen.
Rolf war seit dem frühen Morgen dabei, die Pferdeboxen auszumisten. Sobald die ersten Pferde auf der Koppel waren, begann er mit seiner Arbeit. Er war gerade sechzehn Jahre alt geworden. Von Kind an war er gewohnt, mit seinen Eltern in den Reitstall zu gehen. Schon immer war er zwischen den Pferden umhergesprungen und hatte so schnell seine Angst vor den großen Tieren verloren. Mit der Zeit musste auch er verschiedene Aufgaben übernehmen und seinen Eltern im Stall helfen. Der Umgang mit Pferden hatte ihn von Anfang an begeistert und er war mit großem Eifer bei der Arbeit. Wann immer er es einrichten konnte, hielt er sich im Reitstall auf. So konnte er sich mit einer Arbeit, die ihm sehr viel Spaß machte, sein Taschengeld aufbessern.
Vor ein paar Tagen hatten die Sommerferien begonnen. Daher war Rolf morgens noch früher im Reitstall, um seine Aufgaben zu erledigen. Sobald er damit fertig war, verschwand er. Das kannte man nicht vom ihm. Seine Eltern wunderten sich darüber und wussten nicht, wo er sich aufhielt. Bisher hatte er ihnen auch nicht verraten, wohin er nach seiner Arbeit ging. Doch sie vertrauten ihrem Sohn und machten sich über sein Verschwinden keine weiteren Gedanken.
Der Parkplatz neben der großen Halle war noch fast leer.
Am Horizont war eine Staubwolke zu sehen. Langsam näherte sich ein Auto dem Reitstall.
Rolfs Mutter deckte gerade den letzten Tisch, als sie durch ein Fenster ein dunkles Auto auf den Parkplatz fahren sah.
Kurze Zeit später öffnete sich die Tür, und zwei Männer betraten die Wirtschaft. Sie suchten sich einen Tisch in einer der hinteren Ecken und setzten sich.
Hinter der Theke stand Rolfs Vater und wechselte den Behälter für das Colagetränk aus. Er blickte zu den Männern auf und anschließend zu seiner Frau. Die beiden Fremden hatte er hier noch nie gesehen. Der kleinere hatte dunkle Haare und in seinem Gesicht zeichnete sich ein dunkler Bartwuchs ab. Sein T-Shirt hing zur Hälfte aus der verwaschenen Jeans. Er hinterließ einen ungepflegten Eindruck. Der Größere hatte dunkelblonde Haare und war wenigstens rasiert. Auch seine Kleidung machte einen etwas besseren Eindruck.
Rolfs Mutter nahm die Frühstückskarte und ging zu den Männern an den Tisch. Sie nahm die Bestellung auf und kam wieder hinter die Theke.
»Zweimal Kaffee, bitte«, sagte sie und holte frische Tassen aus dem Schrank.
Der Duft von frisch gemahlenen Kaffeebohnen erfüllte den Raum.
Rolfs Mutter brachte den beiden Männern ihren Kaffee. Der Blonde fragte sie etwas. Sie zuckte kurz mit den Schultern. Dann bezahlte er.
Als sie an die Theke zurückkam, ging sie gleich zu ihrem Mann.
»Die beiden wollten wissen, ob Rolf da ist«, sagte sie leise mit einem fragenden Gesichtsausdruck.
Rolfs Vater zog die Augenbrauen zusammen.
»Was wollen die denn von Rolf? Wo ist er überhaupt?«
»Er ist hinten im Stall. Ich habe ihnen aber nicht gesagt, dass ich weiß, wo er ist. Ich gehe ihn suchen«, flüsterte sie und verschwand durch die hintere Türe in die Reithalle.
Eine viertel Stunde später standen die beiden Männer wieder auf und verließen die Wirtschaft.