Читать книгу Lucies Abenteuer - Sommerfest mit Hindernissen - Rainer Homburger - Страница 8
4. Kapitel
ОглавлениеLucie und Kirsten radelten durch den Schatten der Bäume, vorbei an einer großen Koppel, die bereits zum Reitstall gehörte. Es war wieder ein wunderschöner und sehr heißer Tag.
»Hast du dir schon überlegt, was du am Sommerfest machen willst?«, fragte Kirsten plötzlich.
»Mist, daran habe ich überhaupt nicht mehr gedacht. Die letzten Wochen hatte ich nur Ramon und seine Verletzung im Kopf. Findet dieses Jahr auch wieder eine Auktion statt?«
»Na klar, das war doch der Renner der letzten beiden Jahre«, antwortete Kirsten.
»Dann weiß ich schon, was ich mache.«
Vor fünf Jahren hatten Rolfs Eltern zum ersten Mal auf ihrem Reitstall ein großes Sommerfest veranstaltet. Bei strahlendem Wetter konnten alle interessierten Besucher den Reitstall besichtigen und bei Musik gab es am Nachmittag ein großes Kuchenbuffet. Die große Attraktion für die Kinder war natürlich das Ponyreiten und auch sonst wurden viele Spiele für Groß und Klein durchgeführt. Das Fest war ein voller Erfolg und so wurde beschlossen, jedes Jahr ein Sommerfest durchzuführen. Dadurch konnten Rolfs Eltern zusätzlich Geld einnehmen, denn der Unterhalt eines Reitstalls war sehr teuer.
Viele der Pferdebesitzer, die ihre Pferde hier untergebracht hatten, halfen bei diesem Fest mit. Während der Vorbereitungen war auch Kirstens Mutter oft im Reitstall. Wann immer es möglich war, waren Lucie und Kirsten mitgefahren. Dies war für die Mädchen natürlich eine tolle Zeit.
Als die beiden etwas älter waren, durften sie dann die Ponys führen, auf denen die Kinder ihre Runden ritten.
Vor zwei Jahren wagte Rolfs Vater etwas Neues, indem er auch eine Pferdeauktion mit ins Programm nahm. Es meldeten sich überraschend viele Verkäufer und Interessenten an, und so konnte die letzten beiden Jahre ein starker Anstieg der Besucherzahlen erreicht werden. Lucie und Kirsten durften einige der Pferde durch die Koppel führen, während die interessierten Zuschauer und natürlich besonders die Kaufinteressenten die Pferde genau unter die Lupe nahmen. Für die diesjährige Auktion hatte sich ein berühmter Pferdezüchter angemeldet, der zwei seiner besten Jungpferde anbieten wollte.
»Ich bin echt gespannt auf die Hengste vom Gestüt Hanson. Wie man hört, sollen das zwei außergewöhnliche Pferde sein. Ob wir die zur Auktion vorführen dürfen?«
»Ich könnte mir vorstellen, dass die ihre eigenen Leute mitbringen. So berühmt wie die sind, lassen sie sicher keinen Fremden an ihre Pferde. Aber wir können ja Rolfs Eltern trotzdem mal fragen, wenn es so weit ist«, sagte Lucie.
Der Weg ging leicht bergab, und so konnten die beiden schon nach kurzer Zeit ihre Fahrräder am Reitstall abstellen.
»Mal sehen, ob Stefan schon da ist«, sagte Lucie.
Sie öffnete die große Tür und ging hinein.
Stefan war schon da. Er saß auf einer Bank bei den Pferdeboxen. Als er Lucie sah, stand er auf und kam ihr entgegen. Er hatte ein T-Shirt, eine lange Jeans und Sportschuhe an. Das T-Shirt und die Hose sahen schon etwas älter aus, die Sportschuhe glänzten aber noch wie neu.
»Hallo«, sagte er zu den Mädchen und schaute sie erwartungsvoll an.
»Hallo«, sagte Lucie. Sie schaute auf seine Schuhe.
»Hast du noch andere Schuhe dabei?«
Stefan hob sein rechtes Bein. »Sind die nicht OK?«
In seiner linken Hand hielt er einen schwarzen Eimer.
»Hallo Stefan«, begrüßte ihn auch Kirsten. »Was hast du denn da in dem Eimer?«
»Ich habe für Ramon viele Karotten, ein paar Kartoffeln und trockenes Brot mitgebracht. Das will ich ihm morgen geben, wenn er kommt.«
»Du kannst uns erstmal helfen seine Box herzurichten«, sagte Lucie. »Komm mit.«
Sie ging an Stefan vorbei.
Lucie öffnete die Box von Ramon.
»Du bringst am Besten das ganze Stroh nach draußen und wirfst es dort auf den großen Haufen«, forderte sie ihn auf.
Stefan sah sie ungläubig an.
»Und wie soll ich das machen?«
»Komm«, sagte Kirsten. Ich zeige dir, wo die Sachen sind.«
Kurze Zeit später kam sie mit Stefan zurück. Er schob eine Schubkarre vor sich her, auf dem eine Mistgabel lag.
Mit ungeübten Bewegungen begann er, das Stroh auf den Karren zu laden.
Er brauchte einige Fuhren, um alles nach draußen zu bringen. Als er von der letzten Fahrt zurückkam, sagte Kirsten. «Na, die Schuhe kannst du vergessen.«
Seine Sportschuhe hatten ihren Glanz verloren. Was vorher noch weiß war, war nun braun. Stefan zuckte mit den Schultern. Er hatte sich wohl schon damit abgefunden, dass die Schuhe für Sport nicht mehr zu gebrauchen waren.
Kirsten fegte die Box aus, dann legten sie gemeinsam frisches Stroh auf den Boden. Als sie fertig waren, nahm Stefan seinen Eimer und stellte ihn in der Box in eine Ecke.
»Dann kann Ramon morgen gleich was fressen, wenn er mag.«
»Komm, lasst uns was trinken gehen, ich habe unheimlich Durst«, sagte Kirsten.
Sie gingen in die Wirtschaft nebenan.
»Na, wie schmeckt dir die Arbeit?«, wandte sich Rolfs Vater an Stefan, als die Drei herein kamen.
»Sie macht Spaß«, antwortete Stefan. Es klang nicht sonderlich überzeugend. Er hatte gehofft, dass er mehr mit Pferden zu tun hatte, und ab und zu auch zum Reiten kommen würde. Heute war er aber bisher noch nicht einmal in die Nähe eines Pferdes gekommen.
»Vielleicht wird ja aus dir auch noch irgendwann ein richtiger Reiter«, sagte Rolfs Vater und grinste.
»Kommt, ich spendiere euch was zu trinken.«
Er ging hinter die Theke und kam kurz danach mit drei vollen Gläsern zurück.
»Prost«, sagte er und stellte die Gläser auf den Tisch.
Die Jugendlichen nahmen ihr Glas. Stefan hatte es als Erster leer.
»Was machen wir jetzt noch?«, wollte er wissen und schaute dabei auf seine Uhr.
»Ich denke, den Rest machen wir morgen, bevor Ramon kommt«, sagte Lucie und schaute dabei Kirsten an. »Was meinst du?«
»Ja, OK.«
»Wann soll ich dann morgen hier sein?«, fragte Stefan.
»So um zehn«, antwortete ihm Kirsten.
Sie griff sich an ihre Hose.
»Hat jemand meinen Schlüsselbund gesehen?«
»Der wird noch bei Ramons Box liegen, denke ich. Du hast ihn doch dort auf die Bank gelegt«, erinnerte sie Lucie.
»Ich hole ihn schnell.«
Kirsten stand auf und ging hinaus.
Lucie und Stefan blieben am Tisch sitzen. Stefan schaute Lucie an. Er wollte gerade etwas sagen, als sie einen Schrei hörten.
»Lucie, komm schnell!«