Читать книгу Lucies Abenteuer - Sommerfest mit Hindernissen - Rainer Homburger - Страница 6
2. Kapitel
ОглавлениеLucie drehte sich in ihrem Bett auf die andere Seite. Ihre leichte Sommerdecke lag auf dem Boden. Sie streckte die Hand aus und zog die Decke zu sich. Das eine Ende schob sie zwischen ihre Knie, das andere nahm sie in die Arme und drückte es an sich. Sie war noch ziemlich müde.
Am Abend davor war es sehr spät geworden. Kirsten, Gisi und Sabine waren bei ihr gewesen. Sie saßen den ganzen Abend auf der Terrasse und spielten Karten. Sie hatten so viel Spaß wie lange nicht mehr. Die Liste der gewonnenen und verlorenen Punkte wurde schließlich so riesig, dass sie auf dem weißen Papier die Vorder- und Rückseite verwenden mussten, um alles aufzuschreiben.
Als es bereits halb zwölf war, beendete Lucies Mutter den Abend. Auch wenn jetzt die Ferien begonnen hatten, war es Zeit für die Mädchen ins Bett zu gehen, fand sie.
Lucies Mutter kam herein.
»Guten Morgen, Lucie. Zeit zum Aufstehen.«
Sie ging durch das Zimmer und zog den Rollladen hoch. Mit dem Fuß schob sie ein T-Shirt auf die Seite.
»Dein Zimmer könntest du auch mal wieder aufräumen«, sagte sie, als sie die vielen Kleidungsstücke auf dem Boden sah.
»Ja, ja«, erwiderte Lucie müde und drehte sich noch einmal in ihrem Bett, um den hellen Sonnenstrahlen zu entfliehen.
Ihre Mutter öffnete das Fenster. Von der Straße drangen Stimmen in das Zimmer, im Hintergrund zwitscherten Vögel und gelegentlich fuhr ein Auto an ihrem Haus vorbei.
»Komm Lucie, du musst dich beeilen. Kirsten kommt doch gleich.«
Sie ging wieder aus dem Zimmer. Kurze Zeit später hörte Lucie aus der Küche Geschirr klappern.
Mit einem Ruck saß sie plötzlich in ihrem Bett. Wie viel Uhr war es, fragte sie sich und blickte blitzschnell zu ihrem Wecker auf dem Nachttisch.
Sie war auf einmal hellwach.
Schon halb elf, dachte sie entsetzt und sprang aus dem Bett.
Um elf Uhr war sie mit Kirsten verabredet. Kirstens Mutter wollte mit den beiden Mädchen noch einmal in die Pferdeklinik in der Stadt fahren, um mit dem Arzt über die Entlassung von Ramon zu sprechen.
Kirstens Mutter war eine gute Freundin von Lucies Mutter. Über die Freundschaft der Eltern und vor allem über deren Pferde hatte sich ein super Verhältnis zwischen den Mädchen aufgebaut, die jetzt beste Freundinnen waren.
Ramon war das Pferd von Kirstens Eltern und das Lieblingspferd von Lucie. Sie hatte bereits vor über sechs Jahren die Patenschaft für das Tier übernommen und die meiste ihrer Freizeit mit ihm verbracht. Dadurch hatte sie zu Ramon ein enges Verhältnis aufgebaut.
Ramon hatte sich von seiner schweren Verletzung wieder gut erholt und bis auf eine große Narbe war von dem Unglück auf der Koppel nichts mehr zu sehen. Er sah kräftig aus und hatte in den letzten Tagen auch seinen Gewichtsverlust wieder ausgeglichen. Er wurde langsam unruhig in seiner Box in der Pferdeklinik.
»Ihm fehlt die Bewegung«, hatte Lucie bei ihrem letzten Besuch dem Arzt gesagt und war so froh, dass Ramon jetzt wieder zurück in den Reitstall durfte. Dann konnte sie auch endlich wieder mit ihm ausreiten.
Lucie öffnete die Tür und blickte in ihren Kleiderschrank. Sie versuchte, in dem wilden Durcheinander etwas Passendes herauszusuchen. Es brauchte nicht viel zu sein, denn der Wetterbericht hatte wieder einen sehr warmen Sommertag vorausgesagt. Sie schnappte sich ein T-Shirt und eine kurze Hose und verschwand in Richtung Bad.
Als sie in die Küche kam, war es bereits fünfzehn Minuten vor elf.
»Komm, iss noch eine Kleinigkeit, bevor du gehst«, sagte ihre Mutter.
Der Tisch war mit einer Müslischale für sie gedeckt. Ihr Bruder Marc war gestern für zwei Wochen ins Zeltlager abgereist. Lucie war sehr froh darüber. Eigentlich kam sie mit ihrem kleineren Bruder ganz gut aus, doch manchmal nervte er auch gewaltig.
Lucie aß hastig ein paar Löffel, dann stand sie auf, um ins Bad zu gehen.
»Lucie, du hast ja fast nichts gegessen!«
»Keine Zeit mehr«, erwiderte sie und war schon aus der Küche verschwunden.
Die Badtüre schloss mit einem lauten Knall, kurz danach klingelte es an der Türe.
Lucie putzte rasch ihre Zähne und bürstete sich grob die Haare. Sie band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen und ging noch schnell auf die Toilette.
»Lucie, Kirsten ist da«, hörte sie ihre Mutter rufen.
»Ich komme gleich.«
Im Hintergrund hörte sie leise das Telefon klingeln.
Als Lucie die Treppe herunter kam, stand die Haustüre offen. Ihre Mutter wartete im Flur. Sie hielt einen kleinen Zettel in der Hand.
»Stefan hat gerade angerufen. Du sollst ihn unbedingt zurückrufen. Ich habe hier seine Handynummer aufgeschrieben.«
Sie streckte ihr den Zettel entgegen.
»Ich habe jetzt keine Zeit. Kirsten wartet doch schon.«
»Er hat aber gesagt, es sei dringend.«
Lucie stöhnte, dann sah sie ihre Mutter an.
»Kann ich das Handy mitnehmen, dann kann ich ihn ja von unterwegs anrufen. Wir wollen doch jetzt los. Bitte Mama.«
»OK, dann nimm es halt mit.«
»Danke.«
Das Handy lag immer in der Kommode im Flur und konnte von Marc und Lucie benutzt werden, wenn diese unterwegs waren. Allerdings nur dann, wenn es für ihre Mutter wichtig war, dass sie erreichbar waren. Zudem bestand ihre Mutter darauf, dass sie das Handy zu ihren Ausritten mitnahm. So konnte sie im Notfall immer daheim anrufen. Zum Glück hatte Lucie es dafür noch nie benötigt.
Sie holte das Handy aus der Kommode, nahm den Zettel mit Stefans Telefonnummer und rannte nach draußen.
»Tschüss Mama. Bis später.«