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Kapitel 1

BEWUSSTSEIN

Was ist - genau jetzt - ist Vollkommenheit. Die Gegenwart ist nicht aus der Vergangenheit entstanden und führt nicht in die Zukunft. Alles erscheint gegenwärtig als ein Spiel im Gewahrsein.“ (Nathan Gill)

Nach was suchst du? Es gibt nichts zu suchen, alles ist reines BEWUSSTSEIN (GOTT). Ewig und gleichbleibend, immer vorhanden, genau jetzt. Wie einfach, wie wunderbar. Du musst es nur „entdecken“, einmal gefunden – immer bewusst. Nichts ist (mehr) nötig, kein Suchen, keine Spiritualität, kein Guru, keine Technik, kein Zeuge, keine Erleuchtung, kein Glücksgefühl, nichts, löse dich davon. Die Wahrheit existiert bereits in dir, wie in jedem Menschen. Wenn du sie nicht sehen kannst, dann nur deswegen, weil dein Blick versperrt ist und nicht genügend eindringt. Wer oder was versperrt deinen Blick? Du selbst, es ist das Ich, dein erster Gedanke, dem alle anderen folgen. Wenn du fragst was die Wahrheit ist, dann lautet die Antwort BEWUSSTSEIN. Wie drückt sich BEWUSSTSEIN aus? In der SEELE (SELBST). Wende dich nach Innen, wenn du die Einheit mit der eigenen SEELE suchst, je größer dein Abstand, desto größer dein Leid. Denn die SEELE ist die Verbindung zu Gott. Und wende dich dann nach Außen, wenn dein Trachten nach Einheit mit den Menschen beginnt. Dein Leben ist dein Lehrer, durch ständige Reflexion und tiefe Meditation, erlangst du – in der Regel schrittweise – dein Ziel. Was ist das Ziel? Höheres BEWUSSTSEIN zu erlangen.

Alles ist BEWUSSTSEIN: Es gibt zwei Formen, die eine ist ewig zugegen, die andere geschieht in der Zeit. Auf der einen Seite ist die Leere, auf der anderen ist die Fülle der Welt, die entsteht. Die Leere ist BEWUSSTSEIN in Ruhe und die Erscheinungswelt ist BEWUSSTSEIN in Tätigkeit. Jede erdenkliche Form tritt aus dieser scheinbaren Leere in Zeit und Raum. In der Leere sind alle Möglichkeiten enthalten, die sich im Universum entfalten. Das Eine wird zum Vielen. Hier ist alles Vielfalt und Veränderung, dort ist alles eins in ewiger Stille. Ob wir die Vielheit der tätigen Welt oder die Stille der Leerheit erfahren, wir sehen nicht zwei verschiedene Dinge, sondern zwei Ausdrucksformen eines einzigen Dinges. Sei dir bewusst Leere ist eins mit Form.

Man kann es auch wie folgt beschreiben: BEWUSSTSEIN ist sowohl Gewahrsein als auch Inhalt von Gewahrsein. Die zwei Aspekte Gewahrsein und Inhalt von Gewahrsein sind nicht voneinander getrennt. Gewahrsein ist das Wahrnehmen von allem, was gegenwärtig als Inhalt des Gewahrseins erscheint. Im Gewahrsein erscheint alles als der Inhalt – Alles erscheint im Nichts. Den Inhalt des Gewahrseins kann man Bilder nennen: visuelle Bilder, Klänge, alles was wir mit unseren Sinnen erfahren, Gedanken, Emotionen, Empfindungen, alles was uns auszumachen erscheint. Und weil BEWUSSTSEIN leer ist, kann es voll sein – gefüllt mit dem Universum, gefüllt mit der ganzen Weltszenerie, absolut vereint damit. BEWUSSTSEIN verlässt den Menschen niemals, weil es die Quelle von Allem ist. Die Welt taucht als Wahrnehmung, das heißt als Idee darin auf. Deine Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke gehen daraus hervor. Das JETZT, dieser eine und doch immer gegenwärtige Moment, ist reines Gewahrsein, alles durchdringendes Raumbewusstsein, Leben vor seiner Manifestation - es ist das eine Bewusstseinsfeld in Dir, in dem Gedanken, Gefühle, Impulse, Bilder usw. aufsteigen können. Außerhalb von Dir tritt dieses Gewahrsein über andere Formen in Erscheinung, durch die es sich in diesem Universum selbst erfährt.

Die endgültige Wahrheit besteht nach Ansicht von Ramana Maharshi und Nisargadatta Maharaj, dass nichts geschaffen oder zerstört wird, dass es weder Geburt noch Tod gibt, weder Schicksal noch freier Wille, weder irgend einen Erkenntnisweg noch irgend eine Errungenschaft. Alles ist BEWUSSTSEIN.

Einheit, Verbundenheit und alles zugleich: Vogelgezwitscher, Wind, Lärm, Freude, Demut, ein Lächeln: Alles und nichts. Was siehst du? Ein simples Lächeln. Das Lächeln selbst, der der lächelt und das, dem er zulächelt, sind vollkommen identisch. Das Lächeln ist weder Subjekt noch Objekt, sondern Manifestation des ewig Formlosen. Das Wahre, das über das Selbst hinaus besteht. Man erkennt, dass das EINE – das was Ist oder GOTT – niemals das Objekt des Schauens sein kann, weil es der Akt des Sehens selbst ist. Alles ist eins, nicht ist getrennt, man nennt das auch Erfahrung der Nicht-Dualität oder Einheitserfahrung.

Du erscheinst wie ein Blume oder ein Mensch im Raum von BEWUSSTSEIN, welches Du bist. Du kannst es nicht sehen, weil es dasjenige ist, was jetzt gerade sieht. Die ganze Welt erscheint gerade jetzt in deinem Bewusstsein. Du bist dieser Raum, in dem alles spontan und ohne Anstrengung erscheint. Du bist dieses Eine. Du bist BEWUSSTSEIN. Alles was erscheint, erscheint in diesem ICH BIN: Das ICH BIN ist der Zustand dessen, was erscheint, es ist der Raum, in dem alles erscheint. Du bist immer gegenwärtiges BEWUSSTSEIN, das diese Seite jetzt liest. Es gibt nichts außerhalb dieses EINEN. Eines ohne ein Zweites ist dasjenige, was diese Seite liest.

Wenn du diese Erfahrung gemacht hast, wirst du normalerweise wieder auf deine menschliche Seite zurückfallen. Ich nenne das die doppelte Sichtweise: Non Dual und dual. D. h. du musst das Ich nicht aufgeben oder verleugnen, denn das ist die unmittelbare, menschliche Sicht. Es ist eine Tatsache, dass wir Ego, Körper und Welt erfahren, doch du kennst jetzt beide Sichtweisen, neben der relativen auch die absolute. Das erscheint zunächst paradox, da beide Elemente, zwar im Gegensatz zueinander stehen (Dualismus – Einheit), sich aber auch ergänzen. Denn die relative Wahrheit ist immer eingebettet in die höchste, absolute. Du brauchst diesen zweiten Standpunkt, um mit dir und der Welt zurechtzukommen. Als Mensch existieren wir in Zeit und Raum, als Sein im hier und jetzt, zeit- und raumlos. Erst im ICH BIN machen wir die Erfahrung, dass die eine Idee das Gegenstück zur anderen ist und beide überwunden werden sollen. Du kannst das Suchen aufgeben: Du kennst das EINE und spürst Gottes Kraft in dir, aber handelst im Ich. Es ist der Wechsel zwischen wacher Aufmerksamkeit (Unterbrechung der Ich Aktivität) im Augenblick und der in die Zukunft und Vergangenheit gerichteten Ich Aktivität, die wir im Alltag erleben.

BEWUSSTSEIN kann sich selbst erfahren als Eins sein oder als getrennt sein. Das Ich identifiziert sich vollständig mit dem getrennt sein, im Glauben, dass Eins sein ein oder Leere gleichzusetzen wäre nicht zu existieren. Das ist bedingt durch die dualistische Natur des Ichs und deiner Denkstrukturen. In Wahrheit gibt es aber kein Gegenteil zur Existenz, zum BEWUSSTSEIN und All-Sein, das sie alle Möglichkeiten einschließen. Nicht-Existenz gibt es nicht, die Vielen und das Eine sind dasselbe, Alles IST. Es ist notwendig die Dualität, das gut und böse, alle Gegensätze loszulassen. Es gibt keine guten oder schlechten Menschen, sondern alle sind vollkommen, genauso wie sie sind.

In den klassischen Upanishaden, zwischen 600 und 300 v. Christus verfasst, wurde das Mysterium des Seins und des BEWUSSTSEINS, zuerst beschrieben. Der Grund des Seins wurde Brahman genannt und die Quelle des BEWUSSTSEINS Atman. Schließlich wurde erkannt, dass dieses Atman Brahman ist. Obwohl dieses Mysterium nur in unpersönlichen Begriffen beschrieben werden kann, wurde der innewohnende persönliche Aspekt später als Shiva bzw. in der Bhagavadgita als Vishnu bzw. Krishna bezeichnet.

Upanishaden: „Die Quelle des Seins und des BEWUSSTSEINS ist ein und dieselbe.“

Das große Wunder unserer Existenz ist, das sie aus der nicht denkbaren LEERE hervorgeht, dass sie aus dem Nichts Bewusststein und Leben empfängt. BEWUSSTSEIN steigt auf aus dem Nichts zum ICH BIN. Gott erschafft sich selbst zum Ich bin JETZT. Und wie dieses ICH BIN ohne Ursache aus dem Nichts entsteht, das ist die große Freude. Absolutes Nichts erwacht zu sich selbst, es ist wie eine Selbstschöpfung, obwohl es nie eine Schöpfung gab. Das Mysterium der NICHTHEIT, ihrer selbst unbewusst, Bewusstsein erlangend. Nichtsein wird zum Sein, genau hier und jetzt. Die Wirklichkeit ist nicht das Viele oder Veränderliche, sondern DAS aus dem es entspringt. Es gibt nur das EINE unwandelbare, das jenseits aller Erscheinungen liegt und sie dennoch enthält. Mach es dir immer bewusst: Du bist BEWUSSTSEIN, es ist deine Quelle, schaue mit Gottes Augen in die Welt. Jetzt – egal was du erfährst, denkst, fühlst, hörst, siehst, – wo taucht das alles auf? Es entsteht in dem Bewusstsein, das du wirklich bist – der SEELE, deine Verbindung zur Bewusstseinsquelle. Die SEELE oder das SELBT sind der höchste Punkt in deinem Wesen. Es ist der Berührungspunkt im Bewusstsein, wo das Menschliche auf das Göttliche stößt. Das Gewahrsein der SEELE ist immer vorhanden. GOTT ist nicht nur transzendent, sondern für die menschliche SEELE zugänglich, als die Anwesenheit des SELBST. Im Leben erfahrbares BEWUSSTSEIN zeigt sich als die SEELE. Es besteht somit eine Wesensidentität zwischen der individuellen Seele und der universellen Weltseele, die so schon in den philosophischen Schriften des Hinduismus, den Upanishaden mit den Begriffen Atman und Brahman (Advaita Vedanta oder Nicht-Dualität) beschrieben wurde.

K. Wilber: „Betrachtet man die traditionelle „Grosse Kette des Seins“, und das betrifft die manifeste Seite der Welt, dann taucht aus GEIST (BEWUSSTSEIN) zuerst Seele auf, aus Seele Geist [mind], aus Geist biologisches Leben/Körper, und daraus erscheint Materie, das wäre die involutionäre Abfolge. Das bedeutet nicht, dass es in der Zeit geschieht, es ist so etwas wie eine ontologische Ebenenabfolge. Aurobindo nannte es Involution und Plotin Efflux oder Auswärtsbewegung – GEIST entäußert sich. Und wenn einmal das Potenzial für Materie geschaffen ist, dann findet Evolution statt, von Materie zu biologischem Leben/Körper zu Geist zu Seele zu GEIST.“

Was wir also entdecken ist BEWUSSTSEIN, dass sich selbst erkennt. GOTT ist alles und immer vorhanden, es nimmt uns wie jedes andere Objekt immer wahr und erkennt sich schließlich selbst. Wir haben also nicht BEWUSSTSEIN, wir sind BEWUSSTSEIN. Alles ist EINS, was anderes gibt es nicht. Da es nur liebendes BEWUSSTSEIN gibt kann es auch nur BEWUSSTSEIN hervorbringen. BEWUSSTSEIN in Ruhe und Leere schafft BEWUSSTSEIN in Bewegung und Form, um Wahrnehmungen zu machen. Es ist die Freude und Liebe zu all seinen Objekten, die es bewusst zur Kenntnis nehmen kann. GOTT erschafft aus noch unmanifesten Potenzial alle Möglichkeiten. Du bist eine davon.

D. Hawkins: “Bewusstsein ist allgegenwärtig und beinhaltet alles. Es ist das formlose, unsichtbare Energiefeld der unendlichen Dimension und des Potentials, des Substrats aller Existenz, unabhängig von Zeit, Raum und Ort.“

Ich denke also bin ich nicht

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