Читать книгу Bochumer Häuser - Neue Geschichten von Häusern und Menschen - Rainer Küster - Страница 4

Vorwort

Оглавление

kein haus wurde je gefragt,

ob es bleiben will,

während seine bewohner

selbst noch im schlaf

auf reisen gehen.

(michael starcke)

Die Eingangsstrophe eines neuen Gedichts von Michael Starcke gefällt mir gut, denn auch die Häuser, über die ich geschrieben habe, sind vor Ort geblieben, hier und da ein wenig verändert, aber alle noch da, wo sie einst hingesetzt wurden. Von ihnen zu erzählen, heißt, sich auf die Reise machen, eine Reise oft in die Vergangenheit, zusammen mit ein paar Menschen, die noch wissen, wie es einmal war, und die im besten Fall solche Häuser mit Leben füllen oder gefüllt haben. Ich glaube, Michaels Gedicht passt zu meinen Texten, die versuchen, für eine kleine Zeit festzuhalten, was am Ende nicht bleiben wird.

Als im Jahr 2006 mein Buch über »Bochumer Häuser« erschien, forderte mich Hugo Ernst Käufer in seinem Nachwort auf, ich solle weitermachen. »Es gibt noch viel zu tun in der Aufspürung der Nachrichten von Häusern und Menschen in der Stadt Bochum«, schrieb er mir damals in mein imaginäres Stammbuch. Ein bisschen Zeit habe ich mir gelassen, andere Dinge waren inzwischen zu erledigen, aber nun kann ich noch einmal fünfzehn Geschichten vorlegen, deren Gegenstände mich interessiert, mich gereizt haben, sie aufzuschreiben. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätte ich es nicht getan.

Natürlich habe ich noch weitere Häuser im Blick gehabt, habe auch manches angefangen, was mir dann aber nicht gelingen wollte. Wer mich kennt, weiß, dass der Bekanntheitsgrad von Bochumer Häusern nicht die Richtschnur meiner Schreiblust gewesen ist. Wenn der kreative Zugang zu den Häusern und ihren Geschichten fehlte, war nichts zu machen.

Wieder habe ich den Begriff des Hauses gelegentlich ein wenig gedehnt. Nach dem Erscheinen des ersten Häuserbuchs sind in dieser Hinsicht keine Klagen gekommen, im Gegenteil: Wenn ich daraus lesen durfte, bin ich oft gebeten worden, die Geschichte »Steine« vorzutragen, die den Jüdischen Friedhof an der Wasserstraße zum Thema hat. Auch dieses Buch endet mit dem Bericht über einen Friedhof.

Die Jahreszahlen unter den einzelnen Texten geben an, wann die Geschichten entstanden sind. Bei derjenigen über die »Burg Blankenstein und die Wahrheit des Mythos« sieht man, dass ich mir die Sache nach ein paar Jahren noch einmal vorgenommen und sie vervollständigt habe.

Die hier vorgelegten Texte wurden in den letzten sieben Jahren geschrieben, und zwar zu recht unterschiedlichen Zeiten. Folglich enden nicht alle da, wo wir heute sind. Aus der »Krümmede« haben inzwischen wieder ein paar Lebenshungrige das Weite gesucht, nicht alle zu ihrem Glück. An der Theodor-Körner-Schule hat man die alte Turnhalle abgerissen und das betagte Schulleiterhaus gleich mit. Ob der VfL Bochum jemals wieder, wie in der zweiten Geschichte erwähnt, ein Erstligaheimspiel gegen Bayern München austragen wird, steht in fernen Galaxien geschrieben. Auf der Frontseite des Steakhauses »El Rancho«, das von dem hohen Siloturm der Schlegelbrauerei überragt wird, prangt seit einem halben Jahr in großen, natürlich blauen Lettern die Inschrift »Schlegel-Haus«, ganz sicher zur Freude von Klaus-Joachim Schlegel. Aber so ist das eben mit diesen Häusern – ihre Geschichten gehen weiter.

Viele, die mir etwas über Häuser und Menschen erzählt haben, werden auch in den entsprechenden Texten erwähnt, aber nicht alle. Bei Letzteren bedanke ich mich ausdrücklich am Ende des Buches. Dazu gehören auch diejenigen, die mir weitere Häuser empfohlen haben, also Geschichten, zu deren Niederschrift mir bis jetzt die erzählerische Phantasie gefehlt hat.

Vier Namen sollen allerdings schon hier genannt werden. Besonderer Dank gilt Thomas Zehnter, der mit seinen schönen Illustrationen von Häusern, Mauern und Menschen auch dieses Buch bereichert hat. Es macht immer Freude zu sehen, dass Thomas die Gegenstände seiner Wahl nicht nur abbildet, sondern auf seine Weise die Geschichten weitererzählt, ihnen neue Details hinzufügt und manchmal Dinge entdeckt, die mir beim Schreiben entgangen sind. Karl F. Gehse, Architekt und mitleidender Fußball-Genosse, hat zwei authentische Federzeichnungen beigefügt, die meine Geschichte über »Hugos Imperium« illustrieren. Gehse hat Sir Hugo Berghüser im Jahre 1991 auf Papua-Neuguinea besucht und sein Haus in Stiepel entworfen.

Schließlich muss ich mich unbedingt bei Christine Zehnter und Ansgar Loheide bedanken, durch deren gründliche und kluge Korrekturen das Buch lesbarer geworden ist.

Rainer Küster

Bochum, im März 2013

Bochumer Häuser - Neue Geschichten von Häusern und Menschen

Подняться наверх