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Оглавление2. Einleitung
Die Welt hat sich seit Februar 2020 grundlegend verändert. Die Krise hat uns wachgerüttelt. Der Virus SARS-CoV-2 löste eine weltweite Pandemiewarnung aus. Die Fragilität unserer Zivilisation und Weltwirtschaft, der Staaten und des Lebens traten schonungslos zu Tage. Zunehmende Panik, Ohnmachtsgefühle und Existenzängste wurden zu Beginn der Pandemie präsenter mit jedem Tag der Einschränkung unserer alltäglichen Gewohnheiten. Die Regierungen haben weltweit mehr oder weniger drastisch Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erlassen. Diese schränken unsere Grundrechte und Werte ein. Verfassungsrechtlich gesicherte Werte wie Freiheit, Würde und Autonomie, Versammlungsfreiheit, Religions- und Berufsausübung wurden zugunsten des Grundrechtes auf körperliche Unversehrtheit und der Sicherheit der Bevölkerung durch die eingeleiteten staatlichen Maßnahmen eingeschränkt. Auch in unserem sozialen und kulturellen Leben wurden massive Einschnitte deutlich spürbar. Der ehemalige Bundesverfassungsgerichtspräsident Prof. Hans-Jürgen Papier sagte: „Ich warne vor Tendenzen hin zu einem totalen Überwachungsstaat.“ 1 Vielen Menschen wurde der Zugang zur Arbeit verwehrt und ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt – eine soziale wie räumliche „Cocoonisierung“. Welche Auswirkung wird es langfristig auf die Humanität haben?
Was geschieht weiterhin in Pflegeheimen? Aufgrund von Überbelegungen und Versorgungsengpässen in Krankenhäusern hatten in einigen Ländern ältere Menschen bereits das Nachsehen. Die Mäßigung wurde zeitweise außer Kraft gesetzt. Durch Hamsterkäufe waren vielerorts die Regale wie leergefegt. Medizinische Artikel für Pflege, Patienten, Ärzte und Krankenhäuser waren in notwendigem Umfang mitunter nicht verfügbar.
Massive Kursschwankungen bis hin zu dramatischen Abstürzen zu Beginn der Krise waren an den Börsen die Folge einer globalen Verunsicherung. Rezession, drohende Insolvenzen eines Teils der weltweit agierenden Unternehmen sind zu befürchten. Viele mittelständische und vor allem kleine Unternehmen sind an den Rand des finanziellen Abgrundes geraten, oft auch trotz staatlicher Hilfen. Durch die Pandemie kommen wiederholte Unterlassungen von notwendigen Kurskorrekturen unseres Finanz- und Wirtschaftssystems und verdeckte Fehler mit Wucht an die Oberfläche. Die Nachwehen ziehen, trotz staatlicher Schuldenbremse, eine neue Verschuldungswelle nach sich. Hilfsprogramme spülen Geld aus ungedeckter Wert- und Geldschöpfung in die Unternehmen und über Steuererleichterungen in die Bevölkerung. Wird es eine Rückkehr zur Normalität geben oder geraten wir in einen dauerhaften Krisenmodus? Wir geben Hunderte von Milliarden, ja ein Vermögen aus, um wieder das Alte zurückzuholen, das zu großen Teilen schon lange keine Zukunft mehr hatte. Neben einem Wandel im Bewusstsein und Verhalten jedes Einzelnen brauchen wir vor allem ein neues System für die Dokumentation und Buchhaltung unserer Veränderungsfähigkeit. Zukunftsfähigkeit „meets“ Nachhaltigkeit. Mehr-Werte erhalten Eingang und Anklang in Bilanzen.
Mit dem vorliegenden Buch möge eine Erweiterung der Perspektiven zum besseren Verständnis unserer komplexen Weltlage und der drängenden Gegenwartsfragen beitragen. Es geht darum, die Welt zu wandeln und zukunftsfähiger zu machen.
ZUR GENDER-FRAGE
In diesem Buch werden eine geschlechtsspezifische Form bevorzugt beziehungsweise neutrale Formulierungen verwendet. Der Autor ist sich darüber im Klaren, damit sprachlich den anderen Geschlechtern (feminin, maskulin und divers) nicht umfänglich gerecht zu werden und wirbt um Verständnis. Die deutsche Sprache ist aktuell nicht für gendergerechtes Schreiben geschaffen. Drei Genderrollen in einem Buch sinnvoll, optisch und lesbar unter einen Hut zu bringen, kann nur in Kompromissen münden. So wird dies letztendlich keiner der Angesprochenen gerecht werden; zudem würde es die Lesefreude mindern und das Schriftbild beeinträchtigen.
1 https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-grundrechte-freiheit- verfassungsgericht-hans-juergen-papier-1.4864792?reduced=true