Читать книгу Soziologische Kommunikationstheorien - Rainer Schützeichel - Страница 8
ОглавлениеEinleitung
Es gibt kein soziales oder gesellschaftliches Leben ohne Kommunikation. Kommunikation ist ein, wenn nicht der zentrale Akt, durch welchen sich die Gesellschaft produziert und reproduziert. Entsprechend ist auch für die Wissenschaft der Gesellschaft die Analyse von Kommunikation von zentraler Bedeutung. Daraus resultiert eine Vielzahl von soziologischen Theorien, die sich mit der Analyse von Kommunikation und kommunikativen Prozessen befassen und dabei unterschiedlichste analytische Perspektiven und Fragestellungen voraussetzen.
Das vorliegende Buch richtet sich an Studentinnen und Studenten, die sich einführend mit soziologischen Kommunikationstheorien befassen. Deshalb verhandelt es nur einige ausgesuchte Theorien und Themen, die zudem auch nicht in der ihnen eigenen Tiefe und der Breite ausgelotet werden. Es bleibt also nicht aus, dass man den einen oder anderen theoretischen Ansatz hier vermissen wird.
Was diese Einführung bietet, ist die Analyse der verschiedenen Theorien unter einer spezifischen Fragestellung: Wie erklären sie das Prozessieren von Kommunikation? Wie beschreiben sie Kommunikationsprozesse? Wir befassen uns also mit einer abstrakten Fragestellung, die gerade auch für die soziologische Theoriebildung von Interesse ist. Wie ist überhaupt Kommunikation möglich? Diese relativ abstrakte Fragestellung wird aus folgendem Grunde gewählt: Die Einführung ist aus Vorlesungen und Seminaren an verschiedenen Universitäten hervorgegangen. Hier hat sich gezeigt, dass es für viele Studentinnen und Studenten in den ersten Semestern ihres Studiums schwierig ist, einen guten Einstieg in die spezifischen Fragestellungen der Soziologie zu finden. Man kann versuchen, einen Sachverhalt deskriptiv gut zu beschreiben, also zu klären, was eigentlich der Fall ist. Man kann auch die Frage stellen, wie ein Sachverhalt zu erklären ist. All das sind wichtige soziologische Techniken. Um aber eine spezifisch wissenschaftliche Haltung zu den Dingen zu finden, ist vielleicht kein Weg geeigneter als derjenige, Vertrautes in Unvertrautes oder Evidentes in Problematisches zu überführen. Unsere Alltagsintuitionen müssen auf Abstand gebracht werden. Wir alle kommunizieren tagtäglich in vielfacher Weise. Kommunikation ist uns allen also überaus vertraut. Dass wir kommunizieren können, ist ein selbstverständlicher, evidenter Sachverhalt. Was aber sind die strukturellen oder funktionalen Bedingungen dafür, dass wir kommunizieren können? Diese analytische Verfremdung oder Problematisierung eines Sachverhalts ist überaus wichtig, um richtige Fragen stellen und adäquate Forschungen betreiben zu können, aber sie ist auch aus didaktischen Gründen geeignet, um in die Soziologie im Allgemeinen und die Kommunikationstheorie im Besonderen einzuführen.
Aus diesem Grunde werden in dieser Einführung solche theoretischen Ansätze behandelt, die uns verschiedene Vorschläge und Antworten darüber unterbreiten können, wie Kommunikation möglich ist. Und die verschiedenen Ansätze werden daraufhin verglichen, welche Aussagen sie bezüglich dieser Frage machen, welche Bezugsprobleme von Kommunikation sie identifizieren und welche Antworten sie geben. Andere Theorien wie auch andere Forschungsfragen können hier nicht analysiert werden. Dies gilt beispielsweise für die soziologische Medienforschung im engeren Sinne, also für die Kommunikation, die früher als Massenkommunikation bezeichnet wurde und heute unter Einschluss der digitalen Kommunikation in den Zuständigkeitsbereich der Mediensoziologie fällt. Dies gilt auch für eine intensivere Analyse der primären Kommunikationsmedien wie Sprache, Bild oder akustische Medien. Auch diese Thematik lässt sich hier nur andeuten.
Zum Schluss dieser Einleitung stellen wir noch die Familie Schmidt vor. Herr und Frau Schmidt sind diejenigen Kommunikationspartner, auf die wir in unseren Darstellungen immer wieder zurückkommen, um bestimmte exemplarische Situationen oder Fälle zu analysieren.