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1 Soziologie der Kommunikation

Die moderne Gesellschaft wird als eine Mediengesellschaft, Kommunikationsgesellschaft oder Informationsgesellschaft bezeichnet. Die Bedeutung der Massenmedien wächst stetig, die Alltagswelt wird immer stärker von den Massenmedien durchdrungen. Diese wirken nicht nur in die Tiefe, sondern auch globalisierend in die Breite und können selbst – man denke an die Paralyse der realsozialistischen Länder – riesige Reiche ins Wanken bringen. Die durchdringende Mediatisierung und Kolonialisierung unseres Alltagslebens durch die neue Kommunikationsform Internet ist offensichtlich – mit noch nicht absehbaren Folgen. Und bei zwischenmenschlichen Problemen wird uns von sämtlichen Experten empfohlen, man solle doch miteinander reden. Für alle von uns spielen die Möglichkeiten, kompetent an den gesellschaftlichen Kommunikationsformen teilzuhaben, eine immer größere Rolle. Wir sind von den ersten Schuljahren an mehr oder weniger dazu gezwungen, uns in fremden Sprachen zu üben und sie zu erlernen. Bilingualität wird allmählich zum Ausbildungsstandard in vielen Berufen. Die kommunikative Kompetenz, die richtige kommunikative Dramaturgie und Inszenierung stellen einen enorm wichtigen Selektionsfaktor für unsere Karrieren dar. Dies bezieht sich nicht nur auf unsere sprachlichen Potenziale, sondern auch auf die Fähigkeit, in anderen Zeichen- und Kommunikationssystemen eine, wie man heutzutage sagt, adäquate Performanz zu bieten. Man denke beispielsweise an Zugehörigkeit zu Gruppen und zu Lebensstilen, die wir durch unseren Körper, unser Outfit und insbesondere durch unsere Kleidermoden kommunizieren. Wir reden und hören, schreiben und lesen, sehen fern oder lassen uns musikalisch in einer erstaunlichen Permanenz berieseln – wann eigentlich kommunizieren wir in unserem alltäglichen Leben nicht?

Diese oberflächlichen Indizien mögen genügen, um auf die enorme Relevanz von Kommunikation für das Leben in modernen Gesellschaften hinzuweisen. In dieser Hinsicht ist Kommunikation in all ihren verschiedenen Formungen und Differenzierungen ein zentrales Objekt der soziologischen Forschung über die Bedingungen und Strukturen der modernen Gesellschaft. Kommunikation nimmt dabei durchaus ambivalente Züge an. Die Veränderungen der Kommunikationsformen werden einerseits für den radikalen Wandel verantwortlich gemacht, dem sich die moderne Gesellschaft ausgesetzt sieht, sie werden andererseits aber auch gerade als Lösung für das von ihr hervorgerufene Problem angesehen – nur in und durch Kommunikation und nicht mehr in festen, allseits akzeptierten Werten, Normen oder uniformen Kulturen scheinen sich moderne Gesellschaften in einer fragilen Weise integrieren zu können.

Zum anderen tritt aber Kommunikation in all ihren Formen und Ausprägungen nicht nur als ein zu erforschender Sachverhalt in den Blickpunkt der Soziologie, sondern mehr und mehr auch als ein zentraler Leitbegriff der soziologischen Theoriebildungen. Manche Wissenschaftler sprechen schon seit Längerem von einem ›communicative turn‹ (vgl. Knoblauch / Luckmann 2000, Knoblauch 2000) in der Soziologie. Sie denken beispielsweise an die Theorie des kommunikativen Handelns von Habermas, an die soziologische Systemtheorie von Luhmann und selbstverständlich auch an ihren eigenen sozialphänomenologischen Ansatz. Diese Ansätze rücken Kommunikation in den Mittelpunkt ihrer Theoriebildung. Die Soziologie ist bekanntlich sehr reich an Kontroversen über Theoriebildungen, über ihre Erkenntnisziele und ihre Grundbegriffe. Und so ist der communicative turn vorläufig der letzte in einer längeren Reihe von turns, die sie in den letzten Jahren ereilt haben, angefangen von einem ›linguistic turn‹ in den 1980er-Jahren über den ›cultural turn‹ in den 1990er-Jahren. Es mag dahingestellt sein, ob man wirklich von einer kommunikativen Wende sprechen kann. Mit guten Gründen ließe sich argumentieren, dass ›Kommunikation‹ der Sache nach schon immer im Zentrum der Soziologie gestanden hat. Aber man darf vermuten, dass die postulierte kommunikative Wende in keinem zufälligen Zusammenhang mit den Veränderungen der Gesellschaft steht. Sowohl als Objekt wie als zentraler Begriff soziologischer Theorien genießt ›Kommunikation‹ also eine erhöhte Aufmerksamkeit.

Kommunikation ist natürlich auch Gegenstand anderer Wissenschaften. Eine Disziplin, die Publizistik oder Kommunikationswissenschaft, manchmal auch Medienwissenschaft genannt, hat insbesondere die Massenmedien wie Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen zu ihrem Thema. Von besonderer Relevanz ist natürlich die Linguistik, insbesondere die Soziolinguistik. Diese weist eine hohe Affinität zur Soziologie der Sprache auf, wobei die Übergänge zwischen beiden Disziplinen durchaus fließend sind. Beide befassen sich mit den sozialen Bedingungen und sozialen Konsequenzen sprachlichen Verhaltens und sprachlicher Kompetenzen. Eine enge Beziehung besteht auch zu der Lehre von den Zeichen, der Semiologie oder der Semiotik, die im vorletzten Jahrhundert als moderne Wissenschaft gleich zweimal begründet wurde – von dem Philosophen und Logiker Charles Sanders Peirce und von Ferdinand de Saussure als dem Ahnherrn der modernen Linguistik. Auch die Geschichtswissenschaften werden in Gestalt einer Mediengeschichte mehr und mehr auf die Bedingungen und die Folgen der verschiedenen Formen menschlicher Kommunikation für die Analyse historischer Verläufe und Entwicklungen aufmerksam (vgl. Faßler / Halbach 1998, Schanze 2001). Medien werden in den letzten Jahren zum Kristallisationskern eines neuen wissenschaftlichen Trends, der den Titel ›Kulturwissenschaft‹ trägt. Zu dieser können insbesondere geisteswissenschaftliche Disziplinen wie die verschiedenen Philologien, Kunst- und speziellen Kulturwissenschaften gerechnet werden. Die Psychologie befasst sich mit den psychischen Voraussetzungen für die Teilnahme an und den psychischen Folgen von Kommunikation. In den Erziehungswissenschaften werden neue pädagogischer Felder erfunden und erforscht, beispielsweise die Medienpädagogik oder neue Bildungstechnologien. Und schließlich ist die Philosophie, insbesondere die Sprach- und neuerdings auch die Medienphilosophie (vgl. Hartmann 2000), als eine wichtige Nachbardisziplin zu nennen.

In der Soziologie ist die Analyse von Kommunikation auf eine Vielzahl von verschiedenen Subdisziplinen aufgeteilt. Zu diesen gehört beispielsweise die Sprachsoziologie (vgl. Cicourel 1978, Schütze 1975), die sich mit den verschiedenen Sprachformen in ihren kommunikativen Verwendungsweisen, mit dem Verhältnis von Sprache, Wissen und Kultur oder der sprachlichen Kompetenz von Sprechern befasst. In dem Gebiet der sozialen Semiotik finden sich Soziologie und die Wissenschaft von den Zeichen, die Semiologie oder Semiotik, zusammen, um die verschiedenen Zeichensysteme in ihren sozialen Kontexten zu untersuchen. Eine weitere Sparte stellt die mikrosoziologische Analyse von Interaktionen dar. Sie befasst sich mit der mündlichen Kommunikation in so genannten Face-to-Face-Beziehungen. Die bedeutendste und bekannteste Interaktionssoziologie liegt in dem Werk von Erving Goffman (vgl. Goffman 1971) vor. Als Kommunikationssoziologie wird in der Soziologie häufig die Subdisziplin bezeichnet, die sich mit den sogenannten Massenmedien befasst. Sie untersucht die Produktions- und Rezeptionsweisen von Verbreitungsmedien wie Fernsehen, Zeitschriften und Zeitungen. Mit den neuen, sogenannten digitalisierten Kommunikationsmedien wie dem Internet beschäftigt sich zudem die sogenannte Techniksoziologie wie auch allgemein die Kultursoziologie.

Daneben gibt es zahlreiche andere Einzelforschungen und Einzeldiskurse, die sich mit spezifischen Themen auseinandersetzen. So interessiert sich einer der berühmtesten Soziologen, Georg Simmel, beispielsweise für den Brief, das Schreiben von Briefen und sozialen Konsequenzen, die damit verbunden sind, dass Menschen einander Briefe schreiben (vgl. Simmel (1908 / 1992: 429–433). Andere Soziologen befassen sich mit Gesellschaften, in denen es keine oder Schrift gab. Diese so genannten oralen Kulturen mussten ihr soziales Leben und ihren kognitiven Haushalt völlig anders strukturieren und organisieren als Schriftkulturen oder gar Gesellschaften wie unsere heutige Gesellschaft, die auf digitale Techniken zurückgreifen können. Wiederum andere Forschungsfelder untersuchen beispielsweise Kommunikationsweisen in spezifischen sozialen Systemen, beispielsweise in Organisationen und Familien. Und wenn man einen weiten Kommunikationsbegriff verwendet, dann können auch solche Disziplinen wie die Soziologie der Wirtschaft oder der Politik als spezifische Kommunikationssoziologien begriffen werden, denn sie richten ihr Augenmerk auf besondere Kommunikationsmedien wie Geld oder Macht.

Die Untersuchung von spezifischen sozialen Kommunikationsformen ist also in der Soziologie auf zahlreiche Disziplinen, Diskurse und Einzelforschungen verteilt. Neben diesen spezifischen Forschungsfeldern gibt es noch eine weitere Richtung, die man mitunter als ›Theoretische Soziologie‹ oder als ›Soziologische Theorie‹ bezeichnet. Ihr Erkenntnisinteresse besteht darin, allgemeine Grundlagen der Soziologie zu entwickeln. Sie stellt also keine Subdisziplin der Soziologie dar, sondern versucht eher, der Soziologie und der soziologischen Forschung ein Fundament in Gestalt von allgemeinen Kategorien, Begriffen, Leithypothesen, Erklärungsmodellen etc. zu geben. Auch die Soziologische Theorie ist keineswegs durch eine besondere theoretische Homogenität gekennzeichnet. Im Gegenteil, jede(r), die (der) einmal einen auch nur oberflächlichen Blick in ein soziologisches Buch geworfen hat, wird feststellen, dass es die soziologische Theorie nicht gibt. Jenseits des institutionell-universitären Zusammenhangs lassen sich nicht nur viele verschiedene Forschungsrichtungen, sondern auch viele verschiedene theoretische Orientierungen und theoretische Programme identifizieren. So führen beispielsweise Einführungen in die Theoriegeschichte der Soziologie kataraktartig verschiedenste Bezeichnungen, Benennungen, Thesen, Hypothesen, Methoden und Begriffe an, so dass man mit Recht nach ihrem Zusammenhang und vielleicht sogar nach ihrer Einheit fragen kann. Und es wäre in diesem Zusammenhang einmal interessant, der Frage nachzugehen, wie die Soziologen eigentlich untereinander kommunizieren und welchen Anforderungen sie dabei genügen müssen, wenn sich ein solches, nicht nur auf den ersten Blick verwirrendes Bild ergibt. Nun unterscheidet sich die Soziologie dabei nicht von der Mehrzahl der anderen wissenschaftlichen Disziplinen. Von daher ist diese theoretische Unübersichtlichkeit den einen ein Zeichen für die Innovativität und Kreativität dieser Disziplin, den anderen ein Indiz für ihren vorwissenschaftlichen Zustand.

Den verschiedenen soziologischen Theorien ist weniger ein bestimmtes Forschungsobjekt gemeinsam, sondern eher eine Leitfrage: Wie ist soziale Ordnung möglich? Sie lässt sich je nach Geschmack und Erkenntnisinteresse auch anders formulieren: Wie kann man soziale Beziehungen, soziale Gebilde, Institutionen, Gesellschaften oder allgemein soziale Ordnungen erklären? Oder auch: Wie ist soziales Handeln möglich, wenn denn soziales Handeln eine Orientierung an anderen Handelnden voraussetzt? Wie können Menschen ihre Handlungen koordinieren und wie können sie kooperieren? Oder in Bezug auf Kommunikation formuliert: Wie ist überhaupt Kommunikation möglich?

Dazu gehören solche Fragen wie: Wie geschieht eigentlich Kommunikation? Wie kommt Kommunikation zustande? Woraus baut sie sich auf? Wann liegt Kommunikation zwischen Menschen vor? Ist schon jede Wechselwirkung zwischen Menschen eine Kommunikation? Was unterscheidet etwa ein zufälliges Zusammenprallen zwischen Menschen auf dem Gehsteig von einem Gespräch zwischen ihnen? Welche Formen von Kommunikation kann man unterscheiden? Wie unterscheidet sich beispielsweise das Klatschgespräch im Hausflur von dem Jubel der Fussballfans beim Fallen eines Tores, das Lesen eines Buches von dem Kauf eines Buches? Handelt es sich immer um Kommunikationen? Wie stellt man das fest? Und aus welchen Komponenten besteht Kommunikation? Gibt es Komponenten, die für alle verschiedenen Kommunikationsformen maßgeblich sind?

Diese Fragen unterscheiden das Erkenntnisinteresse der Soziologie von demjenigen anderer wissenschaftlicher Disziplinen, die ebenfalls mit Kommunikation befasst sind. In dieser Einführung analysieren wir solche theoretischen Positionen, die in besonders signifikanter Weise zur Beantwortung dieser Frage ›Wie ist Kommunikation möglich?‹ beitragen können. Von daher versteht sich diese Einführung nicht nur als ein Beitrag zur Soziologie der Kommunikation, sondern auch als Einführung in soziologische Theorien oder gar in die allgemeine soziologische Theoriebildung überhaupt. Sie befasst sich mit solchen Theorien, die nicht nur an dieser oder jener spezifischen Kommunikationsform interessiert sind, sondern allgemein an der strukturellen Matrix von Kommunikation und die von daher auch für die allgemeine Theorie ein hohes Potenzial besitzen. Es geht also in dieser Einführung auch darum, den schon erwähnten communicative turn in der Soziologie ein wenig weiter zu treiben, weil nach Überzeugung des Verfassers ›Kommunikation‹ in der Soziologie dasjenige Basiskonzept darstellt, welches die höchste integrative Kraft aufweist und solche konkurrierenden Basiskonzepte wie ›Handlung‹, ›Wissen‹, ›Kultur‹ oder neuerdings ›Medien‹ nochmals zu fundieren vermag.

Wenn man sich mit Kommunikation und Kommunikationstheorien befasst, so steht man vor einem schwierigen Problem, denn es gibt eine Phalanx unterschiedlicher Theorien, die Kommunikation sehr unterschiedlich konzeptualisieren. Im Jahre 1977 konnte Klaus Merten (vgl. Merten 1977) allein im soziologierelevanten Kontext 160 verschiedene Definitionen von Kommunikation identifizieren. Und die Zahl dürfte in der Zwischenzeit sicherlich nicht abgenommen haben. Dies liegt unter anderem daran, dass ›Kommunikation‹ wie auch ›Information‹ oder ›Sprache‹ keine Begriffe im normalen Sinne sind, obwohl sie häufig als solche behandelt werden. Sie beziehen sich nicht auf anschauliche, konkret fassbare, abgrenzbare Dinge, wie dies etwa ›Buch‹, ›Haus‹ oder ›Baum‹ tun. Sie sind unanschaulich, weil sie nicht einen sinnlich wahrnehmbaren Gegenstand untersuchen, sondern Gegenstände im übertragenen Sinne: Sie beziehen sich auf Formen des Handelns und der Praxis. Sie sind nicht Produkte menschlicher Praxis wie etwa Häuser oder Bücher, sondern Formen, in denen sich die menschliche Praxis vollzieht. Entsprechend schwierig ist ihre Konzeptualisierung. So lässt sich auch der Umstand erklären, dass es recht zahlreiche Vorstellungen und Theorien über Kommunikation gibt.

In diesem Kapitel müssen wir uns mit gewissen Begrifflichkeiten und Problemstellungen vertraut machen. Dazu werden wir zunächst unsere Alltagsauffassung von Kommunikation beleuchten und anschließend auf renommierte wissenschaftliche Kommunikationsvorstellungen und deren theoretische Einrahmungen zu sprechen kommen.

1.1 Alltagskonzepte

Im Alltagsleben ist eine spezifische Vorstellung über Kommunikation in besonderem Maße virulent (vgl. Fiehler 1990): Kommunikation wird häufig in Analogie zu dem Transport von Gütern aufgefasst, wie man an solchen Redewendungen wie ›Man kann seinen Worten entnehmen, dass…‹, ›In diesem Buch steht …‹ oder ›Die Fernsehsendung hat den Inhalt …‹ erkennen kann. Man spricht von der ›Conduit Metapher‹ der Kommunikation. Kennzeichnend für diese Auffassung sind folgende Punkte:

»(1) language functions like a conduit, transferring thoughts bodily from one person to another; (2) in writing and speaking, people insert their thoughts or feelings in the words; (3) words accomplish the transfer by containing the thoughts or feelings and conveying them to others; and (4) in listening or reading, people extract the thoughts and feelings once again from the words.« (Reddy 1979: 290)

Das Modell suggeriert, dass sich im Geist des Sprechers etwas befindet, was er mitteilen möchte. Er verpackt es in einen sprachlichen Ausdruck und benutzt seine Sprechorgane, um es auszudrücken. Ein Hörer nimmt es durch seine Ohren auf und packt den transportierten Inhalt aus der sprachlichen Hülle aus. Wenn das Einpacken und das Auspacken richtig vollzogen werden, kann der Hörer verstehen, was der Sprecher meinte. Der Kommunikationsprozess ist zu seinem Ende gekommen. Die Kommunikationsbedingungen, die von der Conduit-Metapher unterstellt und suggeriert werden, sind folgende (Johnson / Lakoff 1982: 9, zit. nach Fiehler 1990: 105):

»(1) The participants are equally competent speakers of the same dialect of the same language, and individual signification is insignificant. (2) Relevant to the subject matter and the context, the participants share

(a)the same cultural assumptions,
(b)the same relevant knowledge of the world,
(c)the same relevant background assumptions about the context of the utterance,
(d)the same understanding of what the conversation is about, and
(e)the same relevant conceptual metaphors and folk theories.«

Aber auch andere Metaphern leiten unsere Auffassung von Kommunikation (vgl. Krippendorff 1994). Mit der Conduit-Vorstellung eng verbunden ist die Vorstellung von einer durch Kommunikation verursachten Kausalität oder durch Kommunikation zu erreichenden Kontrolle. ›Deine Worte machen mich glücklich‹, ›Gewaltdarstellungen im Fernsehen erhöhen das Gewaltpotenzial bei Jugendlichem, ›Der Wetterbericht veranlasste mich, den Regenschirm zu Hause zu lassen‹ – all dies sind Redewendungen, mit denen wir gewisse Kausalitäten postulieren und qua Kommunikation eine Kontrolle über die Empfänger suggerieren. Damit steht eine andere alltägliche und auch wissenschaftliche Leitvorstellung im Zusammenhang. Wir gehen davon aus, dass sich durch Kommunikationen Gemeinsamkeiten herstellen lassen. Es werden eher die integrierenden als die desintegrierenden Funktionen oder Effekte von Kommunikation betont. Diese Tendenz verstärkte sich, als im 19. Jahrhundert mit dem enormen Aufschwung im Bereich der technischen Medien die Metapher von der Kommunikation als einem Kanal oder einem Fluss aufkam. Kommunikation muss kanalisiert, in die richtigen Bahnen gelenkt, vor Überbeanspruchung geschützt und in ihren Kapazitäten berechnet werden.

Es soll nun keinesfalls angedeutet werden, dass diese alltagstheoretischen Metaphern und Konzepte in einem trivialen Sinne falsch sind. Ist es nicht vielmehr so, dass wir uns in unseren Kommunikationen an unseren Leitvorstellungen orientieren und wir damit unsere eigene Wirklichkeit erzeugen? Ist es nicht so, dass wir, wenn wir Kommunikation etwa als kausal wirkendes Kontrollorgan begreifen, uns entsprechend verhalten, dies auch von unseren Kommunikationspartnern verlangen und somit in einer Art Selffulfilling Prophecy unseren Konzepten zur ihrer Realität verhelfen? Andererseits kann man nicht erwarten, dass unsere alltagsweltlichen Vorstellungen dem sozialen Phänomen der Kommunikation gerecht werden. Aber dies gilt auch für die in der Wissenschaft diskutierten Konzeptionen. Sie sind ebenfalls Metaphern und Leitbilder, die manche Perspektive auf die Gegenstands- oder Erfahrungsebene freigeben, andere wiederum versperren. Von daher ist es die stete Aufgabe der Soziologie, ihr analytisches Begriffsschema zu überprüfen und sich die Annahmen, die in dieses Schema einfließen, zu vergegenwärtigen.

1.2 Kommunikationstheoretische Modelle

Wissenschaftliche Modelle sind nicht frei von Metaphern. Da wissenschaftliche Begriffs- und Theoriebildungen in der Regel immer auf lebensweltlichen Annahmen beruhen und von diesen ihren Ausgang nehmen, sind die alltäglichen Leitvorstellungen und Metaphern auch für viele wissenschaftliche Konzeptualisierungsvorschläge bindend. Dies gilt in besonderem Maße für das erste bedeutende Kommunikationsmodell überhaupt. Es stammt bezeichnenderweise nicht aus der Feder von Sozialwissenschaftlern, sondern von Claude Shannon und Warren Weaver (1949), zwei Mathematikern und Ingenieuren, deren Absicht es war, ein technisches Modell für die Übertragung von Informationen zu entwickeln. Im Auftrag einer Telefongesellschaft suchten sie nach Möglichkeiten einer störungsfreien Übermittlung von Telefonaten. Dabei unterschieden sie drei Problemebenen:

 technisches Problem: Wie können Zeichen übertragen werden?

 semantisches Problem: Wie genau entsprechen die Zeichen der gewünschten Bedeutung?

 pragmatisches Problem: Wie effektiv beeinflusst die empfangene Nachricht das Verhalten?

Ausdrücklich bekundeten sie, sich nur mit dem technischen Problem der Kommunikation befassen zu wollen. Das von ihnen entworfene Modell hat lediglich den Anspruch, diese technische Problemebene zu verdeutlichen. Zu großen Missverständnissen führte aber, dass sie ihre Theorie als ›Informationstheorie‹ (und nicht etwa als ›Signaltheorie‹) der Kommunikation bezeichneten und damit den Eindruck erweckten, allgemeine und insbesondere die menschliche Kommunikation beschreiben zu wollen. ›Information‹ ist bei Shannon und Weaver eine rein mathematische Größe, die als ›mittlere Auftrittswahrscheinlichkeit von Zeichen‹ definiert wird. Sie soll gerade die für die Humankommunikation zentrale semantische Komponente der ›Bedeutung‹ ausschließen.


Abb. 1.1: Klassisches Konzept der Informationstheorie nach Shannon /Weaver

Eine Nachrichtenquelle gibt eine Nachricht ab, die von einem oder mehreren Sendern nach den Regeln eines konventionellen Codes in ein Signal umgeformt werden muss, welches dem Übertragungskanal angemessen sein kann. Der Übertragungskanal ist ein Mittel, um Signale von einem Sender zu einem Empfänger zu befördern. Der Empfänger muss dann in einer inversen Weise die Arbeitsschritte des Senders wiederholen und das empfangene Signal in eine Nachricht umwandeln. Damit hat die Nachricht ihr Ziel erreicht. Ein wesentlicher Faktor in diesem Übertragungsprozess kann die Störquelle einnehmen, die durch ein Rauschen, also Verzerrungen, Übertragungsfehler o. ä. den Empfang zu beeinträchtigen vermag. Diesem Modell ist es gleichgültig, was Nachrichtenquelle oder Nachrichtenziel, was Sender oder Empfänger ist. Es können Götter, Menschen oder technische Apparaturen sein. Ebenso ignoriert dieses Modell Fragen der Bedeutung oder des Sinns oder allgemein semantische Fragen. Von daher kann auch die Nachricht eine beliebige sein. Dieses Modell wurde in der darauf folgenden Forschung um die Aspekte der Codierung bzw. Decodierung erweitert:

Damit sich eine Nachricht von einem Sender zu einem Empfänger übermitteln lässt, muss sie zunächst von einem Sender mithilfe eines festen Codes in Signale gefasst, also encodiert werden. Der Empfänger muss den gleichen Code benutzen, um die Signale entsprechend decodieren und damit die ursprüngliche Nachricht rekonstruieren zu können. Unter einem Code wird dabei eine feste Menge von Zuordnungsregeln verstanden, die, wie z. B. bei Morsealphabeten, jedem sprachlichen Element ein festes technisches Signal in der Gestalt von elektrischen Impulsen oder Lichtsignalen zuordnen. Dieses ursprünglich für die Maschinenkommunikation entwickelte Modell kann jedoch auch für die Analyse menschlicher Kommunikation benutzt werden. In diesem Fall werden die Codes als feste Zuordnungsregeln zwischen subjektiven Intentionen und sprachlichen Zeichen verstanden. Der Sender besitzt aufgrund seiner Sprachkompetenzen ein Wissen darüber, welche sprachlichen Zeichen oder Elemente er benutzen muss, um seine gedanklichen Intentionen ausdrücken und formulieren zu können. Das Modell baut also auf der Vorstellung auf, es gebe ein vorsprachliches Reich von Gedanken, welches in sprachliche Bedeutungen überführt werden müsse. Und soll die Kommunikation erfolgreich sein, soll die Übertragung also gelingen, so muss der Empfänger oder Hörer den gleichen Code benutzen, also ebenfalls über die äquivalenten Kompetenzen verfügen, um aus den sprachlichen Äußerungen die subjektiven Bedeutungszuschreibungen zu decodieren. Das klassische Kommunikationsmodell geht demnach davon aus, dass vorsprachliche Gehalte durch feste Codes in ein sprachliches Medium überführt und dieses durch Kommunikation übertragen werden kann. Die Qualität der Kommunikation bemisst sich danach, ob diese Übertragung geräuschlos funktioniert, ob die Codierungen auf beiden Seiten dieselben sind und die Sprache ein reines, nicht störendes Medium bleibt.


Abb. 1.2: Erweiterteres klassisches Modell

In diesem Modell spielen Sender und Empfänger eine besondere Rolle, denn sie stellen die Schnittstelle zwischen der externen Nachricht und dem internen technischen System dar. Das Problem dieser Schnittstellen besteht darin, dass ein Ausgleich zwischen der Komplexität der Nachricht und der begrenzten Kapazität des Kanals geschaffen werden muss. Die Komplexität der Nachricht muss der Kapazität des Kanals angemessen sein. Hierbei lassen sich zwei mögliche Problemlösungen unterscheiden: analoge und digitale Kommunikation. Eine analoge Kommunikation liegt vor, wenn das vom Sender erzeugte und vom Empfänger rezipierte Signal zu der Nachricht in einem Verhältnis der Proportionalität steht, d. h. das Signal folgt der Nachricht in seinen Veränderungen im Raum und in der Zeit. Typische analoge Kommunikationsformen sind das Radio oder die Fotografie, der Film oder das Grammofon. Um digitale Kommunikation handelt es sich hingegen, wenn die Nachricht vor der Übertragung in spezifische Elemente ein und desselben Typs zerlegt wird, also z. B. in Buchstaben, in ganze Zahlen, in Pixel. Eine solche Form liegt in der Schrift oder in der elektronisch ermöglichten Kommunikation vor.

Eine weitere Konkretisierung hat Badura (vgl. Badura 1971) vorgenommen. Badura berücksichtigte mehrfache Encodierungs- und Decodierungsprozesse, nämlich in Anlehnung an die Semiotik syntaktische, semantische und pragmatische Prozesse. Und er sozialisierte Sender und Empfänger, indem er sie in soziale Kontexte einbettete:

Mit diesem Modell verwandt ist das etwa zur gleichen Zeit entwickelte, vornehmlich für die Untersuchung der Massenmedien wie der Werbung und der politischen Propaganda entworfene Konzept des Soziologen und Politikwissenschaftlers Harold Lasswell, welches sich auch heute noch in der Massenkommunikationsforschung großer Beliebtheit erfreut (Lasswell 1966: 178):

A convenient way to describe an act of communication is to answer the following questions:

 Who

 Says What

 In Which Channel

 To Whom

 With What Effect?


Abb. 1.3: Baduras Kommunikationsmodell (nach Badura 1971: 20, stark modifziert)

Die Kommunikationsforschung hat es dieser Konzeption zufolge mit den klassischen W-Fragen zu tun. Lasswell legte diesem Entwurf das behavioristische Stimulus-Response-Modell zugrunde: Massenmedien funktionieren so, dass sie bestimmte Stimuli mit bestimmten Reaktionen verknüpfen und dabei möglichst diejenigen Stimuli, die zu unerwünschten Reaktionen führen könnten, vermeiden (vgl. Lasswell 1927: 630).

Das klassische Modell unterscheidet folgende Komponenten:

Kommunikation ist eine Relation zwischen mindestens zwei Kommunikatoren, einem Sender und einem Empfänger;

es liegen zwei kommunikative Handlungen vor, eine Mitteilung seitens eines Senders, eine Rezeption oder ein Empfangen dieser Mitteilung durch einen Empfänger;

Sender und Empfänger müssen über einen hinreichend ähnlichen, in ihrer Bedeutung weitgehend isomorphen Vorrat an Zeichen und Symbolen verfügen.

Ein Kanal stellt den materiellen Träger der Kommunikation dar.

Das klassische Modell von Shannon / Weaver wie auch die in dieser Tradition stehenden Erweiterungen und Modifikationen formalisieren die in der alltagsweltlichen Auffassung von der Kommunikation als einer Übertragung oder einem Transport von Gütern unterstellten Annahmen. Es kann als eine Kodifizierung dieser Auffassung gewertet werden. Das Modell war, wie schon erwähnt, ursprünglich zur Modellierung von technisch übertragener und gestützter Information vorgesehen. Es enthält allein physikalische Größen, keine semantischen oder, wie Soziologen sagen würden, sinnhaften Elemente. Leider wurde und wird es aber häufig entgegen der Absicht ihrer Urheber als ein allgemeines kommunikationstheoretisches Modell betrachtet, als ein Modell, welches ausreichend sei, um auch die menschliche Kommunikation beschreiben zu können. Von daher sah man sich sehr schnell vor die Notwendigkeit gestellt, dieses Modell weiter zu entwickeln. Neben dem Desiderat des ›Sinns‹ musste das Modell vor allem in einer zweiten Hinsicht erweitert werden. Shannon / Weaver konzeptualieren Kommunikation als einen linearen Prozess und vernachlässigen dabei zirkulare, rekursive und reziproke Momente.

In diesem Modell findet ein quantitativer oder syntaktischer Informationsbegriff Verwendung. Der Informationswert von Zeichen wird mit der Wahrscheinlichkeit ihres Vorkommens gleichgesetzt. Der syntaktische Informationsgehalt ist ein Maß für den Neuigkeitswert oder Überraschungsgrad eines Zeichens. Oder kurz: Information ist ein Maß für die Unwahrscheinlichkeit von Zeichen. Im Alltag und im sozialen Leben überhaupt verwenden wir einen qualitativen Informationsbegriff. Während sich der syntaktische Informationsbegriff allein auf die Kombination von Zeichen bezieht, umfasst der qualitative Informationsbegriff, so wie er in der Soziologie Verwendung findet, darüber hinaus aber noch andere Kontexte, wie etwa das Vorwissen der Kommunikatoren, ihr Interesse oder ihre Aufmerksamkeit. Er ist im Unterschied zum syntaktischen nicht formalisierbar. Kennzeichnend ist einerseits die pragmatische These, dass nur das Information ist, was Information erzeugen kann, und die semantische These andererseits, dass nur das Information sein kann, was als Information verstanden wird. Gemeinsam scheint beiden Varianten der Bezug auf die Unterscheidung von Varietät und Redundanz zu sein. Informationen beruhen auf Varietät, also auf codierten Unterscheidungen oder Differenzen. Varietäten, die nicht für ein oder von einem System codiert sind, stellen bloßes ›noise‹ dar. Redundanz heißt, dass mehr Zeichen oder Signale gesendet werden müssen, um Informationen darzustellen, als notwendig ist. Ob Informationen redundant sind, hängt davon ab, ob sie schon in den jeweiligen Kontexten enthalten sind, so dass die Informationen von Zeichen oder Signalen notfalls auch auf dem Umwege über den Gebrauchskontext erschlossen werden könnten. Natürliche Zahlen sind z. B. nicht redundant. Wenn Sie die Zahlenkombination 156?899 haben, dann können sie bei einem Verlust der vierten Ziffer aus dem Kontext nicht erschließen, um welche es sich handelt. Anders ist das z. B. in der Alltagssprache, bei der man eine Redundanz von 50 Prozent annimmt. Ähnlich dürfte es sich im Fall der Schrift verhalten, denn Sie k.nnen. anz g.wiß erschl..ssen, was ich Ihnen gerade sagen will. Auch in sozialen Beziehungen spielt die Redundanz des Mitgeteilten eine erhebliche Rolle. Nehmen wir ein Beispiel aus dem Leben unserer Eheleute Schmidt, die wir an dieser Stelle zum ersten Mal einführen, ein nunmehr seit 30 Jahren verheiratetes Ehepaar. Heute weiß Herr Schmidt sicherlich ganz genau, was das Naserümpfen seiner Frau zu bedeuten hat. Am Beginn ihrer Beziehung dürfte die Redundanz der Informationen wesentlich geringer gewesen sein – ein Naserümpfen hätte wohl kaum als Mitteilung genügt, um den gerüffelten Sachverhalt zu erschließen.

Welche Veränderungen erfährt dieses klassische Modell? Eine erste Modifikation wird an der Komponente des ›Codes‹ vorgenommen. Man geht davon aus, dass sowohl der Sprecher als auch der Adressat über eigene Zeichenrepertoires verfügen und eine Verständigung nur dann zustande kommt, wenn es eine genügend große Schnittmenge zwischen beiden Zeichenmengen gibt. Zeichen, die nur einem Repertoire angehören, können nicht zur Kommunikation benutzt werden. Dabei wird der Begriff ›Code‹ von den Kommunikationstheoretikern mehrdeutig verwendet. Er lässt sich auf zwei Wurzeln zurückführen, auf die juristische Terminologie, in welcher ein Code einen Gesetzestext bzw. eine Vorschrift darstellt (z. B. ›Code Napoléon‹), und auf die Kryptografie, in welcher ein Code eine Zuordnungsvorschrift für die Übertragung von Zeichenelementen einer natürlichen Sprache in die eine Geheimsprache darstellt. Kommunikationstheoretisch wird dieser Terminus in einer engeren und in einer weiteren Bedeutung verwendet. Er kann in einer zusätzlichen Bedeutung mit Zeichensystemen als solchen synonymisiert werden, und er kann in einer engeren Bedeutung als Zuordnungsregel zwischen Zeichensystemen benannt werden. Die Soziologie verwendet den Code-Begriff mit einer wesentlichen Ausnahme allgemein im Sinne einer Zuordnungsregel. Sie benutzt also den linguistischen Code-Begriff. Eine Ausnahme stellt die Systemtheorie dar, die einen kybernetischen Code-Begriff verwendet, der eine strikte Binarisierung der möglichen Werte des Codes beinhaltet und damit nicht Zuordnungen reguliert, sondern Unterscheidungen.

Eine zweite Modifikation an dem ursprünglichen Modell wird erreicht, wenn man Kommunikationskreisläufe oder Rückkopplungsschleifen einbezieht. Dabei konnten sich die Kommunikationstheoretiker an dem frühen Modell des Redekreislaufs von Ferdinand de Saussure orientieren, der Kommunikation als einen sich in zwei Richtungen vollziehenden Informationsfluss beschrieb: vom Sprecher zum Hörer und vom Hörer, der nun seinerseits zum Sprecher wird, zurück zum ersten Sprecher oder nunmehr dem Hörer. Von besonderer Bedeutung ist auch die Theorie des Feedbacks von Watzlawick, Beavin und Jackson (vgl. Watzlawick u. a. 1967). Wenn der Sprecher das eigene kommunikative Handeln, die eigene Zeichenproduktion und deren Wirkung auf den Rezipienten betrachtet und beurteilt, entsteht möglicherweise eine Rückkopplung, wodurch er selbst zum Rezipienten seiner eigenen Mitteilung wird und seine Folgemitteilungen entsprechend beeinflussen oder korrigieren kann. Dabei kann zwischen negativen und positiven Rückkopplungen unterschieden werden. Positive Rückkopplungen liegen vor, wenn Zeichen, mit denen bereits eine positive bzw. erstrebte Wirkung erzielt wurde, verstärkt und bestätigt werden. Negative Rückkopplungen hingegen können den Sprecher veranlassen, seine Mitteilungen zu korrigieren, um die als negativ beurteilten Wirkungen auszugleichen. Dabei können in dem Kommunikationssystem selbst wieder weitere verschiedene Rückkopplungsschleifen identifiziert werden.

Damit wird die Linearität des Kommunikationsmodells in Frage gestellt. Denn dieses Sender-Empfänger-Modell verteilt einseitig Aktivitäten und Passivitäten. Der Sender erhält den aktiven Part, der Empfänger den passiven Part. Kommunikation wird stattdessen von Watzlawick / Beavin 1966 als ein reziproker Prozess betrachtet, in welchem beide Beteiligten zugleich agieren und reagieren, handeln und erleben. Dabei lehnen sie sich an eine Beschreibung von Birdwhistell an, die die systemtheoretische Position schon früh vorwegnimmt: »Ein Individuum kommuniziert nicht, es lässt sich auf Kommunikation ein oder wird ein Teil derselben. Es bewegt sich, macht Geräusche […], aber es kommuniziert nicht. Genauso sieht, hört, riecht, schmeckt oder fühlt es – aber es kommuniziert nicht.« (Birdwhistell 1959: 104) Mit anderen Worten: Von den Kommunikatoren geht keine Kommunikation aus, sondern sie nehmen an der Kommunikation teil. Sie sind nicht die Urheber von Kommunikation.

Wenn man Rückkopplungsschleifen vorsieht, dann liegt der Gedanke nicht fern, dass jede Kommunikation die Fähigkeit oder die Notwendigkeit der Metakommunikation einschließt. Dieser Gedanke wird von Gregory Bateson entwickelt. Unter Metakommunikation versteht Bateson »die Fähigkeit, über Kommunikation zu kommunizieren und die Bedeutung der eigenen Handlungen und der Handlungen zu anderen zu kommentieren« (Bateson u. a. 1956b: 208). Kommunikationen sind auf sie begleitende Metakommunikationen angewiesen, weil nur so der Erfolg oder Misserfolg von kommunikativem Handeln festgestellt werden kann. Bateson interessiert sich besonders für die wechselseitigen Bezugnahmen von verbalen und nonverbalen Elementen in der normalen alltäglichen Interaktion. Diese können sich gleichsam wechselseitig kommentieren. Eine verbale Mitteilung kann eine nonverbale unterstützen oder konterkarieren, und dies gilt natürlich umgekehrt ebenso. Wenn beide nicht konkordant sind, dann besteht Anlass, darüber metakommunikativ zu kommunizieren.

Dieser Punkt wird in dem metakommunikativen Axiom von Watzlawick, Beavin und Jackson weitergeführt und radikalisiert. Es geht davon aus, dass jedes verbale Handeln in einen nonverbalen Kontext eingebettet ist, welcher metakommunikativ interpretiert wird, was zu dem berühmten Diktum führt, dass man sich nicht nicht verhalten kann bzw.: »Man kann nicht nicht kommunizieren.« (Watzlawick u. a. 1967: 49) So lautet das erste der fünf Axiome des kommunikationspragmatischen Kalküls. Alles, was wir tun, kann als kommunikativer Beitrag interpretiert werden. Es führt im zweiten Axiom zu der Unterscheidung verschiedener Ebenen der Kommunikation, einer Inhalts- und einer Beziehungsebene. Nicht allein das Gesagte, der sachliche Aspekt spielt in Kommunikationen eine Rolle, sondern die Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern. Im dritten Axiom wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Kommunikationspartner ihre Kommunikation interpunktieren, also in verschiedene Ereignisfolgen und Verhaltenssequenzen einordnen können. Diese Interpunktionen müssen durchaus nicht einvernehmlich gesetzt werden. Berühmt ist die Untersuchung der Interpunktionstriaden zwischen Eheleuten. Vielleicht ist dies auch der Fall bei unserer Familie Schmidt. Herr Schmidt zieht sich zurück, und Frau Schmidt nörgelt. Herr Schmidt begründet sein Verhalten mit dem Nörgeln seiner Frau, und Frau Schmidt das ihre mit dem Verhalten ihres Mannes. Beide sind in einem Circulus vitiosus gefangen, aus dem sie ohne Metakommunikation nicht entfliehen können.

Das vierte Axiom von Watzlawick, Beavin und Jackson besteht in der Beschreibung der menschlichen Kommunikation als einer solchen, die analoge und digitale Modalitäten miteinander verbindet. Analog ist eine Beziehung zwischen einem Repräsentant und einem Repräsentierten dann, wenn zwischen beiden Ähnlichkeitsbeziehungen vorhanden sind. Ein Beispiel für analoge Kommunikationsformen ist die nonverbale Kommunikation. Tränen können Schmerz oder Trauer ausdrücken. Digital ist hingegen die verbale Kommunikation. Die Buchstabenfolge B-u-c-h weist keinerlei Ähnlichkeit mit dem entsprechenden Gegenstand auf. Der Beziehungsaspekt in Kommunikation ist nach Watzlawick, Beavin und Jackson analog, der inhaltliche Aspekt digital strukturiert. Da die menschliche Kommunikation beide Ebenen umfasst, kann es zu entsprechenden Übersetzungsproblemen kommen. Und schließlich das fünfte Axiom: Es besagt, dass die menschliche Kommunikation entweder symmetrisch oder komplementär organisiert ist. Komplementär ist sie dann, wenn sich die entsprechenden Kommunikationsakte komplementieren, so wie es sich zwischen Lehrer und Schüler, Arzt und Patient, Autor und Leser verhält. Um symmetrische Kommunikation handelt es sich, wenn sie von dem Streben nach Gleichheit geprägt ist.

Schließlich gibt es noch einen allgemeinen Grund, weshalb heutzutage in der Soziologie das klassische Modell als inadäquat für die Beschreibung von Kommunikationsprozessen zurückwiesen wird. Es geht davon aus, dass Kommunikation eigentlich nur durch äußere Gefahren und Störungen, durch ein »Rauschen« gefährdet werden kann. Wenn die Umwelt genügend abgeschottet ist, dann findet die Kommunikation ihr Ziel, und die Gedanken des einen gehen in den Gedanken des anderen auf. Aber ist der Kommunikationsprozess als solcher wirklich derartig risikolos? Ist es nicht der Normalfall, dass Kommunikation versandet, scheitert, dass unsere Vorstellungen und Intentionen nicht verstanden werden? Liegen die Störquellen nicht in den Prozessen und Komponenten von Kommunikation selbst? Und liegen sie vielleicht deshalb im Kommunikationsprozess selbst, weil Kommunikation etwas grundsätzlich anderes ist als der Transport von Gedanken und Sinn von A nach B?

1.3 Ausdruck und Eindruck

Das Alltagsmodell wie auch das wissenschaftliche Informationsmodell der Kommunikation werden einer Kritik in den Arbeiten des Kommunikationswissenschaftlers Gerold Ungeheuer (vgl. Ungeheuer 1987a u. 1990) unterzogen. Diese Modelle stellen das Ausdrucksprinzip in den Vordergrund. Ungeheuer macht hingegen darauf aufmerksam, dass Kommunikation darauf angelegt ist, Eindrücke herzustellen.

Ausgangspunkt der Überlegungen Ungeheuers ist das Urphänomen der Zweiteilung der menschlichen Erfahrung in einen Bereich der inneren Erfahrungen und Handlungen einerseits sowie einen Bereich der äußeren Erfahrungen und Handlungen andererseits. Innere Erfahrungen sind solche, die nur dem erfahrenden Individuum zugänglich sind. Dies trifft auch auf die inneren Handlungen wie das Fühlen, das Denken und das Vorstellen zu. Äußere Erfahrungen können hingegen auch andere Menschen machen, äußere Handlungen lassen sich auch von anderen beobachten, wie etwa Körperbewegungen oder die Manipulation von Gegenständen. Diese Zweiteilung in einen inneren und einen äußeren Bereich ist nach Ungeheuer Veranlassung und Ausgangspunkt von Kommunikation. Grund und Ursache von Kommunikation ist die unaufhebbare Innerlichkeit der Menschen und deren Intransparenz für die anderen. Aber die Zweiteilung stellt jede Kommunikation immer vor das neue Problem, ob und wie man verstanden wird. Kommunikation hat die Aufgabe, zwischen dem Innen und dem Außen zu vermitteln und diese Dichotomie zwar nicht zu beseitigen, aber zu vermitteln. Eine solche Funktion kann die Kommunikation nur erfüllen, wenn sie etwas, was immer nur innerlich ist und nur innerlich bleiben kann, durch äußere Zeichen darstellbar macht. Ein Sprecher muss dabei seine Aussagen so anlegen und planen, dass sie für einen anderen nachvollziehbar werden. Jede Kommunikation ist also auch eine Handlung, ein Versuch, auf andere Einfluss zu nehmen (vgl. Lenke u. a. 1995: 68–90).

Das Ausdrucksprinzip besagt nun, dass in der Kommunikation das, was ein Sprecher ausdrücken möchte, das dominante Element darstellt. Sprechen wird als ein Sich-Ausdrücken verstanden und Zuhören als ein passives Verstehen der ausgedrückten Mitteilung. Der Sprecher ist der aktive, der Zuhörer der passive Partner, das Sprechen ist alleinige Angelegenheit des Sprechers, das Zuhören eine passive Reproduktion. Dieses alltägliche wie auch wissenschaftliche Leitbild suggeriert, so Ungeheuer, dass die Kommunikation in zwei Handlungen zerfällt, in die des Sprechens und des Zuhörens, und es suggeriert zweitens, dass sich diese beiden Handlungen wie Ursache und Wirkung verhalten.

Der sprachliche Ausdruck ist vollkommen Sache des Sprechers; der Hörer hat ihn, wenn er will, aufzugreifen und zu verstehen. Dementsprechend zerfällt die kommunikative Sozialhandlung in zwei partielle Individualhandlungen, und, da der Sprecher den sprachlichen Ausdruck verursacht, rückt er in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, eine Konstellation, die aus wissenschaftlichen Traktaten nicht unbekannt ist (vgl. Ungeheuer 1987b: 294).

Ungeheuer schlägt eine Alternative vor, welche den Aspekt des Eindrucks stärkt. Nicht der Sprecher, sondern der aktive Zuhörer steht im Mittelpunkt der Kommunikation, und es ist das kommunikative Ziel des Sprechens, Eindrücke bei einem Zuhörer zu erreichen oder, genauer noch, etwas hervorzubringen, welches der Zuhörer selbst zu seinem Eindruck machen kann.

Es ist jedoch deutlich, dass im Modell der Eindrucks-Kommunikation der Hörer in den Vordergrund rückt, er mindestens aber in seiner kommunikativen Tätigkeit gleichrangig mit dem Sprecher behandelt werden muss. Denn hier handelt der Sprecher kommunikativ, indem er einen ›Eindruck‹ beim oder im oder für den Hörer hervorbringt. Dieser ›Eindruck‹ aber kann nur entstehen, wenn der Hörer das vom Sprecher Hervorgebrachte durch eigene Tätigkeit zu seinem ›Eindruck‹ gemacht hat. So bleibt schon im Ansatz die kommunikative Sozialhandlung erhalten und zerfällt nicht wie von selbst in personenbezogene Partialhandlungen (vgl. Ungeheuer 1987b: 294 f.).

Das Modell der Eindrucks-Kommunikation stellt den Zuhörer in den Vordergrund. Ungeheuer hinterfragt auch das additive oder das Aggregationsmodell der Kommunikation, wie es sich häufig noch in soziologischen Auffassungen findet. Demnach ist Kommunikation in Einzelhandlungen dekomponierbar, die sich wie Ursache und Wirkung verhalten. Damit nimmt Ungeheuer eine Position vorweg, wie sie durch die Systemtheorie (vgl. Kap. 9) vertreten wird. Aber im Unterschied zur Systemtheorie, die dies an der funktionalen Synthese von Unterscheidungen festmacht, steht für Ungeheuer der Kommunikator als ein Erfahrungswesen im Zentrum.

Kommunikationen, so definiert Ungeheuer, »sind Veranstaltungen von Sprechern, die beabsichtigen, Hörer bestimmte innere Erfahrungen, Erfahrungen des Verstehens, vollziehen zu lassen« (Ungeheuer 1987b: 316). Kommunikation hat das Ziel, dass der Hörende bestimmte innere Erfahrungen, bestimmte Verstehensakte machen kann. Der Sprecher muss diese Akte antizipieren und er muss die richtigen Zeichen, die adäquaten Mittel benutzen, um diese Verstehensakte evozieren zu können. Sprachliche Zeichen haben in erster Linie eine pragmatische Dimension. Sie stellen Anweisungen dafür dar, wie und welche inneren Erfahrungen ein Hörer vollziehen soll. Sprachliche Zeichen sind Instruktionen, keine Abbildungen. Wenn ein Sprecher die Formulierung »ein alter Mann« wählt, dann stellt dies an den Hörer die Anweisung dar, mit einer Konkretisierung dieser Vorstellung so lange zu warten, bis der Sprecher sie vollzieht. Wenn die Formulierung »der alte Mann« gewählt wird, so ist dies die Instruktion, den Bezug zu einer bestimmten Person herzustellen (vgl. Loenhoff 2002: 168).

Im Mittelpunkt der Kommunikationstheorie von Ungeheuer steht also die Analyse der Prozesse und Methoden, mithilfe derer ein Hörer zu spezifischen Verstehensakten veranlasst werden kann. Dazu ist es aber nötig, dass ein Hörer in dieser kommunikativen Situation eine asymmetrische Rollenverteilung hinnimmt, denn er lässt es zu, dass die Kommunikation bzw. der Sprecher ihn in diesem Moment steuert. Dieses wichtige Moment einer jeden Kommunikation wird von Ungeheuer als »kommunikative Subjektion« (Ungeheuer 1987b: 317) bezeichnet. Kommunikative Subjektion besteht in der Subjektion, der Unterordnung des Hörers unter den Sprecher, in der »vom Hörer zum Zwecke der Kommunikation zugelassene(n) Steuerung seiner verstehensrelevanten inneren Erfahrungsakte durch die sprachlichen Formulierungen des Sprechers« (ebd.). Jede Kommunikation ist notwendigerweise asymmetrisch, aber die Asymmetrie wechselt mit jedem Sprecherwechsel. Die Subjektion des Hörers korrespondiert mit der Suggestion des Sprechers, der den Hörer in einer spezifischen Weise zu beeindrucken sucht.

1.4 Ergon und Energeia

Wilhelm von Humboldt unterscheidet drei Aspekte von Sprache: das individuelle Sprechen, die einzelnen bestimmten Sprachen, wie sie für ihn maßgeblich nationale Sprachen darstellen, und schließlich die anthropologische Bestimmung der Idee der Sprache als dem Allgemeinen aller Sprachen. Jedes Sprechen bedeutet eine Aktualisierung der Mittel und Möglichkeiten einer bestimmten Sprache, Gedanken zu versinnlichen, ihnen im Sprechen einen sinnlichen, für andere und sich selbst wahrnehmbaren Ausdruck zu verleihen. Jedes individuelle Sprechen ist auf ein konkretes Gegenüber, auf einen Mitsprechenden angewiesen, denn nur im Sprechen, im Hören und im Erwidern ist die Sprache als solche erfahrbar. In der heutigen Terminologie formuliert: Nur im kommunikativen Sprechen aktualisiert sich eine Sprache, nur in der konkreten Sprechtätigkeit lassen sich die Sprachen als besondere Sprachen bestimmen. Im konkreten Sprechen gewinnt eine doppelte Individualität ihre Gestalt: Die Individualität der je verwendeten Sprache und die Individualität des Sprechers, das, was dieser in die Sprechhandlung einbringt. Jede philosophische und wissenschaftliche Analyse muss von daher ihren Ausgangspunkt im Sprechen oder, besser noch, im Miteinander-Sprechen nehmen. Die Sprache, so Humboldt, ist kein Werk (ergon), sondern eine Tätigkeit (energeia). Das Sprechen ist ein produktiver Akt, der nicht in der bloßen Übernahme und Replikation von Regeln, nicht im normativen Handeln aufgeht. Weder das Wort noch der Satz, sondern nur die Sprechhandlung in ihrem Vollzug als Rede und Widerrede und als Hervorbringung eines sinnlich wahrnehmbaren wie auch sinnhaften Ganzen eröffnen den Blick auf das Wesen der Sprache. Jedes Sprechen ist zugleich ein Verwenden wie auch ein Erzeugen der Sprache.

Erst im Individuum erhält die Sprache ihre letzte Bestimmtheit. Keiner denkt bei einem Wort genau das, was der andere denkt, und die noch so kleine Verschiedenheit zittert, wie ein Kreis im Wasser, durch die ganze Sprache fort. Alles Verstehen ist daher immer zugleich ein Nicht-Verstehen, alle Übereinstimmung in Gedanken und Gefühlen zugleich ein Auseinandergehen (vgl. v. Humboldt 1835 / 1994: 439).

Die Sprache als solche ist aber kein Erzeugnis der menschlichen Tätigkeiten. Dies ist nur bei den bestimmten Sprachen der Fall, den National- oder Volkssprachen, den Soziolekten oder Dialekten. Sie sind das Produkt der Kommunikation in menschlichen Gemeinschaften. Die Sprache als solche, also Sprach- und Sprechfähigkeit, ihre organische und intellektuelle Ausstattung, ist eine anthropologische Eigenschaft. Sie ist den Menschen in der gleichen Weise natürlich und vorgegeben wie die Instinkte den Tieren. Die Sprache dient der menschlichen Verständigung, aber Verständigung ist nicht ihr vornehmster Zweck. Dieser besteht darin, dass sie den Gedanken, Wahrnehmungen und Empfindungen zu einem sinnlich wahrnehmbaren Ausdruck verhilft und ihrerseits Gedanken, Wahrnehmungen und Empfindungen bewirken und anregen kann. Diese drei Zwecke, die Verständigungsfunktion, die Ausdrucksfunktion wie die Wirkfunktion, sind nur gemeinsam zu verwirklichen. Sprache dient der Weltaneignung wie der Weltorientierung. Sie tritt zwischen die Menschen und die Dinge, sie schafft Distanz und damit die Möglichkeit, dass sich die Menschen von dem direkten Bezug zu den Dingen lösen und Vernunft ausbilden können. Welt ist dem Menschen nur dann verfügbar, wenn sie eine in Sprache verwandelte Welt ist (vgl. v. Humboldt 1829 / 1994: 151). Es gibt keine sprachlose Welt. Sprache vermittelt zwischen der Subjektivität der Menschen und der Objektivität der Welt, sie ist Mittlerin zwischen Mensch und Welt. Von daher ist die menschliche Sprachfähigkeit, die Fähigkeit, Inneres und Äußeres, Gedanken und äußere Gegenstände durch ein sinnliches Medium zu erzeugen, welches zugleich das Werk der Menschen wie auch Ausdruck der Welt ist. Nicht zufällig fällt hier das Wort ›Medium‹, und nicht zufällig hat dieses Medium der Sprache die Bedeutung der ›Mitte‹ – das Wort Medium hat traditionell die beiden Bedeutungen Mittel und Mitte. Wir müssen es an dieser Stelle leider bei dieser knappen Exposition der Humboldt’schen Sprachphilosophie belassen. Wenn man aber diese Begrifflichkeiten, die Humboldt über die Vermittlung durch Herder von Aristoteles übernahm, in die heutige soziologische Fachsprache übersetzt, dann wird ihre Aktualität gerade für die Soziologie offenkundig. Viele Gegensatzpaare, mit denen die Soziologie zu kämpfen hat wie diejenige von Handlung und Norm, von Handlung und Kultur, von Handlung und Wissen, wurden von Humboldt auf einem anderen Felde schon analysiert und auch seine Lösungen für eine Aufhebung dieser Dichotomien stehen hinter dem Niveau der heutigen Soziologie keinesfalls zurück.

1.5 Kommunikation als Semiose

Im Mittelpunkt der Semiotik von Charles Sanders Peirce steht nicht das singuläre Zeichen, sondern der semiotische Prozess oder kurz die Semiose. Nach Peirce stellt ein Zeichen eine triadische Relation dar, die einen Interpretationsprozess auslöst. Semiose ist der Prozess, durch den ein Zeichen auf seinen Interpreten einen Effekt ausübt. Kommunikation – diesen Terminus selbst wählt Peirce nicht – zwischen Menschen ist eine Form eines solchen semiotischen Prozesses. Die menschliche Kommunikation stellt aber nur einen Teil eines die gesamte Natur und Kultur umfassenden semiotischen Prozesses dar.

Was versteht Peirce nun unter Zeichen? Manches Mal bezeichnet er Zeichen als eine triadische Relation von Repräsentamen (oder Zeichen im engeren Sinn), dem Objekt, wofür das Repräsentamen steht, und dem Interpretanten, der sich auf die Relation von Objekt und Repräsentamen bezieht. In diesem Sinne sind Zeichen eine dreifache Verbindung zwischen dem Zeichen (im engeren Sinne), der bezeichneten Sache und dem Interpretanten. Manches Mal bezeichnet er auch nur das Repräsentamen oder Zeichen im engeren Sinne als Zeichen. Oder wie er selbst schreibt:

»Ein Zeichen oder ein Repräsentamen ist ein Erstes, das in einer solchen genuinen triadischen Relation zu einem Zweiten, das sein Objekt genannt wird, steht, dass es fähig ist, ein Drittes, das sein Interpretant genannt wird, zu bestimmen, und zwar dahingehend, dieselbe triadische Relation zu seinem Objekt anzunehmen, in der es selbst zu diesem selben Objekt steht […].« (Peirce 1987, Bd. 2: 274 (CP 2.274), zit. nach Schönrich 1999: 20)

Zeichen stellen eine Relation dar oder sie sind Element einer Relation. Und diese Relation ist eine dreifache von Repräsentamen, Interpretant und Objekt. Repräsentamen sind die beobachtbaren Dinge, die sich auf etwas beziehen, Objekte sind die Dinge, die durch ein Repräsentamen repräsentiert werden, Interpretanten stellen das interpretierende Bewusstsein dar, welches die Bezeichnungsrelation von Repräsentamen und Objekt interpretiert. Ein Zeichen liegt nur in einer solchen triadischen Relation vor, also immer und nur dann, wenn die Bezeichnungsrelation von Repräsentamen und Objekt von einem Interpretanten interpretiert wird.

Semiose ist ein endloser Prozess, in welchem Zeichen in Zeichen übersetzt werden. Denn ein Zeichen ist darauf angewiesen, dass es von einem Interpretanten bestimmt wird, der von einem weiteren Interpretanten wiederum als Repräsentamen identifiziert wird und somit Glied einer weiteren triadischen Relation ist. Ein Zeichen kann niemals alleine stehen, sondern ist nur Zeichen in einem Zeichenprozess, der immer wieder neue triadische Glieder generiert. Wenn man Kommunikation als einen semiotischen Prozess interpretiert, dann werden natürlich auch die ›Empfänger‹ und ›Sender‹ Glieder in diesem Prozess – sie werden zu Zeichen.

Von besonderer Relevanz in dieser Zeichensystematik ist die mittlere Spalte, da hier ein sehr vielseitiger Begriff auftaucht, der für die Soziologie von besonderer Relevanz ist. Symbole stellen nach Peirce eine Unterklasse von Zeichen dar, und zwar solcher Zeichen, deren Bedeutung auf Konventionalität bzw. auf Gewohnheit zurückzuführen ist. Ein Symbol ist ein Zeichen, dessen Eignung, das zu repräsentieren, was es repräsentiert, allein aus der Tatsache resultiert, dass es eine Regel, eine Gewohnheit oder gar eine Disposition gibt, dass das Zeichen so interpretiert wird. Wichtiger noch als die Konventionalität ist, dass das Symbol in einer Sprachgemeinschaft nach einer allgemeinen Regel gebraucht wird. Peirce hebt damit den Gewohnheits- oder Gesetzesaspekt hervor, der für die Interpretation von etwas als Symbol konstitutiv ist. In der Soziologie trifft man hingegen häufiger einen Symbolbegriff an, der auf die Konnotativität des Symbols verweist. Zeichen werden zu Symbolen, wenn sie neben ihrer primären Bedeutung eine sekundäre, konnotative Bedeutungsebene aufweisen.


Abb. 1.4: Die Systematik der Zeichen nach Peirce

1.6 Sprache und Sprechen

Der Einfluss von Ferdinand de Saussure auf die gesamte Wissenschafts- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts kann schwerlich überschätzt werden. Er selbst war maßgeblich beeinflusst von einem der großen Gründerväter der Soziologie, nämlich von Émile Durkheim. Saussure fasst die Semiologie als Wissenschaft von den Zeichen als Zweig einer übergeordneten Sozialpsychologie. Die Sprache nimmt unter den Zeichensystemen eine herausragende Stellung ein; sie ist das komplexeste Zeichensystem, da es auf völlig arbiträren Zeichen beruht und damit den semiologischen Prozess in besonderer Weise kenntlich machen kann.

Der Einfluss von Durkheim wird in einigen der folgenden Punkte deutlich, mit denen Saussure die Merkmale der Sprache beschreibt (nach Wunderli 1981):

(1)Sprache ist eine soziale Institution;
(2)Immutabilität: Die Sprachzeichen sind für die Individuen unveränderlich;
(3)Völlige Arbitrarität;
(4)Die Sprachzeichen sind nur durch das Sprachsystem bestimmt;
(5)Produktivität: Mit einem begrenzten Zeicheninventar lassen sich unbegrenzt viele Nachrichten produzieren;
(6)Akustische Manifestation der Zeichen.

Von besonderer Bedeutung ist die These von der völligen Arbitrarität sprachlicher Zeichen. Auch moderne soziologische Zeichentheorien legen sie zugrunde. Nach Saussure weisen Zeichen eine bilaterale, dyadische Struktur auf. Das Zeichen bezeichnet ein Ganzes, welches ein Signifikat und einen Signifikanten enthält. Der Signifikant ist das Lautbild, das Signifikat die Vorstellung. Das Zeichen ›Fußball‹ weist also zum einen das phonetische Lautbild Fußball, zum anderen die Vorstellung eines Fußballes auf.

Die These von der Arbitrarität von Zeichen betrifft nun nicht, wie häufig unterstellt, den Zusammenhang von Zeichen und Referenzobjekt – dieser Zusammenhang ist von Saussures dyadischer Zeichenlehre nicht erfasst. Zeichen sind deshalb arbiträr, weil jeglicher Zusammenhang zwischen Signifikant und Signifikat, dem Lautbild und der Vorstellung nicht natürlich, d. h. konventionell ist. Es gibt beispielsweise keinen sachlichen, sondern nur einen konventionellen Grund, die Vorstellung eines Fußballes, also das Signifikat, mit dem Lautbild / fußball/, also dem Signifikanten, in einem Zeichenelement zusammenzustellen.

»Das Band, welches das Bezeichnete mit der Bezeichnung verknüpft, ist beliebig; und da wir unter Zeichen das durch die assoziative Verbindung einer Bezeichnung mit einem Bezeichneten erzeugte Ganze verstehen, können wir dafür auch einfacher sagen: Das sprachliche Zeichen ist beliebig. So ist die Vorstellung ›Schwester‹ durch keinerlei innere Beziehung mit der Lautfolge / schwester / verbunden, die ihr als Bezeichnung dient; sie könnte ebensowohl dargestellt sein durch irgendeine andere Lautfolge [….].« (Saussure 1967: 79; Hervorh. weggel.)


Abb. 1.5: Saussures Bilateralität des Zeichens (nach Nöth 2000: 74)

Arbiträr heißt auch nicht, dass der Zusammenhang zwischen dem Bezeichneten und dem Bezeichnenden ein willkürlicher wäre. Das ist nach Saussure völlig ausgeschlossen, denn die Sprache ist trotz aller Konventionalität den Individuen vorgegeben und sozial verbindlich. Zeichen sind soziale Tatsachen. Signifikat und Signifikant müssen also als kollektive Vorstellungen bzw. als kollektive Lautbilder betrachtet werden. Wenn die Bezeichnung, also der Signifikant, hinsichtlich der Vorstellung, also des Bezeichneten, auch als arbiträr oder frei gewählt erscheint, so ist sie in Bezug auf die Sprachgemeinschaft unveränderlich. Es ist auf den ersten Blick natürlich erstaunlich, dass Saussure aus der Definition des Zeichens jeglichen Verweis auf den Gegenstand, auf den das Zeichen referiert, tilgt. Sprachliche Zeichen verbinden nicht eine Sache, ein Objekt mit einem Namen, so wie dies traditionell in der Semiotik gedacht wurde, sondern sie verbinden nach Saussure eine Vorstellung mit einem Lautbild. Mit dieser These wird Saussure zum Begründer der strukturalistischen Wissenschaftsauffassung, denn sie besagt, dass Zeichen nur intern, innerhalb des Systems der Zeichen in Differenz zu anderen Zeichen (anderen Signifikaten und Signifikanten) gebildet werden. Die Bezugnahme auf ein Referenzobjekt ist nicht konstitutiv, da erst Zeichen vorliegen müssen, damit wir in der ansonsten amorphen Welt Objekte unterscheiden können. Das Signifikat ist nach Saussure auch nicht Ausdruck einer mentalen Vorstellung, einer Idee, die vor den Zeichen schon vorhanden sein könnte, sondern es erschließt sich nur aus dem Spiel der Differenzen im System der Sprache. Die Bedeutung von Zeichen ist also weder auf mentale noch auf reale Objekte zurückzuführen. Sie verdanken sich ihrer Stellung im System aller anderen Zeichen einer Sprache.

Die Auffassung der Sprache als ein in sich geschlossenes, auf intern konstituierten Differenzen aufruhendes System von Zeichen führt dazu, dass Saussure der Sprachwissenschaft einen genuinen Gegenstand gibt. Es ist die Sprache, nicht das Sprechen. Es ist die Sprache im Sinne der ›langue‹, die synchron in ihren Strukturen und Formen zu beschreiben ist. Die ›parole‹ im Sinne des Sprechens oder allgemein im Sinne eines jeglichen Gebrauchs der Sprache wird aus dem Focus der Sprachwissenschaft ausgeschlossen. Damit wurde zum ersten Mal ein Prinzip formuliert, welches auch für die Soziologie eine weit über die Sprache hinausgehende Relevanz hat. Die Sprache wird als ein in sich geschlossenes Bedeutungs- und Regelsystem aufgefasst, das Sprechen hingegen als eine pure Anwendung dieses Systems. In der Folge konnten dann auch andere ›Systeme‹, in erster Linie die ›Kultur‹ als Realität sui generis konzipiert werden. Saussures dyadische Semiologie hat in der Soziologie wesentlich stärkeren Einfluss gehabt als die triadische Semiotik von Peirce.

1.7 Sprache als Organon

Karl Bühlers Organonmodell der Sprache ist Ausgangspunkt vieler soziologischer und kommunikationswissenschaftlicher Überlegungen. Das Organonmodell stellt die drei verschiedenen Funktionen dar, die ein sprachliches Zeichen haben kann:


Abb. 1.6: Das Organonmodell der Sprache nach Karl Bühler

(modifiziert nach Bühler 1934 / 1982:28)

Lassen wir zunächst einmal Bühler selbst zur Sprache kommen. Die semantischen Funktionen des Sprachzeichens bestehen in folgenden:

»[Das Sprachzeichen, R. S.] ist Symbol kraft seiner Zuordnung zu Gegenständen und Sachverhalten, Symptom (Anzeichen, Indicium) kraft seiner Abhängigkeit vom Sender, dessen Innerlichkeit es ausdrückt, und Signal kraft seines Appells an den Hörer, dessen äußeres oder inneres Verhalten es steuert wie andere Verkehrszeichen.« (Bühler 1934 / 1982: 28; Hervorh. weggel.)

Bühler konzipiert sprachliche Zeichen als ›organon‹, mit dessen Hilfe ein Sender einem Empfänger etwas über etwas mitteilen kann. Sie werden also aus einer kommunikationstheoretischen Perspektive konzipiert und weisen entsprechend drei Relationen oder Dimensionen auf. Sie sind als Symptom anzusehen, weil ein Sender sich ihrer bedient, um etwas auszudrücken, sie tragen einen Signalcharakter, weil sie einen Empfänger beeinflussen oder gar steuern sollen, und sie sind schließlich Symbol deshalb, weil sie über Gegenstände oder Sachverhalte in der Welt informieren, sich auf sie beziehen, sie repräsentieren oder wie immer man diese Funktion genauer definieren will. Zeichen oder allgemein kommunikative Ausdrücke dienen also dazu, Intentionen eines Sprechers zum Ausdruck zu bringen, Sachverhalte darzustellen und Beziehungen mit einem Adressaten einzugehen.

1.8 Funktionen von Kommunikation

Die Kommunikationstheorie des Linguisten und Semiotikers Roman Jakobson ist seit der Rezeption durch den Strukturfunktionalismus für die Soziologie eine maßgebliche Inspirationsquelle. Linguistik als die Wissenschaft von der Erforschung verbaler Kommunikation und Semiotik als die auf die Linguistik übergreifende Wissenschaft von der Erforschung jeder beliebigen Zeichenbotschaft sind nach Jakobson nur Teilgebiete einer allgemeinen Kommunikationswissenschaft, die er als ›Sozialanthropologie mit Ökonomie‹ bezeichnet. Diese hat jeglichen zwischenmenschlichen Tausch von Informationen und Waren zum Gegenstand (vgl. Jakobson 1973: 36). Als Vertreter der Soziologie ist man natürlich geneigt, diesen übergreifenden, integrativen Status seiner Wissenschaft zuzusprechen.

Das Kommunikationsmodell von Jakobson stellt einer Erweiterung des Organon-Modells von Bühler dar. Er beschreibt es folgendermaßen:

»Der SENDER sendet eine BOTSCHAFT an einen EMPFÄNGER. Um wirksam sein zu können, benötigt die Botschaft einen KONTEXT, auf den sie sich bezieht (›Referent‹ in einer anderen, etwas ambigen Terminologie): Dieser Kontext muss dem Empfänger verständlich sein und entweder verbaler oder verbalisierbarer Art sein. Ferner gibt es einen KODE, der vollständig oder zumindest teilweise dem Sender und Empfänger (oder i. a.W. dem Kodierer und dem Dekodierer der Botschaft) gemeinsam sein muss. Schließlich ermöglicht es ein KONTAKT, ein physikalischer Kanal und eine psychologische Verbindung zwischen dem Sender und dem Empfänger, dass beide in Verbindung treten und die Kommunikation aufrechterhalten.« (Jakobson / Halle 1960: 353, zitiert nach Nöth 2000: 105)

Jakobsons Kommunikationstheorie hat den Vorteil, dass sie die Funktionen, die Kommunikation haben kann, sorgfältig und differenziert zu bestimmen und diese verschiedenen Kommunikationsformen zuzuordnen vermag. Dabei übernimmt er das Dominanzprinzip von Bühler, welches besagt, dass Kommunikationen zwar multifunktional sind, aber nur jeweils eine Funktion in einer spezifischen Kommunikation dominant ist. Eine Funktion ist jeweils dominant, die anderen treten in den Hintergrund, können aber ihrerseits die dominante ablösen. Jakobson benennt folgende Funktionen (nach Nöth 2000: 105 f.):

 Referentielle Funktion: Diese dominiert, wenn die Kommunikationsteilnehmer auf den Kontext, den Referenten gerichtet sind (Beispiel: deskriptive Texte, Nachrichten etc.);

 Expressive oder Emotive Funktion: Diese dominiert, wenn es um die Einstellung des Senders zum Text oder zur Rede geht und weniger um deren Inhalt (Beispiel: Emphasen etc.);

 Konative Funktion: Diese dominiert, wenn es primär um einen Appell an den Empfänger der Botschaft geht (Beispiel: Aufrufe, Befehle etc.);

 Phatische Funktion: Diese dominiert, wenn es um die Herstellung von gemeinschaftlichen Beziehungen zwischen den Kommunikationsteilnehmern geht (Beispiel: Grußformeln etc.);

 Metalinguistische Funktion: Diese dominiert, wenn es um eine Kommunikation über die Kommunikation und deren Sprache geht (Beispiel:»Was meinst du?« etc.);

 Poetische Funktion: Diese dominiert, wenn die Einstellung der Kommunikationsteilnehmer in erster Linie auf die Botschaft selbst gerichtet ist.

1.9 Syntax, Semantik und Pragmatik

Endgültig seit Charles Morris (1938) werden drei Dimensionen von Zeichen oder Symbolen unterschieden. Zeichen oder Symbole beziehen sich auf außersprachliche oder sprachliche Gegenstände, sie referieren oder verweisen auf etwas, sie bedeuten etwas. Dies ist die semantische Dimension. Entsprechend analysiert die Semantik die Bedeutung von Zeichen oder Symbolen. Diese beziehen sich aber nicht nur auf etwas, sondern sie stehen auch in Relation zu anderen Zeichen. So können, wie wir alle wissen, z. B. nur bestimmte Zeichen miteinander kombiniert werden, um grammatisch korrekte und verständliche Aussagen zu produzieren. Eine Aussage wie z. B. ›Peter Doris London reisen und‹ würde von keinem ›native speaker‹ des Deutschen als grammatisch korrekte Aussage bewertet werden. Diese Dimension wird als syntaktische bezeichnet. Dementsprechend untersucht die Syntax oder Syntaktik die Regeln, nach denen Zeichen in unterschiedlichen Sprachen miteinander kombiniert werden können. Die dritte Dimension schließlich betrifft die Beziehung zwischen den Zeichen und den Zeichenbenutzern. Es handelt sich um die pragmatische Dimension. Die Pragmatik untersucht, wie Zeichen von Zeichenbenutzern verwendet werden oder was die Zeichenbenutzer mit bestimmten Verwendungsweisen intendieren.


Abb. 1.7: Dimensionen sprachlicher Zeichen nach Morris

1.10 Hermeneutik und Kommunikation

Nach der sprachphilosophischen Tradition, wie sie hier durch Wilhelm von Humboldt repräsentiert wird, und der semiotischen bzw. semiologischen Tradition, wie sie durch Peirce und Saussure, Jakobson und Morris vertreten wird, kommen wir nun zur dritten großen Theoriegruppe, der Hermeneutik. Die Hermeneutik als die Kunst des Verstehens oder die Lehre der Interpretation ist eine sehr alte Wissenschaft, die sich im Zusammenhang mit der Exegese vormals religiöser, dann der vertexteten Kommunikation im Allgemeinen ausbildete. In all ihren vielen verschiedenen Spielarten ist die Hermeneutik eine Reaktion auf die Nichteindeutigkeit der Bedeutungsstruktur schriftlich verfasster Texte. Hermes, in der antiken Götterwelt der Überbringer und Künder von Botschaften, war bewandert in der Kunst der Interpretation und Übersetzung von kryptischen Zeichen. Er galt als Erfinder von Sprache und Schrift.

Die Hermeneutik hat natürlich vielfach Umbrüche erfahren. Auf eine antike und eine jüdische Hermeneutik folgte eine mittelalterliche, christlich geprägte Hermeneutik, deren Lehre von dem vierfachen Schriftsinn als exemplarisch angesehen werden kann. Die Heilige Schrift, so die Überlegung, weist verschiedene Sinnschichten auf. Die erste Stufe befasst sich mit dem ›Cortex‹, der Oberflächenstruktur von Texten. Sie zu erfassen ist Aufgabe der Grammatik (littera) und der Semantik (sensus), die sich mit dem wörtlichen und historischen Sinn der Aussagen beschäftigt. Die Tiefenstruktur von Texten (Nucleus), in welcher sich erst der spirituelle Sinn manifestiert, liegt in drei Arten vor, im tropologischen Sinn, der auf den Sinn der Schrift für das Leben jedes einzelnen Gläubigen zielt, im allegorischen Sinn, der auf Christus und die Kirche gerichtet ist, und im anagogischen Sinn, der sich auf die himmlischen Mysterien und das Leben im Jenseits bezieht.

Die moderne Hermeneutik beginnt im 19. Jahrhundert mit Friedrich Schleiermacher und Wilhelm Dilthey im Übergang von einer theologischen zu einer philologischen Hermeneutik. Beide befassen sich intensiv mit der Zirkularität des Verstehens. Diese wird als ›hermeneutischer Zirkel‹ bezeichnet und stellt neben anderen Postulaten eines der wesentlichen Argumente der Hermeneutik in der Begründung einer von den Methoden und Erkenntniszielen der Naturwissenschaften deutlich unterschiedenen Geisteswissenschaft dar. Es gibt den Zirkel in zwei Varianten. Die erste Variante macht darauf aufmerksam, dass sich die Bedeutung eines Teils immer nur im Gesamtkontext eines Ganzen erschließt und das Ganze nur aus seinen Teilen verstanden werden kann. Die Bedeutung eines Wortes erschließt sich nur aus dem Zusammenhang des Satzes und die des Satzes nur aus der Kenntnis der einzelnen Worte. Damit sind die logischen Verfahren, mit denen die Naturwissenschaften arbeiten, nämlich der Deduktion als dem logischen Schluss vom Allgemeinen auf das Besondere und der Induktion als dem logischen Schluss vom Besonderen auf das Allgemeine, auf dem Gebiete des hermeneutischen Verstehens eben nicht anwendbar. Verstehen ist weder Induktion noch Deduktion.

Die zweite Variante des hermeneutischen Zirkels hebt darauf ab, dass jedes Verständnis eines Textes von einem Vorverständnis abhängt. Jede Interpretation ordnet einen Text in ein Vorverständnis des Textes ein. Passt es, so müssen weder Vorverständnis noch Textverständnis revidiert werden. Widerspricht die Interpretation hingegen gewissen Erwartungen, so ist der Interpret gehalten, sein Vorverständnis oder sein Textverständnis zu revidieren.

Die Hermeneutik versteht sich nicht als Kommunikationstheorie. Weshalb haben wir sie als eine der maßgeblichen Referenztheorien einer jeden soziologischen Kommunikationstheorie angeführt? Nun, alle diese Kommunikationstheorien sehen eine Position des Interpreten vor, ob als Empfänger oder Rezipient, als ›Verstehensakt‹ oder ›Schema‹. Kommunikationstheorien müssen also darüber Auskunft geben können, wie ›Verstehen‹ verstanden werden kann, und in all den Positionen, die wir behandeln werden, wird implizit oder explizit der hermeneutische Zirkel in der einen oder anderen Variante eine maßgebliche Rolle spielen. Aber sicherlich gilt auch: Kommunikationstheorien können sich nicht auf hermeneutische Theorien reduzieren, Kommunikation erschöpft sich nicht im Verstehen.

1.11 Sprachsoziologie und Soziolinguistik

Zwischen der Sprachsoziologie und der Soziolinguistik lässt sich kaum differenzieren, zu eng sind beide Subdisziplinen miteinander verwoben (vgl. Dittmar 1980, Grimshaw 1987, Hymes 1974 u.1979, Murray 1998). Der zentrale Untersuchungsgegenstand der Linguistik ist die Sprache als ein abstraktes System, ihre grundlegende Untersuchungseinheit ist der Satz, vornehmlich der Aussagesatz. Der Gegenstand der Soziolinguistik geht über diese Ebene hinaus. Ihr Untersuchungsgegenstand sind nicht einfache Sätze, sondern Satzfolgen und Aussagesequenzen in Gesprächen und Konversationen. Je nach wissenschaftlicher Ausrichtung spielen auch weitere soziale Kontexte des Sprechens eine große Rolle. Das Sprechen wird in seinen Wechselbeziehungen zu bestimmten sozialen Positionen oder sozioökonomischen Kategorien wie Klassen, Geschlecht, Generationen oder Ethnien bestimmt. Wie macht sich zum Beispiel die Zugehörigkeit von Menschen zu unterschiedlichen sozialen Klassen oder ethnischen Gruppen in deren sprachlichen Performanzen und Kompetenzen bemerkbar und, vice versa, wie wirken sich diese unterschiedlichen Performanzen und Kompetenzen auf die Reproduktion gesellschaftlicher Differenzierungen aus? Besonders bekannt sind die Arbeiten von Basil Bernstein (vgl. Bernstein 1972) zu den klassenabhängigen Sprachcodes oder von William Labov (vgl. Labov 1982) zu den Sprachstilen unterschiedlicher ethnischer Gruppen. Werden solche Variablen wie sprachliches Verhalten einerseits, soziale Kategorien andererseits aufeinander bezogen, so kann man von einem variablensoziologischen Ansatz in der Soziolinguistik sprechen – er stellt soziale Strukturen und sprachliche Performanzen oder Kompetenzen als unabhängige und abhängige Variable (manchmal auch in umgekehrten Rollen) in ein Verhältnis. Davon ist der interpretative Ansatz zu unterscheiden, dem insbesondere Dell Hymes (vgl. Hymes 1979) Untersuchungen zu einer ›Ethnografie der Kommunikation‹ bzw. einer Ethnografie des Sprechens und John J. Gumperz (vgl. Gumperz 1982a) interaktionale Soziolinguistik zuzuordnen sind. Diesen geht es nicht um Relationen und Korrelationen zwischen sozialen Strukturen und sprachlichem Verhalten, sondern sie fassen die soziale Welt selbst als eine kommunikative, sprachliche Welt auf. Die soziale Wirklichkeit ist keine außersprachliche, und die Sprache selbst ist keine asoziale. Sie untersuchen, wie durch kommunikatives Handeln soziale Strukturen produziert und reproduziert werden – und vice versa. Einen entsprechenden Gestaltwechsel vollzieht auch die Sprachsoziologie im engeren Sinne von einem älteren, kulturalistisch geprägten Ansatz (vgl. Weisgerber 1931), der Sprache als kulturelle Objektivation auffasst, über einen von der Soziologie von Talcott Parsons beeinflussten Ansatz (vgl. Fishman 1972), der das Verhältnis von Sprache einerseits, Handeln und Verhalten andererseits zum Forschungsgegenstand hat, zu solchen Ansätzen, die Sprechen als ein soziales Handeln konzipieren. Die verschiedenen soziolinguistischen bzw. sprachsoziologischen Ansätze reichen also von kompetenztheoretisch orientierten Ansätzen wie etwa demjenigen von Labov, die von der kommunikativen Bedeutung sprachlicher Merkmale abstrahieren und Sprachäußerungen mit sozialen Merkmalen der Sprecher korrelieren bis hin zu interaktionistischen Positionen, die in der Sprache ein Mittel zur Herstellung sozialer Ordnung erblicken und das Herstellen dieser Ordnung im Medium der Sprache und des Sprechens aufzeigen wollen (vgl. Schwitalla 1992). Auf den folgenden Seiten stellen wir diese Ansätze kurz im Einzelnen vor:

Soziosemantische Ansätze werden durch die berühmten Arbeiten von Basil Bernstein repräsentiert. Bernstein unterscheidet zwei Weisen des Sprachverhaltens, ein kontextabhängiges, partikularistisches, in seinen Möglichkeiten restringiertes sprachliches Verhalten, und ein universalistisches, elaboriertes. Diese werden in Beziehung zu einer dualistisch aufgefassten Sozialstruktur gesetzt, die sich in eine Arbeiter- und eine Mittelschicht aufgliedert. Bernstein formuliert kausale Hypothesen über den Zusammenhang beider Faktoren. Dabei greift er auf den Begriff des Codes zurück, der in etwa der ›langue‹ im Sinne Saussures entspricht. Neben einem allgemeinen Code einer Nationalsprache gibt es verschiedene Sub- oder Sprechercodes, die diesen allgemeinen Code verwenden. Die Differenzen zwischen den verschiedenen Sprechercodes sind darauf zurückzuführen, dass die Individuen bzw. Gruppen vornehmlich in Prozessen der primären Sozialisation unterschiedliche Selektionen aus dem allgemeinen Code treffen. Bernstein stellt in seinen Untersuchungen die Codes der Arbeiter- und der bürgerlichen Mittelschicht gegenüber. Die Mitglieder der Arbeiterschicht verfügen vornehmlich nur über einen restringierten Code, die Mitglieder der Mittelschicht hingegen vornehmlich über einen elaborierten Code. Der restringierte Code wird im Vergleich zu dem elaborierten Code als defizitär aufgefasst. Ein früherer Aufsatz (vgl. Bernstein 1961) stellt folgende Eigenschaften des elaborierten und des restringierten Codes heraus:

Der elaborierte Code ist z. B. gekennzeichnet durch folgende Eigenschaften:

 Das, was gesagt wird, wird durch die Syntax und Grammatik genau reguliert.

 Häufiger Gebrauch von Präpositionen.

 Häufiger Gebrauch des Personalpronomems der 1. Person Singular.

 Unterschiedliche Auswahl aus einer Reihe von Adjektiven und Adverbien.

 Grammatisch komplexe Satzkonstruktionen, besonders durch die Verwendung von Konjunktionen und Nebensätzen.

Der restringierte Code hingegen weist folgende Merkmale auf:

 Kurze, grammatisch einfache Sätze, die häufig unvollendet bleiben.

 Einfacher Gebrauch von Konjunktionen.

 Geringer Gebrauch von untergeordneten Sätzen.

 Starrer und begrenzter Gebrauch von Adjektiven und Adverbien.

 Dominanz impliziter Bedeutungen.

Untersuchungen in der Tradition der korrelativen Soziolinguistik stellen bestimmte soziale Faktoren mit bestimmten sprachlichen Verhaltensmustern in Beziehung. Für diese Tradition stehen in erster Linie die Arbeiten von William Labov (vgl. Labov 1980a, 1980b u. 1982). Labov stellt statistische Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen den Sprachstilen einerseits, sozialen, askriptiven Merkmalen wie der Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppen, Alterskohorten, Geschlechts- und Schichtzugehörigkeiten andererseits an, um anhand von so genannten Variablenregeln die Soziolekte zu identifizieren, mithilfe derer sich Sprecher in spezifischen Situationen miteinander verständigen. Im Unterschied zu Bernstein vertritt Labov nicht die Auffassung, dass die unterschiedlichen Soziolekte auf unterschiedliche kognitive Vermögen schließen lassen. Er stellt der Defizithypothese Bernsteins die Differenzhypothese entgegen. Die korrelative Soziolinguistik ist nicht an der kommunikativen Bedeutung von sprachlichen Elementen interessiert, sondern an den differenten Sprachstilen von Sprechern unterschiedlicher Sprachvarianten.

Die Sprachsoziologie untersucht, welche sozialen Gruppen welche Sprachvarianten in welchen sozialen Situationen sprechen, wie diese Sprachvarianten in und zwischen den Gruppen bewertet werden und wie der soziale Wandel sich im sprachlichen Wandel reflektiert. Neben der klassischen, strukturfunktionalistisch geprägten Forschungsrichtung, wie sie z. B. von Fishman (vgl. Fishman 1972) repräsentiert wird, sei für die deutschsprachige Soziologie insbesondere auf die interaktionistische Sprachsoziologie von Schütze (vgl. Schütze 1975) verwiesen.

Eine wichtige Stellung in der Phalanx der verschiedenen Ansätze nimmt die schon erwähnte und dargestellte Ethnografie des Sprechens ein, wie sie von Hymes und Gumperz (vgl. Kap. 5) herausragend repräsentiert wird. Die Ethnografie des Sprechens setzt eine pragmatische Sprachauffassung in der Soziolinguistik durch. Das Sprechen selbst wird als soziales Handeln, als eine soziale Praxis thematisiert, Sprache als ein Interaktionsmedium, in welchem Sprecher auf der Basis von geteilten Normen und kulturellem Wissen ihre sozialen Beziehungen ordnen.

Und schließlich ist als weiterer Meilenstein die Konversationsanalyse zu nennen, der wir ein eigenes Kapitel widmen. Ihr Interesse gilt den Konstruktionen sozialer und kommunikativer Ordnung im Vollzug von alltäglichen und institutionellen Konversationen, die eine unaufhebbare Indexikalität aufweisen und die Sprecher und Hörer deshalb dazu zwingen, sich durch ein entsprechendes ›accounting‹ verstehbar zu machen.

Diesen sprachsoziologischen oder soziolinguistischen Ansätzen ist trotz ihrer Heterogenität die Auffassung gemeinsam, dass Sprache eine soziale Entität darstellt, die in ihrem Gebrauch zu studieren ist. Sie wenden sich gegen solch idealisierte Auffassungen von der Sprache, wie sie etwa in der die Linguistik dominierenden Transformationsgrammatik von Chomsky (1992) zu Grunde gelegt wird. Die Sprache besteht der Soziolinguistik zufolge nicht aus eindeutigen und einheitlichen phonetischen, syntaktischen und lexikalischen Strukturen, sondern aus variablen Komponenten, die in ihrer sozialen Bedingtheit zu erfassen sind.

1.12 Zwischenbilanz

Ziehen wir zum Abschluss dieses Kapitels ein kurzes Resümee im Hinblick auf eine soziologische Kommunikationstheorie. Diese kann angesichts ihrer umfassenden Ansprüche sich nicht auf eine hermeneutische Position, also eine Position des Verstehens oder der Interpretation beschränken. Sie kann sich auch nicht, wie manche sprachphilosophischen Theorien, vornehmlich auf den Sprecher, den vermeintlichen Produzenten von kommunikativen Akten reduzieren. Und sie kann sich auch nicht allein auf das Medium der Sprache konzentrieren. Eine soziologische Kommunikationstheorie muss alle drei Komponenten aufeinander beziehen. Die Hermeneutik, die Linguistik, Sprachphilosophie und Semiotik stellen in kommunikationssoziologischer Hinsicht gleichsam Prototheorien dar. Sie rücken nur einen Aspekt des kommunikativen Geschehens in den Vordergrund. Entweder befassen sie sich, wie die Hermeneutik, mit dem Verstehen. Oder sie setzen am Pol des Sendens an, fragen also nach den kommunikativen Kompetenzen eines Sprechers. Oder sie untersuchen vornehmlich den Kanal, die Botschaft, den Code oder allgemeiner das Medium der Kommunikation, die Zeichen und die Sprache. Diese einflussreichen theoretischen Strömungen abstrahieren also von dem Kommunikationsprozess als solchem und spezialisieren sich auf gewisse Aspekte. Die Soziologie hingegen strebt eine integrale, alle Komponenten des Kommunikationsprozesses umfassende Theorie an.

Lektüreempfehlungen:

Sprachwissenschaftliche und sprachwissenschafilicher Klassiker, die einen großen Einfluss auf die Soziologie haben, sind:

Bühler, Karl (1934 / 1982): Sprachtheorie. Jena 1934 (zit. nach dem Neudruck: Karl Bühler: Sprachtheorie. Stuttgart, New York 1982).

Humboldt, Wilhelm von (1835 / 1994): Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluss auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts. In: ders.: Schriften zur Sprachphilosophie (Werke in 5 Bänden, Bd. 3). Darmstadt.

Hymes, Dell (1981): Die Ethnographie des Sprechens. In: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hg.): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit. 5. Aufl. Opladen, S. 338-456.

Saussure, Ferdinand de (1967): Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. Berlin. (2. Aufl.)

Theoriegeschichtliche Grundlagen der Soziologie, Sprachphilosophie und Sprachtheorie präsentieren:

Grewendorf, Günther (1995): Sprache als Organ, Sprache als Lebensform. Frankfurt am Main.

Krämer, Sybille (2002): Gibt es eine Sprache hinter dem Sprechen? Frankfurt am Main.

Schneider, Wolfgang Ludwig (1994): Die Beobachtung von Kommunikation. Zur kommunikativen Konstruktion sozialen Handelns. Opladen.

Schneider, Wolfgang Ludwig (2002): Grundlagen der soziologischen Theorie. 2 Bände. Wiesbaden.

In die Medien- und Kommunikationssoziologie führen ein:

Badura, Bernhard / Gloy, Klaus (Hg.) (1972): Soziologie der Kommunikation. Stuttgart, Bad Cannstatt.

Faßler, Manfred (1997): Was ist Kommunikation? München.

Ludes, Peter (2001): Mediensoziologie. In: Helmut Schanze (Hg.): Handbuch der Mediengeschichte. Stuttgart, S. 119–139.

Neumann-Braun, Klaus / Müller-Doohm, Stefan (Hg.) (2000): Medien- und Kommunikationssoziologie. Eine Einführung in zentrale Begriffe und Theorien. Weinheim, München.

Rommerskirchen, Jan (2014): Soziologie & Kommunikation. Theorien und Paradigmen von der Antike bis zur Gegenwart. Wiesbaden: Springer VS.

Klassiker der Kommunikationsforschung stellen die Werke des Biologen, Psychologen und Kommunikationsforschers Gregory Bateson dar:

Bateson, Gregory (1996): Ökologie des Geistes. 6. Aufl. Frankfurt am Main.

Bateson, Gregory / Ruesch, Jürgen (1995): Kommunikation: Die soziale Matrix der Psychiatrie. Heidelberg.

Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft liegt vor in:

Burkart, Roland (2002): Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder. Wien, Köln, Weimar.

Lenke, Nils / Lutz, Hans-Dieter / Sprenger, Michael (1995): Grundlagen sprachlicher Kommunikation. München.

Sottong, Hermann / Müller, Michael (1998): Zwischen Sender und Empfänger: eine Einführung in die Semiotik der Kommunikationsgesellschaft. Bielefeld.

Einführungen in die Semiotik oder Semiologie stellen dar:

Keller, Rudi (1995): Zeichentheorie. Tübingen, Basel.

Volli, Ugo (2002): Semiotik: eine Einführung in ihre Grundbegriffe. Tübingen, Basel.

Weiterführende Literatur:

In der Kommunikationsforschung ist der Ansatz des erkenntnistheoretischen Konstruktivismus bedeutsam, wie er vor allem von Klaus Krippendorff repräsentiert wird:

Krippendorff, Klaus (1988): A Heretic Communication about Communication about Communication about Reality. In: Miriam Campanella (Hg.): Between Rationality and Cognition. Turin, S. 257–276.

Krippendorff, Klaus (1993): Major Metaphors of Communication and Some Constructivist Reflections on their Use. In: Cybernetics & Human Knowing 2: 3–25.

Schmidt, Siegfried J. (1994): Die Wirklichkeit des Beobachters. S. 3–19 in: Klaus Merten u. a. (Hg.): Die Wirklichkeit der Medien. Opladen.

In die Medientheorie und Mediengeschichte führen ein:

Faßler, Manfred / Halbach, W. (1998): Geschichte der Medien. München.

Flusser, Vilém (1998): Kommunikologie. Frankfurt am Main.

Hartmann, Frank (2000): Medienphilosophie. Wien.

McLuhan, Marshall (1968): Die magischen Kanäle. Düsseldorf.

Soziologische Untersuchungen zur Kommunikationsgesellschaft bieten:

Giesecke, Michael (2002): Von den Mythen der Buchkultur zu den Visionen der Informationsgesellschaft. Frankfurt am Main.

Wenzel, Harald (2001): Die Abenteuer der Kommunikation. Echtzeitmassenmedien und der Handlungsraum der Hochmoderne. Weilerswist.

Soziologische Kommunikationstheorien

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