Читать книгу Die Männerfreundschaft mit meinem Pferd Poseidon - Ralf Johannes Radlanski - Страница 12
3 Tenor und ich
ОглавлениеAls ich sicher galoppieren konnte, hatte mir Manfred Wallenhauer ein sehr edles Schulpferd anvertraut. Es war ein dunkelbrauner Wallach namens Tenor – Betonung auf der ersten Silbe.
Oft bin ich schon früh morgens da gewesen, als noch niemand auf dem Hof war. Eines Morgens lag Tenor sogar noch im Stroh und war langsam dabei, sich aufzurichten. Erst blieb er mit untergeschlagenen Beinen eine zeitlang sitzen, bevor er sich in voller Größe hinstellte. Er hatte noch viele Schlaffalten auf einer Seite im Fell und die Strohhalme fielen langsam herab.
Ich habe alles alleine gemacht, gründlich gestriegelt, Hufe gekratzt, aufgezäumt, gesattelt, die Beine gewickelt und habe dann in der Halle meine Runden mit ihm gedreht. Es mussten ja alle Dressurübungen verinnerlicht werden. Am Ende konnte ich ihn postkartengenau manövrieren. Das ist beim Reiten im Wald dann später ja lebenswichtig.
Ich war nicht immer alleine mit Tenor in der Reithalle. Ab und zu war auch der Kunstprofessor Harro mit seinem riesengroßen Pferd Godon, der hatte ein Stockmaß von 190, mit in der Halle. Ob es mich gestört hat, oder ob es mir doch am Ende geholfen hat, kann ich nicht genau sagen. Jedenfalls durchkreuzte er die Halle dort ganz elegant und schwungvoll und es gibt auch Vorfahrtsregeln, die Tenor und ich genau kannten. Dabei hat mir auch gut gehorcht, als ich ihm mit den geeigneten Paraden signalisierte, dass wir sie auch besser anwenden sollten.
Harro konnte es dann aber nicht lassen, mich – so gut wie ich mich mit Tenor bemühte – anzuschreien, um mir die Finessen der Reitkunst, so wie er sie sich selbst und mir vorführte, beibringen zu wollen. Da hockte er gar nicht mehr ganz so elegant gestreckt, sondern mit krummem Rücken keifend auf seinem Pferd und fuchtelte mit der Gerte in der Luft herum und bellte mich an. Tenor nahm es gelassen, ich dann auch, und am Ende habe ich noch etwas gelernt.
Es gab dann bald die Belohnung:
Als ich ihm zeigen konnte, dass ich aus schnellem Galopp innerhalb weniger Schritte Tenor zum Halten bringen konnte, meinte er, nun sei die Grundbedingung erfüllt, dass ich mit ihm einmal in den Wald ausreiten könnte.
Nach diesem ersten Ausritt mit Tenor im Wald, in Begleitung mit Harro auf seinem Godon, bin ich dann viele Male mit Tenor ganz alleine im Wald unterwegs gewesen. Wir waren eine Einheit geworden.